Frederick Raynal werden wohl nur wenige vom Namen her kennen, doch der Autor ist unter anderem für die „Alone in the Dark“-Reihe verantwortlich und bringt mit „2Dark“ einen Horror-Titel der ganz anderen Sorte. Pixelige Grafik und ein einzigartiges Spielsystem sollen das Indie-Game besonders im Horror-Genre abheben. Zugegeben, waren wir sehr angetan von der Idee, die Pixeloptik auch im Horrorgenre aufleben zu lassen, ähnlich wie es schon „Corpse Party“ zuvor gut demonstriert hat. Daher fällt auch „2Dark“ hierbei besonders ins Auge. Doch reicht das alleinstehende Merkmal der Retro-Optik aus, um die 29,99 Euro zu rechtfertigen? Das finden wir für euch in unserem Test zu „2Dark“ heraus.
Ein Camp-Ausflug des Grauens
Ach, es hätte doch so ein schöner Camp-Ausflug für die Familie Smith werden können – aus der Großstadt in die Wildnis, was kann da schon schief gehen? Wären da nur nicht die Serienkiller und Kidnapper, die auf eine grausame Art und Weise die Frau der Mr. Smiths getötet und seine Kinder entführt haben. Jeder andere hätte schon längst mit Suizidgedanken im Traum sein Ende gefunden, doch nicht Mr. Smith – dieser wird nämlich von seinen Rachegelüsten geplagt und entscheidet sich nach sieben Jahren die kleine Stadt aufzusuchen und die vermissten Kinder zu suchen – eine Mission, von der es keinen Weg zurück gibt.
Auf dem Papier wirkt die Story sehr düster, erwachsen und fast schon zu brutal, um sie in einem Spiel zu verwenden. In der Praxis sieht das Ganze aber anders aus, zumal die zuvor angesprochene Pixelgrafik die ganze Inszenierung verharmlost. Allerdings sind die Motive hinter Mr. Smiths Handlungen sehr deutlich, sodass wir seine bzw. unsere Entscheidungen schnell nachvollziehen können. Die Story ist gespickt mit vielen Wendungen und überraschenden Ereignissen, was sich exzellent auf die Horror-Elemente auswirkt.
Falscher Beschützer-Instinkt
Nicht die Angst um das eigene Leben, sondern das Leben von unschuldigen kleinen Kindern treibt Mr. Smith zu verschiedenen schaurigen Szenarien an. Dies wird auch im Gameplay sehr deutlich, da wir von Mission zu Mission durch die Levels streifen und alle Kinder aus verschiedenen Situationen befreien müssen. Man kann das mit einer klassischen Geiselbefreiung in „Call of Duty“ vergleichen, bloß mit einer etwas düster gehaltenen Note. Um sein Ziel zu erreichen, bedarf es allerlei Werkzeuge und Alltagsgegenstände, die den Herren Smith zum Erkunden jeder Location anregt. Steckt da jemand in dieser riesigen Holzkiste drinnen? Tja, dann suchen wir mal schnell irgendwo eine Brechstange, um denjenigen zu befreien. Neben den kleinen Kindern gibt es übrigens auch normale NPC-Charaktere, die in den Levels umherstreifen – was allerdings ihre Absichten sind, wissen wir erst, wenn wir sie persönlich konfrontieren. Das ist nämlich ein ganz wichtiger Faktor in „2Dark“ – denn ein wichtiger Charakter könnte theoretisch auch nützliche Infos für uns bereithalten, doch sollen wir es wirklich riskieren? Denn wer einmal den „Game Over“-Bildschirm zu Gesicht bekommt, muss ein Level komplett von Anfang an neu starten. Da ist es schon einmal verständlich, wenn Vertrauen durch Misstrauen ersetzt wird und ein befreundeter Charakter fälschlicherweise umgelegt wird. Das Spiel selbst sagt uns dabei nicht ob die Tat falsch oder richtig gewesen ist – lediglich von den kleinen Kindern sollten wir die Finger lassen.
Nostalgie und Horror vereint!
Die Pixel-Sprites haben auch außerhalb der Gaming-Industrie ihren Anklang gefunden – ob in Mode oder Filmen, der Retro-Look kommt bei fast jedem an. Auch in „2Dark“ hat der Grafikstil eine markante Wirkung und gesellt sich zu den bereits ähnlichen Horror-Titeln wie „Corpse Party“ usw. Die Schockmomente funktionieren, meiner Meinung nach, trotz der verharmlosten Optik, zumal wir des Öfteren in dunklen Räumen unterwegs sind und überraschende Ereignisse durch verschiedene Effekte zusätzlich hervorgehoben werden. Die Pixel haben ebenso ihre Nachteile – in engen Räumen oder herumliegenden Gegenständen erkennt man oftmals nicht, um was es sich bei den Fundsachen handelt. Es wird zwar angedeutet und natürlich auch beschriftet, aber meistens finde ich mich nur dabei wieder, wie ich den Raum buchstäblich Pixel für Pixel abtaste.
Neben den Effekten gefällt aber auch die Akustik besonders gut – die Musik steigert sich immer weiter in die Atmosphäre und verbessert die Horror-Elemente ungemein, was bei jedem Horror-Titel natürlich nicht fehlen darf. Auf Charakter-Stimmen verzichtet man hierbei fast komplett und konzentriert sich lediglich auf die Sprechblasen, was aber keinesfalls negativ ausfällt, zumal dieser Umstand ganz gut in das nostalgische Gesamtbild von „2Dark“ passt.
Entwickler: Gloomywood Studios // Publisher: BigBen Interactive // Release: erhältlich // Offizielle Homepage: www.2dark.cc