TEST: God Eater 3 – Monsterjagd mit Müdigkeitserscheinungen

Dennis Giebert Add a Comment
7 Min Read

Mit „God Eater 3“ veröffentlicht Bandai Namco in dieser Woche den dritten Teil ihres post-apokalyptischen Monsterjagd Action-RPGs. „God Eater 3“ setzt die Geschichte der beiden vorangegangenen Spiele fort, man muss diese jedoch nicht zwingend gespielt haben, um das Spiel genießen zu können, da die Serie vor allem von seinem Jagd-Gameplay lebt. Ob sich „God Eater 3“ allein aus diesem Aspekt heraus lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Eine neue Bedrohung

In der Welt von God Eater haben Aragamis, Monster deren einziges Ziel ist zu konsumieren, fast die gesamte Menschheit ausgerottet. Nur wenige Menschen, sogenannte God Eater, sind nach langem Training in der Lage Aragamis mit speziellen Waffen, genannt God Arcs, entgegenzutreten und diese endgültig zu besiegen.

Seit den Ereignissen von „God Eater 2“ (unser Review) hat sich die Lage der Menschheit dramatisch verschlechtert. “Aschestürme” haben die wenigen Festungen der Menschheit absolut unbewohnbar gemacht, noch schlimmer wird die Situation allerdings durch eine neue Art von Aragami, die mit den Stürmen kamen und denen selbst die God Eater machtlos gegenüberstehen. Um den Stürmen zu entgehen, haben sich die verbliebenen Überlebenden in unterirdische Bunker zurückgezogen, die hier Ports genannt werden.

So spannend das in der Theorie klingt, so voraussehbar ist die Geschichte von „God Eater 3“ diesmal umgesetzt, da man sich an Elementen bedient, die man schon in etlichen anderen Spielen gesehen hat. Natürlich sind die Helden die einzigen, die sich der neuen Aragami-Art entgegenstellen können, während die eigens erstellte Figur sich als Wunderkind herausstellt. Begleiter werden indes zwischen zwei Fronten gestellt und müssen sich dabei für eine entscheiden, wobei es auch wieder zu offensichtlich ist, wie sie sich entscheiden werden, da eine der Seiten zweifellos moralisch im Unrecht ist. Die Geschichte von „God Eater 3“ ist daher passabel, aber nicht allein in der Lage das Spiel zu tragen, da Überraschungen oder gar interessante Figuren vergebens vorhanden sind.

Ein klassisches Action-RPG

Im Gameplay-Bereich ist „God Eater 3“ solide und hakt alle Kästchen eines klassischen Action-RPGs ab. Die Geschichte wird dabei durch Story-relevante Missionen vorangetrieben, die Figuren, die euch begleiten, sind hier allerdings teilweise vorgeschrieben, während optionale Missionen euch bei der Figurenauswahl freie Hand lassen. Nachdem eine Mission das erste Mal abgeschlossen wurde, erhaltet ihr Blaupausen für neue Waffen und Rüstungen, die mit Monster und Regionsmaterialien hergestellt werden können. Materialien-Drops sind dabei jedoch nicht immer garantiert, daher wird man stetig dazu ermutigt, Missionen mehrfach zu wiederholen. Neben den Materialien bekommt man nach dem Abschließen der Mission zudem zurückgelassene God Arcs, welche sich zwar nicht direkt ausrüsten, aber mit seiner eigenen Waffe verschmelzen lassen, um so extra Effekte auszulösen, die je nach Seltenheit, in verschiedenen Stärken in Erscheinung treten. Durch einen dieser Effekte kann man zum Beispiel durch das Zerstören eines gegnerischen Körperteils extra Drops erhalten, was auf lange Sicht weniger Farmen bedeutet.

Als God Eater kann man zudem auf Knopfdruck zwischen Nah- und Fernkampf wechseln. Als Munition dienen sogenannte Oracle Punkte, die man mittels Nahkampfangriffen erneuern kann. Wem die Standard-Schussarten, die in unterschiedlichen Elementararten daherkommen, nicht zusagen, kann erfreulicherweise in einem sehr ausführlichen Editor seine eigene Munition herstellen, was schon als Besonderheit zählt. Die dazugehörigen Muntionsreserven sind jedoch begrenzt und können nicht unendlich durch Nahkampfangriffe aufgefüllt werden, weshalb man stets gut überlegen sollte, wie man hier was einsetzt. Mitstreiter, die euch begleitet haben, erhalten zudem nach jeder Mission Fertigkeitspunkte, mit denen ihre neue Skills freischalten könnt. Durch das Skill-System könnt ihr zum Beispiel ihre HP erhöhen oder bestimmen, mit welchem Elementtypen ihre Waffen bestückt sind, wodurch sich immer wieder neue strategische Möglichkeiten auftun.

„God Eater 3“ gibt dem Spieler somit viele Möglichkeiten seine Figur und Mitstreiter anzupassen. Durch das Jagen von Monstern und Sammeln von Materialien wird man stetig stärker, wodurch das Gefühl von Fortschritt aufkommt. Durch das Skill-System kann man zudem sein Team auf besonders knifflige Kämpfe einstimmen und sich so viel Kopfzerbrechen sparen, mit Ausnahme des Munitions-Systems, das es schon in vorigen God Eater spielen gab, und in „God Eater 3“ nur kleineren Änderungen unterzogen wurde. Wirkliche Innovationen bleiben damit jedoch aus.

Etwas holperig ist hingegen die Kamera umgesetzt, mit der ihr euren Blick auf einen Gegner fokussieren könnt. Bewegt sich das angepeilte Monster zu schnell, kann die Kamera nicht immer ganz folgen, wodurch der Lock-On aufgehoben wird. Ist der Gegner unterdessen zu nahe, kann die Kamera beim Versuch das Monster einzufangen, hektisch rotieren. In beiden Fällen kommt es daher oft zu Desorientierung, allerdings gewöhnt man sich mit steigender Spielzeit an die etwas ungelenkte Kamera und steuert dagegen, auch wenn das nicht die optimale Lösung ist. Viele Aragami sind allein schon in der Lage einen kompletten Lebensbalken mit einer oder zwei Attacken auf null zu reduzieren, wenn sich die Kamera dann auch noch gegen den Spieler verschwört, kann durchaus auch mal Frust aufkommen.

Grafischer Stillstand?

Grafisch gesehen macht „God Eater 3“ leider nur einen durchschnittlichen Eindruck, was sich besonders auf der PS4 Pro zeigt, wo teils unschönes Kantenflimmern auszumachen ist. Ebenfalls nur mittelmäßig präsentieren sich die Texturen, die für heutige Standards einfach nicht mehr zeitgemäß sind und das Spiel mitunter wie von der Stange wirken lassen. Gut, dass holt man zwar wieder bei der Performance und Framerate raus, besser wäre jedoch, man hält auf alleine Seiten einen höheren Standard. Es mag zwar besser aussehen als „God Eater“ und „God Eater 2“ damals, wobei der Letztere vor gut fünf bis sechs Jahren auf der PSP erschien, visuell hinkt man der Konkurrenz dennoch hinterher. Augenscheinlich begnügte man sich beim dritten Teil damit die Auflösung des Spiels bzw. der Texturen zu erhöhen und einige „moderne“ Effekte, wie Depth of Field, vermehrt zu nutzen. Dass „God Eater 3“ hier so sehr vernachlässigt wird, ist umso mehr schade, da die Monsterdesigns wirklich kreativ sind und auch die Umgebungen stärker von einer zeitgemäßeren grafischen Präsentation profitieren könnten.

Wenn es um Ton und Text geht, bietet „God Eater 3“ englische und japanische Spuren, während die Texte auf Englisch sind. Etwas unangenehm fiel hier die englische Tonspur auf, die oft die letzte Silbe eines Satzes verschluckte und direkt zum nächsten überging. Dass es immer wieder zu solchen Tonfehlern kommt, ist ein doch schon recht peinlicher Makel, der offensichtlich auch niemanden in der Qualitätsicherung aufgefallen ist oder schlichtweg ignoriert wurde. Bleibt zu hoffen, dass es sich um einen technischen Fehler handelt, der im Nachhinein behoben werden kann. Jedenfalls ist man von Bandai Namco besseres gewöhnt.

God Eater
TEST: God Eater 3 – Monsterjagd mit Müdigkeitserscheinungen
"God Eater 3 ist für Spieler die gerne endlos nach Upgrades grinden ein Leckerbissen. Hier gibt es etliche Waffen, die man sich mit unterschiedlichen Upgrades nach Herzenslust personalisieren kann und Skills, die Kämpfe sehr viel leichter machen können. Gleiche Ambitionen hätte man sich aber auch für die Story gewünscht, die einfach mehr Pep vertragen könnte, sich so aber nur in einer typischen, bald gelangweilten Fortsetzung präsentiert. Grafisch ist God Eater 3 zudem auch kein echter Hingucker und wirkt größtenteils nur zweckmäßig. Seltsam ist auch die englische Vertonung, die immer wieder Wortsilben verschluckt. Die vielen Ecken und Kanten des Spiels ändern jedoch nichts daran, dass God Eater 3 an sich ein gutes Spiel ist, das, für diejenigen, die die beste Ausrüstung haben möchten, einen hohen Wiederspielwert bietet. Sollte es irgendwann einmal zu God Eater 4 kommen, kann nur hoffen, dass man sich dieses Feedback zu Herzen nimmt."
7.7
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