Singleplayer gegen Live-Service: Auslaufmodell oder Comeback?

By Mark Tomson 18 comments
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In diesen Tagen steht das Thema Live-Service-Games auf einem besonderen Prüfstand, da mit Suicide Squad: Kill the Justice League in Kürze ein recht großes Spiel in diesem Genre erscheint. Das wird zunehmend riskanter für Entwickler und Publisher, auch weil Daten zeigen, dass das Interesse der Spieler wieder woanders liegt. Feiern Singleplayer-Games damit ein gewisses Comeback oder werden sie weiter von Live-Service-Spielen verdrängt?

Noch ist nicht absehbar, ob Suicide Squad: Kill the Justice League ein Flop wird oder nicht, viele Spieler sind aber besonders vorsichtig, was den Release angeht und möchten zunächst abwarten. Dass man das Spiel wegen eines nachlassenden Trends einfach absagt, ist nach so langer Entwicklungszeit aber genauso unsinnig und abwegig. Im besten Fall kann man das Spiel mit dem Post-Launch-Support noch ein wenig dahin gehend lenken, was die Spieler wirklich wollen und sobald erstes Feedback vorhanden ist.

Zu viele Live-Service-Spiele

Die letzten Monate haben insbesondere gezeigt, dass die Spieler dem Live-Service-Genre zunehmend überdrüssig sind. Der Markt ist übersättigt und soll trotzdem, insbesondere auch durch Sony, mit weiteren Live-Service-Games „geflutet“ werden. Das wirkt in Teilen ziemlich abschreckend, denn wo soll man all die Zeit dafür hernehmen, während sich Entwickler parallel offen darüber Sorgen machen, dass sie das Live-Service-Genre dauerhaft überfordert. Große Bedenken dazu äußerte zuletzt Naughty Dog, die ihre eigenen Pläne mit The Last of Us lieber früher als zu spät wieder aufgegeben haben.

Suicide Squad: Kill the Justice League soll schon Tonnen an Post-Launch Inhalten vorbereiten
Suicide Squad: Kill the Justice League soll schon Tonnen an Post-Launch Inhalte vorbereiten

Spieler möchten Singleplayer-Games

Dass Live-Service-Spiele bei Weitem nicht mehr so gefragt sind, zeigten letzte internen Daten aus dem Insomniac Leak (via Reddit). Daraus geht hervor, dass die Spieler auf PS5 wieder mehr Zeit in Singleplayer-Games verbringen, als mit Live-Service- oder F2P-Games. Generell dominieren über den gesamten erfassten Zeitraum die Singleplayer-Spiele. In Zahlen verbrachten die Spieler über den gemessenen Zeitraum 2.1 Milliarden Stunden in Singleplayer-Games, 914 Millionen Stunden in F2P- oder Live-Service-Spielen und nur 595 Millionen Stunden in Online-Spielen. Der Trend schlägt damit eindeutig in Richtung Singleplayer-Spiele.

Ein weiteres Beispiel ist, dass auch in 2023 bei den The Game Awards die Singleplayer-Games dominierten, die in 8 von 10 Kategorien gewonnen haben, was das allgemeine und derzeitige Stimmungsbild unterstreicht.

Dies soll nicht bedeuten, dass Live-Service-Spiele per se schlecht sind. Jedes Einzelne hat gute Ideen und Ansätze, stehen oftmals aber vor der Herausforderung, dass nach dem Release zunächst Monate damit verbracht wird, das Spiel zu optimieren, während man gleichzeitig ansprechende Inhalte liefern muss, um die Spieler bei der Stange zu halten. Und mal ehrlich, welchem Live-Service-Spiel ist das tatsächlich schon perfekt gelungen? Apex Legends ganz sicher nicht, das nach der letzten Kritik scheinbar nur noch dazu dient, um das Geld einzusammeln.

Der mitunter wichtigste Aspekt, der für Singleplayer-Spiele spricht, ist der zeitliche Aufwand dahinter, der irgendwo überschaubar ist. Auch wenn man es hier regelmäßig mit ausufernden Spielzeiten zu tun hat, weiß man, dass das Ende auch mal irgendwann in Sicht ist. Bei Live-Service-Spielen ist man fast gezwungen, dauerhaft am Ball zu bleiben, um nicht bei einem Neueinstieg zu weit zurückzufallen. Beiden Genres gleichermaßen gerecht zu werden, ist eine nicht weniger anspruchsvolle Herausforderung.

Was speziell Suicide Squad: Kill the Justice League betrifft, und das finde ich persönlich immer sehr schwierig (und sicher auch für den Entwickler nicht leicht umsetzbar), dass man rund £70 / 80 EUR für das Spiel aufbringen soll, um es nachträglich mit Seasons und Battles Passes weiter zu finanzieren, worauf es hier sehr wahrscheinlich hinausläuft. Da müssen die angedachten Post-Launch-Inhalte schon sehr überzeugend sein. Für das gleiche Geld hat man aber auch mindestens zwei gute Singleplayer-Games erlebt.

Ich bin gespannt, ob Suicide Squad: Kill the Justice League das Spiel nach all den Diskussionen, Bedenken und dem derzeitigen Risiko dahinter wird, das zu einem gewissen Umdenken in der gesamten Branche führt, ausgehend davon, ob es ein Erfolg oder Flop wird. Natürlich wünscht man Rocksteady viel Glück mit dem Spiel, in erster Linie werden sie es aber auch brauchen.

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