TEST: Gravity Rush 2 – Größer! Bunter! Besser?

By Dennis Giebert Add a Comment
8 Min Read

Mit „Gravity Rush 2“ steht uns in Kürze ein Sequel ins Haus, das von Fans schon seit Jahren herbeigesehnt wird. „Gravity Rush 2“ erscheint nun, nach dem überraschenden Erfolg des ersten Teils, erneut für PlayStation 4. Ob dem Sprung vom Handheld zur Heimkonsole dem Spiel nochmals neue Flügel verleiht, das erfahrt ihr in unserem Test.

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Kraftlos in einer neuen Welt

Das Spiel öffnet mit einem Lastenaufzug, der in einen Sturm heruntergelassen wird. Im Fokus der Kamera befinden sich zwei Personen in Schutzanzügen, die an Tiefseetauchanzüge erinnern. Unten angekommen finden sich etliche weitere Personen, die hier anscheinend etwas abbauen. Das Objekt der Begierde ist Erz, das auf dem Markt einen hohen Preis erzielt. Nach einem etwas holperigen Spaziergang, der an einen Ausflug auf dem Mond erinnert, machen wir uns schließlich selbst an die Arbeit. Dann nimmt das Unglück schon seinen Lauf und unsere Anzüge haben eine Fehlfunktion. Aus dem nun nutzlosen Schutz schälen sich Kat, die Heldin des Spiels, und ihr Freund Syd. Ohne die Anzüge halten sie es keine zehn Minuten im Inneren des Sturms aus. Der einzige Ausweg ist ein Spurt zum Lift, was dank Kat gravitationsmissachtenden Fertigkeiten kein Problem darstellen sollte. Es gibt da jedoch ein kleines Problem: Kat hat ihre Fähigkeiten verloren und ist nun ein ganz gewöhnliches junges Mädchen. Wie sich später herausstellt, verschlug es Kat und Syd nach einem Gravitationssturm in die Banga Schiffsiedlung, wo sie von Lisa gerettet wurden. Kat und Syd müssen seitdem, wie die meisten in der Siedlung, ihr Brot durch das Schürfen von Erz verdienen.

Verfeinertes Gameplay

Im regulären Spielgeschehen ist im Großen und Ganzen alles beim Alten geblieben. Die Geschichte wird in Form von Missionen vorangetrieben und durch vorgefertigte Zwischensequenzen bzw. Zeichnungen erzählt. Oft gilt es in den verschiedenen Missionen darum eine bestimmte Anzahl von Nevi, schattenartigen Wesen, zu besiegen, bevor es zum nächsten Punkt geht. Es finden sich allerdings auch Beschattungs- und Stealth-Missionen im Angebot. Neben den Story- gibt es auch noch eine große Zahl von Nebenmissionen, die nach und nach freigeschaltet werden und kleine Geschichten aus der Bevölkerung erzählen. Herausforderungsmissionen stellen euch unterdessen vor einen Fertigkeitstest, für dessen Bewältigung man Edelsteine erhält, mit denen wiederum Kats Fertigkeiten ausgebaut werden können.

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Einen groben Schnitzer leistet sich das Spiel allerdings beim Design der Stealth-Missionen. Werdet ihr innerhalb einer Mission gesehen, füllt sich ein Balken – ist dieser voll, werden die Wachen alarmiert und rufen nach Verstärkung; schaltet ihr die Wache aus bevor sie Alarm schlagen kann, ist alles im grünen. Wenn euch Wachen allerdings durch Wände und aus großer Distanz sehen, kommt mitunter Frustration auf. Das andere Spektrum findet sich, wenn ihr an Wachen auf Armlänge vorbeilauft, diese euch sieht, aber ein Auge zudrückt, weil ihr euch versteckt bevor der Balken voll ist. Hier gilt dann “aus den Augen aus dem Sinn“. Noch schlimmer traf es eine Mission im späteren Verlauf des Spiels, bei der es sich im Grunde um keine typische Stealth-Mission handelt. Werdet ihr hier auch nur für eine Sekunde gesehen, müsst ihr zum letzten Checkpoint zurück, der Alarmbalken fehlt dabei gänzlich. Findet man dann sowohl in der Luft als auch auf dem Boden keine sichere Route, verfällt man in den Trial und Error Trott. Wenn sich dann noch herausstellt, dass die Lösung nur darin besteht stur zu einem bestimmten Punkt zu zufliegen, fühlt man sich etwas betrogen. Das der Rest des Spiels durch sein Open World Design mehrere Lösungen erlaubt, wird dabei komplett und leider außer Acht gelassen.

Einen positiven Eindruck hinterlassen allerdings Kat´s Fertigkeiten. Nutzt Kat ihre Kräfte, werden Objekte in ihrer Umgebung davon beeinflusst, was im Resultat ein kleines Physikspektakel verspricht, in dem etliche kleine und große Objekte mit der Umgebung kollidieren. Kat´s Fertigkeiten werden des Weiteren durch zwei Rüstungen erweitert, die sie jeweils leichter oder schwerer machen. Die unterschiedlichen Schwerkraftmodi müssen allerdings nicht separat verbessert werden, stattdessen steckt ihr eure Edelsteine in sechs unterschiedliche Kategorien wie Angriff und Ausweichen. Lebenskraft und Schwerkraft können dabei nicht mehr durch den Spieler verbessert werden – in „Gravity Rush 2“ werden diese durch das Abschließen von Missionen automatisch aufgewertet.

Farbenfrohe Grafik und stimmiger Sound

Grafisch bietet „Gravity Rush 2“ viel Farbe. Der Markt der neuen Stadt ist farbenfroh, stark bevölkert und detailliert. Die Armensiedlung und das Industriegebiet werden dabei in ein ganz anderes Licht gehüllt. Hier wird gekonnt mit Licht und Schatten gespielt um bestimmte Emotionen zu erwecken. Doch leider ist nicht alles Gold was glänzt. Vor allem im LOD (Level of Detail) finden sich Probleme. Wem LOD nichts sagt hier eine Erklärung: für gewöhnlich werden Objekte in der Entfernung in einem niedrigeren Detailgrad dargestellt, kommt man dem Objekt näher werden mehr Details geladen. „Gravity Rush 2“ hat hier ein unschönes Manko. Hat man Kat etwas aufgelevelt, ist sie bei Weitem flinker als zu beginn des Spiels, nutzt man dann noch ihre schwere Rüstung, um schneller zu fliegen, kommt es zu unschönen verwaschenen Texturen. Hochauflösende Texturen laden in diesem Fall erst nach einer oder zwei Sekunden, begleitet von Umgebungsobjekten, die deutlich auf dem Bildschirm aufploppen.

Musikalisch ist das Spiel dafür wieder bestens gelungen. Wie bei der grafischen Präsentation wird die Musik genutzt, um im Spieler ein gewisses Gefühl für das Gebiet hervorzurufen. Die Musik in der Bangasiedlung kann z. B. als der “Wanderlustig“ und “Eingeboren“ beschrieben werden, während in der Armensiedlung ein deutlich monotoneres fast schon entmutigendes Stück zum Alltag gehört.
Vertont ist „Gravity Rush 2“, wie schon der erste Teil, in einer Fantasiesprache, daher kommt man auch dieses mal nicht darum herum viel zu lesen.

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Umfang und Langzeitspaß

Um bis zum Ende der Hauptgeschichte zu gelangen, habe ich ca. 18 Stunden gebraucht. Laut der integrierten Statistik habe ich dabei ca. 58 % der Geschichte (einschließlich Nebenmissionen?) und 50 % der Herausforderungen abgeschlossen. Allerdings habe ich kein einziges Collectible und nur einen versteckten Schatz gefunden. Ebenfalls nicht unter die Augen gekommen sind mir seltene Nevi, die es laut Statistik gibt. Nachdem ihr eine Herausforderungsmission abgeschlossen habt, zeigt euch das Spiel zudem eure Zeit auf einer Bestenliste, die zum Zeit des Tests selbstverständlich nicht online war. Des Weiteren könnt ihr eure Freunde dazu herausfordern eure Bestzeiten zu unterbieten.

Kat erhält im Verlauf der Geschichte unter anderem auch eine Kamera, die es erlaubt Fotos aufzunehmen und diese auf den Spielserver zu laden, wo sie dann von anderen Spielern bewertet werden können. Erhaltet ihr dann für ein Foto besonders gute Wertungen, bekommt ihr als Belohnung Dusty Tokens, die ihr im Menü gegen Items eintauschen könnt. Neben all diesen Funktionen warten selbstverständlich noch Kostüme für Kat und Möbel für ihr Haus darauf von euch gefunden zu werden.

TEST: Gravity Rush 2 – Größer! Bunter! Besser?
Wer schon an am Erstling Gefallen gefunden hat, wird auch an Gravity Rush 2 nicht drum herumkommen. Der zweite Teil ist deutlich umfangreicher, hübscher, bietet mehr Langzeitspaß und viele Dinge zum entdecken. Auch die neu gewonnenen Kräfte machen Spaß und laden zum Erkunden ein. Aufgrund der vielen positiven Punkte kann man daher bei den kleinen Mankos wie LOD Problemen und dem nicht kohärenten Stealth-System ein Auge zudrücken. Dennoch trüben gerade technische Mankos ein wenig das sonst so tolle Gesamtbild, auch wenn baldige Nachbesserungen wohl schnell folgen werden. So oder so gehört Gravity Rush 2 zu einem der ersten Highlights in diesem Jahr, das definitiv einen Blick wert ist.
8.5

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