TEST: Borderlands 3 – Der Wahnsinn noch irrer

By Patrick Held Add a Comment
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2014 erschien mit „Borderlands: The Pre-Sequel“ der letzte Titel der über alle Maßen beliebten Borderlands-Reihe, welche vor allem durch ihre irren Missionen, die unzähligen Waffen und den eigenwilligen Charakteren auszeichnete. Nun, in 2019, erschien der bei vielen schon lange erwartete, echte Teil 3, der sich einer neuen Handlung annimmt und versucht, Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen zu überzeugen: Neue Story, neue Gegner, neue Fähigkeiten, aber ein bekanntes Gameplay sollen hier zum Ziel führen.

Wer sich an „Borderlands 2“ erinnert, der weiß, dass der damalige Bösewicht Handsome Jack nicht mehr existiert; ein neuer Gegner muss also her. Wie praktisch, dass man in Zeiten von Instagram und Youtube heutzutage so einfach zu Ruhm und Ehre gelangen kann. Genau das dachten sich wohl auch die mörderischen Calypso-Zwillinge, die sich auf die Suche nach noch unentdeckten Kammern machen, um deren Macht für sich zu sichern. Für diesen Zweck haben sie es geschafft, die verschieden Banditen und Freaks der Badlands für sich zu gewinnen, besonders durch ihren Stream im HoloNetzwerk, in welchem die Zwillinge ihre mörderischen Touren und Angriffe den Fans präsentieren. Dadurch haben sie es geschafft, alle Banden unter der Gruppe „Kinder der Kammer“ zu einen und stellen dadurch eine große Gefahr dar, wenn nicht sogar einer der größten aller Zeiten. Keine Frage also, dass wir uns den Crimson Raiders unter der Leitung von Commander Lilith anschließen, um den Zwillingen das Handwerk zu legen. Auf unserer Reise verschlägt es uns mit unserem Raumschiff, der „Sanctuary 3“ in ferne Welten und fremde Galaxien, auf der wir nicht nur mächtigen Feinden gegenüberstehen, sondern auch vielen alten Bekannten und neuen Freunden begegnen, die uns auf unserem Weg begleiten. Hierzu zählen alte Kammerjäger wie Maya oder Brick, aber auch legendäre Charaktere, wie etwa die nicht mehr so kleine „Tiny“ Tina. Bei jeder dieser Begegnungen springt unser Fan-Herz höher.

Bevor wir mit „Borderlands 3“ loslegen müssen wir uns für eine der vier Klassen entscheiden. Neben der Sirene, einem mit Werkzeugen und Tricks ausgestatteten Agenten und einem schwer bewaffneten Kanonier steht dieses Mal auch ein Bestienmeister zur Verfügung, der bei Bedarf ein bis zwei wildes Kreaturen herbeirufen kann, die einen im Kampf unterstützen. Alle Figuren verfügen über ihren eigenen, in der Teile getrennten Skill-Tree, welcher sich nach den eigenen Wünschen ausfüllen und aufleveln lässt. Neu ist, dass wir nun nicht mehr nur eine Spezialfertigkeit auswählen müssen. So kann der Agent Zane etwa entscheiden, dass er keine Granaten werfen möchte, dafür aber eine Drohne rufen will, welche Kleinholz aus den Gegnern macht, Moze, der Kanonier, verfügt hingegen über einen Kampfanzug, dessen Waffen als Grundlage für die einzelnen Teile des Skill-Tree stehen, wodurch er zwei der drei Waffen auswählen kann. Hierdurch lassen sich verschiedene Spielstile noch ansprechender anpassen und entsprechend ausbauen.

Mein Style

Mit Skills alleine gewinnt man aber natürlich keine Kriege, und die Waffen haben schon immer einen sehr großen Stellenwert in der Borderlands-Reihe eingenommen, nicht nur, durch den Konflikt der verschiedenen Waffenfirmen und ihren Kämpfen untereinander, auch für uns, die wir auf unzählige Waffen zurückgreifen, vergleichen, und uns dann nach und nach ein durchschlagendes und vernichtendes Arsenal aufbauen. Die Waffen verfügen auch diesmal wieder über besondere Eigenschaften, wie Brand-, Gift-, Blitz-, Kryo- oder radioaktiven Schaden, der Zielen zusätzlich schadet und auf verschiedene Einheiten besser wirkt als andere. Hier gilt es teilweise gut zu taktieren, welche Waffen man behält und welche wieder verkauft, damit das Inventar nicht verstopft wird, wir unseren Feinden aber auch nicht hilflos ausgeliefert sind. Viele Waffen haben dabei ihre eigenen Vor- und Nachteile, weshalb man sich auch hier einige Gedanken machen muss. Anders als im Vorgänger gibt es diesmal leider keinen Automaten, an welchem wir mehrere alte Waffen zu einer neuen verschmelzen können. Wirklich schade, denn so hätten viele der so nun nutzlosen Exemplare vielleicht eine zweite Chance in ihrem nächsten Leben gehabt.

Ansonsten wurden im Spiel und am Gameplay nur weniger, einzelne Schrauben verstellt, die aber alle eine positive Wirkung hervorgerufen haben. So haben wir beim Catch-a-Ride nun die Wahl zwischen drei verschiedenen Fahrzeugen, welche wir aber nicht nur in puncto Bewaffnung ändern können, sondern auch im Hinblick auf den Boost, die Reifen oder die Panzerung. So brauchen wir etwa in sumpfigen Landschaften eine Ausstattung mit mehr Traktion, während wir in städtischen Gebieten mehr Panzerung brauchen. Die einzelnen Bauteile erhalten wir entweder, indem wir Banditen ihren fahrbaren Untersatz klauen, oder legendäre, versteckte Fahrzeuge entdecken und einsammeln. Und auch sonst gibt es viele Sammelobjekte, wie einzelne Aufnahmen, Bauteile von toten Claptraps für Claptraps neue Freundin, oder die Geschichten von Markus, der uns einen Blick in seine Vergangenheit gewährt. Die einzelnen Sammelobjekte sind alle mit etwas Mühe zu finden und zu erhalten, sorgen aber immer wieder für viel Erheiterung und Abwechslung. Daneben wurden die Automaten ein wenig überarbeitet, so kann man nun mit einem Klick seine Munition auffüllen, ohne direkt auf das Menu des Automaten zuzugreifen zu müssen. Außerdem ist es nun möglich, von überall auf der Karte aus schnell zu reisen, man muss also nicht mehr zu einer Station dafür, um zu einer Basis oder auch zu seinem Fahrzeug zu gelangen, denn dieses fungiert nun auch als mobiler Schnellreisepunkt. Das ist ein wirklich hilfreiches Feature, welches uns viele lästige Wege ersparen kann.

Auch im Multiplayer gibt es ein paar kleine Neuheiten. So können wir entscheiden, ob unser Server eher kompetitiv ausgerichtet ist und jeder selbst um sein Loot kämpft, ganz im Sinne von „wer zuerst kommt malt zuerst“, oder ob wir es lieber kooperativ haben wollen, und wir nicht nur anderen das Loot nicht wegschnappen können, sondern dieses für jeden auf der eigenen Stufe verfügbar ist. Wer welchen Spielstil bevorzugt bleibt einem aber selbst überlassen. Wer kein Interesse auf Online-Multiuplayer hat, oder wie wir nur wenige Spieler über die freie Suche findet, für den bietet sich der lokale Multiplayer im Splitscreen an.

Insgesamt bringt „Borderlands 3“ genau das auf die Konsole, was die Fans erwartet haben. Sie bekommen eine alte, bekannte Steuerung und ein gewohnt ansprechendes Gameplay geboten, welches mit massenhaft Loot, eine einigermaßen ansprechenden Story und vielen ansprechenden Charakteren auffahren kann. Leider erreicht man mit den Calypso-Zwillingen nie das Niveau eines Handsome Jacks, kann sich der Handlung aber doch gut hingeben. Darüber hinaus gibt es einige kleine, aber durchaus sinnvolle Veränderungen und Verbesserungen, durch welche die Spielfreude noch weiter gesteigert wird. Man darf hier natürlich kein absolut neues und anderes Spiel erwarten. Das ist ja auch absolut nicht gewünscht. Deshalb ist der Titel eine gelungene Weiterentwicklung, der seine alten Werte aber noch sehr gut beherrscht.

Abwechslungsreiche Welten

Dadurch, dass wir mit der „Sanctuary 3“ viele verschiedene Welten bereisen, finden wir uns auch in den unterschiedlichsten Landschaften wieder. So bringt uns unsere Reise in Wüstenlandschaften, neondurchflutete Metropolen oder sumpfige Waldgebiete. In all diesen Welten erwarten uns zahlreiche Details, versteckte Schlupfwinkel und geheime Gebiete, die sich allesamt zu erkunden lohnen. Hin und wieder entdeckt man bei seinen Streifzügen geheime Truhe oder eines der zahlreichen Sammelobjekte, welche durchaus lohnenswert sein können. Wie schon in den Vorgängern ist der Titel in einer Cell-Shading Optik gehalten, ohne dabei aber billig oder übermäßig fremdartig zu wirken. Die Charaktermodelle sind wirklich gut umgesetzt worden und ihre Texturen können sich durchaus sehen lassen. Zudem sind überall in den Welten kleine Details versteckt, durch welche die Umgebungen ein wenig lebendiger wirken und dadurch auch sehr ansprechend werden. Nach wie vor muss man sich allerdings darauf einstellen, dass man mit einem Ladebildschirm konfrontiert wird, wenn man das Gebiet wechselt, allerdings sind diese jeweils so groß, dass wir uns stundenlang in einem davon aufhalten können, ohne einmal durch eine solche Unterbrechung gestört zu werden. Sie lassen sich somit wirklich gut verkraften. Von Pop-Up Effekten oder anderen störenden Faktoren war des Weiteren auch nichts zu sehen, die Leistung spricht hier also für sich.

Ebenfalls positiv hervorzuheben ist die tolle Vertonung des gesamten Titels. Nicht nur, dass wir die gleichen Sprecher wie in den Vorgängern präsentiert bekommen, diese machen über die weitesten Teile einen hervorragenden Job und bringen die Stimmung der einzelnen Szenen und Charaktere wirklich sehr gut rüber. Untermalt wird das noch von einem ansprechenden Soundtrack, der wirklich gut abgemixt wurde und sowohl die Action, als auch die etwas ruhigeren Momente durchaus unterstützt.

Wer die anderen Teile der Borderlands-Serie gespielt hat, der wird sich in Teil drei sofort wieder wie Zuhause fühlen. Der Titel schafft es, die gleiche Atmosphäre zu erzeugen, was vor allem durch seine grandiosen Übertreibungen und der schier allgegenwärtige Wahnsinn erreicht wird. Leider führt aber genau das auch dazu, dass uns das wirklich Neue einfach irgendwann fehlt. Nicht, dass wir uns jetzt falsch verstehen, „Borderlands 3“ ist eine wirklich tolle Fortsetzung, bzw. durch die neuen Gegner ein wirklich ansprechender Ableger, der leider zu oft wie eine große Erweiterung daherkommt.

TEST: Borderlands 3 – Der Wahnsinn noch irrer
„Borderlands 3 war auch auf der diesjährigen gamescom einer der wohl am meisten begehrte Titel, und das durchaus zurecht. Die Fans mussten wirklich lange darauf warten, wie es denn nun weitergeht, und sie werden auf keinen Fall enttäuscht. Das Spiel knüpft gekonnt an die Ereignisse von Teil 2 und dessen Erweiterung „Commander Lilith und der Kampf um Sanctuary“ an, ohne diesen zwangsläufig vorauszusetzen. Mit neuen Feinden, neuen Waffen und Fertigkeiten und vielen neuen Planeten macht sich das Team wieder einmal auf die Suche nach den Kammern, während sie sich nebenbei einem mächtigen Feind entgegenstellen. Also, wenn sie nicht gerade mit einer der unzähligen Nebenquests beschäftigt sind. Also alles genau so, wie man es kennt, nur besser, wie etwa bei den Automaten, den neuen Einsatzmöglichkeiten der eigenen Skills oder den verschiedenen Online-Modi. Leider hat der Titel auch diesmal mit einigen ärgerlichen Hindernissen zu kämpfen, wie etwa den teilweise doch sehr unübersichtlichen Menüs und der komplizierten Möglichkeit, die Werte von Waffen zu vergleichen. Außerdem fehlt uns der altbekannte Automat, mit dem wir unsere Waffen zu einer neuen verschmelzen konnten, denn so sind bereits einige legendäre Waffen einfach dem Verkauf zum Opfer gefallen, wofür sie eigentlich viel zu schade waren. Nichtsdestotrotz macht der Titel insgesamt einen wirklich tollen Eindruck und wird uns mit seiner ansprechenden Atmosphäre bestimmt noch lange fesseln."
8.5

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