TEST: Mortal Kombat 11 – Story & Blutrausch wundervoll vereint

By Patrick Held Add a Comment
11 Min Read

Vier Jahre ist es schon her, seitdem “Mortal Kombat X” offiziell erschienen ist. Zunächst wurde der Titel auf den Index gesetzt, bis er 2015 von eben jenem wieder gestrichen wurde. Begründung: Realitätsferne. Kaum verwunderlich, dass nun mit „Mortal Kombat 11“ ein Ableger der Reihe erscheint, der zum allerersten Mal von Anfang an weder geschnitten noch indiziert hierzulande ist. Stellt sich nur die Frage, ob man mit dem neuen Teil die Latte in Sachen Gore und Brutalität nochmal etwas höher legt, oder das ganze lieber etwas ruhiger angeht. Also: Finish him!

Zurück in die Zukunft, auf die zwölf!

Bereits in der Vergangenheit hatte das Team von Netherrealm bewiesen, dass sie genau wissen, wie man Fighting und Story vernünftig in Einklang bringen kann. Die Story von Teil 11 schließt genau an den Vorgänger an. Raiden hat nach dem Sieg über Shinnok dessen Amulett an sich genommen und wird von dessen Macht immer weiter korrumpiert, bis er schließlich zu dem Entschluss kommt, dass alle Feinde der Oberwelt vernichtet werden müssen, egal mit welchen Mitteln. Er enthauptet Shinnok, um ihn vollständig außer Gefecht zu setzen und greift andere Welten vorsorglich an, um den Feinden voraus zu sein. Daher wird Kronika, die Wächterin der Zeit, auf den Plan gerufen, der es ein für alle Mal reicht, dass sich Raiden und der Rest der Kämpfer immer wieder in ihre Pläne einmischt und diese zunichte macht. Dazu manipuliert sie das Gefüge der Zeit und erschafft temporale Anomalien, die Kämpfer aus verschiedenen Epochen zusammenwirft, wie etwa Sonya und ihre Tochter Cassie Cage, ehemalige Feinde die jetzt Freunde sind oder andere Kombinationen, die für einige Verwirrungen und Reibereien sorgen.

Die gesamte Story von “Mortal Kombat 11” kann sich wirklich sehen lassen, wenn es nicht sogar die beste Story der gesamten Serie ist. Diese wird überaus eindrucksvoll erzählt, bietet viele stilistische Elemente, wodurch eine sehr angenehme Atmosphäre entsteht, die für viel Spannung und Action sorgt. Zudem ist die Story als solche auch sehr ansprechend, nimmt Bezug auf viele, alte Episoden und Ereignisse und bringt die einzelnen Kämpfer in über 50 Kämpfen in Szene. Zwischen den Kämpfen wird die Geschichte zudem mit kurzen Cutscenes weitergeführt, ohne dabei besonders nervig zu wirken.

Wichtiger natürlich als die reine Story ist vor allem aber das Kampfsystem. Mortal Kombat hat hier in der Vergangenheit bewiesen, das man weiß, was man tun muss, und hat seinen eh schon sehr hohen Qualitätsstandard noch ein wenig weiter ausgearbeitet. Wie gewohnt sind auf den Tasten die einzelnen Schläge und Tritte hinterlegt, die sich je nach Kombination zu intensiven und verheerenden Angriffen verbinden lassen. Hinzu kommen Spezialattacken, sowie die neuen „Fatal Blows“, eine Art letzter Versuch, mit einer starken Sequenz nochmal das Blatt zu wenden, wenn die eigene Lebenskraft unter eine kritische Stufe geprügelt wurde. Wer zum Beispiel die „Injustice“-Teile kennt, dem werden diese letzten Chancen bekannt vorkommen, auch wenn Sie hier wesentlich brutaler und blutiger sind. Hinzu komme die ebenfalls neuen „Krushing Blows“, welche die ehemaligen X-Ray Angriffe ersetzen. Auch hier wird mit Röntgensicht gearbeitet, allerdings kann diese nicht mehr mit einfachen Kommandos ausgelöst werden, sondern benötigen spezielle Voraussetzungen, um eingesetzt werden zu können. Diese sehen dann allerdings auch wirklich fantastisch aus, bringen das gewohnte Mortal Kombat-Gefühl direkt in euer Wohnzimmer und lassen euch den Schmerz schon fast persönlich spüren. Klassischerweise gibt es auch wieder ganze Ozeane an Blut, Angriffe, die normalerweise sofort tödlich wären, sowie Fatalities und Brutalities, die nur so vor Splatter und Gedärmen triefen. Tele5 hätte seine echte Freude daran, die Szenen in einen Trash-Film zu verpacken, besonders durch den sehr guten Mix aus Gewalt und Humor, der das Ganze noch besser unterstreicht. “Mortal Kombat 11” ist damit auch weiterhin nichts für schwache Gemüter!

Wer am Anfang von den ganzen Angriffen, Kombos und Finishern überfordert ist, für den bietet das Spiel zahlreiche Tutorials und Übungsstages an. Hier kann man sich sowohl mit den grundlegenden Elementen vertraut machen als auch die Besonderheiten der einzelnen Charaktere einverleiben. Jede Figur wird dabei sogar tatsächlich mit seinem eigenen Training bedacht, um jeden meisterhaft zu beherrschen.

Neben der Story, dem normalen 1vs1, dem Team-Modus und dem Trainingsmodus gibt es noch die sogenannten Türme. Diese sind in die klassischen Türme, die Dauerhaft bestehen bleiben, und die „Türme auf Zeit“ die nur temporär verfügbar sind. In diesen tritt man in mehreren Runden gegen andere Figuren an, während die Kämpfe mit verschiedenen Modifikationen beeinflusst werden können, sowohl von uns, als auch vom Feind. Leider stimmt das Balancing der Feinde zwischen den einzelnen Türmen noch nicht wirklich. In der Regel sind die Herausforderungen auf der Schwierigkeit Mittel eingestellt, teilweise kommt es uns aber so vor, als würden wir gegen eine KI auf höchster Stufe antreten und nicht einen einzigen Konter oder Schlag auf die Kette bekommen. Das kann durchaus frustrieren, da so die Belohnungen, die am Ende des Turmes locken, so in unerreichbare Ferne entschwinden. Zwar wurde laut eigenen Aussagen mit dem letzten Patch bereits daran gearbeitet, so ganz ist die Kuh allerdings noch nicht vom Eis. Bei mehreren Spielern ist es darüber hinaus zu Problemen bei der Gegnersuche, sowie zu Lags im laufenden Kampf. Und das ist gerade in einem Titel, bei dem es um Schnelligkeit und Präzision geht, sehr problematisch.

Ein weiterer Punkt auf der Negativ-Seite ist das System von Fortschritt und Belohnungen. Die einzelnen Figuren besitzen einen riesigen Haufen an Anpassungsobjekten und Skins, die einzeln freigeschaltet werden müssen. Dies erfolgt entweder aus den Türmen der Zeit, oder aber in der Krypta, einem extra Modus, der im Vergleich zum letzten Ableger ein wenig angepasst wurde. Wir bewegen uns frei durch eine düstere Umgebung, sammeln besondere Schlüsselobjekte wie Scorpions Kette oder Shao Kahns Hammer und lösen viele verschiedene Rätsel. Daneben können wir verschiedene Truhen und Gefäße mit Münzen, Seelen und Herzen öffnen, die uns mit den neuen Objekten belohnen. Leider sind die Währungen unglaublich schwierig zu erhalten, zumal manche Kisten unfassbar teuer sind. Da gehen schon mal einige Stunden oder Tage ins Land, in denen man Kampf um Kampf bestreitet, bis man sein Sparschwein gut genug gefüllt hat. Klar, die Motivation wird so ggf. hoch gehalten, allerdings leidet wäre es viel ansprechender, wenn man für faire Arbeit auch fair entlohnt werden würde.

Insgesamt macht „Mortal Kombat 11“ in Sachen Gameplay und Story vieles richtig. Die Geschichte wird auf eine gekonnte Art und Weise weitergeführt, und setzt dabei auf viele ansprechende Features und viel Action, aber auch viel Trash. Und das ist in keiner Weise negativ gemeint! Hinzu kommt ein gut umgesetztes Gameplay, mit einigen neuen und angepassten Elementen, welche die Stärken gut hervorheben, allerdings nicht ganz fehlerfrei sind. So stört das Balancing der Türme schon ungemein, genau wie das wenig ausgeglichene Verhältnis zwischen den erhaltenen Münzen und den Kosten der einzelnen Kisten in der Krypta. Nichtsdestotrotz machen die Kämpfe viel Spaß und laden sowohl online als auch offline zu Schlachten gegen Freunde und die ganze Welt ein.

Schöne Splattervorhersage

Wie man es von einem Fighting-Spiel wie “Mortal Kombat 11” gewohnt ist, wird der Titel während der Kämpfe in 2,5 D dargestellt, in den Zwischensequenzen dann in normalen 3D. Die gesamte Darstellung läuft dabei ohne Ruckeln oder Fehler, nur hin und wieder sind die Ladezeiten ein wenig lang, das lässt sich aber völlig problemlos verkraften. Insgesamt wurde dem Titel ein wenig die Geschwindigkeit genommen, was aber gar nicht schlimm ist, denn so sind die Kämpfe viel kontrollierter und genauer, verlieren sich also nicht in Hektik. Es macht den Eindruck, als wären auch die Kombos und Fatalities von der Schwierigkeit heruntergeschraubt worden, denn diese werden nun viel häufiger auch von Anfängern ausgeführt.

Hinzu kommt eine sehr detailreiche Auslegung der einzelnen Stages, in denen es viele Objekte gibt, mit welchen man interagieren oder im Kampf als Waffe nutzen kann, seien es mal Granaten, die am Rande der Stage liegen, oder ein Baum, von dem wir uns abdrücken können, um etwas Abstand zu gewinnen. Abgerundet wird das ganze von einer ansprechenden Synchronisation, die zwar nicht wie im Englischen von Profi-Kämpfern in der Rolle von Sonya Blade ausgefüllt werden, dafür aber dennoch einen ordentlichen Job abliefern. So hört man den Figuren gerne zu, wenn jeder beim Intro einen passenden Kommentar zu seinem Gegenüber abgibt, egal, wer aufeinandertrifft. Genau das sind die kleinen Momente, welche für diese ansprechende Dynamik sorgt, durch die selbst der unrealistischste Fight zu einem mehr oder weniger glaubwürdigen Event wird.

In vielen Beat’m’Ups geht es inzwischen ja eher darum, dass man eine eigene Figur entwickelt und mit dieser zum ultimativen Kämpfer aufsteigt. “Mortal Kombat 11” geht hier einen anderen Weg, denn mit den freigeschalteten Objekten und Eigenschaften können wir unsere Kämpfer mit eigenen Rollensets neu entwerfen und das Paket aus Spezialangriffen, Finishern und Kombos nach eigenen Wünschen und unseren Vorstellung zu kreieren.  Dadurch kommt in gewissem Maße eine sehr ansprechende Individualität ins Spiel.

TEST: Mortal Kombat 11 – Story & Blutrausch wundervoll vereint
“Insgesamt verspricht Mortal Kombat 11 mal wieder eine sehr ansprechende Atmosphäre, welche von verschiedenen Elementen professionell zusammengesetzt wird. Wir bekommen eine tolle Grafik präsentiert, welche von zahlreichen Details funktioniert und durch welche die Stages sehr lebendig werden. Hinzu kommt die gekonnte Synchronisation und der ansprechende Soundtrack, sowie die passenden Soundeffekte, wenn Knochen brechen oder Blut und Köpfe umherfliegen. Was die Brutalität angeht setzt der Titel keine neuen Maßstäbe, sondern pendelt sich auf einem guten Level ein, auf dem es nach wie vor für Begeisterung sorgt, ohne schon zu extrem zu sein. Keine Sorge, übertrieben brutal ist es weiterhin. Mit der tollen Story und dem guten Gameplay wird „Mortal Kombat 11“ zu einem Titel, der viel Freude bereitet und an verschiedenen Punkten vom Vorgänger abweicht, aber das Spiel zum Glück auf keinen Fall neu erfindet.”
8.5

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