Square Enix schafft sich selbst ab: Niemand möchte NFT-Müll

By Sanel Rihic 1 comment
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Tja, zu früh gefreut. Viele dachten, hinter Symbiogenesis verbirgt sich die Rückkehr des Klassikers Parasite Eve. Aber nein, hinter dem geheimnisvollen Titel steckt tatsächlich ein NFT-Produkt. Wirklich, Square Enix?

Eigentlich war das keine Überraschung, schließlich kündigte das Spiele-Unternehmen seinen NFT-Plan vor geraumer Zeit an. Dennoch hatte wohl jeder – mich eingeschlossen – die Hoffnung, dass Square Enix frühzeitig erkennt, wie dämlich die Idee ist. Fehlanzeige!

Es begann mit einer Liebeserklärung

Friedrich Nietzsche sagte einst: „Erst am Ende eines Jahres weiß man, wie sein Anfang war.“ Im Falle von Square Enix würde ich hingegen sagen, dass es bereits von Anfang an recht offensichtlich war.

Im Neujahrsbrief von Yosuke Matsuda, Präsident von Square Enix, lobte er die Blockchain-Technologie und NFTs – insbesondere Letzteres entwickelte sich schnell zum Schmutzwort 2022. Bisher hatte das Unternehmen aber noch keine Offensive gewagt; das ändert sich langsam.

Square Enix entfernt sich immer weiter von seiner gewohnten Stärke, und zwar Singleplayer-JRPGs mit mitreißenden Storys. Irgendwer im Unternehmen hat Yosuke Matsuda Inception-mäßig den irrtümlichen Gedanken eingepflanzt, Square Enix müsse Neues wagen.

Schon die Live-Service-Offensive war ein Schuss in den Ofen. Mit NFTs setzt Square Enix jetzt aber die ganze Hütte in Brand.

Square Enix macht es wirklich: Ein NFT-Spiel

Square Enix beschreibt seine Monstrosität als sein „erstes digitales Kunstsammelprojekt, das von Grund auf für Web3-Fans entwickelt wurde“. Web3 ist im Grunde ein Sammelbegriff für die Vision eines neuen Internetzeitalters, dezentral und auf Basis der Blockchain-Technologie. Square Enix macht nicht wirklich ein Spiel für Spieler, eher ein Produkt für Leute, die NFTs sammeln und verkaufen wollen – und wer am Ende ganz sicher profitiert, ist Square Enix selbst.

Dennoch verspricht man mit Symbiogenesis eine „interaktive Story“ und „eine breite Palette von Figuren“, die selbstverständlich als „digitale Kunst gesammelt werden können“. Es klingt wie ein Achtel von dem, was Spiele wie Pokémon ohne Blockchain-Technologie hinbekommen.

Square Enix hebt insbesondere hervor, dass ebenjene „digitale Kunst“ als Social-Media-Profilbilder genutzt werden können. Wie cool ist das denn? Und ich habe immer ganz simpel Screenshots von meinen Spielen gemacht, sie zugeschnitten und dann hochgeladen, ich Dummerchen. Zum Glück hat Square Enix die richtige Methode gefunden, denn NFT-Bilder als Profilbilder kann man nicht einfach mit einem Rechtsklick herunterladen und für eigene Zwecke nutzen … warte mal. Doch das geht!

Es ist schon enttäuschend genug, dass Symbiogenesis kein Spiel im Parasite-Eve-Universum ist. Aber es ist nicht einmal ein „Spiel“. Es ist nur der verschleierte Versuch, NFTs in ein interaktives Medium zu verpacken, um mit künstlicher Knappheit und überteuerten Krypto-Preisen die eigenen Taschen zu füllen.

Symbiogenesis: Ein NFT-Spiel, das niemand möchte

Symbiogenesis konnte bisher nicht viel Sympathie in der Community erwecken. Die Ankündigung hat nur wenige Reaktionen auf Twitter hervorgerufen und das, was da ist, fällt auch recht negativ und spöttisch aus. Hier ist eine handverlesene Auswahl, die euch zum Schmunzeln bringt:

Dabei hätte Square Enix dies kommen sehen müssen. Schließlich hat bereits ein anderes Gaming-Unternehmen diesen Schritt gewagt und eine ordentliche Bruchlandung hingelegt …

NFT-Fail: Ubisoft hat es vorgemacht

Mit seinem NFT-Service Quartz wollte Ubisoft den Trend zunächst in Ghost Recon Breakpoint lostreten, doch der Plan ging nicht auf. Weder konnte man eine zahlende Community aufbauen noch erklären, inwiefern Spieler und die Spielerfahrung von NFTs profitieren – etwas, was weiterhin kein Spiele-Publisher erklären kann.

Inzwischen hat Ubisoft seinen einst aggressiven Krypto-Einstieg heruntergespielt, vielmehr sei Quartz in seiner Forschungsphase; man habe lediglich etwas herumexperimentiert. Ob Square Enix das auch am Ende behauptet?

Square Enix im Abwärtstrend?

Die NFT-Offensive von Square Enix ist bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen. Ähnlich wie Ubisoft wird auch das japanische Unternehmen schön auf die Nase fallen. Andererseits ist Square Enix inzwischen berühmt dafür, schlechte Entscheidungen zu treffen. Man schaue sich einfach mal die schrecklichen Live-Service-Versuche von Square Enix an; war ja ein netter Versuch, wir haben alle sehr gelacht, aber es wird wieder Zeit, Raum für gute Singleplayer-Spiele zu machen – ohne Abzock-Hintergedanken, ohne NFTs.

Denn sein wahres Talent liegt in story-fokussierten Rollenspielen. Und ganz aufgeben kann ich Square Enix auch nicht, schließlich kommen noch viele (hoffentlich) starke Spiele heraus: Final Fantasy 16, Forspoken, Kingdom Hearts 4 – die ersten beiden erscheinen 2023, das letzte mit etwas Glück in diesem Jahrhundert. Genau das ist es, was ich mir vom Spiele-Unternehmen wünsche.

Square Enix hält hingegen an seinem NFT-Wunsch fest. Sogar Spielereihen wie Final Fantasy oder Dragon Quest sind nicht sicher vor diesem Vorhaben, drohte Square Enix. Ob das viele negative Feedback zu Symbiogenesis ausreicht, um das Unternehmen doch noch zur Besinnung zu bringen, erfahren wir wohl erst im nächsten Neujahrsbrief.

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