Die Amerikanische Revolution, eine der bedeutendsten Epochen unserer, aber vor allem der amerikanischen Geschichte, in der es nie mehr um Freiheit und Gerechtigkeit ging als jemals zuvor. Vor diesem Hintergrund spielt in diesem Jahr der neueste Ableger der Assassins Creed-Serie. Wir haben ein weiteres Mal im Animus Platz genommen und sind für euch vorab schon einmal in die Vergangenheit gereist. Schafft es Ubisoft mit dem fünften Ableger noch einmal alle zu überraschen?
Ein neuer Held wird geboren …
Während man uns in den vergangenen Monaten immer wieder den neuen Helden von „Assassins Creed III“ vor Augen gehalten hat, einen Ureinwohner namens Ratohnhaké:ton oder Connor, so sein neuzeitlicher Name, ist vorerst keine Spur von ihm zu sehen. England 1754 – Zunächst schlüpft ihr in die Rolle des Templers Haytham Kenway, der sich mit einem mysteriösen Medaillon auf den Weg von Großbritannien nach Boston macht. Hier hofft er die Antworten zu finden, die sich hinter dem Medaillon verbergen. Gleichzeitig wird man in einen ersten Konflikt verwickelt, in dem die Ureinwohner von ihrem Land vertrieben werden und um dieses kämpfen müssen. Die Rolle von Kenway, der als Drahtzieher unter den Templern gilt, erhält im Laufe der Story eine immer größere Bedeutung, nicht zuletzt durch seine besondere Beziehung zu Connor. Zudem offenbart die Einleitung ein interessantes Detail, das man so nicht kommen sieht. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass die ersten Stunden recht langsam durchstarten und an sich wenig Highlights bieten.
Die Geschichte um Connor selbst beginnt in seinen frühen Lebensjahren – sein Stamm lebt zurückgezogen und versteckt in den Jagdgebieten um Boston herum, die zunehmend von der britischen Kolonialisierung bedroht sind. Connor wusste schon immer, dass er zu etwas „Höherem“ berufen ist, aber erst ein entscheidendes Ereignis in seinem Leben überzeugt ihn endgültig davon, seinen Stamm zu verlassen, um diesen zu retten. So macht ihr euch auf den Weg, um die Bedeutung des Assassinen-Symbols zu erfahren, das euch in einer Vision erschienen ist. Auf eurem Weg trefft ihr so Achilles, ein etwas älterer und scheinbar gebrechlicher Mann. Er unterweist euch in der Geschichte der Assassinen und Templer, dessen Bedeutung und Pläne, sowie bildet euch Achilles über Jahre hinweg zu einem Assassinen aus.
Die Revolution …
Der weitere Spielverlauf beschreibt wichtige Ereignisse zur Zeit der Amerikanischen Revolution, die Ubisoft gekonnt mit dem Kampf zwischen den Assassinen und Templern verbunden hat. Die Geschichte wird dabei stetig vom Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit überlagert. Als Parteien stehen sich hier die amerikanischen Ureinwohner, die britischen Kolonialisten und natürlich die Templer unter ihnen gegenüber, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgen. Ein gutes Beispiel dafür, wie man das Ganze zusammengebracht hat, ist die Bostoner Tea Party. Die Kolonialmächte und Templer nutzen den illegalen Teehandel, um genügend Kapital für den Kauf des Grenzlandes von den Ureinwohnern zu sammeln. Diese wollen sich aber nicht vertreiben lassen, so dass an dieser Stelle Connor für sie eintritt und die Teelieferung unterbricht und somit auch die Geldquelle versiegt. Während eines erbitterten Kampfes mit den britischen Kolonialmächten werden hierbei haufenweise Teekisten in den Hafen von Boston geschüttet.
Die Templer lassen sich dadurch aber nicht aufhalten und werden von sieben Schlüsselfiguren geführt, die die Assassinen für komplett ausgelöscht hielten und die es allesamt zu töten gilt. Dabei könnt ihr die Seeschlacht von Chesapeake bestreiten, trefft auf George Washington, bereist das alte New York oder wohnt der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung bei, während ihr immer wieder die Pläne der Templer durchkreuzt. Die Geschichte nimmt mehrmals teils unerwartete Wendungen, ihr geht bisher undenkbare Bündnisse ein und müsst zudem euren Stamm beschützen. Vor allem die wahren Pläne der Templer sorgen für große Fragezeichen über den Köpfen. Verfolgten sie schon immer niedere Pläne oder hatten sie doch einst gute Absichten? Das Alles unter der Flagge im Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit, dessen Preis jedoch hoch ist und nicht selten blutig endet.
Die Wahrheit …
Eure Ausflüge in die Vergangenheit haben natürlich auch in „Assassins Creed III“ einen tieferen Sinn. Desmond Miles, sein Vater und das Forscherteam um Shaun Hastings und Rebecca Crane jagen in der Gegenwart noch immer dem Geheimnis der Hinweise hinterher, die Desmond durch die Gottheiten Minerva und Juno erhielt. In „Assassins Creed III“ scheint ihr nun eurem Ziel nahe zu sein, jedoch versperrt eine Tür den Weg auf eurem letzten Schritt dahin, für die ihr einen Schlüssel benötigt und der nur durch die Vergangenheit Connors gefunden werden kann. Zwischen den einzelnen Sequenzen müsst ihr zudem weitere Energiequellen finden, um diese Türe zu öffnen. Dabei durchstreift ihr unter anderem die Dächer des gegenwärtigen New Yorks, den Underground sowie die Einrichtungen von Abstergo. Während euch Minerva und Juno vorerst auch weiterhin mit kryptischen Wahrheiten konfrontieren, wird am Ende endlich Licht hinter das Ganze gebracht und ihr erfahrt, wie alles zu Ende gehen soll, welches Schicksal auf Desmond wartet und was am mysteriösen 21. Dezember passiert.
Die reine Story, ohne das Erfüllen auch nur einer einzigen Nebenaufgabe, und der Nutzung der Schnellreisefunktion, brachte es bei uns auf knapp 20 Stunden. Insgesamt ist die Story straffer angelegt und wird in einem schnelleren Tempo als zuvor abgehandelt. Auf lästige Sammelmissionen, Botengänge oder ähnliches verzichtet man größtenteils in der Hauptstory. Dadurch fällt es deutlich leichter, der doch immer noch recht komplexen Handlung zu folgen. Vor dem Hintergrund der Amerikanischen Revolution bietet diese dennoch alles, was man sich wünscht. Nachdem die Assassins Creed-Serie mit ‚Revelations‘ bereits ein wenig eingeschlafen war, schaffte es Ubisoft mit „Assassins Creed III“ uns regelrecht wach zu rütteln und uns in zwei langen Spielsessions bis zum Ende vor den TV zu bannen. Dramatik, Action, spannende Passagen, epische Schlachten, traurige Momente – ein Wechselbad der Gefühle reiht sich hier vor einem der bisher interessantesten Hintergründe aneinander und lässt einen nicht mehr los.
Ein traumhaftes Setting …
Mit dazu beiträgt vor allem das stimmige Setting, welches man wohl als das bisher abwechslungsreichste der Serie bezeichnen kann. Eure Reise beginnt in England, über den Atlantik, nach Boston, New York sowie ein unglaublich riesiges, freies Grenzland, das sich in mehrere Jagdgebiete aufteilt. Zudem spielt Ubisoft sehr viel mit unterschiedlichen Jahreszeiten, so dass ihr über die Jahrzehnte im Spiel fast jedes Setting in einem kompletten Kontrast erleben dürft. Die Wälder im Sommer könnten nicht idyllischer sein, während man im Gegensatz hier eine traumhafte Winterlandschaft präsentiert bekommt. Natürlich war Ubisoft wieder daran gelegen, alles so authentisch wie möglich nachzustellen. Und das ist ihnen auch definitiv gelungen! Boston und New York sind natürlich noch keine von Wolkenkratzern geprägten Großstädte, sondern werden von moderneren Holzhäusern die Straße entlang geziert. Überall herrscht geschäftiges Treiben auf den Straßen und im Minutentakt kreuzen britische Kolonialtruppen euren Weg. In den Wäldern des Grenzwaldes ist es zuweilen dann recht einsam und eure Wege werden maximal von irgendwelchen Wildtieren und verlassenen Notlagern gekreuzt. Dass sich hier aber auch weiteraus mehr Aufgaben ergeben können, als nur die schöne Landschaft zu bestaunen, zeigen die Nebenaufgaben später. Besonders markant ist auch die Schlacht um Lexington. Habt ihr auch dieses Bild im Kopf, in dem sich hunderte britische Soldaten in ihrer roten Uniform eine gigantische Kanonenschlacht mit den Amerikanern liefern? Genau auf dieses Szenario darf man sich in „Assassins Creed III“ freuen, welches die Revolution direkt in euer Wohnzimmer bringt.
Ein weiteres Highlight in „Assassins Creed III“ sind die Seeschlachten, die mehrfach in die Story eingebunden sind. Damit kommt nicht nur ein neues und interessantes Gameplay-Element hinzu, sondern man bekommt auch ein bombastisches Szenario geboten. Ihr hinter dem Steuer der Aquila, ein berühmtes Kriegsschiff zur Zeit der Revolution, das ihr gleichzeitig manövrieren müsst und gegen andere Schiffe verteidigen. Mit ordentlich Kanonenfeuer liefert ihr euch hier epische Schlachten auf hoher See, müsst andere Schiffe in Piratenmanier entern und zerstören; und das alles vor einem malerischem Hintergrund einer untergehenden Sonne im Meer. Spätestens hier sorgt Ubisoft für offene Münder und Wow-Effekte am laufenden Band.
Vieles wird einfacher …
Gameplay-technisch hat man bei „Assassins Creed III“ ebenfalls wieder viel getan und vor allem alles vereinfacht. Laufen, Rennen oder Springen sind einfacher auf die Tasten umgelegt, die Menüs deutlich übersichtlicher gestaltet. Das schnelle Hechten durch die Bäume im Wald wird quasi mit nur einem Knopfdruck und der Zielrichtung erledigt. Hierfür hatte Ubisoft bereits angekündigt, das Gameplay extra anzupassen. Für den Nahkampf, wie etwa mit einem Tomahawk, setzt man am besten wieder auf die bekannten Konterangriffe, die den größten Erfolg bringen. Schafft man einen Kill, kann man diesen im Free-Flow-Style fortsetzen und so ganze Gruppen von Gegner innerhalb weniger Sekunden töten. Interessant fanden wir auch die Möglichkeit, dass wenn sich Gegner in einer Reihe formieren und auf euch schießen, ihr einfach einen nahestehenden Gegner greifen braucht, um diesen als Schutzschild zu missbrauchen. Natürlich steht auch das übliche Repertoire wie Angriffe aus dem Hinterhalt oder aus der Luft zur Verfügung, die im finalen Schlag mit einer stylischen Slow-Motion Animation enden. Trotz dessen, dass es sich bei „Assassins Creed III“ bereits um den fünfter Ableger der Serie handelt, fühlt sich alles im Gesamten sehr frisch, ausgereift und dennoch vertraut an.
Ein weiteres und neues Gameplay-Element ist die Jagd, wie sie ein echter Indianer schon in frühen Lebensjahren lernt. Zwar ist diese nicht zwingend notwendig für die Story, erweist sich aber als äußert nützlich, wenn man schnell Geld verdienen möchte. Das Grenzland ist der geeignetste Ort, um zu jagen. Ihr könnt Spuren von Tieren analysieren, Fallen auslegen, diese mit Köder anlocken oder aus den Bäumen heraus angreifen. Bedenkt, dass man bei großen Tieren wie einem Hirsch nicht das Fell durch die Pfeilspitze beschädigt, sondern versuchen sollte, das Tier mit bloßen Händen zu töten. Die Jagd stellt eine nette Zusatzbeschäftigung dar, während ihr durch die Weiten des Grenzlandes streift und euren indianischen Wurzeln gerecht werden möchtet.
Abseits der Story lassen sich natürlich auch diesmal Unmengen an Nebenaufgaben bewältigen. Die Jagd und Schiffsmissionen sind da nur einige. Ihr könnt aber auch für Benjamin Franklin die Seiten seines Almanachs hinterherjagen, Federn einsammeln, die Davenport-Siedlung aufbauen, Bürger vor Steuereintreibern beschützen oder euren Charakter weiterentwickeln. Die Spielzeit lässt sich so individuell in die Länge strecken, selbst wenn man nur durch die Weiten des Grenzlandes reist, um sich alles anzuschauen und die wunderschönen Panoramabilder genießen möchte. Die Art, wie man „Assassins Creed III“ spielt, bleibt jedem selbst überlassen. Verfolgt man nur linear die Hauptstory oder lebt das Sandbox-Genre richtig aus. Genug Inhalt dazu bietet das Spiel definitiv!
Wunderschöne Landschaften …
Mit „Assassins Creed III“ setzt Ubisoft erstmals auf die AnvilNext-Engine, die laut eigenen Aussagen bereits für die nächste Generation gerüstet ist. Dass man das so unterstreichen kann, beweist man bereits jetzt schon. Erneut treibt Ubisoft die Leistungsgrenzen der Konsolen nach oben und präsentiert ein unglaubliches Gesamtbild. Die Texturschärfe, die Detailverliebtheit, das authentische Setting, die Lebendigkeit des Spiels, die Charakterdarstellungen und deren detaillierte Kleidung, sowie die Animationen könnten nicht aufregender sein. Die Grenzen zwischen Spiel und fotorealistischer Grafik verschwinden hier nahezu. Sei es der Schnee in den Wäldern, der bald schon jede einzelne Flocke erkennen lässt, der dichte Wald oder die imposanten Felsformationen, die mit einem Blick aus höheren Ebenen mit Nebel durchzogen werden und zudem eine fantastische Weitsicht bieten. Alles sieht einfach nur umwerfend aus und lässt einen die Natur um sich herum regelrecht spüren. Verschlägt es euch auf die See, kommt man aus Staunen kaum noch heraus. Ohnehin trägt der schon idyllische Hintergrund der untergehenden Sonne zu einer perfekten Seeschlachtstimmung bei. Kombiniert man das noch mit den fantastischen Wasseranimationen, wenn die Wellen brechen und der nostalgischen Nachbildung der Schiffe, kommt abenteuerliches Piratenfeeling auf. Ubisoft gibt hier noch einmal ordentlich Gas und holt alles aus den Konsolen heraus. Optisch ist „Assassins Creed III“ ein Meisterwerk dieser Generation und sorgte bei uns für anhaltende Jubelgesänge vorm Fernseher.
Stimmungsvolle Soundkulisse …
Der Soundtrack und die musikalische Untermalung stammen diesmal von Lorne Balfe, der damit erneut das Setting und die Geschichte perfekt eingefangen hat. Sei es die ruhige und unterschwellig leicht bedrohliche Musik in den Wäldern vor Boston oder die dramatischen bis patriotischen Klänge, während ihr in die Schlacht zieht. Die Musik macht das Spiel letztendlich perfekt und sorgt stets für die richtige und passende Stimmung. Bei der Synchronisierung hat man ebenfalls nicht am letzten Ende gespart und präsentiert auch diesmal eine umfangreiche und hochkarätige Riege deutscher Sprecher. Wer befürchtet hat, die Sprache der Ureinwohner könnte völlig misslingen, kann aufatmen, denn diese wurde im Original aufgenommen und wird dazu untertitelt.
Fasst man kurz die Fehler im Spiel zusammen, reduzieren sich diese auf völlig belanglose Dinge. Einmal blieb nur die Muskete unsere Partners mitten in der Luft hängen oder ein Ziel, das man unbemerkt erledigen muss, wollte sich keinen Meter bewegen, so dass man diesen Auftrag nicht mit einhundertprozentiger Synchronität erledigen konnte. Gelegentliche Clipping-Fehler gibt es auch, aber rechnet man diese wirklich wenigen und selten Auffälligkeiten gegen den Rest des Spiels, kann man diese sicherlich verzeihen.