TEST: Atlas Fallen – Die epische Antwort auf God of War?

Atlas Fallen klingt seit seiner Ankündigung unglaublich spannend und hat auch in unserem Test nicht enttäuscht. Hier erfahrt ihr, warum Atlas Fallen eines der Highlights 2023 ist!

By Mark Tomson 1 comment
12 Min Read

Wenn Götter ihre Macht missbrauchen, Neid und Missgunst den Verstand vergiften, dann ist es oftmals an einem unwahrscheinlichen Helden, sich aus dem Sand zu erheben und gegen das Unrecht zu kämpfen. Atlas Fallen von Deck13 und Focus Entertainment erzählt genau eine solche Geschichte, die das Potenzial hat, den unangefochtenen Kriegsgott Kratos endlich in Rente zu schicken und anstelle von God of War zu treten. Wir haben die epische Reise in Atlas Fallen angetreten und verraten euch in unserem Test, welch riesiges Potenzial diese neue Marke hat.

Die Götter im Clinch, die Menschheit am Leiden

Eine solche erfrischende Story gab es nun schon eine Weile nicht mehr, in der ein gewöhnlicher Sklave mit unglaublicher Macht ausgestattet wird, um gegen die Unterdrückung von Thelos zu kämpfen, ein Gott, der seine zweite Hälfte Nyall in ein Gefängnis verbannt hat und die Menschen belügt, um ihn darin festzuhalten. Die Eröffnungssequenz von Atlas Fallen lässt bereits Großes erahnen – eine epische Welt, gigantische Bosse und Kräfte, die sich nicht nur auf dem Bildschirm unglaublich mächtig anfühlen. Man ist von der ersten Sekunde an gebannt von dem, was da gerade vor einem passiert und das Erinnerungen an frühere God of War-Spiele aufkommen lässt.

Die Welt unter Sand begraben
Die Welt unter Sand begraben

Gut, jeder fängt mal klein an, so auch unser Held, der auch kein Gott ist, sondern als Sklave ein trostloses Leben in einem Lager fristet, bis ihn eine mysteriöse Stimme zu einem uralten Relikt führt – dem Gauntlet. Damit kann man sich nicht nur von seinen Fesseln lösen, sondern muss im Gegenzug die unterdrückten Menschen befreien. Der Gauntlet verleiht ihm dazu vor allem bewegliche Freiheiten: Wir können viel höher springen, durch die Luft sprinten oder auf dem Sand gleiten, der die Welt zum Großteil unter sich begraben hat. Vollständig aufgerüstet, kämpft man damit gegen riesige Phantome und muss sich schließlich Thelos höchstpersönlich stellen.

Auf unserem Weg lernen wir schnell Schlüsselcharaktere der Story kennen, wie den gefallenen Ritter Arif, der ebenfalls einen Weg sucht, um gegen Thelos zu kämpfen, dem aber die Fähigkeiten dazu fehlen, oder die Sonnenkönigin, zu der die Menschen aufblicken, die jedoch für das steht, was Thelos verfolgt. Die gesamte Story von Atlas Fallen wird wirklich groß, spannend und episch erzählt. Das reicht von den gigantischen Settings, über die riesigen Gegner (Phantome), bis zum orchestralen Soundtrack, der einen komplett in das Spiel hineinzieht. Man möchte zu jeder Sekunde unbedingt wissen, wie es weitergeht, ohne durch RPG-typische und lange Dialoge, nervige Nebenmissionen oder Sammelaufgaben unnötig ausgebremst zu werden. Hier wird man in 13 bis 15 Stunden wirklich gut unterhalten, wenn man NUR die Story und ein paar notwendige Nebenmissionen verfolgt. Wer die unzähligen Nebenmissionen, Suchaufträge usw. verfolgen möchte, kommt geschätzt sicherlich auf weit das Doppelte hinaus.

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Nyall leitet euch den Weg durch Atlas Fallen

Der Gauntlet als Allround-Werkzeug

So kompakt die eigentliche Story in Atlas Fallen auch wirkt, bietet man spielerisch umso mehr Tiefe. Hier lässt sich erneut und klar die DNA von Deck13 erkennen, indem man dem Spieler so viele Möglichkeiten wie möglich lässt, um sich und seinen Stil zu definieren. Das geht weit über einen Story-Mode oder eine Hardcore-Erfahrung im Schwierigkeitsgrad hinaus.

Im Kern dreht sich dabei alles um den Gauntlet, der neben euren übermenschlichen Fähigkeiten in der Bewegung darauf abzielt, seine Gegner zuerst richtig zu studieren und dann die richtige Taktik anzuwenden, um sie zu bezwingen. Der Gauntlet selbst vereint drei Waffen in sich – eine Dünenspalter-Axt, eine Sandpeitsche und die Sandfaust – von denen jeweils zwei ausgerüstet werden können, ausgelegt auf Standard-, Nah- und Fernkämpfe, einfach ausgedrückt. Durch Splitter, in die der Gauntlet einst zerfallen ist und die wir wieder zusammensammeln müssen, erlangt dieser zu alten Stärke zurück.

Zusätzlich kommen sogenannten Essenz-Steine ins Spiel, die man in entlegenen Teilen der Spielwelt findet oder wenn man mächtige Phantome besiegt. Diese Essenz-Steine werden auf einer Momentumleiste platziert und gewähren einem zusätzliche Fähigkeiten, die sich obendrauf auf drei Stufen verteilen. Diese wiederum unterscheiden sich in aktive Fähigkeiten, etwa ein Hammerwurf, betäubende Schläge oder Barrieren um einen herum, und passive Fähigkeiten wie Heilung bei kritischen Treffern, Momentum zurückerlangen usw. Mit anscheinend über 100 Essenz-Steinen lässt sich also sehr viel experimentieren und diese auf die Gegner und deren Taktiken individuell zuschneiden.

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Thelos wacht über die gesamte Spielwelt

Dann gibt es noch die eigene Rüstung, die sich mittels Essenz-Staub verbessern lässt und die im Wesentlichen eure Machtstufe bestimmt. Hier fängt man mit einer einfachen Arbeitskluft an, die immer mal wieder notwendig ist, um sich unerkannt fortzubewegen, bis hin zum Ewigen Mantel, eine edle goldene Rüstung, die Angriffe besser abwehren und Gegner förmlich zerschmettern kann. Man tut gut daran, seine Stufe frühzeitig zu verbessern und die richtigen Essenz-Steine zu wählen. Überall in der Welt von Atlas Fallen können nämlich sogenannte Elite-Phantome plötzlich aus dem Sand auftauchen, auf die man vorbereitet sein muss. Schließlich helfen euch noch Amulette, die verschiedene Effekte auf eure Heilung ausüben, was vor allem bei vielen gleichzeitigen Gegnern ratsam ist.

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Atlas Fallen | PS5

Enthält das Hauptspiel auf Disc und den und „Ruin Rising Pack“ DLC als Bonus.

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Gigantische Phantome tief im Sand

Und das sind nicht gerade wenige. Das Bestiarium hat 36 verschiedene Gegnertypen gelistet – von schlichten Begegnungen wie dem Schattengänger, bis zum Elite-Phantom wie dem Fraktur, die einem alles abverlangen. Wie schon in vorherigen Spielen von Deck13, haben die Phantome mehrere Trefferzonen, die alle durchbrochen werden müssen, um sie endgültig zu erledigen. Große Phantome haben oft sogar Support-Phantome, die sie wieder heilen oder eine schützende Barriere um sie aufbauen, die man zuerst beseitigen muss.

Das kann mitunter ziemlich chaotisch werden, insbesondere bei Phantomen, die mit ihrer schieren Größe den Bildschirm komplett für sich beanspruchen, die sich aufteilen können oder mächtige Attacken wie Wirbelstürme entsenden. Dieses häufige Durcheinander oder immer mehr Gegnern auf einmal empfand ich zuweilen etwas anstrengend, zumal man wenig Möglichkeiten hat, einem Angriff zu entkommen, sobald der Gegner einmal loslegt, siehe dem Dromur, der seine Scherenklauen auf den Boden hämmert, an dem man dann festzukleben scheint. Auch der strikte Fokus auf nur einen Gegner war oftmals hinderlicher als nützlich, weshalb man gar keine Chance hatte, sich zunächst um die Support-Phantome zu kümmern, und stattdessen am Haupt-Phantom hängen blieb, obwohl dessen Barrieren noch aktiv waren. Das sind nur einige Beispiele, die man irgendwie als unfair empfindet. Immerhin räumt Deck13 ein, dass einige Gegner in dieser frühen Vorab-Version etwas Over-Powered sind und mit einem Day-One Patch gefixt werden. 

Am Ende war es vor allem aber dieses befriedigende Gefühl, wenn man ein Phantom mit einem mächtigen Schlag zunächst erstarren und dann zu Sand zerfallen lässt. Der Lohn nach harter Arbeit, wenn man so will, der in Atlas Fallen nahezu perfekt visuell und mit der passenden markigen Soundkulisse unterlegt wird. Die hohe und flüssige Dynamik in den Kämpfen tut da ihr Übriges, wenn man sich durch den Sand gleitend ein Phantom nach dem anderen zu Staub verarbeitet. Das scheint vor allem im Koop-Modus ein wahres Highlight zu sein, der bis zu zwei Spieler unterstützt.

Mittelerde unter Sand begraben?

Bleibt die überwältigende Spielwelt von Atlas Fallen zu erwähnen, die im Hinblick auf Größe und Architektur einfach nur atemberaubend ist. Inspirationen bezieht man hierbei zum Teil aus dem Mittelalter, mit den vielen kleinen Lagern, den größeren Städten und der Architektur insgesamt, kommt vielmehr aber der Vergleich mit einem verdorrten Mittelerde auf. Insgesamt erkundet man in Atlas Fallen fünf größere Karten, wobei die letzte Spielwelt Die schwarzen Almen mit ihrer düsteren und feurigen Atmosphäre schon sehr an den Schicksalsberg erinnert – wo Thelos mit seinem Angesicht über die gesamte Welt wacht. Ein Gebiet und eine Stadt wurde zudem komplett unter dem Sand begraben, wo sich ein Ritterorden ausgeschlossen von der Außenwelt ein neues Leben aufgebaut hat.

Viele Schauplätze erinnern an Mittelerde
Viele Schauplätze erinnern an Mittelerde

Deck13 hat die Welten in Anlehnung an das Sand-Thema aber auch um eigene Ideen ergänzt, etwa die abstrakten Strukturen, die wie riesige Korallen-Gewölbe über der gesamten Spielwelt hängen, bevor ganze Teile davon abgerissen sind und vom Sand verschluckt wurden. Da man sich nicht gerade langsam durch die Spielwelt bewegt, wird die Motivation diese zu erkunden durchweg hochgehalten und man wagt sich auch in Gebiete vor, die man im Laufe der Story gar nicht besuchen muss. Hier lauern vor allem die Elite-Phantome und seltene Belohnungen. Mit dem immer stärker werdenden Gauntlet lassen sich einst im Sand versunkene Strukturen auch zurück die Oberfläche holen, was meist geheime Wege freilegt.

Etwas enttäuschend sind die teils großen Unterschiede in den Details der Hauptfiguren und NPCs in der Spielwelt. Während unser Held durchweg immer fantastischer in seiner Rüstung erstrahlt und viel Wert auf jede einzelne Animation gelegt wurde, wirken NPCs in der Spielwelt hingegen etwas vernachlässigt. Das enttäuscht vor allem ganz am Anfang ein wenig, wo man im Sklavenlager unterwegs ist und zunächst die Befürchtung hat, dass Atlas Fallen technisch etwas aus der Zeit gefallen ist. Dieser Ersteindruck täuscht im Gesamten aber ungemein. Problematischer ist da schon, dass die aufwendig gestalteten Gegner oft in Texturen verschwinden oder manchmal darin hängen bleiben, was insbesondere beim Stachelphantom recht häufig und in komplexen Strukturen zu beobachten war. Dafür läuft Atlas Fallen vor allem im Performance-Modus absolut flüssig und ließ selbst in aufwendigen Battles keine Einbrüche erkennen.

Fazit Atlas Fallen

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TEST: Atlas Fallen – Die epische Antwort auf God of War?
“Die Idee von Atlas Fallen klang schon mit der Ankündigung unglaublich spannend und ließ auf frische Ideen hoffen. In der Tat wird man hier auch nicht enttäuscht, sondern wird von der epischen Größe des Spiels sogar noch überrascht. Die Geschichte eines fehlgeleiteten Gottes, der von einem einfachen Sklaven bekämpft wird, erinnert zuweilen an den damaligen Aufstieg von Kratos. Das spiegelt sich auch in den schnellen und dynamischen Battles wider, die sich mit zunehmenden Kräften unglaublich wuchtig und befriedigend bei Erfolg anfühlen. Zwar können diese auch mal im totalen Chaos versinken und brauchen stellenweise noch etwas Feinschliff, Spaß machen sie aber schon jetzt allemal. Ein Highlight ist aber auch die Spielwelt von Atlas Fallen, die mit ihrer Ästhetik sehr an Mittelerde erinnert, das tief im Sand begraben wurde. Für mich definitiv einer der überraschendsten Titel in diesem Jahr!”
Plus
Beeindruckende Spielwelt zum Erkunden
Epische Story zwischen Menschen und Göttern
Komplexes Kampfsystem
Tolle Musik und Synchronsprecher
Minus
Essenz-Steine können in dieser Masse überfordern
Battles zuweilen unübersichtlich
Kleinere Grafik-Clippingfehler
Held hat keinen Namen
7.9

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