Der US-amerikanische Videospielhändler GameStop, einst ein Fixpunkt für Gamer und Sammler, zieht sich nach fast zwei Jahrzehnten vollständig aus Deutschland zurück. Diese Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens und ist Teil einer umfassenden Neuausrichtung.
Das Aus für GameStop in Deutschland
Mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen für das dritte Quartal 2024 wurde das Aus für GameStop in Deutschland offiziell bestätigt. Rund 70 Filialen werden bis zum 31. Januar 2025 geschlossen, was etwa 500 Mitarbeiter direkt betrifft. Schon Ende November informierte das Unternehmen sowohl Angestellte als auch Geschäftspartner über die bevorstehenden Maßnahmen. Seit Anfang Dezember läuft der Räumungsverkauf – aktuell mit einem 10-Prozent-Rabatt auf fast alle Artikel. Gutscheine und Vorbestellungen sind nicht mehr möglich.
Auch online bleibt GameStop nur noch für kurze Zeit erreichbar: Der deutsche Online-Shop wird am 10. Januar 2025 abgeschaltet. In einem Newsletter bedankte sich das Unternehmen bei seinen Kunden: „Ihr habt GameStop in Deutschland zu etwas Besonderem gemacht.“ Gleichzeitig stellt GameStop seine Kundenbindungsprogramme ein, und alle gespeicherten Daten werden automatisch gelöscht.
Nicht nur Deutschland ist betroffen: In Italien wurden die Geschäfte an einen Mitbewerber verkauft, und in Österreich sowie der Schweiz hat sich GameStop bereits zuvor verabschiedet. Die einzige verbleibende Marke in Europa ist Micromania, die in Frankreich weiterhin präsent ist. Die Auflösung der übergeordneten Holding in Luxemburg im Jahr 2023 war ein weiterer Schritt in dieser Restrukturierung.
Herausforderungen und neue Strategien
GameStop kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen und einem rückläufigen Markt für physische Spiele. Der einst größte Einzelhändler für Videospiele weltweit sucht verzweifelt nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Der Fokus liegt nun verstärkt auf digitalen Vertriebswegen, einem erweiterten Merchandise-Sortiment und Service-Angeboten.
Obwohl die Umsätze im dritten Quartal 2024 mit 860 Millionen Dollar deutlich unter den Zahlen des Vorjahres lagen (über eine Milliarde Dollar), konnte das Unternehmen durch strikte Kostensenkungen einen Gewinn von 17,4 Millionen Dollar erzielen. Gleichzeitig hält GameStop enorme Cash-Reserven in Höhe von über 4 Milliarden Dollar – ein Polster, das Spielraum für Investitionen schafft.
Ein Abschied mit gemischten Gefühlen
Die Schließung von GameStop in Deutschland symbolisiert das Ende einer Ära. Viele Gamer werden die kultigen Filialen mit ihren Angeboten an Neu- und Gebrauchtspielen, Konsolen und Sammlerstücken vermissen. Doch der Rückzug ist auch ein Zeichen für den Wandel in der Branche: Digitale Plattformen wie Steam, PlayStation Store und Xbox Live machen es traditionellen Händlern schwer, mitzuhalten. Die Schuld trifft das Unternehmen zum Teil aber auch selbst, die sich nicht den Trends des Einzelhandels angepasst haben, um Kunden vor Ort zu halten.