Capcom wagt sich mit Pragmata in neue Gefilde. Statt Zombies oder Martial-Arts-Samurai serviert das Studio diesmal einen Sci-Fi-Shooter, der die gängigen Genre-Regeln über Bord wirft. Auf der Gamescom 2025 konnte man selbst Hand anlegen, und schnell wurde klar: Dieses Spiel tickt anders. Vor einem entfaltet sich ein Gameplay-Mix, der zwischen cleverem Puzzeln und klassischem Action-Spektakel balanciert.
Ein ungewöhnliches Duo
Spieler schlüpfen in die Rolle von Hugh, einem schwer gepanzerten Astronauten, der auf einer beschädigten Mondstation gestrandet ist. An seiner Seite: Diana, ein geheimnisvolles Mädchen mit kybernetischen Fähigkeiten. Während Hugh mit klassischen Waffen kaum Wirkung erzielt, übernimmt Diana die entscheidende Rolle im Kampf. Sie hackt Gegner und macht sie überhaupt erst verwundbar. Ohne sie ist man praktisch wehrlos. Dieses ungleiche Duo schafft eine enge spielmechanische Symbiose, die sofort das Herzstück von wird.
Das zentrale System besteht darin, dass jeder Feind gehackt werden muss, bevor er Schaden nimmt. Beim Anvisieren öffnet sich ein Raster, auf dem man mit den Face-Buttons eine Linie zieht. Je nach Gegnergröße unterscheidet sich das Grid – kleine Drohnen sind schnell geknackt, schwer gepanzerte Mechs dagegen fordern knifflige Puzzles mit Blockern, die man umschiffen muss. Wer geschickt zusätzliche „Nodes“ einsammelt, kann dabei Boni freischalten: mehr Schaden, geringere Verteidigung oder sogar temporäre Schilde.
Was zunächst nach Unterbrechung wirkt, geht nach kurzer Eingewöhnung überraschend intuitiv von der Hand. Statt hektischer Dauerfeuergefechte zwingt Pragmata zu bewusstem Vorgehen – erst hacken, dann angreifen. Das verlangsamt das Tempo, macht die Kämpfe aber intensiver und taktischer.

Waffen und Fähigkeiten
Neben der Standardpistole bringt Hugh eine kleine, aber feine Auswahl an Waffen ins Spiel:
- Schrotflinte für brachiale Nahdistanz-Kills.
- Stasis-Gun, die Gegner in Zeitlupe einfriert und so Hacking-Fenster eröffnet.
- Klassische Automatikwaffen für Dauerbeschuss, sobald ein Hack erfolgreich war.
Diana wiederum verfügt über Spezialfähigkeiten, die alle Gegner in der Umgebung gleichzeitig lahmgelegt, eine Art Ultimate-Skill, der besonders in chaotischen Gefechten unverzichtbar sein dürfte. Aktiviert wird er über eine Leiste, die sich mit jedem erfolgreichen Hack füllt.
Der Bosskampf zeigt, wohin die Reise geht
Das Highlight der Demo war der Kampf gegen den Sector Guard, einen gigantischen Mech mit Raketenarsenal. Während der gesamte Boden von Warnsignalen überzogen wird und Raketen aus allen Richtungen einschlagen, muss man gleichzeitig hacken, ausweichen und Treffer landen. Ein klassischer Capcom-Bossfight, nur eben in einem Sci-Fi-Szenario. Mehrstufige Hacks, Stasis-Einsatz und konstantes Bewegungsspiel fordern die Spieler auf mehreren Ebenen.
Doch Pragmata besteht nicht nur aus Kämpfen. Immer wieder fordert das Spiel Erkundungspassagen und leichtes Platforming. Hughs Anzug thruster dienen nicht nur zum Ausweichen, sondern auch zum Schweben über Abgründe oder Erreichen höherer Plattformen. Diana manipuliert Systeme, fährt Plattformen aus oder schaltet Energieschranken ab.
Noch wirkt das in der Demo etwas rudimentär. Terminals hacken oder Energieregler umlegen sind funktional, aber nicht so clever integriert wie das Kampfsystem. Auch die Umgebungsgestaltung zeigte in der Anspielversion Schwächen. Viele Räume sahen sich zu ähnlich, wodurch die Orientierung schwerfiel. Ohne Map kam es leicht zu unnötigen Umwegen. Hier muss Capcom in puncto Level-Lesbarkeit nachlegen, um den Spielfluss nicht zu bremsen.
Technik und glänzende Aussichten
Technisch schöpft Pragmata aus der RE Engine, die schon in Resident Evil ihre Stärken gezeigt hat. Die Demo beeindruckte vor allem die Beleuchtung, die dafür sorgt, dass die metallischen Oberflächen der Raumstation fast schon greifbar wirken. Besonders auffällig ist Dianas Haar, das sich dank einer verbesserten Strähnen-Physik dynamisch durch die Umgebung und wirkt wie ein kleines Tech-Showcase wirkt.
Auch in hektischen Szenen blieb die Bildrate stabil, was darauf hindeutet, dass Capcom das Spiel gezielt für Current-Gen optimiert. Ältere Hardware wie die PS4 wird gar nicht mehr berücksichtigt – ein Befreiungsschlag, der sich in der Präsentation bemerkbar macht.

Potenzial und offene Fragen
Pragmata wagt viel, und genau das macht es spannend. Die Kombination aus klassischem Third-Person-Shooter, taktischem Hacken und Sci-Fi-Atmosphäre hebt es von der Masse ab. Gleichzeitig bleiben Fragen:
- Reicht die Abwechslung im Leveldesign, um die Faszination langfristig zu tragen?
- Werden die Gegnerwellen später komplexer, sodass die Hacks nicht zu leicht von der Hand gehen?
- Kann die Beziehung zwischen Hugh und Diana erzählerisch dieselbe Tiefe erreichen wie spielmechanisch?
Capcom hat in den letzten Jahren bewiesen, dass sie Gameplay-Formeln neu denken und Serien modernisieren können. Doch mit Pragmata stehen sie vor einer anderen Aufgabe: eine völlig neue Marke etablieren, die nicht von Nostalgie lebt, sondern durch Innovation überzeugt.
Nach der Gamescom-Demo lässt sich sagen: Pragmata könnte einer der interessantesten Shooter der kommenden Jahre werden. Die Demo glänzt bereits technisch, das Kampfsystem zwingt zu neuem Denken, und das Duo Hugh und Diana hat das Potenzial, mehr zu sein als nur ein Gameplay-Gimmick.
Noch muss Capcom beweisen, dass das Konzept auch über mehrere Stunden trägt und nicht nur im Showcase-Format begeistert. Doch wer genug von austauschbaren Third-Person-Shootern hat, sollte Pragmata definitiv im Auge behalten.


Ah das wird klasse überhaupt sehr mutig von capcom eine neue IP zu versuchen. Wegen diesen hacken frage ich mich die ganze zeit ob eine Barrierefreiheiten Einstellungen geben wird die das automatisiert für die modern audiance ^^
Aber glaube damit würde man die komplette spiel Mechanik aushebeln und es würde sich wie ein normaler langweiliger shooter spielen