TEST: Stranger of Paradise – nur für Gameplay-Fans

By Jonas Herrmann 8 comments
9 Min Read

Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist nicht nur ein sperriger Titel, sondern im Vorfeld auch sehr schwer einzuschätzen gewesen. Angesiedelt im beliebten Universum von Final Fantasy und entwickelt von den Nioh-Machern von Team Ninja war das Spiel von Beginn an irgendwo zwischen den Stühlen zu verorten. Wir konnten den Stranger of Paradise im Vorfeld auf Herz und Nieren testen und verraten euch, wo das Spiel in der absoluten Top-Liga spielt und weshalb es doch nicht ganz zum Hit reicht.

Ist das noch Final Fantasy oder kann das weg?

Stranger of Paradise erzählt eine alternative Geschichte zum allerersten Final Fantasy. Es kommen bekannte Charaktere vor, es werden bekannte Schauplätze bereist und auch die Geschichte der Welt wird weitesgehend übernommen. Dennoch handelt es sich hierbei nicht um ein Remake oder ähnliches. Team Ninja übernimmt im Grunde die Ausgangslage und erzählt dann eine eigene Geschichte. Und die ist leider nicht besonders berauschend.

Stranger of Paradise
Das Design ist an vielen Stellen gut gelungen.

Versteht mich nicht falsch, die Geschichte ist keineswegs komplett Banane, allerdings in weiten Teilen auch einfach nicht spannend. Protagonist Jack ist von Beginn an blass wie Weißbrot und auch sonst kann keiner der Charaktere langfristig die Sympathien auf sich ziehen. Heraus kommt eine recht klassische Fantasy-Geschichte mit dramatischen Ereignissen und epischen Kämpfen, die nie so richtig zieht. Ein waschechtes Final Fantasy solltet ihr hier also nicht erwarten.

Es gibt zwar immer wieder ganz schicke Zwischensequenzen, sonst bleiben Highlights aber größtenteils aus. Auf eine Open World müsst ihr ebenfalls verzichten. Auf der Weltkarte wählt ihr einfach eine Mission nach der anderen aus. Diese laufen dann sehr linear ab und enden in einem Bosskampf.

Schwache Technik vs. schöne Designs

Bevor wir zu den wirklich guten Aspekten kommen, müssen wir ein paar Zeilen zur Technik von Stranger of Paradise verlieren. Das Spiel sieht zu keinem Zeitpunkt wie ein vollwertiges Next-Gen-Spiel aus. Die Grafik bewegt sich auf oberem PS4-Niveau, wenn ihr also mit eurer PS5 angeben wollt, dann sucht euch einen anderen Titel dafür aus.

Stranger of Paradise
Die Technik lässt die PS5 nicht unbedingt zur Geltung kommen.

Demgegenüber steht aber ein an sich abwechslungsreiches und mitunter richtig hübsches Design der Spielwelt. Da gibt es leuchtende Höhlen, verwunschene Wälder und imposante Festungen. Ein ums andere Mal sieht das dann auch wirklich schick aus, unsere Kinnlade denkt aber eigentlich nie daran, herunter zu klappen. Der DualSense bekommt hin und wieder ein paar ganz nette Effekte wie Donnergrollen spendiert, das haben wir bei anderen Spielen aber zuletzt deutlich überzeugender und häufiger eingesetzt gesehen.

Soulslike für Jedermann

Jetzt aber zum wirklich guten Part von Stranger of Paradise: dem Gameplay! Team Ninja kennt sich mit dem Soulslike-Genre gut aus, das haben sie mit den beiden Nioh-Titeln unter Beweis gestellt. Kennern werden sich daher in Stranger of Paradise von Beginn an wohl fühlen. Die Kämpfe sind schnell und dynamisch. Wir weichen aus, blocken Angriffe und greifen mit unterschiedlichen Attacken an. Währenddessen passen wir gut auf unseren Lebensbalken auf, da dieser schneller aufgebraucht ist, als es uns lieb sein kann. Das Kampfsystem funktioniert und macht durchgehend Spaß, bietet aber auch ein paar interessante Feinheiten.

Statt wie die meisten Vertreter des Genres auf ein Asdauer-System zu setzen, geht das Spin-off einen anderen Weg. Wir können Angriffe daher ohne Ende aneinander reihe. Dafür haben wir und auch unsere Gegner einen speziellen Willens-Balken. Fällt der auf Null, sind wir kurzzeitig kampfunfähig und gegnerischen Attacken wehrlos ausgesetzt. Wenn wir den Balken von Feinden leeren, können wir sie mit einem besonders starken Angriff direkt erledigen. Das sieht nicht nur cool aus, sondern bietet auch spielerische Vorteile.

Stranger of Paradise
Die Kämpfe machen richtig Laune!

Erledigen wir Gegner nämlich mit einem solchen Angriff, laden wir unsere MP-Leiste auf, die wir für besondere Aktionen benötigen. Darüber hinaus erhöhen wir aber auch unsere Maximal-MP. So werden wir im Laufe eines Abschnitts mit der Zeit immer stärker und können mehrere besondere Aktionen ausführen. Außerdem können wir auch einen Teil unseres Willens-Balken für spezielle Blocks nutzen. Blocken wir auf diese Weise im richtigen Moment, füllen wir die MP-Leiste ebenfalls wieder auf und können sogar Spezialattacken der Gegner abfangen, die wir dann selbst ausführen dürfen.

Durch dieses System spielen sich die Gefechte wirklich spannend und abwechslungsreich. Der Schwierigkeitsgrad kann dabei frei gewählt und laufend angepasst werden. Auf der normalen Einstellung ist er zwar durchaus recht hoch, aber trotzdem weit entfernt von Elden Ring und Konsorten. Dazu kommt, dass wir stets zwei Mitstreiter an unserer Seite haben, die ebenfalls ordentlich Schaden austeilen und die wir getrost vorschicken können. Wer also ob des Schwierigkeitsgrads von Soulslikes abgeschreckt ist, muss sich hier keine allzu großen Sorgen machen.

Komplexes Rollenspiel

Wie die Kämpfe letztlich ablaufen, ist nicht zuletzt von eurer Klassenwahl abhängig. Hier offenbar Stranger of Paradise eine ungeahnte Tiefe und Komplexität. Zu Beginn sammelt ihr unterschiedliche Waffen ein, die euch dann verschiedene Jobs ermöglichen. Ihr könnt klassisch als Schwertkämpfer, aber auch als Magier oder Faustkämpfer spielen. Wenn ihr einen der Jobs nutzt, sammelt ihr Jobpunkte, die ihr dann im Fähigkeitenbaum ausgeben könnt. Levelt ihr einen der Äste durch, wartet häufig ein besonderer neuer Job auf euch.

Um z.B. den Dieb freizuschalten, müsst ihr zuerst den Faustkämpfer und den Duellanten hochziehen. Über den Dieb könnt ihr dann zum Ninja werden, vorausgesetzt, ihr habt zuvor über den Ronin den Samurai freigespielt. Jeder Job bietet spezielle Fertigkeiten, sodass ihr euren Charakter wirklich sehr frei und unterschiedlich spielen könnt. Da ihr die Jobs einzeln levelt, müsst ihr euch auch nicht für einen Weg entscheiden. Wollt ihr mal etwas anderes ausprobieren, könnt ihr einfach eine der älteren Missionen erneut spielen.

Stranger of Paradise
Die Fähigkeitenbäume bieten jede Menge Spezialisierungsoptionen.

Während dem Spiel könnt ihr immer zwischen zwei Klassen switchen. Ihr könnt eure Gegner also beispielsweise als Magier aus der Ferne anzünden und danach mit dem Schwert bearbeiten. Die Kombinationen bieten dabei jede Menge Potenzial zum ausprobieren. Zum Glück könnt ihr mehrere Voreinstellungen abspeichern. Eure Gefährten haben ebenfalls eine Klasse und schalten im Spielverlauf weitere frei. Auch hier könnt ihr also taktisch unterschiedliche Herangehensweisen festlegen.

Dazu kommen dann noch Unmengen an Loot, den ihr in den Dungeons findet und den Feinde fallen lassen. Schnell platzt euer Inventar aus allen Nähten, glücklicherweise könnt ihr aber per Knopfdruck die aktuell beste Ausrüstung anlegen. Auch hier gibt es im späteren Spielverlauf verschiedene Teile, die sich für bestimmte Spielstile eignen. Ein Magier bekommt in der passenden Robe etwa mehr MP, Ritter setzen an vorderster Front natürlich auf maximale Panzerung. Die überschüssigen Teile könnt ihr zwischen den Missionen zerlegen und mit den Ressourcen dann wieder andere verbessern. Das lohnt sich aber vor allem im wirklich späten Spiel, da ihr vorher eigentlich regelmäßig neue und bessere Ausrüstung findet.

Den Koop-Modus konnten wir bisher leider nicht ausprobieren, das holen wir in den kommenden Tagen noch nach.

TEST: Stranger of Paradise – nur für Gameplay-Fans
Fazit
"Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin macht es einem anfangs nicht unbedingt leicht. Die Technik ist durchwachsen, die Story nicht wirklich packend. Sobald wir uns aber in die ersten Kämpfe stürzen, entfaltet das Spiel sein volles Potenzial. Die Kämpfe machen unheimlich viel Spaß und die Rollenspielaspekte verdienen Bestnoten. Letztlich ist fraglich, ob es die Bezüge zu Final Fantasy unbedingt gebraucht hätte, auch wenn diese für Fans natürlich cool sind."
Pro
Tolles Kampfsystem
Viele Jobs und Kombinationsmöglichkeiten
Schönes Design
Contra
Story kaum packend
Technik eher durchwachsen
8.5

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