Es sind nur noch knapp zwei Monate bis zum weltweiten Launch von PlayStation VR, sodass die gamescom in der vergangenen Woche eine der besten Gelegenheiten war, die so ziemlich finale Version des VR Headsets von Sony live zu erleben.
Bereits im vergangenen Jahr standen erste Prototypen zu PlayStation VR bereit und machten schon da einen vernünftigen Eindruck. In diesem Jahr waren allerdings deutlich mehr Spiele zur Auswahl verfügbar, unterschiedlichste Erfahrungen durch alle Genres hinweg. Somit ließen auch wir uns nicht die Gelegenheit entgehen, weitere Eindrücke zu sammeln und vollständig in die VR-Welt einzutauchen.
Federleichter Komfort
Die finalen Spezifikationen von PlayStation VR stehen ja schon seit Monaten fest, wobei ein Schwerpunkt insbesondere auf dem Komfort und dem Gewicht lag. Dieses wurde zuletzt mit nur 610 Gramm benannt, die sich auch nach mehreren Stunden kaum auf den Schultern bemerkbar machten. Einzelne Spiel-Sessions lagen dabei zwischen 10 und 20 Minuten pro Titel, sodass es noch immer abzuwarten gilt, wie sich das Gewicht in längeren Spielsitzungen auswirkt. Ausgehend von einem ganzen Tag PlayStation VR erwarten wir jedoch nicht, dass dies tatsächlich ein wesentlich störender Faktor sein wird.
Erstmals konnten wir PlayStation VR auch völlig alleine aufsetzen, was zuvor immer durch die Hilfe der Promoter geschehen ist. Unter dem Aspekt, dass man seine Umwelt unter dem Headset nicht mehr vollständig wahrnimmt, gilt es erst einmal die Controller griffbereit zur Seite zu legen. Durch einen festen Zug am hinteren Kopfteil bekommt man PlayStation VR auf die ungefähre Kopfgröße gestellt, das Drehrad auf der Rückseite zurrt es anschließend perfekt fest, sowie wird als letztes ein Knopf vorne rechts/unten betätigt, der die optimale Sehschärfe anpasst. Spätestens an dem Punkt, wo sich PlayStation VR komplett dem eigenen Kopf angepasst hat, spürt man auch das samtig weich und überaus angenehm ausgepolsterte Innenleben auf der Haut.
Rein optisch macht PlayStation VR einen sehr hochwertigen, schicken und modernen Eindruck. Wo die Konkurrenz auf schlichtes schwarz setzt, gibt PlayStation VR bereits mit dem seinem Look in weiß/schwarz und den leuchtenden LEDs einem das Gefühl, dass man hier echten Next-Gen „Shit“ auf dem Kopf trägt. Letztendlich überrascht PlayStation VR mit einem überaus angenehmen Komfort und einem tollen Design, das auch Spielsession über längere Zeit nicht trüben sollte.
Bound
Sony Santa Monica´s „Bound“ war einer der ersten VR-Titel, die wir in diesem Jahr ausprobiert haben. Ziel des Spieles ist es, als Prinzessin auf spielende und tänzerische Art und Weise gefährliche Monster zu besiegen und nebenbei noch die Welt zu retten. Die Bewegungen der Figur erinnern dabei stark an das Pina-Bausch-Tanztheater, allerdings sind die Umgebungen sehr anschaulich dargestellt und auch das Figurenmodel kann überzeugen. Der Titel wird nun auch auf die PlayStation VR portiert und punktet dabei vor allem durch den weitläufigen Ausblick, die tiefen Abhänge und die Ansicht aus der 3rd-Person-Perspektive, wobei sich die Kamerapositionen bis auf die Drehung des Kopfes nur auf vorher festgelegte Stellen ausrichten lässt.
Besonders clever: Befindet sich die Prinzessin hinter einer Wand, dann öffnet sich einfach ein Loch in dieser, durch das wir unsere Figur weiter verfolgen können. Es ist jedoch ein ganz neues Erlebnis, wenn die Figur auf einen zu kommt und man sich vorstellt, man könnte sie wirklich berühren oder dass sie wirklich vor einem steht. Man vergisst schnell alles andere um sich Drumherum, taucht immens tief in das Spiel ein und erwischt sich selbst dabei, wie man mit der VR herumexperimentiert um zu verstehen, was da gerade passiert. Auch wenn „Bound“ vielleicht spieltechnisch nicht jeden Geschmack anspricht, so lohnt es sich aber durchaus für VR-Besitzer, dem Titel eine echte Chance zu geben und zumindest einen Blick darauf zu werfen.
by Patrick Held
Resident Evil 7
Die VR-Demo zu „Resident Evil 7“ war auch auf der gamescom exakt dieselbe, welche man derzeit im PlayStation Store herunterladen kann und die somit sehr vertraut war. Somit waren zum einen keine großen Überraschungen zu erwarten, sowie handelte es sich aus technischer Sicht ein offenbarte veraltete Build. Dass man Abstriche bei der Grafik und dem Display hinnehmen musst, war von vornherein klar – im direkten Vergleich mit allen anderen Spielen enttäuschte „Resident Evil 7“ allerdings auch am meisten. Details verschwanden teils komplett zwischen den sichtbaren Zeilen des Displays, bereits auf kurze Distanz war alles unangenehm unscharf und spielerisch wirkten sämtliche Bewegungen steif. Drehungen waren zum Beispiel nur in 30 Prozentschritten möglich, was offenbar dem zuvor kritisierten Motion Sickness entgegenwirken soll. Ein recht ähnliches System nutzt nämlich auch „Robinson: The Journey“. Nun sollte man im Fall von „Resident Evil 7“ nicht zu schnell urteilen, da wie schon so oft erwähnt, die Demo rein gar nichts mit dem eigentlichen Spiel zu tun hat und Capcom sicherlich auch technisch noch eines drauflegen wird, wie andere Beispiele zeigen.
Batman: Arkham VR
Mit „Batman: Arkham VR“ tauchten wir erstmals höchstpersönlich in den legendären Batcave hinab. Also Fledermausohren und Headset aufgesetzt und losgeflogen! Die gamescom Demo stellte zwar lediglich den Teil dar, bei dem man die Move Controller kalibriert, sodass wir hier unseren Anzug anlegen konnte, den Greifhaken ausprobieren oder ein paar Batarangs werfen, gleichzeitig bot sich damit aber ein unglaublich immersives Gefühl der Bewegung. Obwohl man still auf einer Stelle steht, fühlt es sich so an, als würde man tatsächlich in einem Aufzug nach unten fahren – ein derart ungewohntes Gefühl, dass man befürchtet jeden Moment das Gleichgewicht zu verlieren. Nach „Resident Evil 7“ machte Batman zudem wieder Hoffnung was die technischen Möglichkeiten von PlayStation VR betrifft. Grafisch gesehen liefert der Titel eine tolle Atmosphäre, viele Details und eine eindrucksvolle Soundkulisse, die schon jetzt Lust auf mehr machen.
Robinson: The Journey
Den Batcave hinter sich gelassen, war die nächste Station der prähistorische Dschungel von „Robinson: The Journey“, das derzeit von Crytek entwickelt wird. Zoobesuche werden danach zukünftig wohl ziemlich langweilig sein. Als junger Robin auf einem mysteriösen Planeten gelandet, begrüßte uns ein offenbar ferner Verwandter von Wheatley (Portal), der uns auf den ersten Schritten behilflich ist. Als Spieler kann man sich frei in dieser Welt bewegen, sodass es eine der ersten Aufgaben war, einen riesigen Mammutbaum nach oben zu klettern, auf deren kräftigen Ästen zu wandeln und vor allem die spektakuläre Aussicht zu genießen. Es ist ein geradezu überwältigendes Gefühl, wenn sich plötzlich zwischen den Blättern ein gigantischer Brachiosaurus erhebt und mit seiner Schnauze bis auf wenige Zentimeter vor euch steht. Dank der Move Controller ist dabei sogar das Anfassen möglich. Viele Ähnlichkeiten gab es zudem zum zweiten VR-Projekt „Climb“, bei dem ähnliche Klettermechaniken zum Einsatz kommen. Entscheidend war dabei vor allem das Zusammenspiel zwischen der richtigen Blickrichtung und dem Weg, wo man als nächstes hin greifen möchte – Augen-Hand-Koordination, die sich teils als recht knifflig erwies. Gefährlich wurde es, als eine Gruppe Raptoren unter uns aufgescheucht wurde und wie in „Jurassic Park“ versuchten nach uns zu schnappen. Nervenkitzel pur! Technisch machte auch „Robinson: The Journey“ einen sehr guten Eindruck, vermittelt eine unglaublich dichte Atmosphäre und lässt einen vollständig in diese Welt eintauchen. Auch hier kann man sagen, dass die derzeit nicht vollends grafische Perfektion durch das Spielgefühl und die Atmosphäre aufgewogen wird.
Until Dawn: Rush of Blood
Dem Überraschungshit aus dem Jahr 2015 „Until Dawn“ folgt in diesem Jahr ein eigenständiger VR-Ableger namens „Rush of Blood“, der jedoch kaum etwas mit dem Original zu tun hat. Vielmehr erwartet euch hier ein Rail-Shooter Konzept, bei dem ihr eine wilde Achterbahnfahrt durch eine Art Horrorkabinett unternehmt. Ausgerüstet mit zwei Waffen und ausreichend Körpereinsatz müsst ihr diese Fahrt des Grauens überleben. Es ist die perfekte Vorstellung einer gruseligen Geisterbahn, voller irrer Clowns, tödlichen Fallen und sogar einer kleinen Story. Dass man sich nicht vollständig von alleine bewegen kann, passt hier allerdings wunderbar, da man mit genug anderen Dingen bei einer rasanten Geschwindigkeit konfrontiert ist. So gilt es unter vollem Körpereinsatz diversen Hindernissen wie schwingenden Äxten auszuweichen, auf sich zu rennende Clowns über den Haufen zu schießen, nebenbei noch ein paar Boni einsammeln und letztendlich die Controller gut in Schreckmomenten festzuhalten. Hat man die ersten Adrenalinschübe überstanden, geht dieser wilde Ritt unaufhörlich weiter – man stürzt im 80 Gradwinkel die recht instabile wirkenden Schienen hinunter, um im nächsten Augenblick von dem fiesen und riesigen Killergesicht begrüßt zu werden. Auch „Until Dawn: Rush of Blood“ präsentiert sich so als tolle und einzigartige VR-Erfahrung, die die Vielseitigkeit der neuen Technologie unterstreicht. Optisch weiß der Titel ebenfalls zu gefallen und spielt schon jetzt in der oberen Liga der aktuellen VR-Titel mit.
RIGS
Mit „RIGS“ nimmt Guerrilla Camebridge Einzug in die Welt der Virtual Reality und versucht dabei Shooter und Sportspiele zu kombinieren und zu zeigen was in der virtuellen Realität alles möglich ist. Wir sind auf der gamescom in den Genuss, den spaßigen Shooter anzuspielen und uns einen Eindruck davon zu machen, inwiefern Guerrilla Camebridge dies gelungen ist.
Bei „RIGS“ spielt der Spieler aus der Sicht eines Piloten, der eine perfekt getunte Kampfmaschine namens RIG steuert. Dieser befindet sich mit seinem Roboter, sowie fünf weiteren RIGS, in einer Arena. Die Piloten sind auf zwei Teams aufgeteilt und müssen gegeneinander in der ‚Mechanized Combat League‘ um den Sieg kämpfen. Gewinner ist das Team, das innerhalb von 10 Minuten die meisten Tore erzielt.
Aber was haben nun Roboter in einem Sportspiel zu suchen und wie soll man mit ihnen Tore erzielen können? Da „RIGS“ eine Mischung aus Shooter und Sportspiel ist, dürfen die Feuergefechte nicht fehlen. Und dadurch können auch die Tore erzielt werden, indem der RIG im Overdrive durch das Tor oder eher den Korb springt, der sich in der Mitte der Arena befindet. Den Overdrive erreicht der Spieler durch das Abschießen von drei gegnerischen RIGs oder durch das Sammeln von mehreren Kugeln die in der Arena verteilt zu finden sind. Befindet sich der RIG im Overdrive, stehen dem Piloten alle drei Fähigkeiten gleichzeitig zur Verfügung, von denen man sich sonst immer für eine entscheiden muss. Im Overdrive hat man zudem einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Piloten, wenn der Reparatur-, Geschwindigkeits- und Schadensmodus gleichzeitig aktiv ist und man sich in die Mitte der Arena zum Korb begibt, um einen Punkt zu erzielen. Das Spiel verfügt insgesamt über eine Sinpleplayer-Kampagne und einen Multiplayermodus, indem es möglich ist mit oder gegen Freunde zu spielen.
Nachdem wir das VR Headset aufgezogen bekommen und alles eingestellt haben, sowie einer der 24 anpassbaren RIGs für das nächste Match ausgewählt wurde, befindet man sich mit der Sicht des Piloten in dem Hangar des eigenen Teams. Man kann sich überall umschauen und ist sofort überwältigt von den vielen Details um die sich Guerilla Camebridge bemüht hat. Wenn man an sich herunterschaut oder über die Schulter guckt, ist der komplette Anzug des Piloten zu sehen. Ebenso verhält es sich nachdem man von einer Drone in seinen RIG gesetzt wurde. Sobald sich alle Piloten in ihren RIGs befinden, wird man per Aufzug in die Arena gefahren und nach kurzer Wartezeit beginnt auch schon die Partie. Zudem kann man den Anblick der gefüllten Arena genießen und kann mit etwas Glück auch einen Blick auf die, mit viel Liebe fürs Detail entwickelten, Jets werfen, die über das Stadion fliegen und das komplette Event abrunden.
Gesteuert wird euer RIG mit dem DualShock 4 Controller, ebenso beim Springen oder dem Einsatz der Fähigkeiten. Das Zielen und Schießen selbst wird mit Hilfe des VR Headsets durchgeführt, indem man mit seinem Kopf auf einen feindlichen Spieler richtet und sofort das Feuer eröffnet. Je länger man es schafft seinen Gegner im Blick zu behalten, desto mehr Schaden nimmt dieser auch. Nach zwei weiteren Abschüssen begibt man sich dann so schnell wie möglich in die Mitte der Arena und versucht durch den Korb zu springen, ohne vorher selbst abgeschossen zu werden.
Das Gefühl der Geschwindigkeit von „RIGS“ wird durch das VR Headset extrem gut vermittelt und lässt einen authentisch in die Haut des Piloten schlüpfen. Die Grafik des Spiels, sowie die Detailtiefe sind ebenfalls ziemlich beeindruckend und werden dem Namen „virtuelle Realität“ gerecht. „RIGS“ ist derzeit wohl das Paradebeispiel was VR angeht und zählt als bislang innovativstes und vielversprechendstes Beispiel, das jeder ausprobiert haben sollte.
by Patrick Geller
Neben PlayStation VR selbst zeigen die oben genannten Spiele eindrucksvoll die Vielfältigkeit der VR-Welt, wohlgemerkt, dass die Technologie noch weit am Anfang steht und man sich schon jetzt auf die Fortschritte darin freuen kann. An erste Stelle steht momentan die Erfahrung, die VR vermittelt und diese war bei allen Spielen geradezu überwältigend. Technisch gesehen wird sich vermutlich der ein oder andere sicherlich an der noch nicht ganz perfekten Grafik stören, dieses Manko blendet man allerdings auch recht schnell während des Spielens aus. VR ist somit auch vielmehr als nur ein kurzzeitiges Gimmick, das unserer Einschätzung nach nicht schon wieder nach wenigen Jahren verschwindet. Die gesamte Industrie arbeitet derzeit an VR und den Ideen scheinen dabei keine Grenzen gesetzt.
Man selbst kann dies ab dem 13. Oktober erleben, wenn PlayStation VR offiziell erhältlich sein wird. Fast alle oben genannten werden vom Tag 1 an erhältlich sein.
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