TEST: Just Cause 3 – Explosiver geht´s kaum

By Christian Götzinger Add a Comment
10 Min Read

Ihr steht total auch Filme von Michael Bay und die Explosionen in bisherigen Actiontiteln sind euch schlicht und ergreifend zu klein und passieren einfach viel zu selten? Für eine ordentliche Portion Action seid ihr bereit auf eine ausgeklügelte und packende Story zu verzichten? Wenn diese beiden Punkte auf euch zutreffen, könnt ihr mit dem neuen „Just Cause 3“ eigentlich schon gar nicht viel falsch machen.

Die Entwickler von Avalanche, die ebenfalls für das erst kürzlich erschienene Mad Max verantwortlich zeichnen, veröffentlichten nun nach fünf Jahren den langersehnten Ableger für die aktuelle Konsolengeneration. Wir konnten schon von dem Vorgänger gar nicht genug bekommen und erhaschten uns bei diesem nach dutzenden Stunden Spielzeit sogar die Platin-Trophäe. In unserem Test erläutern wir euch, wieso „Just Cause 3“ zwar noch immer ein absoluter Action-Tipp ist, insgesamt aber leider hinter unseren Erwartungen zurückbleibt.

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Wer kennt es nicht? Ihr seid als Passagier mit dem Flugzeug auf dem Weg in eure Heimat, als zahlreiche Kampfjets euer Flugzeug ins Visier nehmen und euch die Raketen nur knapp verfehlen. Kurzerhand entscheidet ihr euch für das Naheliegende: Ihr schnappt euch einen Raketenwerfer, klettert nach draußen, lauft ohne euch festzuhalten auf den Tragflächen des noch fliegenden Flugzeuges und feuert mit unbegrenzter Munition aus allen Rohren auf alles, was sich zu bewegen scheint. Zum Abschluss ein beherzter Sprung in Richtung Boden. Da alles andere ja auch viel zu einfach wäre, öffnet ihr euren Fallschirm erst fünf Meter vor dem drohenden Aufschlag, um dann sofort einige Gegner mühelos mit eurer Knarre wegzupusten. Willkommen in Medici!

Bei Medici handelt es sich um eine gigantische und komplett offene Spielwelt in Form einer mediterranen Inselgruppe, die sich gerade im Bürgerkrieg befindet. Die Rebellen wollen den gnadenlosen Diktator Di Ravello stürzen. Als treuer Landsmann stellt ihr – Rico Rodriguez – euch der Herausforderung. Ist ja eigentlich auch gar kein Problem, denn schließlich habt ihr schon den ein oder anderen Diktator im Alleingang durch die Zerstörung eurer kompletten Umgebung gestürzt. Ihr kommt mit dieser Art von plattem Humor nicht klar? Dann solltet ihr bei den (übrigens überspringbaren) Zwischensequenzen unbedingt weghören oder besser gleich die Finger von Just Cause 3 lassen, denn das Spiel nimmt sich glücklicherweise selbst nicht besonders ernst und treibt daher die Action bewusst auf die Spitze – und auch darüber hinaus.

Wenn ihr noch immer nicht verstanden habt, was eure Hauptaufgabe im Spiel darstellt, dann hier ein kleiner Merksatz: Ist es rot, macht es BOOM! Ihr müsst möglichst viel zerstören, um das regionale Kommandozentrum angreifen zu können und so Stück für Stück die Macht des Diktators zu schwächen. Da ihr für das Zerstören ohne konkretes Ziel mehr Zeit benötigen werdet, als für die Storymissionen selbst, sind diese tatsächlich fast eher beiläufig. Zwar wird in diesen ein gewisser Grad an Abwechslung geboten, im Grunde genommen macht ihr aber nichts anderes als sonst auch: Ihr zerstört möglichst viel. Hin und wieder seid ihr dabei halt mal auf oder in einem Auto, Flugzeug, Boot oder Panzer und müsst eventuell jemanden oder etwas beschützen. Alles nicht besonders wild und daher leider auch nicht überaus interessant. Dies soll aber nicht bedeuten, dass es nicht Spaß macht. Zerstören macht in Just Cause 3 sogar sehr viel Spaß! Das Spiel bietet euch mit Ricos Arsenal an nützlichen Spielzeugen unglaublich viele Möglichkeiten euch euer Gegner zu entledigen oder aber auch einfach mal auf den Putz zu hauen.

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Die größte Neuerung im Vergleich zum Vorgänger stellt dabei der doppelte Greifhaken dar. Während ihr euch auch schon früher mit diesem auf jedes Gefährt und an jede Kante heranziehen konntet, könnt ihr nun bis zu zweimal gleichzeitig je zwei Gegenstände oder auch Personen miteinander verketten. Mit einem einfachen Knopfdruck werden diese dann aneinander gezogen. Daraus ergeben sich wirklich irrwitzige Möglichkeiten. Wenn euch beispielsweise mal wieder zwei Kampfhelikopter auf den Versen sind, dann könnt ihr sie einfach miteinander verbinden und das darauffolgende Feuerwerk bestaunen. Erleichtert wird eure Zerstörungswut auch durch unbegrenzte Sprengsätze mit Fernzünder und natürlich Granaten. Da ihr in eurer Umgebung immer irgendwelche Gegenstände habt, die selbst explodieren können, stehen gigantischen Kettenreaktionen nichts im Wege. So zaubert das Spiel euch immer wieder ein Lächeln auf die Lippen, wenn die Explosion doch mal wieder deutlich größer wurde, als zunächst erwartet. Als wenn dies nicht schon fett genug wäre, verfügt ihr zudem noch über einen jederzeit einsetzbaren Gleitschirm und Wingsuit.

Gepaart mit dem Greifhaken erreicht ihr so eine Bewegungsfreiheit, die ihresgleichen sucht. Die zahlreichen Autos, die ihr euch ganz im Stile von GTA natürlich auch jederzeit schnappen könnt, sind daher eher nur schmückendes bzw. explodierendes Beiwerk. Dazu trägt zudem die behäbige, unverständlich schlechte Steuerung von fast allen Gefährten bei, die leider einiges an Fahrspaß in Frust umwandelt. Dies gilt vor allem für die zahlreichen Nebenaufgaben, die ihr mit dem Befreien einer Stadt freischaltet. Von diesen gibt es die unterschiedlichsten Typen, bei denen ihr je nach Punktzahl bis zu fünf der jeweiligen Zahnräder ergattert und diese für die Verbesserung eurer Fähigkeiten bzw. Ausrüstung in der passenden Kategorie einsetzt. Bei einem klassischen Checkpoint-Rennen erspielt ihr euch beispielsweise einen Boost und sogar eine Sprungfunktion für alle von euch gefahrenen Autos. Zumindest sofern das Auto nicht mal wieder überhaupt nicht auf eure Eingaben reagiert hat – oder zumindest nicht wie erhofft. Auf diesem Wege warten die abgefahrensten Extras darauf von euch freigeschaltet zu werden. Euren Sprengstoff könnt ihr auf Wunsch in Düsen verwandeln, welche sich an allem befestigen lassen und zusammen mit dem Greifhaken verrückte Ideen ermöglichen, die Just Cause 3 zu einem wirklich einzigartigen Sandbox-Spiel machen.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal stellt die gigantische Spielwelt dar. Auf mehreren Inseln erwarten euch ansehnliche Siedlungen im italienischen Stil mit angrenzenden wunderschönen Feldern. Für ein wenig Abwechslung sorgen belebte Wälder, riesige Steinbrüche und natürlich diverse Militärbasen. Leider kann die Spielwelt im Vergleich zum Vorgänger nicht mehr als besonders dicht bezeichnet werden. Während dieser noch über wahnwitzige 368 Orte verfügte, kommt der aktuelle Teil nur auf knapp ein Drittel davon – bei etwas gleicher Kartengröße. Dies macht sich vor allem auf der großen Hauptinsel bemerkbar, die quasi nur aus Gebirge mit kaum Straßen und nur ein paar kleinen Militärbasen besteht. Selbst mit einem Helikopter sucht man dort zunächst eine Weile, bis man überhaupt eine nächste Siedlung erkennen kann. Just Cause 2 bot hier viel mehr Städte und deutlich größere Militärstützpunkte. Auf einer sehr großen Insel konnten wir sogar keinerlei spielerischen Mehrwert entdecken. Zwar ist es mal cool, die toll gestaltete Vulkaninsel mit dem Wingsuit zu durchfliegen, trotzdem hat es für uns einen faden Beigeschmack. Während eine ähnliche Insel im Vorgänger noch mit coolen Eastereggs und Missionen lockte, riecht er hier stark nach einem bezahlten DLC oder nicht fertiggestellten Ideen. Somit erschlich uns im späteren Spielverlauf zunehmend das Gefühl, dass es sich bei der Weltkarte um eine kleine Mogelpackung handelt, denn wirklich lebendig ist fast nur deren untere Hälfte. Ähnlich verhält es sich mit den Sammelobjekten. Über 200 sammelbare Objekte in Just Cause 3 mögen im ersten Moment beeindruckend erscheinen, verglichen zu vorherigen 3000 sind sie aber eher enttäuschend. So wird man insgesamt deutlich weniger Zeit benötigen, um das Spiel komplett abzuschließen. Wer den Vorgänger nicht kennt, der wird jedoch noch immer von der Größe beeindruckt sein, Kenner der Reihe könnten jedoch wie wir nach anfänglicher Begeisterung ernüchternd reagieren.

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In technischer Hinsicht zeigt sich Just Cause mit einigen Höhe- aber auch Tiefpunkten. Auf den Explosionen lag definitiv das Hauptaugenmerk der Entwickler, diese sind tadellos gelungen und in keinem anderen Spiel in solch einer Pracht zu bestaunen. Auch die Weitsicht weiß zu überzeugen, jedoch müssen Pop-Ups in Kauf genommen werden. Dies ist aber zu verzeihen, denn ihr könnt die komplette Spielwelt durchstreifen, ohne einen einzigen Ladebalken betrachten zu müssen. Diesen solltet ihr momentan auch tunlichst vermeiden, da die Ladezeiten, die nur zwischen Missionen bzw. Nebenaufgaben auftauchen, noch viel zu lange dauern. Alle Landschaften sind generell sehr gut gelungen, wenngleich die Qualität der Darstellung je nach Situation schwankt. Die Synchronsprecher sind hingegen mal mehr und mal weniger gut, wobei uns die Stimme von Rico am wenigsten beeindruckt hat. Hier ist man definitiv noch einige Klassen von den Branchengrößen entfernt.

TEST: Just Cause 3 – Explosiver geht´s kaum
"Just Cause 3 bietet eine riesige und wunderschöne Spielwelt, auf der man sich dank zahlreicher Werkzeuge so gut bewegen und grandios austoben kann, wie in keinem anderen Sandbox-Spiel. Wer dafür auf eine mitreißende Story verzichten kann, den erwartet hier viel Spaß beim Zerstören der unterschiedlichsten Dinge auf die verschiedensten Arten. Neben den zahlreichen tollen Verbesserungen schmälert jedoch der zwar noch immer große aber Vergleich zum Vorgänger doch deutlich kleinere Umfang den Gesamteindruck. Mit ein wenig mehr Entwicklungszeit für eine dichtere Spielwelt wäre hier deutlich mehr möglich gewesen."
8

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