TEST: Deadpool – „Hey, den müsst ihr unbedingt lesen … Jetzt!“

By Patrick Held 1 comment
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Ihr glaubt, Batman oder Superman seien die größten Superhelden der Welt? Ihr glaubt, ein Superheld würde nie Jemanden verletzen und seine Kraft immer mit großer Verantwortung nutzen? Was für ein Schwachsinn!!!

Es gibt nur einen wahren Superhelden, der alle anderen locker in die Tasche steckt: DEADPOOL! Er kann alles, weiß alles und scheißt einfach auf alle Regeln! Und weil er so ein geiler Typ ist, hat er sich kurzerhand dazu entschlossen, die Produzenten der High Moon Studios dazu zu bringen, ein Spiel mit ihm ihn der Hauptrolle zu entwickeln. Na das kann ja was werden…

iron patriotKurz nach dem Intro wartet Deadpool auf sein Drehbuch, damit er überhaupt weiß, was er zu tun hat. Während er also auf sein Paket wartet, hat man genug Zeit, durch sein Apartment zu laufen, Pfannkuchen zu backen, auf’s Klo zu gehen oder es sich im Sessel gemütlich machen, um so ein wenig Einblick in die Welt dieses unglaublichen Superhelden zu bekommen. Einen Helden, der einst ein schurkischer Söldnern war, bevor er zum Guten bekehrt wurde, der einen Hang zur Selbstdarstellung, Gewaltexzessen und Selbstironie besitzt, kurz: der völlig durchgeknallt ist und damit den Spieler vollständig in seinen Bann zieht.

Wenn das Drehbuch dann da ist, kann es auch mit der Story losgehen. Der Superschurke Mister Sinister hat einen bösen Plan parat, dem sich natürlich nur jemand wie Deadpool, der absolut von sich selbst überzeugt ist, in den Weg stellen kann. Immer wieder begegnet er dabei auch anderen Helden, wie etwa Wolverine oder Rouge aus dem X-Men-Universum, zu denen er so seine ganz eigene Beziehung hat.

Gameplay

Bis an die Zähne bewaffnet mit verschiedenen Schuss- und Nahkampfwaffen (Pistolen, Maschinengewehren, Klingen, Hämmern…;natürlich immer in doppelter Ausführung!) kämpft man sich durch Unmengen von Gegnern, trennt Gliedmaßen und Köpfe ab und geizt dabei nicht mit Blut und extremen Gewaltdarstellungen. Eine ordentliche Priese Comic-Gewalt, bei der man sich schon fast wundert, dass die USK nicht eingeschritten ist. Aber egal, Deadpool freut’s! Und den Spieler auch. Das Kampfsystem erinnert dabei an Spiele wie Devil May Cry oder Bayonetta, obwohl die Dynamik der Kämpfe ein wenig zu wünschen übrig lässt. Konter und Abschussserien beherrscht Deadpool natürlich auch; keine Frage. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Schuss- und Nahkampfwaffen könnten flüssiger von statten gehen und die Liste von Kombos könnte breiter gefächert sein, aber trotz dieser kleinen Mängel machen die Kämpfe unglaublich viel Spaß.
Aber Deadpool beherrscht nicht nur den brachialen Direktangriff, sondern auch subtile Schleichangriffe, die mit unfassbar lustigen Finishing-Moves ausgeführt werden. Zudem besitzt er Selbstheilungskräfte und ist so gut wie unbesiegbar. Ein toller Kerl einfach!

Durch verschiedene Aktionen, wie etwa Headshots oder lange Kettenangriffe, erlangt man Erfahrungspunkte, die man für Upgrades der Waffen oder für neuen Fähigkeiten einsetzen kann, um noch besser für den Kampf gewappnet zu sein. Dieses Rollenspiel-Feature fügt sich gut in das gesamte Spiel ein.

iron patriotNeben dem normalen Spielablauf gibt es noch verschiedene kleine Arcade-Minispiele, wie einen 8-Bit-Abschnitt, weil leider, so erfährt man aus einem Telefonat zwischen Deadpool und High Moon, das Budget aufgebraucht wurde. Auch Rutschen im Abwasserkanal oder Geschützschlachten gehören zur Palette der Minispiele, die für eine gehörige Portion Abwechslung sorgen. Des Weiteren gibt es noch einen Herausforderungsmodus, in dem man sich durch mehrere Gegnerwellen schlagen muss,bevor die Zeit abläuft.

Grafik

Abseits vom Gemetzel hat man die Chance, die linear aufgebauten Level zu durchstöbern, um versteckte Deadpool-Symbole oder kleine Sidegags zu entdecken. Die Umgebung ist dafür relativ groß und ansehnlich gestaltet, im Comic-Stil gehalten, wie etwa „Ultimate Spider-Man“ damals für die PlayStation 2, bieten aber leider keine unvergesslichen Eindrücke. Überall gibt es etwas Neues zu entdecken, alle Level sind mit kleinen Besonderheiten gespickt, wodurch es sich lohnt, das Spiel ruhig ein zweites Mal durchzuspielen.

Die Charakterdarstellungen sind ganz gut gelungen, werden aber genauso gut im Comic-Stil dargestellt. Gesticken und Mimiken lassen sich hervorragend erkennen und unterstreichen gut die Gefühlslage der Figuren. Die Bewegungen sehen sehr flüssig aus und überzeugen, bieten jedoch ähnlich wie das Gameplay kein einmaliges Feuerwerk, sondern gehören zum Durchschnitt. Dennoch kann die Grafik mit ihren versteckten Akzenten und den dynamischen Bewegungen durchaus überzeugen.

Atmosphäre

iron patriotNormalerweise wissen die Figuren in einem Spiel nicht, dass sie in einem solchen sind. Nur ganz selten wird die Grenze zwischen Spieler und Spiel aufgehoben, wie etwa bei der Spielumsetzung des Simpson-Filmes. Deadpool, treibt das Ganze aber auf die Spitze. Er oder seine zwei weiteren Stimmen im Kopf sprechen den Spieler gezielt an, fordern ihn auf, Deadpool zu folgen und beleidigen den Spieler, wenn man einen schweren Fehler begeht. Wendungen im Spiel werden ironisch untermalt durch Sätze wie „Lies endlich das dumme Drehbuch!“ oder durch Telefonate zwischen Deadpool und anderen Figuren. Dadurch wird man so sehr in das Spiel gezogen, wie es wirklich selten passiert. Unterstrichen wird dieser Faktor durch den unheimlich derben und sexistischen Humor, den unser Protagonist an den Tag legt: Er zieht sich auf der Toilette den Zensierbalken länger, weil er ihm zu klein erscheint, macht sich über Filmklassiker wie „Zurück in die Zukunft“ lustig und zieht einfach alles und jeden durch den Kakao, so oft es nur geht. Superhelden wie Wolverine werden auf gepflegte Deadpool-Art niedergemacht und sogar der eigene Entwickler wird verarscht, wenn Deadpool einen Witz versaut und die Kamera auf komisch dreinblickende Crewmitglieder geschwenkt wird. Jeder Furz und jede noch so verrückte Situation wird für einen Witz genutzt. Viele der Gags sind so unterschwellig, dass man erst selbst gar nicht bemerkt, wie man ein immer breiteres Grinsen im Gesicht bekommt. Dieses unfassbar geniale Witzefeuerwerk, das nur so von der unreifen Art des Protagonisten trieft, sucht momentan eindeutig seinesgleichen. Besonders positiv ist hier zu bemerken, dass auf eine deutsche Synchronisation verzichtet wurde, wodurch die Späße noch besser rüberkommen. Allein diese Art und Fülle von Humor lohnt es schon, sich dem Spiel zu widmen, denn der Spieler wird vollständig gefesselt und zwar ohne auf Gegenwehr, Lachkrämpfe und Magenschmerzen inklusive.

TEST: Deadpool – „Hey, den müsst ihr unbedingt lesen … Jetzt!“
"Gut, „Deadpool“ ist jetzt kein Meilenstein der Spielgeschichte, obwohl man für diese Aussage darauf achten muss, dass der verrückte Held nicht direkt durch den Bildschirm springt, um einem die Meinung zu sagen. Grafik und Gameplay können durchaus überzeugen, sind sehr ansprechend und abwechslungsreich gestaltet und bieten eine Menge an Potential, liegen aber noch hinter den vergleichbaren Titeln wie „Devil May Cry“ oder „Bayonetta“, was vor allem die Dynamik der Kämpfe angeht. Doch das ist gar nicht schlimm, denn durch diesen klasse Humor, der an den Tag gelegt wird, überzeugt das Spiel auf ganzer Linie, auch wenn er eher an Schulhofniveau als an einen gestandenen Helden erinnert. Schade nur, dass das ganze Spektakel schon nach nicht einmal 8 Stunden zu Ende ist. Aber selbst diese kurze Zeit lohnt sich auf ganzer Linie."
8

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