TEST: Valentino Rossi The Game – Lebende Legende auf der Überholspur?

By Johannes Add a Comment
7 Min Read

Rennspiele scheinen eine gute Figur auf der Playstation 4 zu machen, allerdings nehmen Simulationen in diesem Genre eine ganz eigene Sparte ein, in der größtenteils die große Fangemeinde des jeweiligen Sports die Käuferschaft bildet. So ist es auch bei der Moto-GP-Reihe, die sich bis heute dank loyaler Fans auf dem Markt halten kann. Mit „Valentino Rossi  – The Game“ konzentriert sich das Entwicklerstudio Milestone auf den 9-fachen Champion Valentino Rossi, der auch der Namensgeber des Spiels ist. Viele Strecken, legendäre Momente und viele Karriere-Features versprechen genügend Spielzeit. Doch was sagen wir über die Qualität des Spiels?  Befinden wir uns auf der Überholspur oder bleibt der Spaß doch eher auf der Strecke? Das alles erfahrt ihr in unserem ausführlichen Review zu „Valentino Rossi – The Game“.

0815-Karriere-Modus…?

Story-technisch bietet „Valentino Rossi“ durchaus viel Potenzial, denn es gibt zwei Modi, die jeweils als Handlung fungieren können. Zuallererst kommt der typische Karriere-Modus, in dem wir einen eigens kreierten Fahrer auf unterschiedliche Pisten schicken, um die jeweilige Bestzeit zu schlagen und unseren Piloten statistisch auf neue Ebenen zu bringen. Doch was bringt das Können, wenn die Kohle nicht stimmt? Mit mehr Bekanntheit kommen neue Sponsoring-Verträge herein, die Credits und somit neue Kleidung bringen. Eigentlich ist der Karriere-Modus eher klasssch gehalten, denn in dieser Form haben wir es in vielen anderen lizenzierten Rennspielen auch schon gesehen und vielerlei Male durchgekaut. Fast hätte ich „Valentino Rossi“ in puncto Story bereits abgeschrieben, bis ich den namensgebenden Modus ausprobiert habe. Milestone hat es nämlich tatsächlich geschafft „The Doctor“ vor die Linse zu kriegen, um alle seine Karriere-Highlights unter die Lupe zu nehmen und sogar Genre-Neulingen wie mir das Leben eines legendären Motorrad-Piloten näher zu bringen. Das Schöne an der ganzen Geschichte hinter dem Herrn Rossi ist natürlich die Erzählweise, mit der „The Doctor“ seine halsbrecherischen Rennen beschreibt. Umso beeindruckender ist der Moment, wenn wir selbst die exakt nachgebildeten Strecken entlangfahren und die glorreichen Momente der lebenden Legende am eigenen Leib spüren können.

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Simulation statt Arcade-Racing

Bereits bei dem ersten Startschuss bemerken wir die sensible Steuerung und die nicht ganz einfach zu lenkenden Maschinen, die besonders am Anfang eurer Karriere als MOTO-GP-Pilot keine Fehler verzeihen. Kaum zu stark eingelenkt, schon fällt euer Motorradfahrer zu Boden – mit der Konsequenz, dass ihr ganz schnell auf dem letzten Platz landen werdet. Der erste Platz ist dabei nicht ganz so einfach wieder zu erkämpfen, da eure KI-Gegner keinerlei Gefühl von Missgeschick oder Fehler in ihrer Fahrweise verspüren. Egal wie stark ihr sie anfahrt oder schneidet, fallen werden sie so schnell auf jeden Fall nicht.

Aufgrund dessen ist mit den Gegnern nicht zu spaßen, vor allem dann nicht, wenn euch „The Doctor“ höchstpersönlich auf seine Ranch für ein paar schnelle Runden mit dem Dirt-Bike einlädt. Ihn zu besiegen ist nicht so einfach, vor allem da die Steuerung ohne zusätzliche Tutorials eine gewisse Eingewöhnungszeit braucht. Moto-GP-Fans werden dabei voll auf ihre Kosten kommen, denn der Grund für den Spitznamen „The Doctor“ hat der Rossi nicht grundlos. „Ein Motorrad zu fahren ist eine so präzise Angelegenheit, da man wie ein Chirurg bei einer Operation vorgehen muss“, so zumindest die Legende höchstpersönlich.

Noch erbarmungsloser sind übrigens auch die Mitspieler online, die üblicherweise einige Spielstunden auf dem Buckel haben und einiges an Können erfordern, um auf den besseren Plätzen im Ranking zu landen. Natürlich werdet ihr viele Male das Gefühl haben, den anderen zu unterliegen, doch habt ihr euch an die harte Steuerung gewöhnt, geht es stets leichter um die Kurven zu fahren, ohne runterzufallen oder unnötige Bögen um den Asphalt zu drehen. Auch ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Beschleunigen und Bremsung zu finden – seid ihr euch nur ansatzweise unsicher und bewegt während der Kurve den Analogstick ganz kurz, schafft ihr die Ideallinie bei dieser Kurve leider nicht mehr und werdet daraufhin auch noch höchstwahrscheinlich von euren Kontrahenten überholt.

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Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist die Menge an Nebeninformationen und Fachwissen zu den MOTO-GP-Rennen und den allgemeinen Infos zu den Fahrstilen, bekannten Persönlichkeiten oder die Meilensteine des Piloten-Daseins. Sogar die Neigung in den Kurven scheint bei Pilot zu Pilot unterschiedlich zu sein, um den perfekten Winkel zu erreichen. Solche Details sind für einen Neuling interessant und schaffen es sogar, den eigenen Horizont rund um Motorrad-Rennen zu erweitern.

Optisch eher nicht so…

Beim ersten Rennen habe ich einen sehr ernüchternden Eindruck von der Gesamtoptik bekommen. Viele kantige Umrisse und schwammige Texturen, gefolgt von eher langweiligen Details in der Umgebung. Ich hätte mir eher die Grafik gewünscht, die mal wieder die Vorab-Screenshots versprochen haben. Aber zwischen Sollen und Sein liegen ja nicht selten viele Meilen. Doch wie es heutzutage ist, unterscheiden sich diese beiden Eindrücke besonders bei „Valentino Rossi“ sehr. Durch den großen Anteil an Technik im Gameplay vermisse ich insbesondere das Gefühl der Geschwindigkeit und allgemein das zu erwartende Gesamtbild eines rasanten Rennens, was mir in jeder Runde und in jedem Modus verwehrt bleibt.

Hier und da bekommt man schon ein euphorisches Gefühl, wenn man als Valentino Rossi die legendären Rennen genauso nachfährt, wie es in Wirklichkeit auch gewesen ist, doch das war es auch schon. Das Schadensmodell scheint überhaupt nicht zu existieren, zurückzuführen auf die bereits stabilen Gegner, die scheinbar am Motorrad festkleben und nur in Ausnahmefällen von ihrer Maschine fallen. Die Schäden am Motorrad bleiben hierbei ebenso aus, was man sich angesichts heutiger Standards nur schwer erklären kann.

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Soundtechnisch beeindruckt „Valentino Rossi“ ebenfalls nur bedingt und bietet kaum akustische Highlights. Die Motorgeräusche sind leider viel zu monoton und unterscheiden sich nur geringfügig voneinander. Die Musikuntermalung hingegen ist dafür ganz solide und passt auch von der Stimmung her in das Spiel hinein. Die deutsche Synchronisierung ist ebenfalls ganz passabel, könnte diesem aufregenden Sport entsprechend jedoch deutlicher emotionaler sein. Alles in allem fällt der akustische Aspekt bei „Valentino Rossi“ okay aus, mit ein wenig Luft nach oben.

Entwickler: Milestone
Publisher: Bandai Namco Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.motogpvideogame.com

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TEST: Valentino Rossi The Game – Lebende Legende auf der Überholspur?
„Valentino Rossi“ beeindruckt durch die zahlreichen Nebeninfos und den leichten erzählerischen Einstieg für jeden MOTO-GP-Neuling. Für Genre-Neulinge sieht es spielerisch allerdings ganz anders aus – eine sensible Steuerung, die das Motorradfahren zwar authentisch, jedoch gewöhnungsbedürftig gestaltet. Profis dürfen sich hingegen auf eine knackige Herausforderung einstellen und das aufregende Leben von Rossi leben. Optisch enttäuscht „Valentino Rossi“ leider auch noch zu sehr, zumindest für heutige Standards im Renn-Genre, aber vor allem auch für Entwickler Milestone, von denen man ganz anderes gewöhnt ist. Soundtechnisch gibt es hier und da was zu meckern, fällt aber bei Weitem nicht so sehr ins Gewicht wie andere Makel. Für wen ich das Spiel empfehlen würde? Eindeutig an Genre-Kenner und Rossi-Fans, denn Neulinge werden wohl bereits nach wenigen Stunden Spielzeit wieder auf die Bremse drücken.“
7.7

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