TEST: Mafia III – Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann?

By Trooper_D5X 1 comment
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Es gibt nur eines, das wirklich zählt … die Familie! Zumindest solange, bis man von ihr verraten und verkauft wurde. Nach neun Jahren Abstinenz meldet sich die Mafia-Serie unter 2K Games zurück, die gemeinsam mit dem neuen Studio Hangar 13 das Gangster-Epos fortsetzen. Es ist zugleich die Feuerprobe für Hangar 13. Zur aller Überraschung wiederholt man diesmal jedoch keine typische Mafia-Geschichte, sondern setzt auf einen Counterpart und soll diese in „Mafia III“ auslöschen.

Der Verrat an der Familie

Unser neuer Protagonist Lincoln Clay hat bereits ein bewegtes und nicht immer leichtes Leben hinter sich. Es sind die 60er und 70er Jahre in den Staaten, in denen er als Schwarzer dem extremen Rassismus innerhalb der Bevölkerung ausgesetzt ist und sein Leben damit entscheidend geprägt wird. Ohne größere Perspektive schließt sich Lincoln der Black Mob Gruppierung an und zieht zunächst in den Vietnamkrieg, um von dort als knallharter Veteran zurückzukehren – dem Punkt, an dem „Mafia III“ beginnt.

Die Perspektiven, insbesondere in der schwarzen Bevölkerung, sind weiterhin ungerecht, was man an jeder Ecke zu spüren bekommt. Da wirkt ein Jobangebot der Marcano Familie, der örtlichen Mafia, durchaus attraktiv – überfallt eine Bank und lebt in unendlichem Reichtum. Klingt zu gut um wahr zu sein! Während man die Millionen noch sicher aus der Bank geschafft bekommt, sind es die Leute in den eigenen Reihen, die einem in den Rücken fallen und Lincoln fast bis in den Tod verraten. Es ist ein spektakulärer Auftakt, den „Mafia III“ hier abliefert und der an diesem Punkt mit großen Augen auf den Rest des Spiels blicken lässt.

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Nur noch Rache im Sinn

Nachdem der Black Mob in New Bordeaux, unserem neuen Schauplatz, fast vollständig ausgelöscht wurde, gibt es für Lincoln nur noch eines im Sinn … Rache! Rache an der Marcano Familie, Rache an allen, die ihm dabei im Weg stehen, Rache für seine Familie! Zwar ist Lincoln selbst mit allen Wassern gewaschen und ein echt harter Kerl in seinem Business, gegen einen Gegner wie die Mafia ist allerdings mehr als nur ein Haudrauf nötig. Und da sich auch Gangster untereinander nie wirklich grün sind, ist dies die perfekte Gelegenheit neue Strukturen aufzubauen, Feinde zu Verbündeten zu machen und die vorherrschende Mafia in New Bordeaux von unten nach oben aufzuräumen.

Mafia III“ verfolgt einen interessanten Ansatz bei der Erzählung, die in aufwendigen und grandios dargestellten Sequenzen als eine Art Rückblende dargelegt wird. Zwischen all den Konfrontationen in der Unterwelt von New Bordeaux mischt nämlich auch das FBI mit, das viele Jahre später über den Fall ‚Lincoln Clay‘ resümiert und diesen nochmals aufarbeitet. Es ist wie ein guter Mafia-Streifen oder eine filmische Biographie, die man hier genießen kann, und die immer wieder gekonnt zwischen den spielerischen Part gepackt wird. Bedingt durch die offene Welt bremst sich diese spannende Erzählung hin und wieder jedoch auch zu stark aus, weshalb an dieser Stelle ein lineares Konzept sicherlich auch mal interessant wäre.

Zurück in den 60ern

Aber nicht nur die reine Story an sich weiß wieder zu überzeugen, auch die Authentizität des Settings und dieser turbulenten Zeit wurde perfekt eingefangen, einschließlich schwieriger Themen wie Rassismus. Wo andere Spiele häufig politisch korrekt sein möchten, wurde dies in „Mafia III“ bewusst nicht herausgeschnitten, wobei die original englische Fassung nochmals eine Schippe oben drauflegt. Worte wie „Nigger“ oder „Bastard“ fallen in jedem dritten Satz, die Anwesenheit eines Schwarzen wie Lincoln wird in bestimmen Stadtvierteln offenkundig angefeindet oder Polizisten sind euch gegenüber von Grund auf misstrauisch eingestellt. Es klingt häufig sehr hart, was man im Spiel hört, war aber auch ein Teil dieser Zeit, weshalb man es Hangar 13 hoch anrechnen kann, dass man sich nicht davor gescheut hat.

Die 60er-Jahre stehen allerdings nicht nur für Negativthemen, sondern auch für ein aufstrebendes Amerika, eine Zeit, die zum Beispiel für ihre Musik und die Oldtimer bekannt ist und die heute als absolut kultig gilt. Wie schon in „Mafia II“ bildet dies mitunter den spaßigsten Teil abseits eurer Mission. Einfach mal in eines dieser schicken Autos springen, das Radio einschalten und etwas Sightseeing durch New Bordeaux betreiben, entlang alter Kinos und den typischen Diners. Auch viele Geschäfte, Häuser oder ein Vergnügungspark lassen sich betreten und sind ein echter Blickfang auf diesem Weg. Wer die damalige Zeit mochte, wird sich in „Mafia III“ von der ersten Minute an wohlfühlen.

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Uninspirierteres Gameplay

Hat man sich erst einmal so richtig schön in New Bordeaux eingelebt und die ersten Mafiosi um die Ecke gebracht, kommt man nicht drum herum zu spüren, dass “Mafia III“ durchaus auch Schwächen hat. Und diese sind mal wieder genau das, was man für Open-World Spiele als bezeichnend nennen würde. Abgesehen von diverse kleineren Bugs und Grafik-Glitches, die mal gar nicht so sehr stören, ist es eher das doch uninspirierte Missions-Design, das hier negativ auffällt. In jedem Bezirk von New Bordaux wird sein eigenes Süppchen gekocht und grob betrachtet sind die Aufgaben immer die gleichen – zerstöre das örtliche Geschäft, töte zwei Unterbosse und weise das Geschäft einem eurer Kickbacks zu. So zieht es sich tatsächlich durch das gesamte Spiel, weshalb ein echter „Oha“-Moment ausbleibt. Man weiß ja was kommt, was bei längeren Spielsessions durchaus auch ermüdend wirken kann. Klar, die Aufgaben an sich unterscheiden sich schon, wo auch mal eine Verfolgungsjagd dabei ist oder ein Raub, etwas mehr Kreativität oder Zusammenhänge von Bezirk zu Bezirk wären an dieser Stelle aber wünschenswert gewesen. Vielmehr Abwechslung bringen da auch nicht die optionalen Ziele, die mal wieder nur aus Sammelaufgaben & Co. bestehen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Gameplay-Elemente, die durchweg Spaß machen, etwa die geschickte Zuweisung der Bezirke an eure Kickbacks, was stets gut durchdacht sein sollte, damit diese euch nicht selbst irgendwann in den Rücken fallen. Schließlich könnt ihr bei diesen äußert nützliche Gefallen einfordern, Vorteile wie Wagen- und Waffenlieferung nutzen, euren eigenen Charakter weiterentwickeln oder euer Equipment verbessern. Auch die gelegentlichen Verfolgungsjagden samt heftiger Schusswechsel machen Laune, die brutalen Stealth-Elemente von Lincoln oder einfach mal mit dem MG mitten in die Menge springen und alles zu Kleinholz zerschießen. „Mafia III“ erfindet das Gameplay alles andere als neu, es hat seine Höhen und Tiefen, weiß aber durchaus für längere Zeit zu beschäftigen.

Nostalgie pur in Bild und Ton

Die Atmosphäre in „Mafia III“ ist Hangar 13 wieder bravourös gelungen, da sie euch von der ersten Minute an in diese tolle Zeit zurückkatapultiert. Seien es die originalgetreuen Autos, der grandiose Soundtrack, einschließlich Größen wie der Rolling Stones, Aretha Franklin, Johnny Cash, die Beach Boys oder Elvis Presley (vollständige Liste), oder aber auch die typischen Diners von damals. Alles zusammen kreiert das perfekte Bild dieser Zeit. New Bordeaux hat aber weitaus mehr zu bieten und präsentiert sich recht abwechslungsreich – vom einfachen Arbeiterviertel, über die Docks am Hafen, den modernen Hochhäusern, bis hin zu den typischen Bayou‘s im Süden. Es gibt unglaublich viel zu sehen und zu entdecken, wofür man sich hin und wieder auch etwas Zeit nehmen sollte.

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Der gesamte grafische Look schwankt hin und wieder aber auch stark, wirkt teils etwas veraltet, dann aber auch wieder unglaublich schön und detailliert ausgeschmückt. Das sind wieder diese typischen Kompromisse, die man in großen Open-World-Spielen eingehen muss, sodass man hier noch abwarten muss, was die PS4 Pro am Ende herausholt. Luft nach oben ist definitiv noch vorhanden.

Abschließend muss man die tolle Leistung der Synchronsprecher hervorheben, die sowohl im Original, wie auch in der deutschen Synchronisation eine exzellente Vorstellung geben, an der es absolut nichts auszusetzen gibt. Man könnte vielleicht ein wenig in der akustischen Distanz nachbessern, was insbesondere bei Heimkinosystemen verwirrend wirkt. Selbst bei Charakteren, die etwas weiter entfernt stehen, gibt es keine größeren Nuancen wahrzunehmen.

TEST: Mafia III – Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann?
„Es ist die langerwartete Rückkehr des legendären Gangster-Epos, das mit dem Kampf auf Seiten der Black Mob Bewegung einen frischen Ansatz verfolgt, aber dennoch nicht die typischen Strukturen innerhalb eines solchen Verbrechersyndikats missen lässt. Mafia III weiß auch diesmal mit einer grandiosen und brutalen Story zu überzeugen, fällt aufgrund der etwas müden Missionsstruktur jedoch in die typische Open-World-Falle zurück. Wer allerdings die optionalen Möglichkeiten oder das Sightseeing in New Bordeaux ausgiebig nutzt, wird definitiv lange seinen Spaß mit Mafia III haben. Die Atmosphäre überzeugt durchgängig, der Soundtrack weiß zu unterhalten und obendrauf wird eine erstklassige Leistung der Synchronsprecher geboten. Da lassen sich kleinere Fehler im Spiel oder teils lustige Bugs durchaus auch verzeihen.“
8.5

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