Viele lebensschlaue Menschen geben einen bei Kummer den Rat nach vorne zu schauen und das Vergangene zu vergessen. Nun – bei Spielen braucht man das nicht so eng sehen, denn das Rückwärts kann auch sehr unterhaltsam sein und virtuell ist ja menschliches stolpern ausgeschlossen. Daher schauen wir mal, ob “I Hate Running Backwards” unbeschadet seinen Review-Weg als Unterhaltungsfaktor geht.
Ballern bis der Arzt kommt
Eine epische Handlung und bezaubernde Welten erwarten Eure Helden und Euch bei diesem neu kreierten Genre Shoot-‘Em-Down … nicht. Das wäre auch eine völlige Verschwendung bei diesem temporeichen Ballerspiel. Der auserwählte Charakter soll hier schließlich an keiner Sightseeing Tour oder Butterfahrt teilnehmen, sondern in wechselnden Umgebungen schnell schießen, schießen, schießen, dabei rennen oder fahren und zwar hauptsächlich als besonderer Clou rückwärts.
Da er am Hinterkopf kein Augenpaar von den Entwicklern spendiert bekam, übernehmt ihr die Rolle für die agierenden Gegner im vorderen Bereich und den Hindernissen inklusive Munition und Kampf-Goodies im Hinteren. Dabei heißt es flink so viel wie möglich einzusammeln und alles zu vernichten, was sich einem nähert. Doch herrscht auf dem Bildschirm ein so reger Betrieb (den der Gamer aus der Vogelperspektive betrachtet), dass man so manch seitlich auftauchende Überraschung schnell übersieht? Das kann bei den wenigen Lebenseinheiten ein schnelles Aus bedeuten und alles beginnt wieder von vorn.
Zocken im Endlosschleifen-Modus
Zu Beginn hat man ein Startarsenal von Charakteren, die sich dank erfolgsabhängiger Freischaltung vermehren. Jede Figur hat dabei seine Vor- und Nachteile. Durch austesten findet der Spieler schnell heraus, mit welcher Figur er am Besten klar kommt und im Gameplay immer weiter voranschreitet, um weitere Waffen und für die Spielzone auftauchende Erweiterungen freizuschalten.
Die Steuerung ist gut umgesetzt und für reaktionsschnelles Handeln ist der Spieler mit seinen Patschehändchen ausschließlich selbst verantwortlich. Dabei beobachtet man stets den Bildschirm, ob Spezialmunition oder Fähigkeiten genutzt werden können. Diese Funktionen sind Shooter-und Genretypisch auf die Knöpfe des Gamepads verteilt und durch die Hektik drückt man auch schonmal alle hintereinander. Schließlich kann sich nicht jeder alle Belegungen sofort merken. Hauptsache die flinken Gegner fallen geschwind um. Gleichzeitig ist die Location im oberen Bereich ebenfalls ständig zu beobachten, damit der Avatar nicht plötzlich nicht mit dem Rücken zur Wand vor einem Bauwerk steht und vom Spiel so gewollt hängenbleibt.
Denn die Szenerie scrollt erbarmungslos von oben nach unten und ist permanent dadurch in Bewegung. Daher sind Rennereien nach unten auch nur kurzzeitig möglich, um Übersehenes nachträglich aufzuheben oder Feinden auszuweichen.
Zusätzlich haben die Macher von “I Hate Running Backwards” eine tägliche (nur 1 Versuch pro Tag) Herausforderung inklusive eigener Bestenliste implementiert. Eine Allgemeine gibt es ebenfalls, ebenso ist die Filterung für Freunde möglich. Ach ja, und wenn sich ein weiterer Mensch sich ballerwillig in der Wohnung aufhält: ein lokaler Zweier-Modus steht nicht mehr ganz so selbstverständlich auch zur Verfügung.
Kommt einem bekannt vor
Bei der Betrachtung der Landschaft im Spiel und der Spielfiguren im Auswahlmenü ist eine gewisse Ähnlichkeit mit Minecraft festzustellen. Gut – hier darf alles zerstört werden und keiner ist böse. Hat auch den Vorteil, dass es durch seinen niedlichen Charme somit auch für jüngere Zocker geeignet ist. Trotz der nicht so neuen Ideen präsentiert sich “I Hate Running Backwards” in einem ansprechendem Look´, der somit wunderbar der Retro-inspirierten Spiele von Devolver Digital passt.
Schmerzloser Tinnitus
Wie die Grafik ist auch der Ton hier schon fast nebensächlich. Der Fokus liegt nicht wirklich in diesen zwei Bereichen. Da die Konzentration aufs Überleben ausgerichtet ist, bekommt man die passenden Begleitmelodien zur Umgebung und die Ballergeräusche eher nur am Rande mit.