Wenn mächtige Konzerne mit Biowaffen experimentieren und dann auch noch niedere Gründe dahinter stehen, ist es meist um die Welt Geschehen. Nach vier Jahren kehrt nun „Resident Evil“ zurück und präsentiert sich bereits in seinem sechsten großen Ableger und actionreicher als jemals zuvor.
Diesmal möchte man bei Capcom wirklich alles geben und es Fans so recht wie möglich machen. So erwartet einen diesmal ein ganzes Aufgebot an legendären Resident Evil-Charakteren, die auf der gesamten Welt operieren und gegen den C-Virus kämpfen. Los geht es mit einem interaktiven Intro, in dem ihr als Leon S. Kennedy und Helena Harper ins pure Chaos geworfen werdet und natürlich erst einmal vor den Zombies flüchten müsst. Nach ersten Auseinandersetzungen, heftigen Schusswechseln, Explosionen und einem Helikoptercrash bekommt ihr bereits einen kleinen Vorgeschmack darauf, was euch die nächsten 25 bis 30 Stunden erwartet.
Vor Beginn des eigentlichen Spiels kann man frei wählen, welche der drei Hauptkampagnen man spielen möchte. Die Leon S. Kennedy und Helena Harper Kampagne orientiert sich etwas mehr am traditionellen Survival-Horror, weshalb wir uns zuerst auch für diese entschieden haben. Dem Spieler bleibt jeweils die Wahl, wie schwer das Spiel sein soll; ob man im KoOp spielt, ob ‚Friendly Fire‘ aktiviert ist oder unendlich Munition zur Verfügung steht, was in einigen Passagen gar nicht mal so verkehrt ist. Andererseits kann man es sich so auch zu einfach machen, worunter letztendlich die Spielerfahrung leidet, also sollte man zumindest auf unendlich Munition verzichten.
Mit der Leon und Helena Kampagne gelangt ihr zum ersten Schauplatz, der Ivy University in der kleinen Gemeinde Tall Oaks, die Opfer eines bioterroristischen Anschlags geworden ist. Über insgesamt fünf Kapitel dieser Kampagne geht es durch die Universität, über einen Friedhof und einer Kathedrale, sowie müsst ihr ein unglaublich beeindruckendes Unterwasserhöhlen-Level bestreiten, wo euch das wahre Grauen aus der Tiefe erwartet. Nach und nach deckt ihr dabei eine Verschwörung innerhalb der Regierung auf, die euch zum Sündenbock für den Tod des Präsidenten machen will. Um die wirklich Schuldigen aufzuspüren, verfolgt ihr den Drahtzieher dahinter bis nach China, wo sich die drei Hauptkampagnen auch das erste Mal miteinander überschneiden und ihr auf Jake Muller, Chris Redfield und Sherry Birkin trefft. Nichtsahnend, dass hier eine noch weitaus größere Katastrophe auf euch wartet. Lassen sich mit dem Schauplatz der Ivy University anfangs noch Ansätze einer Survival-Horror Erfahrung erkennen, was Rätsel lösen und das Durchstreifen beängstigender Katakomben beinhaltet, entwickelt es sich zum Ende hin doch wieder mehr in Richtung Action-Shooter. Capcom hat vorab mehrfach erklärt, dass das nun mal die Entwicklung der Serie sei, was nicht nur aus Sicht von Capcom besser zu dem Spiel passt, sondern auch unserer Meinung nach. Ganz auf Horror-Elemente verzichtet die Kampagne dennoch nicht und sorgt hin und wieder für echte Gruseleffekte und Shockmomente.
Die zweite Kampagne mit Chris Redfield und Piers Nivans führt euch nach China, an einem Punkt, wo Chris schon relativ am Ende ist und sich in irgendeiner Bar dem Alkohol ergibt. Ihn plagt die Schuld sein BSAA Team in den Tod getrieben zu haben. Von seinem Partner Piers neu motiviert, macht ihr es euch zur Aufgabe, die Verantwortliche für das Ganze – Ada Wong – aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Hier setzt man von der ersten Minute an voll und ganz auf ein actionreiches Third-Person-Shooter Konzept und die Kugeln fliegen euch nur so um die Ohren. Fans die ein klassisches Resident Evil erwarten, werden mit der Chris und Pears Kampagne wohl nicht zufriedenzustellen sein. Shooter-Fans hingegen kommen voll auf ihre Kosten und dürfen sich auf Non-Stop Action freuen, mit allem was dazu gehört. Neben einer wilden Verfolgungsjagd darf man hier sogar später einen Düsenjet steuern und besucht eine imposante Unterwasserbasis. Eines unserer Lieblingslevels im gesamtem Spiel, das vor allem durch eine atemberaubende Optik besticht.
In der dritten Kampagne verschlägt es euch mit Sherry Birkin und Jake Muller nach Eudonia in Osteuropa. Muller ist der Sohn von Albert Wesker, der immun gegen das C-Virus ist und als Hoffnung beim Kampf gegen den Bioterrorismus gilt. Agentin Birkin hat somit den Auftrag, Muller sicher zurückzuholen, in der Hoffnung durch ihn ein Gegenmittel zu finden. Dabei durchstreift ihr ein unheimliche und eingeschneite Waldlandschaft sowie kreuzen sich in China wieder die Wege mit den anderen. In dieser Kampagne erwartet euch ebenfalls eine gute Mischung aus Action und beängstigenden Passagen.
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Mit dem Konzept der drei Kampagnen verfolgt man in „Resident Evil 6“ eine interessante Strategie, in der man die Storys miteinander verbindet und erst so die Wahrheit hinter den Ereignissen des Spiels offenbart. Besonders gelungen sind die Passagen, wo sich die einzelnen Kampagnen überschneiden. So zum Beispiel in der Leon Kampagne, wo Leon, Helena, Chris und Piers zum ersten Mal aufeinander treffen. Exakt den gleichen Part findet ihr dann auch in der Chris Kampagne, jedoch verfolgen beide ab diesem Punkt unterschiedliche Ziele. Somit steht eine Kampagne nicht immer nur für sich alleine, sondern ergänzt die andere in gewisser Weise. Gleichzeitig hat man es dadurch geschafft, die Story so interessant zu halten, dass man unbedingt weiterspielen möchte, um zu erfahren was als nächstes passiert. Leider bremst sich das Spiel in seiner Erzählung nur allzu oft von alleine aus. Ist es nämlich gerade richtig spannend, kommt nicht selten ein Ladebildschirm in die Quere, wo man sich fragt: „Was hat dieser jetzt hier zu suchen?“. Genauso steht man des Öfteren auch einfach nur tatenlos herum und muss warten. Hier hat man sich zu sehr auf die Macht von Scripts verlassen, die das Spiel von alleine vorwärts bringen. So kann man zum Beispiel so viele Gegner umnieten wie man möchte, bringen tut es euch aber rein gar nichts, da man einfach nur durchhalten muss, bis es von alleine weiter geht. Zum Glück kommt diese Erkenntnis aber auch erst dann, wenn man es geschafft hat.
In Sachen Grafik und Visuals dürfte „Resident Evil 6“ neue Maßstäbe in dieser Generation setzen und die Japaner beweisen erneut ihr Geschick im Umgang mit der Hardware. Während die ersten Level noch mit einer überdurchschnittlichen und schönen Optik bestechen, werden die richtig großen Geschütze in den späteren Level aufgefahren. Laufen dann noch die ersten Zwischensequenzen übers Bild, sind kaum noch Unterschiede zu aufwendigen Animationsfilmen zu finden. Selten hat man bei den Charakteren solch authentische und glaubwürdige Gesichter und Animationen gesehen. Aber auch das drum herum, die Kleidung, die gesamten Animationen und die Augen sind absolut fantastisch anzusehen . Lobende Worte haben wir auch für das Level-Design, das nicht nur abwechslungsreich ist, sondern ebenfalls bis ins kleinste Details ausgestaltet wurde. Sei es das Universitätsgelände, das nicht originalgetreuer hätte wiedergegeben werden können, die phänomenale Unterwasserbasis in China, wo das pure Grauen auf euch wartet, oder der typische Flair einer chinesischen Millionenmetropole mit all den bunten Anzeigetafeln und Lichtern über der Stadt, die ein traumhaftes Panoramabild aus der Luft ergeben. Einfallsreichtum beweist man auch wieder bei den vielen verschiedenen Gegnertypen. Man kann sagen, dass Zombies nie „hässlicher“ ausgesehen haben und ihrem Kult mehr als Gerecht werden. Dabei ist wieder die ganze Palette von halbzerfetzen und kriechenden Arten, bis hin zu super aggressiven Mutationen vertreten. Trefft ihr dann noch auf die riesigen Endbosse, fällt einem regelrecht die Kinnlade auf den Boden. Wie sich ein normaler Mensch, der vom C-Virus infiziert ist, in ein riesiges Gottesanbeterin-ähnliches Monster verwandelt oder die hübsche Schwester von Helena zu einer Engelsgleichen Zombieversion mit mächtigen Tentakeln auf dem Rücken, beeindruckten genauso, wie der Zombie T-Rex . Das unglaubliche Maß an Detailreichtum, die authentische Nachbildung und die Kreativität lassen hier jedes Spielerherz sofort höher schlagen. „Resident Evil 6“ zeigt nicht nur, was die aktuelle Generation noch leisten kann, sondern lässt auch das Verlangen nach neuer Hardware etwas verblassen. So müssen Spiele einfach aussehen!
Das Gameplay von „Resident Evil 6“ ist ebenso ausgereift wie der optische Aspekt. Und man hat auch gleich viele Neuerungen mitgebracht. Die willkommenste Neuerung diesmal dürfte wohl sein, dass man sich nun auch beim Zielen weiter bewegen kann und nicht starr auf einer Stelle klebt. Des Weiteren hat man die Nahkampfpalette weiter ausgebaut, so dass jeder der Protagnisten über ziemlich coole Moves verfügt, die im günstigsten Fall sofort den Tod für euren Gegner bedeuten. Das reicht vom Bodyslam aus dem Anlauf heraus, bis zum Kehle durchschneiden aus dem Hinterhalt. Steht ihr gerade günstig, könnt ihr auch die Umgebung direkt mit einbeziehen, eure Gegner von Geländern kicken oder mit voller Wucht mit dem Kopf gegen Wand befördern. Besonders der Mix aus Feuergefechten und Nahkämpfen inmitten mehrerer Gegner sorgt dafür, dass man nie wirklich oder unfair unterlegen ist. Anspruchsvollere Auseinandersetzungen findet man dann meist in den epischen Boss-Kämpfen am Ende jeder Kampagne, die sich zum einen über mehrere Stufen hinweg ziehen und oft auch ziemlich knifflig zu lösen sind. Wer Third-Person-Shooter regelmäßig spielt, wird in „Resident Evil 6“ definitiv schnell zurecht kommen, da man hier auf die wesentlichen Standards setzt. Einzig ein vernünftiges Cover-System haben wir vermisst, da dies nur von alleine um Ecken herum zum Einsatz kommt und Zielen und Nachladen hier ein ziemliches Problem darstellen. Rätselfans kommen ebenfalls auf ihre Kosten, zumindest in der Leon Kampagne. Allerdings wird es einem hier auch schon wieder zu einfach gemacht, diese lösen.
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Zuletzt gibt es natürlich auch wieder einen KoOp-Modus für zwei Spieler. Dieser kann entweder online oder via Split-Screen gespielt werden. Entweder lädt man Freunde direkt dazu ein, wartet bis sich ein Netzwerkspieler mit einklingt oder springt selbst mit in die Kampagne eines anderen Spielers hinein. Sobald der nächste Checkpoint erreicht wurde, stößt der andere Spieler zu euch oder umgekehrt. Der KoOp-Modus steigert den Spielspaß natürlich ungemein und sorgt für einen hohen Wiederspielwert, da jedes Kapitel später nach Leistung bewertet wird und besondere Extras winken. Wer schießt da nicht gerne um die Wette, wenn´s zu zweit auch noch doppelt so viel Spaß machen kann? Wem das noch nicht reicht, darf sich auf den Hunt-Modus freuen, bei dem ihr als Mutant in die Spielsessions anderer hinein springen könnt, um dort die Agenten zu jagen.
Soundtechnisch konnte uns Resident Evil 6 ebenfalls mehr wie überzeugen und ergänzt die Story fast bis zur Perfektion. Je nachdem, in welchen Setting ihr euch gerade aufhaltet, wird passende Musik eingespielt. Beängstigende Klänge in den tiefen Katakomben oder adrenalinsteigernde Musikuntermalung in den epischen Boss-Fights und Rennpassagen. Es passt einfach alles von Anfang bis Ende und erinnert an große Filmproduktionen a la Hollywood. Bei den Synchronstimmen, die diesmal auch komplett in Deutsch aufgenommen wurden, kann man bis auf bei einigen Nebendarstellern ebenfalls nichts aussetzen. Die Hauptcharaktere warten allesamt mit hochkarätigen und bekannten Stimmen auf, die man zum Teil schon aus anderen Spielen her kennt, darunter Lauren aus Heavy Rain und Nathan Drake aus Uncharted.Offizielle Homepage: www.residentevil.com