TEST: XCOM 2 – Wenn die Rettung der Welt nur Taktik und Strategie benötigt

By Johannes Add a Comment
8 Min Read

In Sachen Strategie und Taktik hat sich der Titel „XCOM“ mit der Zeit immer mehr zu einer beliebten Spieleserie entwickelt und konnte in der Vergangenheit neben dem Debüt auf der PS3 auch mit „Enemy Within“ und „The Bureau“ seine Erfolge feiern. Mit „XCOM 2“ schickt „2K Games“ offiziell den zweiten Teil ins Rennen, wobei der Release für PC-Spieler bereits im Februar dieses Jahres stattgefunden hat. Ab diesem September dürfen sich auch die Konsolen-Spieler auf die Alienjagd freuen, weswegen wir es uns nicht nehmen ließen, einen ausführlichen Bericht zu „XCOM 2“ bei euch abzugeben. Schafft es der Nachfolger mit dem immer größer werdenden Erfolg der Serie mitzuhalten oder bleibt die Alien-Rebellion dieses Jahr auf der Strecke?

Aliens + Diktatur = ?

Nach den Ereignissen im ersten Teil ist nun klar, die Menschheit ist der Alienrasse endgültig unterlegen. Genlabore, Militärkontrolle und flächenübergreifende Propaganda sind auf der Erde seitdem an der Tagesordnung. Diejenigen, die sich wehren, werden verschleppt und zu gefühlslosen Soldaten mutiert. Kein Wunder also, dass sich aus den ehemaligen Militär-Truppen eine Gegenbewegung bildet, die einen starken Anführer braucht. In der Praxis schaffen es die Entwickler den Spannungsbogen oben zu halten und das Interesse des Spielers mit unvorhersehbaren Ereignissen nicht zu verlieren. Mit jeder Zwischensequenz kommen immer mehr ungeklärte Fragen auf, deren Antwort wir unbedingt erfahren wollten.

xcom 2 (1)

Im Gegensatz zum ersten Teil kann ich hier nicht von einer linearen Erzählung reden, da man im Laufe der Zeit auf Angriffe, Missionen und externe Aufträge selbst reagieren kann. Dementsprechend ändert sich der Handlungsstrang, wenn wir stets dringende Missionen oder die Beschaffung von wichtigen Ressourcen ignorieren. Denn der Erfolg von diversen Missionen löst hier und da eine Zwischensequenz aus, die uns mehr von der Alienrasse und ihren Plänen für die Menschheit verrät, was für den Erfolg unserer Mission von ganz großer Bedeutung ist. Ich finde auch, dass die Motivation die Aliens zu erledigen eine viel größere ist, als es noch im ersten Ableger der Fall war, wodurch die Langzeitmotivation und letztendlich der Spielspaß nicht zu kurz kommen.

Altbekannt und doch irgendwie neu?

Dabei unterscheidet sich „XCOM“ von allen gängigen Strategie-Titeln, zumal wir maximal sechs Soldaten befehligen können und zusätzliche Features, wie Ressourcen-Aufbau, Charakterentwicklung etc., außerhalb der Missionen stattfinden. In manchen Situationen erinnert mich das Gameplay an Fallout, da wir beispielsweise die Treffsicherheit bei jedem einzelnen Gegner berücksichtigen. Fehlt nur noch die detailgetreue Schusswahrscheinlichkeit für jedes einzelne Gliedmaß, dann könnte man hier gewisse Parallelen zum Bethesda-Titel erkennen. Das Kampfsystem ist rundenbasiert, was auf der einen Seite ziemlich gut durchdacht ist und einen Zeitraum für strategisches Denken schafft, dennoch sehe ich hier ganz klar auch Nachteile. So werden die Alien-Aktionen bzw. die Gegnerrunden in die Länge gezogen, was entweder an der KI oder den unnütz verzögerten Animationen liegt. Auf jeden Fall zieht sich diese Problematik durch alle Missionen, was auf Dauer auf die Nerven geht. Ich würde sowieso eine Option zum Überspringen der Gegneranimationen begrüßen und eine kleine Zusammenfassung vor Rundenbeginn erhalten, um über die aktuellen Aktionen der Gegner informiert zu werden.

Was bereits im ersten Teil kritisiert worden ist, bleibt auch bei „XCOM 2“ ein Problem – unsere Treffsicherheit kann unter 50 Prozent betragen, wenn der Gegner vor unserer Nase steht. Demotivierend ist auch die Tatsache, dass wir uns die meiste Zeit nur auf unser Glück verlassen können, da wir der hohen Trefferquote  nicht immer Glauben schenken können. Manchmal kommt es uns auch mal so vor, als ob „XCOM 2“ ein Glücksspiel und kein Strategie-Titel ist, doch das ist eher Ansichtssache und das Ergebnis vielerlei daneben geschossener Kugeln.

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„Was gibt es denn für Neuerungen?“ – das wird sich wohl jeden XCOM-Spieler erster Stunde beim Release vom zweiten Teil gefragt haben. Ganz klar steht hier der Stealth-Aspekt im Vordergrund, bei dem wir am Anfang jeder Mission für unsere Gegner unsichtbar sind und diese uns erst bei offensichtlichen Bewegungen erkennen. Das hat vor allem den Überraschungseffekt, der in „XCOM“ seit langem schon gefehlt hat. Bevor wir überhaupt den Gegnern begegnen, können wir unsere Soldaten auf eine vorteilhafte Position navigieren und mit viel Geschick mit größter Sorgfalt einen Alien nach dem anderen ausschalten. Ich hätte hier jedoch mehr Tiefe erwartet, denn wenn ihr einmal schon entdeckt wurdet, hilft auch das Rumschleichen nicht mehr, zumal die Aliens euch sogar hinter einer Wand ohne hinsehen erkennen können.

Bunte Waffen und technische Schwächen

Die im Februar veröffentlichte PC-Version macht einen eindeutigen Unterschied zur Konsolen-Fassung, die nicht nur durch die höhere Auflösung, schärferen Texturen und bessere Kantenglättung glänzen kann. Denn bereits nach dem ersten Start merkt man die langen Ladebildschirme die locker über eine Minute andauern können. Wer den Titel mehr als eine Stunde mit dem ein oder anderen Fehlschlag in der Mission gespielt hat, wird die Häufigkeit der Ladezeiten – trotz des ersten Patches – mitbekommen haben. In den Zwischensequenzen wird man regelrecht mit Framerate-Einbrüchen bombardiert, was ebenfalls auf Dauer das Spielerlebnis stört. Positiv jedoch sind die markanten Charaktere in den Cutscenes und das kreativ inszenierte Setting einer verlorenen Welt, die von Aliens regelrecht überrannt wird. Die Idee mit den Propaganda-Postern ist ebenfalls gelungen und bringt sich gut in die Atmosphäre ein.

Das Markenzeichen der Serie sind aber eindeutig die Waffen und Ausrüstung. Eure Items können im Spielverlauf angepasst, erweitert, farblich editiert oder auf andere Art gekennzeichnet werden. Das Ziel ist jedoch immer dasselbe – eure Soldaten so individuell wie möglich gestalten zu können, was eben mit „XCOM 2“ wunderbar gelungen ist. Die modernen Waffen werden immer mehr zu Hybriden aus Alientechnik und kitschigen Logos, die nichtsdestotrotz einen verheerenden Schaden anrichten können. Die Spezialeffekte sind wahrlich ein Augenschmaus und beeindrucken durch eine besondere Vielfalt an Farben, Formen und Intensivität von den daraus entstehenden Explosionen.

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Im Gegensatz zu den optischen Fehltritten hat man sich bei der Akustik keine Ausrutscher erlaubt. Gute Synchronsprecher, Atmosphäre schaffende Musikuntermalung und eine kleine Prise militärischer Autorität, welche in der Monotonie der Befehlshaber liegt. Aber mal ehrlich, die Armee ist nunmal kein Theater – die von uns kontrollierte Rebellengruppe schon mal gar nicht. Überraschend ist die Tatsache, dass unser Charakter – also der Commander – keine eigene Identität besitzt und ihr als Spieler quasi von den NPCs angesprochen werdet. Noch skurriller ist aber, dass sich die Geschichte um euch dreht, ihr jedoch nicht ein Wort zu verlieren habt.

TEST: XCOM 2 – Wenn die Rettung der Welt nur Taktik und Strategie benötigt
„XCOM 2“ ist nicht sonderlich innovativ und macht keine großen Sprünge was Änderungen oder gar Neuheiten angeht. Warum auch? Mit dem ersten Teil wagte man eine strategische Neuheit, die mit der Zeit eine starke Fanbase gefunden hat. Storytechnisch knüpft der Nachfolger nahtlos an die Ereignisse des Vorgängers an und klärt viele bis dahin offene Fragen auf. In den Missionen sorgen das Stealth-Feature und die neuen Gegnertypen für frischen Wind. Im Gegensatz dazu bleiben die technischen Finessen eher aus, da wir während unserer Testphase auf kleine Makel gestoßen sind, die wir oben näher erläutern. Ich bin mir sicher, einige von euch werden schon seit einer Weile auf einen starken Strategie-Titel gewartet haben und mit „XCOM 2“ eine Alienjagd erleben, welche die Welt noch nie gesehen hat - oder besser gesagt, zum zweiten Mal sehen wird.“
8.4

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