TEST – Far Cry: New Dawn – Ein neues Hope County wartet auf euch

By Trooper_D5X Add a Comment
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Ubisoft lässt die Endzeit-Apokalypse mit “Far Cry: New Dawn” noch einmal aufleben und setzt die Story von “Far Cry 5” in einem Spin-Off fort. Die Menschheit soll eine zweite Chance bekommen, aber wird diese auch genutzt? Wir sind noch einmal nach Hope County zurückgekehrt und verraten euch in unserem Review, ob sich der Trip an diesen einst “heiligen Ort” noch einmal lohnt.

17 Jahre später …

Was in “Far Cry 5” (unser Review) noch als Spinnerei einer Untergangssekte rund um den Prediger Joseph Seed abgetan wurde, sollte sich am Ende tatsächlich bewahrheiten. Die Apokalypse kommt über Hope County und begräbt nahezu alles unter sich, was man sich an diesem augenscheinlich friedlichem Ort aufgebaut hat. Die Rache Gottes an den Ungläubigen sozusagen, aber dieser scheint jedoch nicht wirklich lange nachtragend zu sein.

Nur 17 Jahre später hat sich wieder so etwas wie Leben in Hope County entwickelt, auf der einen Seite eine kleine Gemeinde, die ein friedliches Leben in ihrem geschützten Anwesen Prosperity aufbauen, auf der anderen Seite das geläuterte Project New Edens Gate, die abseits jeglicher Zivilisation neu anfangen wollen. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die erbarmungslosen Highwaymen, angeführt von den Zwillingsschwestern Lou und Mickey, die nichts aus der Katastrophe gelernt haben und diese stattdessen für sich nutzen, um alles zu unterjochen, sich an anderen zu bereichern und ihre Macht in Hope County auszubauen. Dafür schrecken sie auch nicht vor grausamen Methoden wie Folter, Mord und Tyrannei zurück. Es wird also Zeit, den beiden arroganten Gören zu zeigen, wo der Hase im Pfeffer liegt.

Während “Far Cry 5” im vergangenen Jahr noch eine recht authentische und ernste Story bot, liegt der Fokus von “Far Cry: New Dawn” verstärkt wieder auf Unterhaltung und Spaß, so jedenfalls kommt die Grundstimmung im Spiel herüber. Dass die Welt nur knapp ihrem Untergang entgangen ist, scheinen die Leute schon wieder vergessen zu haben. Stattdessen werden wilde Demolition Derby´s veranstaltet, Gladiatoren- und Hundekämpfe ausgetragen und wilde Graffiti-Malereien im gesamten County verewigt. Es ist nicht das typische Bild einer post-apokalyptischen Welt, sondern eher eine schrille Version davon, wie man sie auch im kommenden “RAGE 2” von Bethesda erwartet.

Viel wichtiger ist aber, dass man es damit geschafft hat, sich von „Far Cry 5“ noch einmal deutlich abzuheben und eben nicht nur eine Fortsetzung präsentiert, die einfach weitermacht, sondern ein Spiel, das für sich alleine stehen kann und den Vorgänger sinnvoll mit einbindet, sei es mit einigen wiederkehrenden Charakteren oder immer mal wieder Rückblenden oder Geschichten von damals.

Neues, altes Hope County

Und obwohl man sich am gleichen Schauplatz wie in “Far Cry 5” wiederfindet, hat sich Ubisoft sichtlich Mühe dabei gegeben, die Welt komplett frisch und anders auszusehen zu lassen. Eigentlich erinnern nur noch markante Orte oder Gebäude, wie die Joseph Seed-Statue oder die Kirchen an das alte Hope County – vieles ist allerdings komplett zerstört, unter Sand begraben oder wurde schon wieder von der Natur zurückerobert. Dass man sich hier einem simplen Recycling-Verfahren bedient, kann man damit nicht wirklich behaupten.

Noch immer gibt es viel zu entdecken, Prepper-Verstecke auszuheben, überall finden sich Notizen von Überlebenden oder Menschen, die die Katastrophe nicht überstanden haben, oder aber auch bekannte Orte, die man komplett neu entdecken kann, wie das alte Gefängnis, das nun als Munitionsfabrik dient. In diesem Punkt beweist Ubisoft einmal mehr, dass sie eine lebendige und frische Open-World besser beherrschen, wie kaum ein anderer. Man muss sich aber auch Zeit nehmen, diese Dinge für sich zu entdecken und nicht einfach dran vorbei laufen.

Ressourcen sammeln was das Zeug hält

Wie es sich für eine post-apokalyptische Welt gehört, rückt auch in “Far Cry: New Dawn” der Aspekt des Ressourcen sammelns verstärkt in den Mittelpunkt. Alles scheint knapp, wo viel gebraucht wird. Insofern tobt in Hope County ein unerbittlicher Krieg um die letzten, verfügbaren Ressourcen, vor allem um Ethanol, das benötigt wird, um zum Beispiel Prosperity wieder aufzubauen, was teils auch mit eurer Charakterentwicklung einher geht. Ansonsten muss man wirklich alles mitnehmen, was man finden kann – Tapes, Schrott, Dämpfer, einfach alles. Diese werden vor allem dazu gebraucht, um Waffen oder Fahrzeuge herzustellen, wobei sich hier ein ziemlich störender Umstand einstellt, denn die verfügbaren Materialien scheinen kaum dem gerecht zu werden, was für die Waffenherstellung & Co. wirklich benötigt wird. Und dies zeigt sich Far Cry-typisch mal wieder sehr umfangreich.

So musste ich mich beispielsweise gut eine Stunde mit nervigem Grinden beschäftigen, nur um eine einzige Level-3 (von 4) Waffe herzustellen zu können. Da hat der Umstand, dass man direkt aus dem Menü heraus auch optional die benötigten Materialien gegen Echtgeld erwerben kann, wieder etwas Geschmäckle. So stand ich vor den letzten Story-Missionen und hatte die Wahl, entweder zusätzliches Geld für die passende Waffe zu investieren oder noch ein paar Stunden Ressourcen zu sammeln – alles, nur um mal zum Ende zu kommen. Momentan ist das System somit noch zu unausgeglichen und verleitet einen recht schnell dazu, in Mikrotransaktionen investieren zu wollen. Wer, wie ich, sich zunächst nur auf die Story stürzen möchte, wird in „Far Cry: New Dawn“ schnell erkennen, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert. Das mag auch an den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden liegen, die nur darüber bestimmen, wie viel Kraft man verliert, während Gegner immer gleichstark entsprechend ihrem Level bleiben. Auf der anderen Seite wird man so aber auch dazu gezwungen, sich mit allen Inhalten auseinandersetzen zu müssen und die Spielwelt vollständig zu ergründen, auch wenn es am Ende ziemlich zeitaufwendig sein kann.

Als wirklich lohnenswert erweisen sich zudem die neuen Expeditionen an besondere Orte wie Alcatraz oder einen gestrandeten US Tanker, ebenso die Schatzsuchen, die viele Ressourcen mit einmal ausschütten. Wer die besondere Herausforderung sucht, kann sich auch immer wieder an den Außenposten zu schaffen machen, die diesmal nicht nur erobert, sondern auch wieder aufgegeben werden können, um sie dann erneut zu erobern, mit entsprechend höherer Belohnung in Form von Ethanol. Das dürfte vor allem im neuen KoOp-Modus wirklich Spaß machen, da der Schwierigkeitsgrad mit jeder neuen Eroberung recht knackig anzieht.

Gewohntes Qualitätslevel

Spielerisch bleibt alles wie gehabt bei Far Cry, das unter den Shooter jeher den einsteigerfreundlichen Ansatz wählt. Jede Menge und teils sehr kreative Waffen stehen zur Auswahl, ein paar Anpassungsoptionen und Möglichkeiten zum Upgraden, sowie ein Talentbaum, der euch zusätzliche Fähigkeiten mit auf den Weg gibt, etwa stärkere Take-Downs, mehr Heilung und all solche Sachen. Wirklich in die Tiefe, wie zum Beispiel bei “The Division” geht man damit jedoch nicht und orientiert sich stattdessen an vier Level-Stufen auf Seiten der Waffen und Gegner, mit entsprechender Wirkung. Wie erwähnt dauert es allerdings eine ganze Weile, bis man sich die echten Highwaymen-Killer auch zusammenbauen kann. Etwas enttäuschend war lediglich, dass erlernte Vorteile in Bosskämpfen keinerlei Wirkung zeigen, und ein heimlicher Kill von hinten trotz erworbenen Vorteil nicht funktioniert. Wäre auch zu schön (leicht) gewesen! Gleiches gilt auch für Fahrzeuge, für die man lediglich die passenden Ressourcen sammeln braucht und diese dann fertig zusammengeschraubt abholen kann. Wenigstens hier hätte man mehr Anpassungsoptionen erlauben können.

Ansonsten kann man Ubisoft nur mal wieder für ihre sonst exzellent gut gelungene und grafisch detaillierte Spielwelt loben, die sich bis auf ein paar Pop-ups kaum Fehler leistet. Die seien allerdings verziehen, wenn man den Rest einmal in der Gänze betrachtet, kombiniert mit dem flotten und flüssigem Gameplay, wundervoll dargestellten Charakteren und Animationen, sowie der erstklassigen Soundumsetzung. Wie schon erwähnt, kann man Ubisoft in puncto Open-World nur schwer das Wasser reichen, was man mit “Far Cry: New Dawn” einmal mehr beweist.

TEST – Far Cry: New Dawn – Ein neues Hope County wartet auf euch
"Far Cry: New Dawn bringt noch einmal frischen Wind nach Hope County und lässt das einst idyllisch wirkende Montana in einem völlig neuen Licht erstrahlen. Mit der Story setzt man die spannenden Ereignisse aus Far Cry 5 fort, schafft es zugleich aber auch, sich deutlich von diesem abzuheben, sei es mit dem Setting, den Charakteren oder der allgemeinen Atmosphäre, mit der man einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt. Im Mittelpunkt steht hier der Wiederaufbau des County mittels Ressourcen, um die eine erbitterte und brutale Schlacht tobt, allerdings nicht mit diesem sonst bedrückendem, post-apokalyptischen Gefühl im Nacken, sondern eher aus einer spaßigen und recht unterhaltsamen Idee heraus. Gleichzeitig wird das Sammeln von Ressourcen zur echten Geduldsprobe, denn die Beute wirkt angesichts der hohen Anforderung an die echten Highwaymen-Killer ziemlich mager, sofern man nicht zusätzlich in Miktrotransaktionen investieren möchte. Das hinterlässt leider mal wieder einen ziemlich bitteren Beigeschmack, auch wenn sowas immer mehr zum Standard wird. Abgesehen davon kann man aber jede Menge Spaß in Hope County haben, wird mit Aktivitäten und Entdeckungen geradezu überhäuft oder kann sich einfach an der lebendigen und eindrucksvollen Open-World erfreuen, die Ubisoft-typisch wieder vollends überzeugt."
8.6

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