The Callisto Protocol & Forspoken: Sind Spiele inzwischen zu einfach?

By Sanel Rihic 11 comments
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Was haben The Callisto Protocol und Forspoken gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Das eine ist ein lineares Horror-Sci-Fi-Spiel, das andere ein Open-World-Fantasy-Abenteuer. Doch beide Games vereint die Tatsache, dass sie kaum eine Herausforderung bieten, nicht einmal auf dem härteren Schwierigkeitsgrad. Und der Grund ist ein- und derselbe: ein nicht durchdachtes Ausweichsystem.

Zur Info: Forspoken habe ich auf einem Vorschau-Event und die PS5-Demo gespielt. Die Preview könnt ihr hier nachlesen.

The Callisto Protocol & Forspoken: Ein lückenhaftes Kampfsystem

AAA-Titel sind seit jeher die einfacheren Spiele gewesen – mit nur wenigen Ausnahmen wie die Souls-Reihe. Meist gibt es mehrere Schwierigkeitsgrade, um so zugänglich wie möglich zu sein. Ich habe in den vergangenen Monaten viele neue Games gezockt, aber so etwas Stumpfsinniges und Simples wie The Callisto Protocol und Forspoken habe ich lange nicht mehr gespielt.

Das soll nicht heißen, dass ich keinen Spaß hatte. Im Gegenteil: Beide Spiele konnten mich einigermaßen unterhalten, aber gleichzeitig kann ich die „kaputte“ Ausweichmechanik beider Spiele nicht ignorieren. Diese sorgt nämlich dafür, dass die Kämpfe lächerlich einfach ausfallen.

In The Callisto Protocol müsst ihr euch widerlichen Kreaturen oft im Nahkampf stellen. Deshalb lernt ihr sehr früh, wie ihr Angriffen ausweichen könnt. Das funktioniert in The Callisto Protocol mit dem linken Stick – die Richtung und das Timing ist dabei völlig Banane. Lediglich wenn der Gegner mehrfach hintereinander angreift, müsst ihr den Stick bei jedem Hieb in die jeweils andere Richtung ziehen. Diese greifen aber netterweise immer nur einzeln an. Bedeutet: Ihr weicht ein wenig links, ein wenig rechts aus, haut oder ballert zurück und wiederholt das Ganze, bis alle Feinde zu Brei geschlagen wurden. Das gilt sogar für Bossgegner!

The Callisto Protocol für PS5.
The Callisto Protocol für PS5. (Bidlquelle: Krafton/PlayFront)

In Forspoken wird es euch sogar noch ein Stück weit einfacher gemacht. Denn da müsst ihr nur eine Taste gedrückt halten und weicht mittels magischem Parkour nahezu jedem Angriff automatisch aus. Richtung und Timing spielen erneut keine Rolle. Immerhin sieht das Ausweichen schick aus … toll.

Einfachheitshalber einfach und deshalb spannungslos

Das Problem mit dem übermächtigen Ausweichmanöver ist offensichtlich: Die Spiele spielen sich zu simpel. Das raubt dem Rest sehr den Reiz, denn die Gefahren und Hindernisse, die man entstehen lassen will, gibt es eigentlich gar nicht.

Es muss ja keine knackige Herausforderung werden. Ein Uncharted spiele ich beispielsweise lieber auf einem einfacheren Schwierigkeitsgrad, da ich mehr Treffer aushalten kann und weniger in Deckung flüchten muss. Dennoch muss ich mich auf meine Skills verlassen, nicht auf eine „kaputte“ Spielmechanik.

Die einzige Möglichkeit also, dem Kampfsystem mehr Spannung zu verleihen, ist, mir selbst ein Handicap zu verpassen und auf die Wunder-Funktion zu verzichten. Doch in The Callisto Protocol werden Kämpfe dann unmöglich, während in Forspoken das schwankende Feedback gegnerischer Angriffe einfaches Ausweichen unnötig frustrierend gestaltet. Das Resultat: ein lückenhaftes Kampfsystem. Und so bleibe ich dann doch beim automatischen Ausweichen.

Forspoken für PS5.
Forspoken für PS5. (Bildquelle: Square Enix)

Sind Spiele inzwischen zu einfach? Nein, diese beiden Beispiele sind nicht der Standard geworden. Andere Blockbuster-Spiele, wie zum Beispiel God of War Ragnarök, beweisen, dass mit etwas mehr Scharfsinn und Feingefühl ein ausgewogenes Kampferlebnis möglich ist. In Ragnarök kann man zwar im Rahmen der Barrierefreiheit den Schwierigkeitsgrad stark herunterschrauben, aber es ist eben nur eine Option. Gleichzeitig kann das Spiel auf dem höheren Schwierigkeitsgrad brutal schwer werden.

Nichtsdestotrotz ist es ein alarmierender Zustand, wenn zwei AAA-Titel ihr Kampfsystem nicht zu Ende denken und dadurch lächerlich einfach werden.

Doch warum behaupten Leute, die Spiele seien zu schwer?

Zum Abschluss muss ich ergänzen, dass es Leute gibt, die beispielsweise The Callisto Protocol als zu schwer empfunden haben. Auch auf dem Forspoken-Event habe ich Stimmen gehört, die dem Kampfsystem eine gewisse Herausforderung zugesprochen haben. Wie passt das jetzt ins Bild?

Das habe ich mich eine ganze Weile gefragt. Und dann fiel mir ein Moment ein, der sehr lange zurückliegt. Es war auf der gamescom und ich habe einen Teil der Total-War-Reihe angespielt – und bin verzweifelt. Ich hatte keine Erfahrung mit Strategiespielen. Und während um mich herum alle eine aufregende und fröhliche Zeit hatten, war ich derart überfordert und fand einfach keinen Zugang zum Spiel.

Also ja, vielleicht sind es Stimmen von Leuten, die mit Spielen wie The Callisto Protocol (im Test) und Forspoken bisher zu wenig Kontakt hatten.

Habt ihr eines der beiden Spiele (an-)spielen können? Findet ihr sie auch zu einfach? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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