TEST: Risen 2 Dark Waters – Stimmungsvoll & technisch schwach zugleich

By Johannes Add a Comment
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Ganze sechs Jahre sind nach dem ersten Teil von Risen vergangen und so spendiert uns der deutsche Entwickler Piranha Bytes nun den zweiten Teil, der spielerisch in einem Piraten-Setting angesiedelt ist. Wem das nicht genug ist, der kann sich schon einmal auf eine gelungene Atmosphäre des Piratenalltags freuen, die von Piranha Bytes überraschend gut ins Szene gesetzt worden ist. Mit „Risen 2: Dark Waters“ wollen die Entwickler die Fehler des Vorgängers ausbügeln und ein Rollenspiel erschaffen, das bis dato die Spieler noch nie erlebt haben; so zumindest der offiziellen Beschreibung zu entnehmen. Doch muss man den ersten Teil kennen um im Nachfolger den Handlungsstrang zu verstehen? Was hat sich nun geändert? Diese und weitere Fragen werden wir euch in nachfolgenden Test zu „Risen 2: Dark Waters“ beantworten.

Vom Alkoholiker zum Helden!

Die Geschichte von Risen 2 erfordert keine großartigen Vorgänger-Kenntnisse. Stattdessen gibt es derweil einen Leutnant der Inqusation – eine Art Marine – mit dem ihr die restlichen Spielstunden verbringen dürft. Die Problematik ist dabei einfach gestrickt. Sechs Titanen sind nach den Handlungen im Vorgänger erwacht und wollen die Welt in Schutt und Asche legen, wie es natürlich in den Prophezeiungen steht. Glücklicherweise gibt es eine magische und mächtige Waffe, die es euch erlaubt, einen besonders problematischen Titan „Mara“ problemlos auszulöschen. Und wie es das Schicksal so will, werdet ihr für diese wichtige Mission auserwählt, um alle nötigen Informationen über diese geheimnisvolle Waffe zu beschaffen, damit die ganzen Seeungeheuer samt dem Titanen erledigt werden können. Ihr bereist unterschiedliche Insel mit dem Ziel vier Artefakte zu finden und diese sogenannte Waffe zu aktivieren. Dabei stellen sich allerlei Feinde auf euren Weg, die es ebenso mit den Schwertkünsten und weiteren Vodoo-Zaubern auszulöschen gilt.

Erzählt wird die Story mit Hilfe der zahlreichen Dialogen, in denen ihr viele Entscheidungen mitzubestimmen habt. Jede Antwort entscheidet über weiteres Vorgehen und den Erfolg im Spiel. Seid ihr frech und unhöflich, folgt in der Regel ein Kampf. Eine höfliche Antwort hingegen schadet nicht der Gesundheit und lässt euch zudem länger leben. Der Spieler ist aber wie in anderen Genre-Vertretern nicht an die Geschichte gebunden und kann nach Lust und Laune selbstständig Gebiete erforschen. Jedoch ist ein klarer Handlungsstrang zu erkennen, der euch nicht ahnungslos durch die Geschichte gehen lässt. Insgesamt wird die Story durch die stimmige Atmosphäre geebnet und überbringt das Gefühl ein echter Pirat zu sein.

Alles eine Frage des Geldes

Wie es in allen Rollenspielen so üblich ist, fangt ihr komplett von Null an und müsst euren Charakter im Laufe des Spiels weiter entwickeln. Um kein Aufsehen zu erregen wird unser namenloser Held vom Leutnant zum abtrünnigen Abenteurer degradiert. Natürlich wäre es nicht schlecht ein paar Goldstücke bei sich zu haben. Leider fließt das Geld nicht wie ein Wasserfall, sondern muss stets erarbeitet werden. Dabei helfen diverse Nebenquests wie zum Beispiel die Beschaffung von Zucker, Zutaten usw. Außerdem wachsen überall nützliche Pflanzen, die bis auf das Letzte aufgesammelt werden müssen, denn wie es im Piratenalltag so ist, können diese beim nächsten Händler verkauft bzw. als Proviant benutzt werden. Das Spiel unterstützt kein automatisches Heilungssystem, was das Beschaffen von Proviant noch wichtiger macht. Erst wenn euer Held etwas zu sich genommen hat, kann er erst ernsthaft in den Kampf einsteigen.

Die Nebenquests gestalten sich nicht eintönig und weisen genug Abwechslung auf. Selbstverständlich gibt es „töte dies“- und „hole das“-Quests, dennoch unterscheiden sich die Aufgaben sehr voneinander und bieten daher viele alternative Lösungswege. Als Beispiel nehmen wir die Rekrutierung in Stahlbarts Piratencrew, welche viel Überzeugung vom Spieler verlangt. Denn um erst als Pirat anzufangen, müssen Nebenmissionen erfüllt werden, die einen Piraten ausmachen. Welche das sind, können die Spieler selbst entscheiden. Darunter gibt es ebenso Alternativen. Um eine alte Grabstätte zu plündern, die von einem Zombiekrieger bewacht wird, könnt ihr Hals über Kopf ein Kampf riskieren oder flüchtig zum Artefakt sprinten und diesen so risikofrei erwerben.

Was uns negativ während des gesamten Spielverlaufs auffällt ist, dass Piranha Bytes eines der miserabelsten Konsolenportierungen eines PC-Spiel erschaffen hat. Und so ist es leider wirklich. Immer wieder konnten wir einige schwerwiegende Bugs im Spiel finden, die das Gameplay deutlich beeinflussen. Wenn ihr eine Person angreift, reagiert sie nicht und fängt den Kampf erst an, wenn dessen Lebensanzeige weniger als ein Drittel anzeigt. Vom Zufall kann man hier nicht sprechen, da es permanent und bei jeder getesteten Person bzw. NPC vorkommt. Klar ist das ein Vorteil, allerdings werden ihr meistens mit einem Schlag erledigt. Beim Kampfsystem hat sich nahezu nichts getan. Das Kämpfen in Risen 2 ist unglaublich langweilig und beinhaltet keinerlei Highlights. Bis auf ein paar fiese Tricks und Vodoo-Zauber wirken die Kämpfe eintönig und vor allem altgebacken. Eventuell könnte man dies auf die lange Entwicklungszeit von insgesamt sechs Jahren zurückführen, allerdings ist dies keine Entschuldigung für die schlechte Portierung eines so grandiosen Settings.

Framerate-Einbrüche, permanente Ruckler und schöne Umgebungen, was denn noch?

Hier versagt „Risen 2: Dark Waters“ auf kompletter Ebene. Wie kann man so ein Spiel so überhaupt auf den Markt bringen? Haben die Entwickler es überhaupt vor dem Release selbst angespielt? Wo zum Teufel sind die Spieletester geblieben? Diese und weitere Fragen stellten wir uns während des Spiels permanent. Die PC-Spieler können sich zwar auf tolle Grafiken freuen, die Konsolenfassung ist sozusagen mit Grafikfehlern und Bugs überhäuft worden. Die Gespräche verlaufen zwar auf normaler Ebene, ruckeln aber jeweils wenn eine andere Person spricht. Die Gesichtskonturen sind schlecht animiert und zeigen keine Emotionen in den zahlreichen Gesprächen. Die Framerate bricht jede 30 Sekunden komplett ein und erlaubt einfach kein Spaß am Spielen. Außerdem sehen die Texturen von Steinen und Bergen sehr schwammig und detailarm aus. Piranha Bytes und „Risen2: Dark Waters“ versagen hier auf der technischen Seite komplett. Was bleibt ist eine gelungene Atmosphäre mit genügend Piraten-Feeling, das ebenfalls unter schlechten Animationen zu leiden hat.

Echte Piraten sagen: „Argh!“

Zumindest soundtechnisch bietet der Titel eine deutsche Synchronisation. Allerdings gibt es auch hier Einiges zu meckern. Die Gesprächspartner reagieren ein Tick zu spät was das Antworten angeht. Des Weiteren wirken die Diskussionen eher lustig gehalten, als ernsthaft und bieten diesbezüglich keine Tiefe, obwohl die eigentliche Situation ernst zu sein scheint. Die deutschen Sprecher machen ihre Arbeit ganz „ok“, doch auch in diesem Sinne kann kein ernsthaftes Gespräch zwischen zwei echten Seeräubern stattfinden. Stattdessen gibt es nur sinnlose Plaudereien mit wenig bis gar keinen Unterhaltungswert. Die Musikauswahl ist ebenfalls nett gewählt, hängt sich aber aufgrund der schlechten technischen Umsetzung ab und zu auf.

Offizielle Homepage: www.risen2.com

TEST: Risen 2 Dark Waters – Stimmungsvoll & technisch schwach zugleich
„Mit dem PS3 Debüt von Piranha Bytes hat sich der Entwickler eher keinen Gefallen getan. „Risen 2: Dark Waters“ muss man leider als „eher nicht empfehlenswert“ abstempeln, was vor allem den vielen technischen Hindernissen im Spiel zuzuschreiben ist. Falls das Spiel keinen gigantischen Bugfix in Form eines Patches bekommt, sehen wir keine glanzvolle Zukunft im Risen-Nachfolger auf PS3. Das Gefühl ein echter Pirat zu sein, wird zwar mithilfe der Umgebung dem Spieler näher gebracht, auf der anderen Seite aber auch, wie oben schon erwähnt, durch die instabile Framerate und andere Macken wieder getrübt. Ein altgebackenes Kampfsystem mit wenig Highlights, keine tiefgründige Gespräche und eine durchschnittliche Story schreckten uns vielmehr ab, als die Tatsache für einen kurzen Moment ein echter Pirat zu sein. Einzig das stimmungsvolle Setting und der Sound kann sich der Titel als „gelungen" auf die Flagge schreiben.“
6.5

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