TEST: Jump Force – Es könnte so schön sein

By Patrick Held Add a Comment
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Groß waren die Hoffnungen in den Titel aus dem Hause Bandai Namco, der nach seiner Präsentation auf der E3 für genau so viel Begeisterung wie Fragezeichen gesorgt hatte. Die Rede ist von “Jump Force”, einem Aufeinandertreffen der größten Anime-Helden in epischen Battles. Nun stürzen wir uns also ins Getümmel und fragen uns dabei, worin der Unterschied zu anderen Titel aus dem gleichen Genre liegt.

Welten treffen aufeinander

“Jump Force” ist, wie das Roster schon vermuten lässt, diesmal ein Crossover-Fighting-Titel, in dem man als stummer, selbst entworfener Held an der Seite der größten Helden der verschiedenen Manga-Universen gegen von einer bösen Macht besessenen Feinde, den sogenannten „Venoms“ antritt, um dabei die Welten der Helden, als auch unsere eigene Welt zu retten. Dabei treten wir in der Regel in Dreierteams gegen unsere Feinde an, entweder einfache, unbedeutende Gegner, oder aber starke, willenlose Helden. Die Helden selbst teilen sich dabei in drei Teams auf – Alpha, Beta und Gamma, die von Son-Goku, Ruffy oder Naturo angeführt werden und sich aus Figuren aus den passenden Universen zusammensetzen. Daneben gibt es aber auch noch zahlreiche andere Charaktere, wie etwa Yami Yugi aus dem Sammelkarten-Hit „Yu-Gi-OH“, Dai aus Dragon Quest oder noch viele andere aus dem Medienimperium der „Shonen Jump“, zu denen so ziemlich alle großen Anime- und Mangaserien gehören.

Zwar bieten die verschiedenen Figuren einen tollen Ansatz, um ein spektakuläres Abenteuer zu präsentieren, davon ist man aber leider weit entfernt. Man wird ohne große Hintergrundinfo in die Handlung hineingeworfen, begleitet von da an die anderen Charaktere als zentraler Kämpfer, und befreit eine Figur nach der anderen. Dabei wird absolut keine Spannung aufgebaut, die einen dazu antreiben könnte, die Story unbedingt weiter verfolgen zu wollen. Das kommt unter anderem auch daher, dass jeder kleine Abschnitt der Geschichte eine eigene Mission ist. Dadurch dauert es ewig, um überhaupt voran zu kommen, denn nach jeder Mission wählt man die nächste aus, stellt sein Team zusammen, sieht ein bis zwei kurze Sequenzen, kämpft vielleicht 2 Minuten und bekommt dann eine Note für seine Leistung, und das geht dann immer so weiter. Es wäre viel ansprechender gewesen, wenn wir eine komplett zusammenhängende Geschichte präsentiert bekommen hätte, anstatt dieses zerhackte etwas.

Von Mission zu Mission, kenn ich das nicht schon?

Die Missionen wählen wir im Hub aus, der, wie man es etwa aus aktuellen Dragon-Ball Spielen kennt, eine kleine Welt mit verschiedenen Läden ist, durch die wir uns frei bewegen können. Hier sind die drei großen Animewelten miteinander verbunden und bieten ein klein wenig Ambiente. Zu viel darf man von diesem Hub allerdings nicht erwarten. Je nachdem, ob man online oder offline spielt, begegnet man ein paar anderen Figuren, hat Zugriff auf eine Handvoll Missionsstände, sowie auf kleine Geschäfte, die alle die gleichen Attacken und Objekte anbieten. Bereits der letzte Naruto-Titel hatte mit dem Problem zu kämpfen, dass das Potential dieser Zwischenwelt nicht genug genutzt wurde, und “Jump Force” macht dahingehend leider keinen wirklichen Unterschied. Wirklich schade!

Im Zentrum des Titels steht allerdings auch nicht das Ambiente, sondern das Kampfsystem. Dieses bietet eine Mischung aus vielen anderen Elementen, die man aus anderen Titeln des Genres bereits kennt. So bietet sich uns eine geringe Auswahl an Kombos, bedingt dadurch, dass die Angriffe sich auf eine Taste für normale, eine für starke und eine für Griffangriffe aufteilen. Da bleibt wenig Möglichkeit, komplexe Attacken zu integrieren. Darüber hinaus besitzt jeder Charakter vier Spezialangriffe, die für seine Figur typisch sind, und die unsere eigene Figur ebenfalls alle erlernen kann. Abstriche gibt es zum Beispiel dafür, dass Figuren, die sonst gerne in der Luft kämpfen, darauf nun verzichten müssen, und, dass Fernangriffe nur als Spezialangriff vorhanden sind. Dafür können Teammitglieder gemeinsam auf den Feind einschlagen sowie untereinander tauschen. Allerdings teilt sich das gesamte Team einen Gesundheitsbalken, was für uns leider ziemlich befremdlich ist, und auch nicht wirklich sinnvoll erscheint. Alles in allem sind die Kämpfe aber gut zu handhaben, bieten dabei aber auch schon auf der leichten Stufe eine gute Herausforderung. Im Laufe der Zeit sammeln die genutzten Charaktere zum Glück Erfahrungspunkte und steigen so nach und nach im Level auf, wodurch irgendwann auch die schwereren Gegner leichter zu besiegen sein sollten. Bis dahin bleibt der Weg allerdings durchaus steinig und Charaktere, die man wenig bis gar nicht nutzt, verlieren so auf Dauer leider auch den Anschluss.

Alles in allem bietet “Jump Force” in Sachen Story und Gameplay wenig Neues. Alles hat man so oder so ähnlich bereits gesehen, was zwar dafür sorgt, dass man schnell ins Spiel kommt, die ein oder andere Verbesserung wäre allerdings durchaus wünschenswert gewesen. Die Story schafft es leider überhaupt nicht, auch nur ein wenig zu fesseln und ist eher ein nettes Beiwerk, um im Level aufzusteigen. Objekte schaltet man damit ebenfalls nicht frei, denn alle Angriffe können von Anfang an erworben werden. Der gesamte Titel ist eine wilde Zusammenstellung einzelner Missionen, die zwar irgendwie aufeinander aufbauen sollen, was aber durch diese konsequente Zerstückelung wenig ansprechend umgesetzt wurde.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Kämpfe und ihre Mechanik sind gut, bedürfen einigem an Können und sind dabei actiongeladen und laden in keinster Weise zu sinnlosem Button-Smashing ein, aber es fehlt einfach dieses gewisse Etwas, um wirklich lange zu reizen. Und genau das zieht sich leider durch alle Aspekte des Gameplay.

Grafisch klasse, aber keine klare Linie

Wo der Titel in Sachen Gameplay schwächelt, das macht er in Sachen Grafik wesentlich besser. Die einzelnen Stages sind wirklich gut ausgearbeitet und bieten eine Menge an Details, durch die eine gewisse Lebendigkeit entsteht. Hinzu kommen tolle Animationen, nicht nur der Animewelten, sondern auch der realen Schauplätze. So in New York, in denen tolle Effekte auf uns warten, wie etwa die Spiegelung der Lichter im Regen. Auch die Kämpfe an sich sehen wirklich fantastisch aus, egal ob es um die Angriffe oder Verwandlungen geht. Egal ob ein Rasengan oder Kamehame-Ha, die Explosionen und kleinen Sequenzen, die die Angriffe auslösen, sind nicht nur actiongeladen, sondern malen ein echtes Spektakel auf den Schirm. Darüber hinaus laufen die Kämpfe absolut flüssig und vollkommen ohne Fehler, was man vom Hub wiederum nicht sagen kann, denn hier kommt es neben der kargen Stimmung auch zu einzelnen Aussetzern, ohne dafür einen echten Grund zu erkennen. Auch viele der Sequenzen haben mit Performanceproblemen zu kämpfen, was vor allem auch daran liegt, dass es hier keine klare Linie gibt. Manchmal sind die Sequenzen vernünftig dargestellte Videos mit schönen Texturen, asiatischer Synchronisation und ansprechenden Charaktermodellen, manchmal sind es jedoch auch unschöne Vorführungen mit Untertiteln und komisch anmutenden Bewegungen der Figuren. Eine klare Linie wäre hier wesentlichen ansprechender gewesen.

Zu guter Letzt fallen die viel zu langen Ladezeiten ins Auge, die zwischen jeder Mission oder jeder Nutzung des Shops auftreten. Diese sind sogar schon so nervig, dass Bandai diese Problem ganz oben auf seiner Agenda hat und versucht, es mit dem nächsten Update zu beseitigen. Man darf also gespannt sein.

Insgesamt kann man sagen, dass die Atmosphäre von „Jump Force“ ein zweischneidiges Schwert ist. Auf der einen Seite ist die langweilige Story, die kaum Höhen und Tiefen bietet und durch die man sich eher hindurch quälen muss, anstatt wirklich Freude daran zu empfinden, und die auf unzählige einzelne Missionen aufgeteilt sind. Auf der anderen Seite findet sich eine klassisch asiatische Präsentation mit der passenden Synchronisation und den leicht überzeichneten Emotionen, sowie den tollen Animationen der Stages und der Angriffe, die mit überdimensionaler Gewalt und starken Explosionen auffahren. Alles in allem schafft es der Titel dennoch nicht, trotz seiner Möglichkeiten und der zahlreichen Stars-Charaktere zu überzeugen und über einen langen Zeitraum zu fesseln.

TEST: Jump Force – Es könnte so schön sein
“Es könnte alles so toll sein und die Versprechungen waren geradezu riesig. Jump Force bietet einen Mix aus den verschiedensten Anime-Universen und seinen größten Helden, während wir uns selbst mit den anderen im Team zusammenschließen und in einer schlechten Story versuchen, die einzelnen Welten zu retten. Dafür bekommen wir tolle Kämpfe, die sowohl grafisch, als auch in Sachen Gameplay überzeugen können, und dabei sowohl voller Action sind, aber auch eine gewisse Herausforderung bieten, wie man sie haben möchte. Leider sind die zahlreichen Missionen viel zu kurz und bieten insgesamt zu wenig Abwechslung. Und auch die Ladezeit ist aktuell einfach noch viel zu lange. Für Fans anderer Animegames könnte Jump Force durchaus interessant sein, lässt so aber leider einiges an Potential einfach liegen. Wirklich schade, dass die guten Ansätze in einer teils ziemlich miserablen Umsetzung vernichtet werden.”
6

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