TEST: FIFA Street

By Patrick Held 1 comment
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„FIFA Street“, das stand einst für den Besuch beim Schönheitschirurgen. Hier ein bisschen Botox, dort ein wenig Facelifting und eine übermäßig große Menge Kreide fürs Gesicht – fertig waren die schlaksigen, völlig überzeichneten Comic-Spieler für „FIFA Street 3“.

Der Arcade-Kick auf den Bolzplätzen und Hinterhöfen der Welt war erfrischend anders, in gewisser Weise auch eine launige Abwechslung zum sturen Simulationsfußball. Was nicht nur uns, sondern auch viele Fans sauer aufstieß: ein Karriere-Modus, wie man aus den Vorgänger kannte, fehlte leider.
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Aber hey, wofür gibt es schließlich Fortsetzungen? Richtig, um die Fehler der Vergangenheit auszumerzen. Schon im Rahmen der Ankündigung samt erster Präsentation wurde deutlich, dass EA Sports diesmal den Arcade-Faktor zugunsten von Realismus abdämpft. Der vierte Teil fußt auf der FIFA 2012-Engine und macht sich dessen realistische Züge zu Eigen. Darunter fallen Elemente wie Impact Engine, Precision Dribbling und Personality+.

„FIFA Street 3“ war ohne Frage spaßig. Das Problem war, dass der Spaß von kurzer Dauer war. Hatte man einmal ein paar Matches ausgetragen und seine Gegenspieler mit stylischen Dribblings die Beine verknotet, machte der Spielspaß schneller die Biege als so manche Ehefrau von Lothar Matthäus. Hier setzt man nun mit neuen Features an – Stand Dribble, Street Ball Control und Street Dribble heißt es in „FIFA Street“.

„FIFA Street “ kommt mit einer neuen Street Ball-Control, das neue Moves und Dribblings verspricht. Daher und dank dem Stand-Dribble-Feature täuscht ihr Pässe aus dem Stand an, um euren Gegenspieler alt aussehen zu lassen. Spätestens das Street Dribble zeigt die enge Verwandtschaft zu „FIFA 12“. Dieses ist eine Erweiterung des FIFA 12 Precision-Dribblings und stellt realistischere, körperbetonte Zweikampf-Aktionen in den Fokus, bei denen ihr Angesicht zu Angesicht euren Gegenspieler mit zahlreichen neuen Tricks dumm dastehen lasst. Ihr könnt den Ball so akrobatisch um Gegner vorbeischlenzen, die Pille in der Luft jonglieren und auf Knopfdruck schnellere Bewegungen ausführen – Stil, Coolness und Trickreichtum sind natürlich nach wie vor das Markenzeichen der FIFA Street-Serie. Apropos Spieler: Natürlich macht sich Electronic Arts die offiziellen Lizenzen zunutze und lässt bekannte Stars wie Messi und Podolski auflaufen, sowie weitere aus der 1. Bundesliga, den Nationalmannschaften und Clubs aus der gesamten Welt.

Bei all dem Enthusiasmus alles besser machen zu wollen, schleicht sich aber auch einiges an Fehlern in das Spiel ein. In einigen Situationen ist besonders der Torhüter negativ aufgefallen. So darf es eigentlich nicht passieren, dass der Torwart den Ball seitlich des Tores holen will, es aber manchmal nicht schafft, um das Tor herumzulaufen.

Die KI spielt generell zwar sehr gut, aber ihre Spielweise ist auch nicht ganz frei von Fehlern. Obwohl im Straßenfußball solche Fehler durchaus passieren dürfen, ist es nicht besonders realistisch, wenn ein Spieler mehrere Male völlig frei auf ein kleines, leerstehendes Tor zuläuft und im letzten Moment den Ball am Tor „vorbeitrickst“, um nur ein Beispiel zu nennen.

Außerdem hat deutlich die Möglichkeit gefehlt, dass man seine Spieler auswechseln kann. Auch wenn die Partien nur sehr kurz sind, und auch Kondition kaum eine Rolle spielt – das fehlende Auswechseln ist ein wenig schade.

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Nachdem der Herausforderungs-Modus im dritten Ableger von vielen Seiten als schwaches Äquivalent für den Karriere-Modus aus den ersten beiden Teilen angesehen wurde, feiert EA in „FIFA Street“ das Comeback eines langfristig unterhaltsamen Einzelspieler-Modus, namentlich World-Tour. Der Modus gibt euch die Möglichkeit, ein eigenes Alter Ego zu erstellen, ein eigenes Team von Straßen-Stars zusammenzustellen und euch auf den Weg zu machen, mit diesem zum besten Straßenteam der Welt zu werden.

Dazu tretet ihr in 16 verschiedenen Turnieren an und bewältigt 20 verschiedene Herausforderungen, um zunächst von der lokalen auf die nationale Ebene zu gelangen. Damit es nicht so schnell langweilig wird, will man euren Sammeltrieb ansprechen. Mit der Zeit schaltet ihr immer neue Accessoires und Trikots für eure Mannen frei – davon gibt es rund 225. Zusätzlich lassen sich 100 Stile, Jubelposen und Tricks freispielen.

Neben den vorgegeben Spielen kann man natürlich auch seine eigenen, ganz persönlichen Partien zusammenstellen und austragen. Inspirationen kommen dazu aus der gesamten Welt, was von den Spieltypen bis hin zu der Anzahl an Spielern auf dem Feld reicht. 5-gegen-5 Partien, Futsal Stil-Matches oder einfach nur Tricks performen. Das lässt die Coolness von „FIFA Street“ erst richtig aufleben und kreiert deinen persönliche Street-Style.

Etwas nervig sind die Ladezeiten in den Menüs, die einem deutlich zu lange erscheinen – selbst wenn man in die Einstellungen geht, darin nichts verändert und zurück ins Menü wechselt, wird gespeichert – und das nervt einfach auf Dauer.

Street Network verbindet

Wie bei fast alles EA Titeln in jüngster Zeit kommt auch FIFA Street mit einem eigenen Netzwerk daher, das sich diesmal ‚Street Network‘ nennt. Hier findet ihr euch in einer Art sozialem Netzwerk wieder und könnt Inhalte mit euren Freunden auf der gesamten Welt austauschen. Egal ob deren Status verfolgen, Videos aufzeichnen und bereitstellen, persönliche Favoriten oder Herausforderungen erstellen. Es gibt auch einen Broadcast-Channel, der Warnungen über die Erfolge eurer Freunde ausgibt oder das ‚Tor der Woche‘ zeigt. Wer noch einen guten Kapitän für sein eigenes Team sucht, kann sich im Kader der eigenen Freunde umschauen, die persönlich kreierte Spieler erstellen und zum Download anbieten können. Diese könnt ihr dann weiter bearbeiten oder auch verbessern.

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Einmal um die Welt mit FIFA Street

Trotz „FIFA 12“-Anleihen ist und bleibt „FIFA Street“ thematisch in verruchten Hinterhöfen, Parkplätzen, auf Dächern, Parks und Bolzplätzen angesiedelt – von dem Glanz und Glamour sowie den Stadionkommentatoren aus der Simulationsvorlage fehlt daher jede Spur. London, Rio oder Barcelona – EA Sports schickt euch zum Kicken einmal um die Welt in 35 verschiedene Stadien. Grafisch orientiert man sich um. „FIFA Street “ schmeißt den Comic-Look aus dem Konzept und geht lieber den Weg, realistischer auszusehen. Dazu werden Bewegungen durch diverse Verfahren digitaler Visualisierung, wie etwa Motion Capturing, eingefangen. Mit neuen Möglichkeiten darin, sind die Spieler und Trikots natürlich deutlich detailreicher. Dies wird besonders bei den Licht- und Schattenreflektionen deutlich.

Die Musik macht das Spiel

Soundtechnisch setzt man dazu auf passenden Dubstep und gute musikalische Untermalung, die der Street-Kultur nicht gerechter werden könnte. Rund 30 Tracks umfasst der offizielle Soundtrack, der von Fat Boy Slim mit ‚ Ya Mama‘, bis zu Dj Fudge mit ‚Jump Up‘ reicht. Die Synchronisation kann sich ebenfalls wieder sehen lassen, auch wenn es um euch herum oftmals recht still wirkt.

Offizielle Homepage: www.ea.com/de/fifa-street

TEST: FIFA Street
„Der neue Ableger fußt in erster Linie auf den Konventionen des Straßenfußballs. Da der neue FIFA Street-Teil aber nicht mehr bei EA Sport BIG, sondern bei den "FIFA 12"-Entwicklern von EA Canada produziert wurde, sind Einflüsse des großen Realismus-Bruders kaum wegzudenken. So macht "FIFA Street" von der aus "FIFA 12" bekannten Player Impact-Engine sowie dem neuen Dribbel-System Gebrauch. Überzeichnete, wie vom Schönheitsdoktor operierte Spielerfratzen aus "FIFA Street 3" gibt es unter der neuen Fuchtel also auch nicht mehr. Dafür wird Abwechslung von Rio, über London bis nach Barcelona geboten und „Fifa Street“ schickt euch um die gesamte Welt. Auch wird viel Wert auf realistische Bewegungsabläufe gelegt. Zu diesem Zweck wurde auf ein aufwendiges Motion-Capturing-Verfahren für die Animationen zurückgegriffen. Bis auf kleine Bugs, hat EA hier insgesamt einen guten Job gemacht. Alte Grundsätze des Street-Fußball mit neuen und frischen Ideen. So macht „FIFA Street“ wirklich Spaß.“
8.5

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