TEST: Pro Evolution Soccer 2013 – Anpfiff zur nächsten Runde!

By Patrick Held Add a Comment
10 Min Read

Wieder einmal kommt es zur größten Schlacht in der Geschichte der Videospiele. Sozusagen das „El Clásico“ der Konsolen. Der Kampf zwischen Konamis „Pro Evolution Soccer“ und seinem Rivalen „Fifa“ aus dem Hause EA.

Beide Spiele kämpfen seit Jahren um den Titel der besten Fußballsimulation. Obwohl Fifa im Moment noch ungeschlagen ist und es letztes Jahr ein Verkaufsverhältnis von 10:1 für EA gab, hat Konami in den vergangen Jahren ordentlich aufgeholt in Sachen Grafik und Gameplay. Doch die Frage ist, ob es bei den aktuellen Ablegern ein Kampf um jeden Zentimeter Rasen geben wird, oder ob PES auch dieses Jahr wieder ohne Punkte nach Hause gehen muss. Also: Anpfiff!

Bevor wir uns aus der Umkleidekabine begeben können, müssen wir unserem Spieler aber erst ein Gesicht geben. Die Anpassungsmöglichkeiten sind überaus zahlreich und individuell und gehen über die Form der Nase bis hin zum Winkel der Augenlider.Haben wir unser Ebenbild entworfen, geht es erst einmal optional zum Training. Hier haben wir die Möglichkeit, sowohl die Grundlagen wie Dribbling oder Antäuschen zu lernen, können aber auch neue Funktionen wie die freie Spielersteuerung und die Mitspielersteuerung ausprobieren. Das Training sollte also sowohl von Neulingen, als auch von erfahreneren Spielern aufgesucht werden, denn ein bisschen Übung schadet ja bekanntlich nie. Auch ein freies Training ist verfügbar, in dem man das Zusammenspiel mit der KI verbessern kann.

Je nachdem, ob wir uns für oder gegen ein Einführungstraining entschieden haben, gelangen wir ins Hauptmenu. Während Fifa immer ein schön aufbereitetes Menü in Verbindung mit der sogenannten Arena bietet, ist das Hauptmenu von PES einfach nur langweilig. Es gibt eine Leiste, in der die wichtigsten Modi wie „Sofort Spielen“, die verschiedenen Pokalwettbewerbe oder die Optionen zu finden sind und in deren Hintergrund immer wieder die Hauptwerbefigur Christiano Ronaldo zu sehen ist, übrigens in immer den selben 3 Posen. Um auf die Onlinefunktionen zugreifen zu können, muss man sich erst einmal umständlich durch die Auswahlmöglichkeiten kämpfen, da jeder Modus seinen eigenen Onlineableger bietet. Das ist nicht nur unglaublich umständlich, sondern schlichtweg nicht mehr zeitgemäß und richtig öde. So macht also bereits im Hauptmenü Fifa den ersten Punkt.

Das Gameplay

Was das Gameplay angeht, hat Konami eine Menge richtig gemacht. Sie haben es geschafft, eine nicht nur anspruchsvolle Gegner-KI, sondern auch eine logisch mitdenkende Team-KI zu erschaffen. Unsere Teamkameraden reagieren sinnvoll auf unsere Aktionen und passen sich der Spielweise an, wodurch ein dynamischer Spielfluss entsteht und lästige Missverständnisse erspart bleiben. Möglich wird dies durch die neu entwickelte „Pro Active KI“, welche die aktuelle Situation analysiert und alle Möglichkeiten in Betracht zieht. Eine Funktion, von der EA sich noch eine Scheibe abschneiden kann.

Eine weitere Verbesserung in der Dynamik entsteht durch das „PES Full Control System“. Der Spieler hat hierbei die Möglichkeit, bestimmte Aktionen präzise zu steuern und auszuführen. Möglich war dies schon im letzten Ableger beim Passen und nun wurden es auch auf den Schuss, das Defensivverhalten, die Ballannahme, Tricks und das Spiel ohne Ball erweitert. Durch diese Neuerung entstehen abwechslungsreiche und spannende Offensivaktionen, die sowohl Taktik als auch Feingefühl benötigen.

Die dritte Neuigkeit in der KI ist die „Player-ID“. Hierbei wurden die jeweiligen Eigenschaften der Topspieler, wie etwa Messis unglaubliches Dribbling oder Robbens Laufstärke auf die KI übertragen. An sich eine gute Idee. Problematisch wird das Ganze aber dadurch, dass diese Profis einfach zu mächtig sind. Es ist fast unmöglich, sie vom Ball zu trennen und sie aufzuhalten, egal, wie sehr man es auch versucht. Ihre Kraft steht in keinem Verhältnis zu anderen Spielern, geschweige denn zur Realität. Außerdem gibt es nur eine Hand voll Stars, die bisher mit einer „Player-ID“ versehen wurden. Wirklich schade, dass diese nette Idee so schlecht umgesetzt wurde. Da liegen die Leistungsverhältnisse bei Fifa schon eher an der Realität, auch ohne Player-ID.

Alles in allem lässt sich aber über das Gameplay sagen, dass es durchaus gelungen ist. Es ist anspruchsvoller und bietet innovativere Spielmöglichkeiten als sein Kontrahent, jedoch mit gewissen Einschnitten. Überhaupt ist PES vom Spielgeschehen her wesentlich anspruchsvoller als Fifa, da bei ersterem jeder noch so kleine Fehler direkt bestraft wird und man hart dagegen ankämpfen muss.

Optisch ein Hingucker?

Obwohl PES 2013 spieltechnisch so viel zu bieten hat, versagt es doch wieder einmal bei der grafischen Darstellung. Das fängt schon bei der schlechten Darstellung des Publikums an und findet seinen Gipfel in plastischen und hässlichen Nahaufnahmen der Spieler. Man kann zwar erkennen, welcher lizensierte Spieler gerade dargestellt sein soll, besonders viel Mühe hat man sich aber nicht gegeben. Auch die Darstellungen nach einem Tor sind nicht besonders schön und erscheinen meist ein wenig ruckelig. Da liegt Electronic Arts doch schon ein ganzes Stück weiter vorne und bietet ein erstklassiges Grafikerlebnis, bei dem man teilweise kaum noch zwischen Game und echter Live-Übertragung unterscheiden kann.

Stadionatmosphäre zu Hause

Genauso wichtig wie die Grafik oder das Gameplay ist die Atmosphäre, welche beim Spielen aufgebaut wird. Es ist entscheidend, ob sich ein Hexenkessel aufbaut, oder ob die Stimmung so lahm ist, dass sogar die animierten Zuschauer am liebsten das Stadion verlassen würden.

Pro Evolution Soccer gibt sich dabei viel Mühe, die nötige Atmosphäre zu erzeugen. Sie nutzen dazu Fangesänge oder auch den Einsatz von Hymnen bei Nationalmannschaften, bei denen die Spieler auch mitsingen. Zumindest sollen sie das, was jedoch unglaublich schlecht dargestellt wird. Die Fußballer sehen beim Singen eher so aus, als würden sie gerade mit offenem Mund kauen oder als seien sie ein Fisch auf dem Trockenen, aber von Gesang hat das Ganze eher wenig. Selbst nach einem Tor gibt es keine Möglichkeit, den Spielern ein bisschen Leben einzuhauchen, da es keinen freien Torjubel gibt.

Auch die durch den Fangesang verbreitete Stimmung hält sich in Grenzen, da die Fans nur ein Lied auf Lager haben und kaum auf die Aktionen ihrer Mannschaft reagieren. Hier und da wird zwar mal gejubelt oder gepfiffen, viel trägt das aber nicht zur Stimmung bei. Auch die Kommentare der Moderatoren Hansi Küpper und Wolf Nuss sind nicht besonderes geistreich und wiederholen sich bereits im ersten Spiel mehrmals. Ein wenig Abwechslung könnte da nicht schaden. Der Wille war da, aber geklappt hat es nicht.

Einen entscheidenden Vorteil besitzt PES jedoch gegenüber Fifa: PES besitzt die Lizenzen für die UEFA Champions League und die UEFA Europa League. Diese haben sie EA vor der Nase weggeschnappt, welche sich nur mit einem „Pokalmodus“ zufrieden geben mussten. Überhaupt besitzt PES dieses Jahr mehr Lizenzen als jemals zuvor. Insgesamt stehen 150 lizenzierte Klubs aus der spanischen, französischen, holländischen und japanischen Liga, sowie Schalke und der FC Bayern als Vertreter der Bundesliga und 17 originalgetreue Nationalmannschaften wie etwa die deutsche Elf oder das Team der Spanier zur Verfügung. Auch der Südamerikanische Pokal, der „Copa Santander Libertadores“ ist spielbar. Die Spiele können in über 46 Stadien rund um die Welt abgehalten werden, unter anderem auch in der Allianz Arena oder im Wembley-Stadion.

Doof bei den UEFA-Wettbewerben ist leider, dass Konami nicht sämtliche Lizenzen besitzt. So besteht der Großteil der Kader aus erfundenen Spielern, und Champions League-Teilnehmer wie etwa Borussia Dortmund wurden spontan aus der Teilnehmerliste gestrichen. Daran zeigt sich, dass es Konami nun mal eben an den Lizenzen für die großen Ligen der Welt fehlt, wodurch sowohl der Realismus, als auch der Spaß erheblich leiden.

Online-Modus

Über den Onlinemodus gibt es nicht besonders viel zu sagen, da er sich im Wesentlichen kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Er wurde mit einem Onlinecode versehen und es gibt die Möglichkeit, in Ranglistenspielen gegen andere Gegner anzutreten und durch Siege oder erfolgversprechende Transfers in den Tabellen aufzusteigen. Auch der Karrieremodus und der „Werde ein Star“-Modus wurden mit einem Onlinemodus versehen. Alles in allem sind aber keine gravierenden Veränderungen zu erkennen.

Offizielle Homepage: www.konami-pes2013.com

TEST: Pro Evolution Soccer 2013 – Anpfiff zur nächsten Runde!
"Es ist wirklich unglaublich schade, dass sich „Pro Evolution Soccer“ so schwer gegen das große Fifa tut. Konami hat durchaus das Potential dazu, zumindest mit Fifa gleichzuziehen, besonders durch die vielen neuen Innovationen und Verbesserungen der Spieldynamik. Beide Spiele besitzen ihre Stärken und Schwächen. PES ist eine Herausforderung und Brillant im Gameplay, wohingegen Fifa unglaublich realistisch aussieht und die Lizenzen für die meisten Ligen und Mannschaften der Welt besitzt. Es bleibt abzuwarten, wie die Kritik aufgenommen und verarbeitet wird. Meiner Meinung nach muss sich PES 2013 auf keinen Fall vor Fifa 13 verstecken. Das Game macht Spaß, wenn man den Fokus auf das Spielerische legt, und nicht auf Lizenzen. Es ist eine klare Kampfansage Richtung EA, die ausdrücken soll „Wir sind noch da! Wir geben nicht auf! Fifa sollte sich die warmen Stulpen anziehen, damit es nicht doch noch in der Schlussminute irgendwann den vernichtenden Treffer kassiert."
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