Ein Assassin’s Creed nach dem amerikanischen Bürgerkrieg? Mit einem ehemaligen Sklaven als Protagonisten, der gegen den aufkommenden Ku-Klux-Klan kämpft? Das klingt nach einer der spannendsten und relevantesten Ideen, die Ubisoft seit Jahren hatte.
Doch das Spiel wurde nie fertiggestellt. Laut aktuellen Insider-Informationen stoppte der Publisher die Entwicklung, offiziell wegen „mehrerer Gründe“, inoffiziell wohl wegen der politischen Sprengkraft.
Entwickler sollen laut dem Branchenjournalisten durchaus überzeugt von der Vision gewesen sein. Das Projekt soll gut vorangeschritten sein, bis die Entscheidung kam, dass ein Spiel über Rassismus und Machtstrukturen im Amerika des 19. Jahrhunderts „zu riskant“ sei. Gerade in Zeiten, in denen schon der schwarze Samurai Yasuke aus Assassin’s Creed Shadows im Netz für Diskussionen sorgte.
Ralph Ineson: „Once again, f*** off“
Ralph Ineson, bekannt als Charles Vane aus Assassin’s Creed IV: Black Flag und zuletzt als Galactus im kommenden Fantastic Four, ließ seinem Frust auf Social Media freien Lauf. Sein kurzer, aber deutlicher Kommentar: „Once again, f*** off.“
Der britische Schauspieler hatte schon Ende September gegen eine andere Ubisoft-Entscheidung gewettert – damals ging es um eine umstrittene KI-Schauspielerin. Diesmal dürfte ihn weniger die Spielabsage an sich aufregen, sondern der Grund dahinter: dass ein potenziell starkes, gesellschaftlich relevantes Spielprojekt aus Angst vor Shitstorms eingestampft wurde.
Was genau Ineson meinte, bleibt offen. Aber die Botschaft ist klar: Viele in der Branche sind genervt davon, dass kreative Risiken immer seltener erlaubt werden, vor allem, wenn sie historische Themen mit modernen Konflikten verknüpfen.
Ein verpasstes Signal
Ob das Spiel am Ende wirklich funktioniert hätte, weiß niemand. Aber die Idee, das Kapitel der US-Geschichte mit der typischen Assassin’s Creed-Formel zu verbinden, hatte enormes Potenzial, nicht nur spielerisch, sondern auch erzählerisch. Stattdessen setzt Ubisoft offenbar lieber auf sichere Themen und vertraute Settings.
Gerade ein Spiel über die Nachwirkungen der Sklaverei und den Kampf gegen den Klan hätte zeigen können, dass Games mehr sein können als bloßes Entertainment. Dass Ubisoft davor zurückschreckt, ist nachvollziehbar – aber auch schade. Denn Mut zur Haltung ist etwas, das der Branche derzeit spürbar fehlt.
Ubisoft hat hier wohl ein Spiel gestrichen, das wichtiger hätte sein können als das nächste „größere, schönere“ Assassin’s Creed. Vielleicht nicht für alle Spieler, aber für die, die glauben, dass Games Geschichten erzählen dürfen, die unbequem sind.


Besser ist das. Es ist auch so genug Zündstoff in der Welt. Außerdem fehlt Ubisoft die Ernsthaftigkeit für so ein Thema. Muss ja flapsig genug für die jungen Leute sein, eindimensional genug für den Mainstream und blutig genug für den Otto-Normal-Gamer. Lieber ein Buch dazu lesen. Am besten eines ohne Zeitgeistfärbung.
„Das klingt nach einer der spannendsten und relevantesten Ideen, die Ubisoft seit Jahren hatte.“
Wohl kaum.
Bei all den Holzköpfen die bei Ubisoft in der Chef-Etage sitzen wäre daraus dasselbe propagandöse Katzengejammer geworden, wie wir es seit einigen Jahren von Ubisoft Spielen kennen.
„Ubisoft hat hier wohl ein Spiel gestrichen, das wichtiger hätte sein können als das nächste „größere, schönere“ Assassin’s Creed.“
Tencent ist halt nicht allergisch gegen Gewinne.