TEST: Time and Eternity – Humorvolles Japan-RPG

By Johannes 1 comment
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Das ursprüngliche J-RPG „Toki Towa“ ist dank dem Publisher NiS Amerika mit dem veränderten Namen „Time and Eternity“ für Europa lokalisiert worden. Große Freude für die Anime- und J-RPG-Fans, schließlich erhalten wir nicht oft derart japanisch geprägte Titel. Der Grund dafür dürfte wohl auf der Hand liegen – die Spieler wollen Explosionen statt liebevoller Grafik und tödlicher Action lieber eine charmante Story sehen. Die Lokalisierung von „Time and Eternity“ verdanken wir „NiS Amerika“, die hauptsächlich die J-RPG-Entwickler unterstützen und solche genialen Titel wie „Disgaea“, „Atelier Meruru“ oder „Last Rebellion“ in den Westen bringen. Wir freuen uns deswegen über jeden einzelnen japanischen Titel, welches es zu uns nach Deutschland schafft und hoffen auf eine zeitlosen Spaß mit „Time and Eternity“.

Viel Witz, aber genug Tiefe ?

Alle suchen die Eine oder den Einen, mit dem sie den Rest des Lebens verbringen wollen und auch da gibt es nichts Schöneres, als den besonderen Tag mit einer Hochzeit zu feiern. Zack und Toki haben genau das vor, weshalb dank Tokis königlichen Wurzeln eine riesige Trauung stattfinden soll. Doch es wäre zu schön gewesen, wenn die beiden mit einem Kuss auf ewig den Bund der Ehe eingehen könnten, stattdessen werden wir im entscheidenden Moment von Ninjas überrann. Tokis Ehemann Zack wird bei diesem tragischen Zwischenfall tödlich verletzt und traut seinen Augen nicht mehr – auf einmal hält ihn eine ganz andere Frau in seinen Händen. Toki ? Nein, das ist Towa; eine gefangene Seele in Tokis Körper, die einen etwas brutalen und kampferfahrenen Charakter hat. Doch was niemand weiß ist, Toki hat die Fähigkeit durch die Zeit zu Reisen, das durch ihre adeligen und magischen Vorfahren ermöglicht wird. Toki kehrt ganze sechs Monate in die Vergangenheit vor ihrer Hochzeit zurück und möchte die Pläne von ihren Angreifern durchkreuzen. Leider wurde auch Tokis Ehemann Zack im Körper ihres Haustiers Drako mit in die Vergangenhei gerissen. Drako ist nämlich ein Zwergdrache und kann für seine Besitzerin eine große Hilfe sein. Können Toki und Towa den Spieß umdrehen und ihren Ehemann retten?

Die bunt erzählte Handlung gibt von der erzählerischen Tiefe, die man von den meisten Anime-Serien kennt, nicht viel her. Sofort merkt man gewisse Einflüsse einer Komödie, statt einer ernst zu nehmenden Handlung. Schlecht ist das jedoch nicht, da bei den meisten Animes – egal wie tiefgründig diese sind – immer eine Prise Witz dabei ist. Leider kommt genau dieser Humor dem Titel nicht zugute. Die Story ist vom Verlauf her belanglos; statt sich auf die Suche nach den Mördern ihres Mannes zu machen, sitzt Toki bzw. Towa mit ihren Freundinnen bei einem Kaffeekränzchen und bespricht wer als erster mit dem Haustier Drake baden darf. Wer Prioritäten will, sucht hier also vergebens. Dieser immer vorhandene Humor verstärkt das Gefühl der Belanglosigkeit, weshalb wir als Spieler teils demotiviert waren, der Handlung zu folgen. Die Figuren erwecken nicht das gewisse Interesse für die eigene Persönlichkeit, man hat aus diesem Grund einfach keine Lust die Absichten, Motive und die Handlung von Toki & Co. zu hinterfragen. Wir sind von der Erzählweise und der Handlung von „Time and Eternity“ daher etwas enttäuscht, weil wir von J-RPG-Titeln besseres gewohnt sind. Alles in allem bewegt sich die Geschichte eher im durchschnittlichen Bereich. Wiederspielwert ist bei dem Spiel jedoch vorhanden, weil die Spieler alternative Enden erleben dürfen. Ob die Story bei so einer Erzählung durchgespielt werden will, sei dahin gestellt.

Toki oder Towa ? Warum nicht beide ?

Kämpfe, Erkundung und Crafting, das sind die Kernelemente eines RPGs, die auch in „Time and Eternity“ – wenn auch nur teilweise – zu finden sind. Toki kann in ihrer Heimatstadt „Kamza“ viele interessante Orte besuchen. Geschäfte, wo man neue Ausrüstung und Items erwerben kann oder das eigene Zuhause, um den Fortschritt zu speichern und das weitere Vorgehen zu planen. Neues zu entdecken gibt es nichts, womit man den Aspekt Erkundung gleich wieder runter spülen kann. Wir können uns lediglich durch die Karte manövrieren und bereits gesetzte Punkte anklicken, um ein Ereignis zu starten. Truhen oder Passanten zum Gespräch suchen wir in der Stadt vergebens. Besser wäre es, wenn wir uns in der Stadt frei bewegen und vorbei gehende Passanten ansprechen könnten, statt nur dem vorgegebenen Linien mit dem Zeiger zu folgen.

Wenn wir uns nicht gerade durch langweilige Städtchen klicken, sind wir auf dem Schlachtfeld. Dazu erhalten wir ein sehr stark eingegrenztes Areal, wo sogar alle Truhen und wichtige Punkte angezeigt werden. Leute, was ist an „Erkundung“ falsch zu verstehen? Während wir die Gebiete durchlaufen, steigt ein Balken auf, der die Wahrscheinlichkeit für einen Kampf darstellt. Wenn dieser voll ist, werden wir in einen Kampf und somit dem größten Schwachpunkt des Spiels befördert. Die Kämpfe sind nicht rundenbasiert und erfolgen in Echtzeit. Angreifen können wir nur mit einem Knopf, mit den Analogsticks weichen wir den kommenden Angriffen des Gegners aus. Das Negative daran sind die trägen Gegner, dessen Attacken deutlich vorhersehbar sind. Jeder Gegner greift nach einem bestimmten Muster an, weshalb die Spannung von der Liste gestrichen werden kann.

Toki bzw. Towa können zwischen Fern- und Nah-Kampf wechseln und sich so jedem Monster anpassen. Steuern dürfen wir nur ein Mädchen, weshalb der Wechsel zwischen den beiden Damen entweder durch Level Ups oder spezielle Items getätigt werden kann. Demnach können wir jede von ihnen individuell für den Kampf nachrüsten, um ihre unterschiedlichen Stärken und Schwächen auszunutzen. Toki ist eher mit dem Gewehr vertraut und Towa greift gerne aus der Nähe mit ihrem Kurzschwert an. Der Zwergdrache Drako greift die Gegner alleine an, steuern können wir diesen aber leider nicht. Auch so kommen keine weiteren Mitstreiter der Truppe hinzu. Eine schwache Leistung, was die Macher hier mit Kampfsystem abliefern. Die Ideen mit dem Toki/Towa-Wechsel ist zwar gut gemeint und eigentlich ein guter Einsatz, allerdings sind diese nicht gut genug umgesetzt worden.

Animiert und Handgezeichnet

Den großen Plus-Punkt für die liebevolle Grafik vergeben wir hierbei an „Time and Eternity“. Nicht nur, dass das Spiel komplett in Full-HD läuft, überrascht uns die Schärfe der handgezeichneten Objekte. In der Welt von Toki und Towa treffen wir auf typisch farbenfrohe Grafik mit viel kitschigen Charakteren, die jedem Anime-Fan gefallen sollten. Das Besondere dabei ist die Tatsache, dass das meiste in „Time and Eternity“ von Hand gezeichnet ist. Sogar wenn wir mit Toki durch die verschiedenen Areale laufen, können wir uns an scharfen Konturen und sehr genauen Zeichnungen erfreuen. Sogar die Monster bekommen einen charmanten Anstrich und unterscheiden sich sehr stark voneinander.

Dasselbe hätte man auch bei der Umgebung machen können, welche hauptsächlich aus verschwommenen und unscharfen Texturen besteht. Man merkt bereits von Anfang an, dass sich handgezeichnete Figuren und mit Cel-Shading gestaltete Landschaften nicht vertragen. Toki sieht beim Laufen wie draufgeklebt aus, ein sehr seltsamer Anblick. Sehr gut hingegen finden wir wieder die Dialoge, welche mit der passenden aber sich immer wiederholenden Mimik untermalt werden. So können die Entwickler am besten die humorvollen Charaktere darstellen und das machen sie auch.

Japanisch oder Englisch?

Bei der Lokalisierung hat es die deutsche Synchronisation leider nicht in das Spiel geschafft, wobei wir hier das Offensichtlichste anmerken müssen, da die deutsche Synchro nicht immer gelingt. Aber auch die englische Synchronisation hat bei „Time and Eternity“ nicht die beste Leistung gezeigt. Die Dialoge sind nicht mit vielen Emotionen bestückt, weshalb die Gespräche sich etwas monoton anfühlen. Beim ersten Hören fällt es zwar nicht gleich auf, wenn man aber auf die japanische Lokalisierung umschaltet, wird das Problem deutlich. Auch in den Kämpfen ist die japanische Version etwas voraus, da die Kampfschritte viel abwechslungsreicher und nicht wie bei der englischen mit denselben Sprüchen kommentiert werden. Daher empfehlen wir das Spiel lieber auf Japanisch zu spielen. Die deutschen Untertitel sind zum Glück bei beiden Versionen vorhanden.

TEST: Time and Eternity – Humorvolles Japan-RPG
"Time and Eternity" ist nicht das beste J-RPG geworden, allerdings können sich vor allem die Anime-Fans auf humorvolle Dialoge und eine locker zu verfolgende Story freuen. Wegen dem nicht genug ausgebauten Kampfsystem empfehlen wir daher sich nur auf die Story und auf die bunte sowie detailreiche Grafik zu konzentrieren. Die Umgebung könnte aber einen Feinschliff vertragen, da durch die verschwommenen Texturen das Gesamtbild ziemlich gestört wird. Gut finden wir die Möglichkeit auf die japanische Synchronisation umzuschalten zu können, zumal die Englische nicht viel hergibt. Wer also auf abgedrehte Charaktere, eine kitschige Story und Anime steht, wird mit "Time and Eternity" am Ende völlig zufrieden sein."
6

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