Angespielt: The Callisto Protocol – Brutales Gemetzel vom Feinsten

By Mark Tomson 3 comments
9 Min Read

Auf Dead Space folgt The Callisto Protocol. Eine ähnliche Idee von den gleichen Machern kreiert. Viele Jahre später und auf der aktuellsten Hardware präsentiert, dürfte The Callisto Protocol das Horror-Highlight in diesem Jahr werden. Wir haben den Titel in einer neulichen Anspiel-Session ausprobiert und sind schon jetzt ganz wild auf die blutige Orgie, die einen hier erwartet.

In einer abgelegenen Schiffs-Location mitten in der Hamburger Hafen City lud Entwickler Striking Distance zum Anspielen von The Callisto Protocol ein – die erste Gelegenheit überhaupt, nachdem es auf der gamescom “lediglich” ein längeres Gameplay-Video zu bestaunen gab. Die entsprechende Preview dazu gibt es noch einmal hier.

Im Gefängnis hört man sie alle schreien

War man in Dead Space damals noch in den stillen Tiefen des Alls unterwegs, verschlägt es einen in The Callisto Protocol in eine Strafkolonie – dem gefürchteten Black Iron Prison. Dorthin werden Kriminelle weggesperrt, die vollständig von der Menschheit isoliert werden sollen. Ein Alcatraz im All, wenn man so möchte, gelegen auf einem eisigen Mond, der isoliert und unbewohnbar ist, was den Ausbruch daraus nahezu unmöglich macht. Obwohl es in der Grundidee hier und da ein paar erkennbare Parallelen zu Dead Space gibt, liefert The Callisto Protocol dennoch genug eigene Ansätze, um ein würdiger und spiritueller Nachfolger zu werden.

The Callisto Protocol
The Callisto Protocol

Die Gameplay-Preview startete in dem Fall im Kapitel 3 und inmitten der Eingeweide dieser Strafkolonie. Vorweg wurde man umgehend gewarnt, dass einem die üblichen Hilfsmittel wie ein Tutorial fehlen werden, aber man wird es wohl irgendwie schaffen. The Callisto Protocol lebt wie viele Genrevertreter von dunklen und klaustrophobischen Umgebungen, die gemäß dem Setting nicht ganz so dicht und eng ausfallen, wie zuvor bei Dead Space. Das ist eben der Unterschied zwischen einem Raumschiff und einem Gefängnis, wo schlichtweg menschliche Bedürfnisse wie Lebensmittelproduktion, Versorgungsräume und solche Dinge vorhanden sind. Das verleiht dem Schauplatz praktischerweise eine große Abwechslung, lässt die ein oder andere bedrückende Situation aber nicht missen, etwa wenn man sich an einer Leiche an der Wand vorbei zwängen muss, die noch halb am Leben ist.

Vorsichtig bewegt man sich durch die düsteren und Räume und Gänge, kriecht durch stinkende Kanalisationen und verstaubte Lüftungsschächte, stellt die Stromversorgung wieder her und kann sich hier und da auf ein paar Schreckmomente einstellen. Ein bisschen Ekel schwingt dabei immer mit, wenn man sich durch das schmierige Abwasser kämpft, von dem man genau weiß wo es herkommt. Der psychologische Part spielt in The Callisto Protocol bewusst eine große Rolle und sorgt für so richtiges Unbehagen.

The Callisto Protocol combat
The Callisto Protocol – Nahkampf-Szene

Besonders gefallen hat einem das Level-Design, das zwar recht linear verläuft, aber auch genug Möglichkeiten zum Erkunden bietet, etwa in dem man an zuvor aufgesuchte Orte zurückkehren muss oder sich über mehrere Ebenen schleppt. Überall finden sich Spuren, die aufzeigen, dass die Insassen auf furchtbare Weise mutieren und der Wahnsinn, der dabei um sich greift, seine Spuren hinterlässt. Blutige und verkrakelte Schriften an den Wänden sind da nur ein Anblick, den man immer wieder ertragen muss. The Callisto Protocol legt dabei erkennbar einen hohen Wert auf Atmosphäre: ganz im Gegensatz zu einem sterilen Raumschiff ist jeder Meter in diesem Gefängnis mit Überresten und Spuren des ganzen Chaos gepflastert. 

Mutierende Feinde und Tentakel

Es dauert nicht lange, da stellen sich einem die ersten mutierten Gegner in den Weg. Wie üblich sind Munition und Gesundheit knapp zugeteilt, so dass sich der Protagonist Jacob notfalls mithilfe einer Schlagwaffe als letztes Mittel zur Wehr setzen muss. Das funktioniert bedingt gut, raubt einem aber auch Ausdauer und Kraft, was bei der teils enormen Geschwindigkeit der Gegner nicht immer funktioniert. Wie Jacobs Kräfte schwinden, merkt man auf eindringliche Weise am DualSense Controller und den adaptiven Triggern, die sich immer schwerer drücken lassen, je öfter man diesen schwingt.

Absolut unberechenbar wird das Ganze, wenn sich einem die sogenannten Biophages in den Weg stellen – Gegner, die zusätzlich Tentakel aus ihrem Torso oder den Armen mutieren lassen, sobald man diese beschossen hat. Dann bleibt einem nur wenig Zeit, bis sich jene Kreatur in ein aggressives Monster verwandelt, das euch unweigerlich in einen blutigen Tod schickt. Hat man nicht genug Ressourcen oder Munition, endet dies in spektakulären Tötungsanimationen, auf die selbst Leatherface neidisch werden könnte. Da wird einem der ganze Kopf oder die Gliedmaßen abgerissen, der Torso zerteilt oder einfach alles zu Brei verarbeitet. 

Der Anblick könnte den ein oder anderen ziemlich schockieren, so dass man sich noch immer die Frage stellt, wie es The Callisto Protocol in der Form durch die USK geschafft hat. Zählt Gewalt gegen sich selbst weniger?

The Callisto Protocol preview
The Callisto Protocol

The Grip [GRP] als Wunderwaffe

Zugegeben, in den ersten Minuten so mitten ins kalte Wasser geworfen zu werden, war ziemlich hart und frustrierend. Scheinbar endlose Tode, Gegner in der Überzahl und ein Protagonist, der weder Soldat noch wirklich Held ist, um mit einer solchen Situation umzugehen. Man wollte schon alles hinschmeißen, bis der Geheimtipp schlechthin kam – The Grip.

The Grip oder kurz GRP ist in The Callisto Protocol eine effektive Nahkampf-Gravitations-Waffe, die wohl einer der nützlichsten Begleiter auf eurem Weg durch das Gefängnis sein wird. Damit ändert sich das Kräfteverhältnis erheblich, denn Gegner muss man nicht mehr zwangsweise bis auf wenige Zentimeter an sich herankommen lassen, sondern kann sie mittels Gravitationsstrahl greifen und durch die Gegend schleudern. Gleiches gilt auch für Gegenstände in der Umgebung, die damit zur Waffe werden.

Das wahre Potenzial entfaltet sich aber erst durch einige Upgrades, mit denen man die GRP auf kreative Weise an 3D-Druckern aufrüsten kann. So lassen sich damit nicht nur Umgebungsrätsel lösen, auch Feinde können mit ihren eigenen Waffen geschlagen werden, etwa indem man sie in ihre eigene Eisspur zurückschleudert oder in eine Turbine im Hintergrund wirft, die eine blutige Suppe aus ihnen macht. Das war besonders hilfreich, als sich einige der Biophages an der Decke entlang hangelten und auf den richtigen Moment zum Angriff warteten, als würde eine KI dahinter arbeiten und nicht die gewohnte Routine. Mit der GRP zieht man diese einfach an sich heran, schleudert sie wieder weg oder schlägt auf sie ein, was das Zeug hält.

The Callisto Protocol - Brutale Kämpfe
The Callisto Protocol – Brutale Kämpfe

Ein wenig taktisches Vorgehen bei Konfrontationen ist generell immer eine gute Idee. Wie schon bei Dead Space lassen sich auch in The Callisto Protocol die Gliedmaßen der Gegner abtrennen, was sie zunächst einmal verlangsamt. Ansonsten sind Ausweichmanöver oder Anschleichen eine gute Option, was jedoch nicht verhindert, dass man doch einmal in die Fänge oder Tentakel gerät, aus denen man sich mittels QTEs vielleicht noch befreien kann. Letztendlich wird es die Mischung aus allen Ansätzen sein, die einen bei der Stange hält und dem Adrenalinspiegel nur selten eine Pause gönnt. Fast entspannend wirken da Fast-Pace-Passagen, in denen man durch die Kanalisation gespült wurde und bestenfalls nur mal einigen Ventilatoren ausweichen muss.

Einschätzung: The Callisto Protocol

“Fest steht nach dieser Gameplay-Session eines definitiv. The Callisto Protocol wird nicht nur gruselig, sondern vor allem blutig und brutal, weitaus mehr, als man es vom geistigen Vorgänger gewohnt ist. Und trotz ähnlicher Ideen und dem gesteigertem Gore bietet der Horrortitel immer noch genug eigene Ideen und Ansätze, die das Debüt von Striking Distance Studios frisch und aufregend erscheinen lassen. Besonders die dichte Atmosphäre, die deutlich menschlichere Komponente und die Balance aus Spannung, unvorhersehbarem Terror, aber auch den mal entspannten Momenten haben hier von Anfang an überzeugt, so dass der Release nun gar nicht schnell genug kommen kann, um auch den Rest dieses ungeschönten Horror-Spektakels zu erleben.”

Sehr gut!

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