Online-Gaming: der Aufstieg der weiblichen Spieler

Johannes Add a Comment
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Online-Gaming ist eine Männerdomäne. Diese Aussage ist doch längst als Klischee enttarnt. Oder … vielleicht nicht? Nicht alle Studien weisen in diese Richtung. Und falls es doch noch nicht so ist, dass Gamerinnen mittlerweile ebenso häufig sind wie männliche Gamer: Woran könnte das liegen? Wie viele Online-Gamerinnen gibt es überhaupt? Welche Games spielen diese Frauen am liebsten und welche Motivation treibt sie zum Spiel? Fragen über Fragen. Der folgende Artikel versucht sich an einigen Antworten.

Wie viele Online-Gamerinnen gibt es?

Das Statistikportal „Statista“ hat die Ergebnisse einer interessanten Studie zu PC-Online-Spielen veröffentlicht. Sie verglich, wie häufig Frauen und Männer PC-Online-Spielen im Jahr 2018 genutzt haben. Ein Ergebnis: Bei häufiger und gelegentlicher Nutzung solcher Spiele dominieren eindeutig die Männer. Während etwa 7,2 Prozent der Männer PC-Online-Spiele häufig spielen, sind es „nur“ 2,7 Prozent der Frauen.

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren gibt es offenbar ähnliche Tendenzen. Die JIM-Studie 2018 (Jugend, Information, Medien) untersuchte unter anderem, wofür Kinder und Jugendliche das Internet nutzen. Laut der Studie nutzen nur zehn Prozent der Mädchen, aber 33 Prozent der Jungen es zum Spielen.

Beide Studien sprechen dafür, dass der Anteil der Frauen an den Onlinegamern möglicherweise gestiegen ist, aber (noch) nicht dazu geführt hat, dass Männer und Frauen jeweils etwa 50 Prozent der Gamer-Community bilden. Auch wenn man alle Spiele (online wie offline) gemeinsam betrachtet: Möglicherweise muss man Angaben zu den sich angleichenden Anteilen von Frauen und Männern in der Gaming-Szene zurzeit noch etwas kritisch betrachten. Solch eine kritische Analyse liefert zum Beispiel der Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) in einem Beitrag aus 2017.

Spielen Gamerinnen anders als Gamer?

Die Studie „Gaming in Deutschland“ aus 2018 von Splendid Research spricht zumindest dafür, dass Frauen andere Games als Männer spielen. Bei der Frage „Wie häufig spielen Sie die folgenden Spiele-Genres?“ antworteten 44 Prozent der Frauen, dass sie Puzzlespiele häufig oder gar sehr häufig spielen. Damit liegen diese Games im Ranking bei den Frauen auf Platz 1. Puzzlespiele tauchen bei Männern aber ebenso wenig in den Top-5 auf wie Jump ‚n‘ Runs, Simulations- und Rollenspiele, die bei Frauen zu den beliebtesten Spielgenres gehören.

Nur Geschicklichkeitsspiele scheinen beide Geschlechter in ähnlicher Weise zu begeistern (Männer: 31 Prozent; Frauen: 39 Prozent). Die von Männern bevorzugten Sportspiele, Shooter, Strategiespiele und Action-Adventures tauchen wiederum bei den Top-Genres der Frauen nicht auf. Dass Frauen andere Game-Genres wählen, könnte an anderen Präferenzen liegen, die Frauen beim Gaming haben. Laut einer Analyse der Agentur Quantic Foundry aus den USA spielen für Frauen Fantasie, Spaß und Interaktion beim Gaming die größte Rolle. Für Männer sind dagegen Wettkampf und Destruktion wichtige, zum Spiel animierende Anreize.

Und noch mehr Unterschiede zwischen Gamer und Gamerin

Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Spielern zeigen sich beispielsweise auch im Online-Glücksspielsektor. In der Umfrage „Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben im Jahr 2017 insgesamt 0,9 Prozent der Männer, aber nur 0,3 Prozent der Frauen an, in den letzten zwölf Monaten Internet-Casinospiele gespielt zu haben. Darüber hinaus zeigte sich in der Umfrage, dass Frauen tendenziell weniger Geld beim Glücksspiel ausgeben als Männer.

Das könnte einerseits daran liegen, dass Frauen weniger Geld für Glücksspiel zur Verfügung haben. Andererseits könnte es auf ein vorsichtigeres Verhalten von Frauen beim Spiel hindeuten. Letzteres könnte man dann zur These ausbauen, dass Frauen rund um das Thema Spiel generell vorsichtiger sind als Männer. Möglicherweise gilt das auch bei der Auswahl der Spielplattform, sodass sie also beispielsweise mehr Wert auf geprüfte Webseiten legen. Vielleicht. Aber diese These kann die Umfrage der BZgA letztlich weder verifizieren noch falsifizieren.

Machen es Männer den Frauen schwer?

Manchmal ist es so! Manchmal machen Männer es den Frauen in der Gaming-Szene schwer. So musste 2017 beispielsweise das Event Gaming Ladies“ in Barcelona abgesagt werden, weil Teilnehmerinnen von männlichen Gamern sexistisch beleidigt und teils bedroht wurden, berichtete das Magazin Unicum 2017. Über Übergriffe männlicher Gamer gegenüber Frauen berichtet auch die Seite Grimme-Game.de des Grimme Instituts. Was treibt die Männer dazu, so zu handeln?

Vielleicht macht es ihnen Angst, dass Frauen nicht schlechter und bisweilen sogar besser spielen als sie? Dass dem so ist, fanden die Professorin Cuihua „Cindy“ Shen und ihre Kollegen im Rahmen einer Studie an der University of California heraus. Anhand von jahrelang gesammelten Daten aus zwei großen Onlinespielen zeigte sich, dass Frauen im Durchschnitt mindestens genauso schnell Fortschritte gemacht haben wie Männer.

Frauen sind also gut im Online-Gaming, jedenfalls nicht schlechter als Männer. Und sie beginnen auch im Online-Gaming, ihre Rechte einzufordern. Sie wehren sich gegen Übergriffe und fordern ein neues Frauenbild in Onlinegames. Möglicherweise ebnen sie damit in den nächsten Jahren den Weg, damit es Gamerinnen in Zukunft einfacher fällt, sich sowohl in der Hobby- als auch in der professionellen Gamer-Szene zu behaupten. Und dadurch ändert sich die Szene eventuell sehr: zum Besseren!

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