TEST: Secret of Mana Remake – Es hätte so schön werden können

By Dennis Giebert 1 comment
11 Min Read

Ein Klassiker kehrt zurück! „Secret of Mana“ erschien 1993 auf dem SNES und ist somit gute 25 Jahre alt. Das Alter des Spiels und dessen Vermächtnis, als eines der meist geliebten und best RPGs aller Zeiten, ist daher Grund genug für Square Enix, dem Titel ein Remake zu verpassen und dabei vieles auf den Kopf zu stellen. Ob man sich damit nicht etwas verkalkuliert hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Eine klassische Story

Die Geschichte von „Secret of Mana“ ist, wie viele Spiele seiner Zeit, relativ simpel in der Rahmenhandlung. Einst befanden sich die Menschen und Götter in einem Krieg um den Nutzen von Mana, einer magischen, natürlichen, Energiequelle, die dazu verwendet wurde, um die Mana-Festung zu betreiben. Mit dem Mana-Schwert bewaffnet, schaffte es ein Held allerdings die Mana-Festung zu zerstören und so den Krieg zu beenden.

Das Spiel beginnt mit einer unglücklichen Situation für unseren Helden, der sich durch einen Fall von einer improvisierten Brücke in einer recht problematischen Situation wiederfindet. Eine geisterhafte Stimme, die aus dem Nichts zu kommen scheint, ruft ihn allerdings zu sich – ein in Stein gebetetes Schwert, das noch weitreichende Folgen nach sich ziehen soll. Nachdem das Schwert gezogen wurde, erscheinen plötzlich aggressive Monster, die mit Hilfe des Schwertes jedoch schnell aus dem Weg geräumt werden. Zurück im Dorf wird sich der Junge schnell dem Ausmaß seiner Taten bewusst. Er hat das Mana-Schwert gezogen, das laut alter Legenden in der Nähe des Dorfs sicher verwahrt wird. Die Dorfältesten beschließen daher den Jungen aus dem Dorf zu verbannen, denn wer vom Mana-Schwert auserwählt wurde und es zieht, ist dazu bestimmt die Mana-Festung zu zerstören und die Welt zu retten.
Secret of Mana Remake Manaschwert

Gewohntes Gameplay

Spielerisch ist „Secret of Mana“ noch immer als Action-RPG einzuordnen. Für das Besiegen von Gegner erhält man Erfahrungspunkte, Geld und gelegentlich Schatztruhen. Magie- und Waffen-Level werden durch deren Nutzung verbessert und schalten so immer bessere Angriffe frei. Neue Ausrüstung kauft man hingegen bei Händlern, während Waffen beim Zwergenschmied verbessert werden können.

Angriffe werden Zelda-typisch mit einem Tastendruck ausgeführt, schnelle Angriffe sind weniger effektiv, da unsere Figuren an eine Prozentanzeige gebunden sind, die signalisiert, wie fokussiert der Angriff ist. Befindet sich die Prozentanzeige unter 100, richtet man weniger Schaden an und läuft zudem Gefahr daneben zu schlagen. Hat man genug Erfahrung mit einer Waffe gesammelt, kann man außerdem die Angriffs-Taste halten, was die Anzeige über 100 füllt und einen extra starken Angriff auf seinen Gegner nieder prasseln lässt. Magie kann unterdessen nur von den beiden Damen in unserem Heldentrio bewirkt werden. Vertreten sind zum Beispiel elementare Grundformen wie Erde, Wasser, Feuer und Wind mit denen man seine Figuren buffen bzw. Gegner schwächen und direkt angreifen kann. Dabei ist es äußerst ratsam die Schwächen der Gegner in Betracht zu ziehen, da die richtige Magie verheerenden Schaden anrichten und Kämpfe um ein vielfaches leichter machen kann.

Grafisch ist „Secret of Mana“ anzusehen, das mit einem begrenzten Budget gearbeitet wurde. Relativ niedrig auflösende Texturen zieren Hintergründe und Figuren. Dafür läuft das Spiel mit 60FPS, auf der PlayStation 4 Pro sogar in nativen 4K. Ein Kompromiss, der sowohl positiv, zugleich aber auch negativ betrachtet werden kann. Besser wäre es gewesen, man würde verschiedene Grafikoptionen bereitstellen, denn natives 4K ist für viele Spieler sicherlich noch kein Muss und man hätte die Ressourcen woanders hineinstecken können. Dennoch kann man sagen, dass der Stil des SNES Klassikers gut getroffen wurde, besonders durch die Texturen, die zum Teil verwendet werden, um den Schein von Dreidimensionalität im Hintergrund zu wecken.

Secret of Mana Stacheltiger

Über das Ziel hinaus geschossen?

Wenn es um den Ton geht, gibt es einige Mankos. Zum einem haben wir dort den neuen gemixten Soundtrack, der bei eingefleischten Fans auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte, sowie auch eine Sprachvertonung, die qualitativ starke Höhen und Tiefen aufweist. Der neue Soundtrack wird bei vielen Fans wohl durch seine seltsame Herangehensweise, in Betracht auf das Quellenmaterial, sauer aufstoßen. Zum einem haben wir es hier mit Songs zu tun, die eindeutig das Original als Vorlage verwenden und dies in einer modernen Art und Weise neu interpretieren, auf der anderen Seite finden sich dann Stücke, die vollkommen neu zu sein scheinen und absolut nichts mehr mit dem Original gemein haben. Solch ein Fall bekommt man dann zum Beispiel im Pilzkönigreich präsentiert – während hier im Original eine fröhlich energetische Musik abgespielt wird, in der Trommeln vorherrschen, wird im Remix-Soundtrack etwas unpassender Rock abgespielt. Wenn man sich nun vor Augen führt, dass es sich bei „Secret of Mana“ um ein Fantasy-RPG handelt, dessen Titelbildschirm mit Walgesang untermalt wird, kann man mit gutem Gewissen sagen, dass Square Enix ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist. Wer schon bei dem Gedanken an den neuen Soundtrack erschaudert, kann dennoch beruhigt aufatmen, da man im Sound-Menü auf Wunsch zwischen dem Original- und Remix-Soundtrack wählen kann. Immerhin!

Ebenfalls durchschnittlich ist die englische Vertonung der Figuren. Hier bekommt man es mit einer stark schwankenden Leistung zu tun, in der viele der Figuren von denselben Sprechern vertont werden. Das mehrere Nebendarsteller von einer Person gesprochen werden ist zwar nicht ungewöhnlich, aber wenn man mit drei NPC spricht und zwei praktisch identisch klingen, runzelt man automatisch mit der Stirn. Abgerundet wird dies dann noch von unfreiwillig komischen Performances. Hier kann der Beginn des Spiels, als der Held zum Schwert gerufen wird, als Beispiel dienen. Man hatte mit Sicherheit zwar die Absicht eine geisterhafte, mysteriöse Stimme abzuliefern, was man hört erinnert jedoch mehr an eine missglückte ASMR-Aufnahme, in der der Sprecher aus drei Meter Entfernung in Richtung Mikrofon flüstert. Wer nichts mit der englischen Vertonung anfangen kann, wird darüber erfreut sein, dass man auf Wunsch auch zur japanischen Tonspur wechseln kann.

Secret of Mana Lufti

Die wahren Schattenseiten

Kommen wir nun zu den zahlreichen Problemen des Remakes. Fangen wir mit dem Multiplayer an, der, wie schon zu SNES-Zeiten, lokal mit bis zu zwei weiteren Spielern bestritten werden kann, aber keine Online-Komponente bietet. Eine verständliche Entscheidung, da die drei Helden in der Geschichte vereinzelt kurz getrennt werden. Bedenkt man wie viele Spiele inzwischen aber Drop-In Multiplayer bieten, wäre es sicher ein leichtes gewesen, auch hier einen Online-Modus einzufügen.

Der nächste Punkt ist die KI der NPC-Mitstreiter, die seit 1993 nichts dazu gelernt haben bzw. noch dümmer als im Original zu sein scheinen. Das Fehlen von Wegpunktfindung führt zum Beispiel dazu, dass die Teamgefährten oft an Umgebungsobjekten hängen bleiben. Befindet sich zwischen euren NPCs und euch eine Wand, versuchen sie den direkten Weg zu nehmen. Auf dem SNES wurde man zudem mit einer technischen Einschränkung konfrontiert: Alle drei Spielfiguren mussten immer auf dem Bildschirm sein. Verfing sich eine Figur hinter einem Stein o.ä., war dies, sobald die Kamera nicht weiter wollte, sofort ersichtlich. Das Remake hat diese Beschränkung allerdings nicht mehr und so können Figuren in der Umgebung völlig verloren gehen.

Ebenfalls haarsträubend ist die Kampf-KI der Verbündeten, die nicht selten einfach stehen bleibt und einen leeren Fleck angreift. Dieses Verhalten tritt ein, wenn man der KI befiehlt, Gegner anzugreifen, sobald sie diese wahrnehmen. Befiehlt man der Verbündeten auf den Angriff des Spielers zu warten, bleiben diese jedoch oft tatenlos stehen. Wie man sich auch entscheidet, man wird nicht glücklich oder gar erfolgreich damit. Weitere Probleme gab es mit dem Autosave des Spiels, der immer bei Raumübergängen speichert. In seltenen Fällen kann es aber vorkommen, dass ein Gegner während des Übergangs ein neues Gebiet angreift und der Schaden erst im nächsten Bildschirm angerechnet wird. Wer jetzt zwei Gefallene im Team und wenig HP beim aktiven Helden hat, darf sich auf einen nutzlosen Autosave freuen.

Eingefleischte Fans werden zudem bemerken, dass Gegner ihre Angriffe verlernt haben und Animationen missen lassen. Die wilden Pilze zu Beginn des Spiels haben zum Beispiel keine Drehattacke mehr, mit der sie wild um sich schlagen. Eine weitere fehlende Animation fiel mir im Kristallwald auf. In der SNES-Version finden sich hier Wölfe, die, bevor sie angreifen, aufheulen. Das Remake hat die Animation und den dazugehörenden Soundeffekt allerdings gestrichen.

Mit dem Lexikon, in dem man sich die 3D-Modelle der Gegner anschauen kann, geht die Enttäuschung weiter. Bis auf das 3D-Modell, das sich rotieren lässt, gibt es keine weiteren Infos. Hier hat man eindeutig die Chance vertan Hintergrundinformation zu integrieren. Man hätte zum Beispiel Stärken, Schwächen, HP, MP und Ausrüstungs-Drops der Gegner auflisten können, wodurch das Lexikon eine sinnvolle Neuerung gewesen wäre. So kann man es eigentlich auch ganz weg lassen.

Eines der größten Probleme des Remakes sind jedoch die ständigen Crashs. Beim ersten Crash drückt man noch ein Auge zu, wenn man die Uhr danach stellen kann, wird es allerdings unangenehm. Ab der dritten Spielstunde wurden die Crashs gezählt. Insgesamt brauchte ich ca. 13 Stunden um das Ende zu erreichen. In knapp zehn Stunden Spielzeit kam es zu zwölf Crashs. Somit ergibt sich ein Durchschnitt von 1,2 Crashs pro Stunde, was diese etwas halbherzige Umsetzung irgendwie wunderbar unterstreicht.

TEST: Secret of Mana Remake – Es hätte so schön werden können
Das Secret of Mana Remake ist leider nur ein Schatten der SNES-Version. Die Chancen, die hier vertan werden, sind aberwitzig und zugleich wirklich schade. Man hätte viele Verbesserungen in das Remake integrieren können, die das Spiel einer neuen Generation zugänglich als auch wiederkehrenden Spielern ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert hätte. Noch unverständlicher ist, dass das Remake mit mehr Fehlern zu kämpfen hat als das Original - die Crashs an erster Stelle, gefolgt von unnötigen Neuerungen wie der Vertonung. Alles in allem ist das Secret of Mana Remake in so gut wie jedem Punkt schlechter als das Original, sofern man es gespielt hat, was jedoch nicht unbedingt an dem Spiel selbst liegt, sondern zum Großteil an der halbherzigen Umsetzung. Wer ein SNES sein Eigen nennt und eine Kopie des Spiels besitzt, sollte lieber das Geld sparen und einen vernünftigen Upscaler für seine alte Konsole investieren. Der Versuch des Remakes war sicherlich eine tolle Idee, kann dem Original aber bei Weitem nicht das Wasser reichen.
6.5

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