Sonys PlayStation Portal hat die Gaming-Welt ein weiteres Mal überrascht. Ursprünglich als nettes Gimmick abgetan, ist der Handheld dank eines entscheidenden Software-Updates mit Cloud-Streaming auf dem besten Weg, ein echter Game-Changer zu werden. Aber reicht das, um ihn aus der Nische zu holen und in die Mainstream-Arena zu katapultieren? Wir haben das Gerät noch einmal ausführlich getestet und analysieren, ob es wirklich ein „Muss“ für Gamer ist – oder ob trotz der Fortschritte die Schwächen überwiegen.
Vom Gimmick zum ernstzunehmenden Gadget
Rückblick: Vor gut einem Jahr sorgte die PlayStation Portal bei ihrer Vorstellung für gemischte Gefühle. Die Hardware überzeugte zwar mit ihrer Verarbeitung und dem 8-Zoll-LCD-Bildschirm, doch die fehlende Eigenständigkeit – insbesondere die Abhängigkeit von einer PS5 im selben Netzwerk – ließ viele Gamer abwinken. Unser aktualisiertes Launch-Review zu PlayStation Portal gibt es noch einmal hier.
Mit dem kürzlich eingeführten Cloud-Streaming hat Sony allerdings die Karten neu gemischt. Die Funktion steht Besitzern eines PS Plus Premium-Abos zur Verfügung und verwandelt das Gerät in ein vielseitiges Gaming-Tool. Plötzlich ist es möglich, auch ohne unmittelbare Nähe zur PS5 auf eine Vielzahl von Spielen zuzugreifen. Dieser Fortschritt zeigt, dass Sony es ernst meint, das Gerät vom bloßen Zubehör zu einem eigenständigen Produkt weiterzuentwickeln – fast jedenfalls.
Cloud-Streaming: Eine neue Stärke
Das Herzstück des Updates ist zweifellos die Integration von Cloud-Streaming. In unseren Tests mit Schwergewichten wie Dead Island 2, The Crew Motorfest, und Resident Evil 2 Remake zeigte sich, wie leistungsfähig die Technologie bereits ist. Spiele starten in der Regel binnen 30 Sekunden, und das Streaming erreicht eine beeindruckende Qualität von 1080p bei 60fps. Für einen Handheld dieser Größe ist das mehr als angemessen.
Auch kleinere Titel wie Return to Monkey Island oder The Pedestrian liefen einwandfrei und machten die PlayStation Portal zu einem wahren Gaming-Allrounder. Gerade für diese Zwischendurch-Titel ist so ein Handheld gut geeignet, während ich die großen Spielerlebnisse weiterhin auf der PS5 genieße. Das Streaming blieb durchweg stabil, selbst unter durchschnittlichen Bedingungen wie einer 110-Mbit/s-DSL-Verbindung, die keine Spitzenwerte darstellt. Laut Sony sind die Anforderungen jedoch weitaus geringer, was das Spielen auch unterwegs zum Vergnügen machen dürfte.
Dabei zeigt sich ein interessanter Nebeneffekt: Ohne lästige Downloadzeiten steigt die Bereitschaft, neue Spiele auszuprobieren. Dank des Inklusivabos gibt es keine finanziellen Hürden, und so habe ich bereits einige Titel getestet, die ich sonst wohl nie angerührt hätte. Doch genau hier liegt auch die Kehrseite: Spiele, die nicht sofort überzeugen, werden schnell beiseitegelegt – hat ja schließlich nichts gekostet. Diese Entwicklung könnte für die Gaming-Industrie eine echte Herausforderung werden: Titel müssen von Anfang an fesseln, sonst landen sie schneller in der digitalen „Ablage P“, als es den Entwicklern lieb sein kann. Der Game Pass zeigt schon jetzt, wie groß dieses Problem werden kann.
PS Plus Premium Notwendigkeit
Das neue Feature hat allerdings seinen Preis: Ein PS Plus Premium-Abonnement, das rund 160 Euro pro Jahr kostet, ist zwingend erforderlich, um Cloud-Streaming zu nutzen. Derzeit umfasst das Angebot rund 120 Spiele, doch das finale Portfolio dürfte deutlich umfangreicher ausfallen. Die Kosten sind zwar „hoch“, aber gerechtfertigt, wenn man bedenkt, wie viele Spiele dadurch verfügbar werden. Gleichzeitig bleibt die Frage offen, ob Sony langfristig auch günstigere Alternativen anbieten wird, um das Gerät für eine noch breitere Zielgruppe attraktiver zu machen. Ich gehe aber davon aus, dass PlayStation Plus immer eine Voraussetzung bleiben wird – Server kosten halt Geld!
Trotz der beeindruckenden Fortschritte gibt es noch Baustellen, die Sony angehen muss. Gelegentlich überlastete Server zur Prime-Time sorgten in unseren Tests für Ernüchterung und verhinderten den Spielstart. Diese ließen sich teils erst nach mehreren Versuchen starten, was das spontane Spielerlebnis beeinträchtigt. Das wird eine Zukunftsaufgabe, bei der Sony sicherstellen muss, dass ausreichend Kapazitäten vorhanden sind, um eine wachsende Nutzerbasis zu bedienen.
Fragen und Bedenken
Ein weiteres Manko bleibt die Abhängigkeit von einer PS5 für die Ersteinrichtung. Während die Cloud-Streaming-Funktion das Gerät unabhängiger macht, bleibt die PS5 für das initiale Setup unverzichtbar. Es ist unklar, ob Sony diese Hürde langfristig abbauen wird – oder ob das Gerät bewusst als Ergänzung zur PS5 positioniert bleibt, um deren Verkäufe nicht zu gefährden.
Die verbleibenden Kritikpunkte an PlayStation Portal bleiben zudem bestehen. So fehlt weiterhin ein OLED-Display, was in dieser Preisklasse wünschenswert wäre. Der Zwang, Kopfhörer entweder über PlayStation Link (erhebliche Zusatzkosten für Zubehör) oder per Kabel zu nutzen, schränkt die Flexibilität ein. Zudem gibt es berechtigte Bedenken hinsichtlich der Analog-Sticks, die anfällig für Verschleiß sein könnten und nicht ohne Weiteres austauschbar sind. Langfristig dürfte auch der fest verbaute Akku ein Problem darstellen, wenn seine Kapazität nachlässt.