TEST: Aven Colony – Leben und Überleben lassen

By NeroFirestorm 1 comment
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Der erste Eindruck nach dem Trailer von „Aven Colony“ ließ auf spannende Missionen beim Gründen von neuen Siedlungen oder sogar Städten auf fremden Planeten hoffen. Man freute sich auf den Aufbau einer neuen Zivilisation mit einer bereits bekannten Spezies, dem Menschen, und plante bereits im Hinterkopf ein bisschen seine eigene Basis vor. Doch lässt sich die Spannung und Action aus dem Trailer auch wirklich umsetzen? Wir haben uns „Aven Colony“ aus dem Hause Team17 und Mothership Entertainment einmal näher angeschaut.

Sanfte Einführung

Landeklappen ausfahren, es geht los. Zum Einstieg empfiehlt es sich, wie in jedem noch unbekannten Titel, das Tutorial zu durchlaufen. Hierbei sammeln die Entwickler von Mothership Entertainment die ersten Pluspunkte. Das Tutorial ist sehr strukturiert aufgebaut, es werden alle Anzeigebereiche, wie z.B. die Zufriedenheit der Siedler, Vorratsbestände oder auch die Energieversorgung, gut erklärt. Auch das Baumenü, zur Erweiterung der Siedlung, wird dem Bauherrn plausibel näher gebracht. Hier stehen uns in Form eines Auswahlrads verschiedene Kategorien zur Verfügung, mit denen wir unsere Basis erweitern können – von der Mine über die Drohnen Polizei bis hin zum „Museum für Erdgeschichte“. Im weiteren Spielverlauf muss man sich dabei allerdings noch etwas zurechtfinden, was wiederum für die Vielseitig des Spiels spricht.

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Bei manchen Punkten gibt das Spiel dem Spieler noch ein paar Tipps mit auf den Weg und das Tutorial wird Schritt für Schritt abgearbeitet. Dabei bestimmt der Spieler das Tempo, indem er den nächsten Schritt selbst per Knopfdruck auswählt. Merkwürdigerweise war dies bei zwischendurch eingeblendeten Infofenstern nicht der Fall. Diese gingen, trotz längerem Text, viel zu schnell wieder automatisch zu. Oftmals bleibt hier nur der Griff zum Screenshot übrig, um wirklich jede Infotafel zu lesen, was aber nicht wirklich Sinn der Sache sein sollte und hin und wieder schon sehr stören kann.

Eine Reise ohne Ziel

Die Grundausbildung ist abgeschlossen und es geht nun endlich los. Man hat die Qual der Wahl zwischen der Kampagne und dem freien Einzelspielermodus. Einen Multiplayer gibt es hingegen leider nicht. Die Kampagne setzt das Tutorial in einem „fortgeschrittenen“ Schwierigkeitsgrad fort. Die gestellten Aufgaben gilt es zu lösen, um nützliche Belohnungen zu erhalten, wie die Währung „Naniten“, Rohstoffe oder Nahrung. Damit wiederum kann der Siedlungsausbau effektiv weitergeführt werden. Wir bauen neue Wohnungen, Bars, Farmen, Mühlen oder Forschungszentren, um unsere Siedlung lebendig und fortschrittlich zu halten. Daraus folgt eine Hangelei von Ziel zu Ziel, aber genau hier setzt der größte Kritikpunkt ein. Es fehlt der gewisse Kick, die Herausforderung, ein bestimmtes Ziel, auf das man hinarbeitet. Das Spiel plätschert vor sich hin ohne wirkliche Höhen und Tiefen. Man sollte für den Wintereinbruch, in dem viele der Produktionsbetriebe eingeschränkt arbeiten, ausreichend Reserven aufgebaut haben und sich Gedanken zur Lösung der weiteren Probleme wie Blitzstürme oder Hagel machen. Auch stellen tödliche Sporen oder Sandwürmer für die Siedlung Gefahren dar. Ebenfalls sollte man die Kriminalität unter den Siedlern eindämmen und die medizinische Versorgung sicherstellen, sowie für eine gesunde Luftbeschaffenheit zu sorgen. Aber all dies lässt sich relativ leicht lösen, denn das Spiel bietet hier gute Möglichkeiten in Form von Overlays, die die jeweiligen Merkmale in den einzelnen Gebieten grafisch schön hervorheben. Texteinblendungen runden das ganze dann entsprechend ab. Leider fehlt es im Vergleich zu anderen, ähnlichen Titeln wie „Anno“ an der Möglichkeit gegen andere Siedler, Piraten oder Banditen kämpfen zu können. Dies hätte noch eine weitere, nette Komponente mit ins Spiel gebracht.

Auch das Handelssystem in „Aven Colony“ ist sehr eingeschränkt. Konnte man in anderen Spielen noch Waren frei zum Verkauf anbieten oder gesuchte Waren zu einem angebotenen Preis erwerben, gibt es bei „Aven Colony“ lediglich die Option in dem selbst gebauten Handelszentrum Handelsverträge mit anderen, nicht sichtbaren Kolonien abzuschließen. Allerdings sind die Konditionen bereits „ausgehandelt“ und es bleibt nur noch die Wahl zwischen bereits unterschriftsfähigen Verträgen. Dies nimmt dem Spieler die wichtige Möglichkeit dringend benötigte Ressourcen einzukaufen und im Gegenzug mögliche zu viel produzierte Waren zu verkaufen. Dadurch schießt sich diese Möglichkeit relativ schnell selbst ins Abseits. Besonders ärgerlich: Wir können zwar selbst die für jeden Bau benötigten Naniten aus Eisen, Kuper etc. herstellen, nur leider versiegen irgendwann auch die größten Quellen. Die Folge: Irgendwann hat sich unsere Basis festgefahren und lässt sich nicht weiterentwickeln.

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Der Mensch als wichtigste „Ressource“

Noch vor allen wichtigen Themen zur Siedlungserweiterung steht doch der Mensch als letztlich wichtigster Bestandteil im Mittelpunkt. Denn all die Kraftwerke zur Energiegewinnung, Farmen oder Gewächshäuser zur Nahrungsversorgung oder Lagerhallen zur Aufbewahrung der Güter sind letztendlich ohne den Menschen, der diese Anlagen betreiben soll, wertlos. Das Zentrum für Migration bringt hier die Lösung des Problems. Über diese Einrichtung kommen immer wieder neue Siedler auf dem fremden Planeten an und müssen versorgt werden. Gleichzeitig kann und sollte auch die Arbeitskraft der neuen Siedler sinnvoll eingesetzt werden. Der Spieler kann die Priorität der zu besetzenden Gebäude festlegen und somit gleichzeitig auf Nahrungsmangel oder eine mögliche Wasserunterversorgung ziemlich zügig reagieren. Unzufriedene Bürger sollten unter allen Umständen vermieden werden, denn diese sind nicht nur unproduktiv, sondern können uns in einem sich in festen Abständen wiederholenden Referendum abwählen-heißt: Game Over!

Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt: Da die Planeten eine für den Menschen lebensfeindliche Umgebung bieten, müssen alle Gebäude an ein Tunnelsystem angeschlossen sein. Dies schränkt die freie Gestaltung der Siedlung etwas ein und lässt das Geschehen auf der gleichen Stelle verharren.

Alles in allem macht „Aven Colony“ in Sachen Gameplay vieles richtig. Die Steuerung ist leicht zu beherrschen, der Aufbau der Siedlung leicht zu kontrollieren und die Zufriedenheit der Bewohner, sowie der Status der Versorgung leicht zu überwachen. Es gibt viele Möglichkeiten, seine eigene Basis zu entwerfen und auch im Laufe der Zeit durch bessere Techniken und neue Forschungen zu verbessern. Sieht man jedoch etwas genauer hin, merkt man sehr schnell, dass man doch sehr eingeschränkt ist. Der eingeschränkte Handel, die fehlende Herausforderung und die irgendwann fehlenden Rohstoffe sorgen für Frust und Probleme. Nichtsdestotrotz kann man von einem ansprechenden und zufriedenstellenden Gameplay sprechen.

Liebe zum Detail. Oder doch nicht?

Fremde Planeten bieten immer viel Möglichkeit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Die Welten sind bei „Aven Colony“ daher auch sehr ansprechend gestaltet und sorgen mit vielen netten Details für einige kleine Entdeckermomente. Die einzelnen Schauplätze sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden und bieten durchaus Abwechslung auf den verschiedenen Planeten. Vom grünen Festland mit seinen Wäldern und angrenzender Küste über die Schneewelt bis hin in die Wüste ist alles für das Entdeckerherz dabei. Dabei bietet jede Welt seine eigenen Gefahren auf. Während man in der Wüste mit Sandwürmern zu kämpfen hat, muss man sich im Schneebiom zum Beispiel gegen Eisstürme schützen.

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Abstriche dagegen gibt es bei den Gebäuden der Siedlungen. Einige Gebäude ähneln sich gegenseitig sehr und es fällt teilweise schwer diese permanent auseinander zu halten. Dies führt zum öfteren Suchen und Anwählen der Gebäude, um sein Ziel zu finden. Zwar kann man die einzelnen Gebäude über das „Kolonie-Menü“ mit ihrem Namen suchen, allerdings ist das sehr umständlich. Eine Anzeige des Gebäudenamens, wenn man mit dem Cursor darüberfährt, hätte hier deutlich geholfen. Trotzdem gibt es auch vereinzelt optisch sehr ansprechend designte Gebäude, welche man sich gerne auch genauer anschaut, wie etwa Hochhäuser, Solaranlagen oder besondere Megabauten. Gerade beim genaueren Betrachten findet man hier die Liebe zum Detail.

Auch den Wechsel der Jahreszeiten hat man durchaus optisch nett umgesetzt. So fällt im Winter etwas Schnee und der Boden vereist teilweise, ebenso sind Blitzeinschläge oder Giftwolken äußerst ansprechend. Hinzu kommt ein gutes Layout des Menüs, das zwar alle Informationen auf einen Blick bietet, dabei aber nicht überladen wirkt, denn Detailinformationen erhält man erst auf eigenen Wunsch. Das ist wirklich gut gelungen.

Hinzu kommen noch einzelne Dialoge unserer Vorgesetzten, die uns etwas über die Gefahren erzählen, die nach und nach auftreten. Diese sind allerdings komplett in Englisch, und leider etwas undeutlich, aber trotzdem sehr nett umgesetzt. Einen großartigen Soundtrack gibt es in „Aven Colony“ leider nicht, nur hier und da werden Ereignisse mit Ton untermalt. Durch das gesamte Zusammenspiel entsteht so aber eine gelungene Atmosphäre.

TEST: Aven Colony – Leben und Überleben lassen
„Aven Colony hält zum Großteil das, was es versprach. Die Erforschung fremder Planeten mit ganz anderen Gegebenheiten und Herausforderungen. Die Aufgaben vor Ort, die die Menschen erst einmal überstehen müssen, werden relativ schnell gemeistert und es tritt eine gewisse Eintönigkeit ein. Für Spieler, die es etwas entspannter angehen lassen wollen, ist der Titel somit genau das Richtige. Den Freunden einer gepflegten Portion Action könnte aber genau das auch etwas zu anspruchslos sein. Optisch wissen die Entwickler allerdings zu überzeugen und bieten mit den ansprechenden Welten eine sehr angenehme Kulisse, in der es, trotz der etwas fehlenden Spannung, viel Spaß bereitet die Menschheit auf verschiedenen Planeten neu anzusiedeln. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seine eigene Basis aufzubauen und zu erweitern. Aber vor allem in puncto Atmosphäre weiß Aven Colony zu überzeugen und lädt neugierige Entdecker auf fremde und interessante Planeten ein.“
8

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