TEST: ModNation Racers – Road Trip – Play.Create.Share. on the Go

By Christian Götzinger Add a Comment
15 Min Read

Während mittlerweile LittleBIGPlanet Karting für vorerst nur die PS3 bestätigt wurde, erschien nun zum Start der Playstation Vita ein neuer Teil des „ModNation Racers“-Franchise, welches vor einigen Jahren mit seinem Baukasten-Spielprinzip den Erfolg der LBP-Serie auf das Rennspiel-Genre übertragen sollte.

Sowohl die portable als auch die Version für Sonys Heimkonsole verkauften sich trotz guter Wertungen nur mäßig, weshalb man nun vollständig auf das LBP-Franchise zu wechseln scheint. Dies hält uns aber nicht davon ab euch in einem ausführlichen Test bei der Entscheidung, ob sich die Anschaffung von „ModNation Racers: Road Trip“ für euch lohnt, zu helfen.

Im Gegensatz zu den meisten Spielen wurde bei ModNation Racers: Road Trip nicht versucht, sich eine stupide Story aus den Fingern zu saugen. Es stehen hingegen die eigenen kreativen Fähigkeiten im Vordergrund, welche man direkt vor dem eigentlichen Spielstart unter Beweis stellen kann. Gleich zu Beginn hat man nämlich die Möglichkeit, ein individuelles Fahrzeug samt Fahrer zu kreieren. Dank hunderter Komponenten jeglicher Art und der Option, alle Farben den eigenen Wünschen entsprechend abzuändern, sind der Fantasie kaum Grenzen gesetzt. Zu Beginn steht jedoch nur eine sehr begrenzte Auswahl der im Spiel enthaltenen Elemente zur Verfügung, da der Rest im Laufe des Spielverlaufes freigeschaltet werden muss. Wer es etwas seriöser mag, der kann Karosserie, Räder, Sitz, Lenkrad etc. so zusammenstellen, dass ein annähernd realistischer Rennbolide dabei entsteht. Sogar der sichtbare Motor, welcher automatisch auch die Geräusche des eigenen Fahrzeugs bestimmt, kann vom Spieler selbst gewählt werden. Richtig individuell und lustig wird es allerdings erst, wenn man jeglichem Realismus abschwört und nach Herzenslust anfängt sein Gefährt mit allem auszustatten, was das Spiel hergibt. So wird das Lenkrad schnell zum Donut, der Heckspoiler zu Pappe oder die Antenne zum riesigen Lolli. Sogar mit einer Lokomotive kann man über die Rennstrecke düsen. Ähnlich verhält es sich bei der Erstellung des eigenen Spielcharakters oder auch „Mod“. Die Möglichkeiten sind deutlich vielfältiger als beim ursprünglichen Vorbild LittleBIGPlanet, wodurch man nahezu jeden Charakter erstellen kann, der einem gerade in den Sinn kommt. Nachdem man erst mal ein paar Spielstunden hinter sich und dadurch viele Teile zur Verfügung hat, kann man hier mit ein wenig Kreativität und Spaß am Ausprobieren viele Stunden verbringen.

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Hat man sich sein eigenes Kart – wobei die Fahrzeuge diesem im Spiel gebrauchten Begriff kaum mehr gerecht werden – und seinen Mod zusammengeschustert, geht es ab damit auf die Piste. Doch bevor man loslegt wird man spätestens jetzt feststellen, dass Menüführung irgendwie nicht so recht gelungen ist. Mit den Pfeiltasten oder dem Finger wechselt man von links nach rechts zwischen dem Kartstudio zum Karterstellen, dem Mod-Studio, den Favoriten mit diversen Einstellungen, dem Streckenstudio zum Erstellen eigener Strecken, dem Teilen zum Hoch- und Downloaden von kreativen Erzeugnissen und letztendlich der Rennstation zur Auswahl der Rennstrecken und –Modi hin und her. Dies alles ist jeweils nochmals unterteilt in viele weitere Auswahlmöglichkeiten, die mithilfe eines äußerst kleinen Rädchens am unteren linken Bildschirmrand ausgewählt werden, obwohl man eigentlich zum Wohle der Übersichtlichkeit viel mehr Platz auf dem Bildschirm hätte verwenden können. Ebenso völlig unverständlich: während man zwischen den großen Tabs noch mit den Pfeiltasten navigieren konnte, so muss man hier zwingend den Touchscreen benutzen. Durch diese komplizierte Menüführung gehen viele der zahlreichen kleineren aber durchaus netten Funktionen (dazu später mehr) schnell unter.

Wer nun ein Rennen starten möchte, der muss sich zuerst zur Rennstation begeben und hat dort die Wahl zwischen einem schnellen Rennen auf einer Strecke seiner Wahl, dem klassischen Zeitrennen, der Karriere und dem Ad-hoc-Rennen, also dem lokalen Multiplayer-Modus. Aufmerksame Leser werden sich nun fragen: Wo ist der Online-Modus? Obwohl man meinen könnte, dass zu einem 2012 erschienenem Funracer, welche bekanntermaßen viel mehr Spaß machen, wenn man sie mit Freunden oder zumindest anderen echten Personen spielt, ein solcher Online-Modus dazugehört wie Curry zur Currywurst, wird man hier unverständlicherweise enttäuscht. Lediglich lokal könnt ihr bei „ModNation Racers: Road Trip“ gegen eure Freunde antreten.

Im Karrieremodus erwarten euch fünf Touren plus eine Bonus-Tour, welche in jeweils fünf Rennen unterteilt sind. Abwechslung bei der Art des Rennens wird leider nicht geboten. Jedes Mal gilt es in einem klassischen Rennen gegen sieben computergesteuerte Gegner wenn möglich als Sieger hervorzugehen, um letztendlich die Tour zu gewinnen. Auch der zu erstrebende Tourengewinn wird lediglich mit einer Trophäe belohnt, Zwischensequenzen oder Ähnliches werden nicht geboten, wodurch ein Zusammenhang zu fehlen scheint und die Karriere eher als eine Zusammenstellung von 30 einzelnen Rennen wirkt. Darum wird es leider relativ schnell monoton. Lust, gleich mehrere Touren hintereinander zu absolvieren, kommt kaum auf, auch wenn das Rennerlebnis an sich durchaus gut gelungen ist. Denn nach den leider viel zu langen Ladezeiten von über 40 Sekunden (gemessen bei der uns vorliegenden Download-Version), geht auf den insgesamt sehr abwechslungsreichen Rennstrecken schnell die Post ab.

Zu Beginn des Karrierestarts bekommt man immer wieder vor dem Start eines neuen Rennens einen kurzen Tipp über eine der zahlreichen Funktionen, die ab diesem Zeitpunkt freigeschaltet ist. So braucht man auch als Neuling des Franchise keine Angst zu haben, einfach ins Spielgeschehen geworfen zu werden. Begonnen wird mit der Drift-Funktion, mit welcher man um die Ecken rasen und dabei seine Energieanzeige auffüllen kann. Diese dient in erster Linie zum Einsatz der Boost-Funktion. Geschickte Fahrer werden um jede Ecke driften und damit fast pausenlos den Boost einsetzen können, welcher das Spiel zu einem unerwartet rasanten Rennvergnügen macht. Im Verlaufe der Karriere erhält man auch eine Schildfähigkeit, welche auf Tastendruck kurzzeitig vor den von anderen Spielern abgefeuerten und natürlich ebenso im Spiel enthaltenen Waffen schützen kann und ebenso Energie verbraucht. Waffen lassen sich über die bekannten Behälter auf der Strecke einsammeln und bis zu zwei Mal durch die erneute Aufnahme eines Waffenbehälters verbessern. Dann muss man sich entscheiden, ob man die Waffe abfeuert oder in Energie für den Boost oder das Schild umwandelt, was vor allem zum Ausbau der eigenen Führung durchaus Sinn machen kann.

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Doch Waffen sind nicht die einzige Möglichkeit, um sich seiner Gegner zu entledigen. Auch das Rammen ist bei entsprechend niedrigem Abstand zum Gegner mit dem rechten Analogstick möglich und setzt diesen für kurze Zeit außer Gefecht. Ein netter Nebeneffekt ist, dass man genau wie bei dem Abschuss durch Waffen hierdurch Punkte kassiert, welche in Energie umgewandelt werden. Auch durch Drehungen um die eigene Achse bei weiten Sprüngen – eine gute Landung vorausgesetzt – füllt sich die Energieanzeige. Der Spieler erhält jedoch neben dem Ärgernis für die Gegner und dem eigenen Energiezuwachs auch eine zusätzliche Motivation solche Aktionen durchzuführen. So gibt es bei jedem Rennen im Karrieremodus spezielle Vorgaben, wie den Erwerb einer gewissen Anzahl an Driftpunkten oder dem Ausschalten von Gegnern, um Komponente für die kreativen Modi freizuschalten. Gemeinsam mit den fünf Marken, die auf jeder Rennstrecke verteilt, teilweise gar nicht so leicht zu finden und später im Menü bei einer Art Lotterie gegen kreative Elemente zu tauschen sind, ergibt sich ein durchaus sinnvoller Wiederspielwert, bis man alle Sammelobjekte erhalten hat. Aber auch so wird man eine Weile am Karrieremodus zu knabbern haben, denn während die ersten beiden Touren noch sehr leicht zu gewinnen sind, muss man sich bei steigendem Fortschritt auf immer schwereren Strecken mit immer besser werdenden Gegnern beweisen. Auch geübte Spieler werden etwa ab der Mitte der Karriere das ein oder andere Rennen mehrmals spielen müssen, bis sie als erster die Ziellinie überschreiten. Das liegt vor allem an den stetig wachsenden Möglichkeiten von der Strecke zu fliegen, was dann in einem deutlichen Rückfall resultiert, und den zahlreichen Hindernissen auf den Strecken, welche schnell zum Stillstand des Karts führen. Auch Waffen der Gegner führen das ein oder andere Mal zu einem kurzen Frustmoment. Aufgrund der Möglichkeit sich mit dem Schild zu verteidigen und der verhältnismäßig knappen Anzahl an Waffenkapseln hält sich dies aber in Grenzen. Wer in „ModNation Racers: Road Trip“ bei einem Rennen als Sieger hervorgeht hängt deutlich mehr vom fahrerischen Können als vom Waffenglück oder -Pech ab, als dies beispielsweise bei dem im Genre so bekannten „Mario Kart“ der Fall ist.

Wer den Karrieremodus beendet und sich alle Sammelobjekte erfahren hat, der kann sich im Zeitrennen mit den Geistdaten von Fahrern aus der ganzen Welt oder nur seinen Freunden messen. Dies bedeutet, dass ein Abbild der gespeicherten und angepeilten Rundenzeit als „Geist“ mit, auf der Strecke seine Runden dreht, damit man stets den Vergleich hat, wo man gerade steht.

Als Herzstück des Spiels kann man jedoch das Streckenstudio sehen. Hier wird dem Spieler die Möglichkeit geboten eine Strecke ganz nach den eigenen Vorstellungen zu erstellen. Zunächst wählt man hierfür aus einem von sieben Themen. Zur Auswahl stehen: Großstadt, Fernost, Eiswelt, Küste, Dschungel, Wüste und Berge. Diese bestimmen dann, wie die Gestaltung am Streckenrand aussieht. Dann muss man sich entscheiden, ob man mit dem Finger eine Strecke im Sinne einer Karte zeichnet – leider die einzige sinnvolle Einsatzmöglichkeit der neuen Eingabemöglichkeiten im Spiel – oder mit einer Art Teermaschine durch die Gegend fährt um die Strecke quasi hinter sich herzuziehen. Beides funktioniert dank intelligenter Programmierung verblüffend gut und kann im Nachhinein noch manuell und mithilfe des Touchscreens verändert werden. Wer möchte kann nach dem Erstellen der Grundstrecke den Rest der Gestaltung dem Spiel überlassen. Dann wird man in einer schnellen Kamerafahrt über die Strecke gejagt während die zusätzlichen Objekte dabei aus dem Nichts erscheinen – eine gute und hübsch dargestellte Möglichkeit die eben mal schnell aus Spaß erstellte Strecke ohne viel Arbeit und Zeitaufwand interessant zu machen. Wer will kann auch danach noch alles nach Belieben verändern und erweitern. Zwar gibt es für den kompletten Modus keine Einführung denn lediglich der Ladebildschirm gibt Tipps, die intuitive Gestaltung ermöglicht aber, dass man recht schnell und ohne große Ladezeiten seine erste spaßige Rennstrecke erstellt haben wird.

Die Strecke kann man dann wie alle erstellten im Spiel Dinge hochladen und damit öffentlich zur Verfügung stellen. Das wirklich Tolle am Teilen-Modus ist, dass auch alle von Spielern der PS3-Version hochgeladenen Inhalte auf die Vita heruntergeladen werden können, und das sogar noch recht schnell. Dadurch hat man bereits kurz nach Erscheinen des Spiels eine große Auswahl an verrückten Autos, Strecken und Charakteren. Bereits gesichtete Highlights waren unter anderem Joker aus Batman, Captain America und Kenny aus South Park. Umgekehrt geht dies bisher jedoch leider noch nicht, dass heißt auf der Vita hochgeladene Erzeugnisse können nicht von PS3-Spielern genutzt werden.

Das letzte Feature, welches noch erwähnt werden soll, ist der „Mod-Erforscher“-Modus. Dieses für manche Spieler der 3G-Version durchaus interessante Extra bietet euch die Möglichkeit, festgelegte Städte und Orte zu besuchen, um damit Reisepunkte und Komponenten zu sammeln. So erhält man beispielsweise Belohnungen wenn man in Berlin mit seiner Vita und dem Spiel das Brandenburger Tor besucht. Eine weltweite Bestenliste mit den Spielern, die bisher am meisten Reisepunkte gesammelt haben, gibt es auch. Nicht unbedingt notwendig, vor allem da es im Moment noch deutlich zu wenige Ziele gibt, aber ein nettes Extra.

Von der technischen Seite zeigt sich „ModNation Racers: Road Trip“ solide, aber mit einigen Schwächen. Musikalisch wird ein bunter Mix geboten, welcher die spaßige Stimmung des Spiels untermalt. Eine Möglichkeit eigene Musik einzuspielen fehlt leider. Die Grafik wirkt dem bunten Comicstil entsprechend gut gelungen. Die Weitsicht ist auch bei sehr hohen und weiten Sprüngen gut, sodass keine Elemente sichtbar aus dem Nichts erscheinen. Hinter den Karts entstehende Hitzeeffekte sind wirklich gut gelungen und verleihen dem Spiel den nötigen Hauch eines grafisch würdigen Titels des neuen Spiele-Systems. Insgesamt ist die Grafik nicht umwerfend aber durchaus schön anzusehen. Was das Spielerlebnis trübt ist die leider oftmals fallende Bildrate. Sobald sich ein paar Karts mehr als üblich in eurer Nähe befinden und man beispielsweise noch den Boost anwirft oder die teilweise grafisch recht aufwändigen Waffen durch das Bild fliegen, fällt die Bildrate schnell deutlich spürbar in den Keller. Hier scheint es mehr am Feintuning als an der Leistung der Vita zu fehlen, da man von Spielen wie Uncharted oder WipEout ganz andere Grafiken und Geschwindigkeiten gewohnt ist ohne, dass man solche Einbrüche in der Bildrate feststellen muss.
Offizielle Webseite: modnation.com

TEST: ModNation Racers – Road Trip – Play.Create.Share. on the Go
„Mit „ModNation Racers: Road Trip“ stellt Sony zum Start der PS Vita einen soliden Funracer bereit, der Freunden des Genres und kreativen Köpfen uneingeschränkt empfohlen werden kann, auch wenn lange Ladezeiten und Einbrüche in der Bildrate das Spielerlebnis trüben. Alle anderen sollten sich trotz des durchaus anspruchsvollen Gameplays überlegen, ob Sie nicht lieber zu einem spielerisch abwechslungsreicheren Rennspiel wie WipEout greifen, welcher auch über einen Online-Modus verfügt. Der Wegfall von diesem bleibt unverständlich, da sogar schon beim PSP-Vorgänger ein solcher enthalten war. Es bleibt zu hoffen, dass dies dem rechtzeitigen Release zum Start der Vita zu verschulden ist und kostenlos nachgereicht wird. Wer vor Ort Freunde mit einer Vita hat, der wird um diesen Titel aber kaum vorbeikommen, denn „ModNation Racers: Road Trip“ ist alles andere als nur ein Spiel für Kinder und mit Freunden ein garantierter Hit.“
7.5

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