TEST – Legends of War – Geschichte lehren durch Spielen?

Patrick Held 2 Comments
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Lernen beim Zocken? Für einige mag dies komisch klingen, für die meisten würde damit ein Traum in Erfüllung gehen. Das dachte sich wohl auch der History Channel, als er zusammen mit dem Entwicklerstudio Enigma und dem Publisher Slitherine an „Legends of War“ gearbeitet hat. Nachdem das Projekt bereits auf der PSP funktioniert hat, wollten die Beteiligten es dann nun auch mal auf der PS3 und PS Vita versuchen.

Ein rundenbasierendes Strategiespiel, bei dem man die Geschichte von General George S. Patton vom Einmarsch in die Normandie bis hin zur Übernahme Berlins nachspielen kann. Langweilige Geschichtsstunden könnten damit der Vergangenheit angehören. Oder bleibt „Lernen durch Zocken“ einfach immer nur eine Legende?

Bereits im Intro wird eine Menge Wissen vermittelt: Das deutsche Reich ist in Europa in einer mächtigen Position, hat die meisten seiner Feinde besiegt und scheint unbesiegbar zu sein. Mit einer List locken die Alliierten die deutschen Truppen nach Callais, während sie selbst in der Normandie einmarschieren. Dieses Ereignis, welches in der Geschichte als der D-Day bekannt ist, bildet die Ausgangssituation, in der der Spieler den Befehl übernimmt. In insgesamt 4 großen Operationen, die sich in insgesamt 21 Missionen unterteilen, heißt es, den Feind zu infiltrieren, zu sabotieren und endgültig zu besiegen.

Sämtliche Ereignisse spiegeln im Großen und Ganzen die wahren Ereignisse wieder, während die Missionen selber nur zur Unterhaltung dienen. Dennoch werden einem die Daten und Fakten sehr gut und anschaulich präsentiert und machen es selbst dem größten Lernmuffel einfacher, für Geschichte zu üben. Allerdings werden wichtige Fakten -wie der Lebenslauf des Generals- außer Acht gelassen und die Einheit kann individuell zusammengestellt werden, ohne das auf die Wahrheit eingegangen wird. Ein deutlicher Minuspunkt.

Grafik und Sound

Grafisch muss man das Spiel in zwei Bereiche teilen: Während die gesamten Zwischensequenzen gespickt sind mit grafischen Darstellungen der Truppenbewegungen, kurzen In-Game Szenen und deutlich markierten Karten, die sehr klar und anschaulich zeigen, wie die Bewegungen der 3. US-Army abgelaufen sind, bilden die Missionen selbst das reine grafische Grauen. Alles ist unheimlich verpixelt und unscharf, so dass es teilweise schwer wird, seine Bewegungen zu koordinieren und die Feinde zu beseitigen. Die Umgebung ist undeutlich, wenig detailreich und bietet kaum Abwechslung. Außerdem wirken sich selbst direkte Raketenwerferschüsse in keinster Weise auf die Umgebung aus, was ein wenig merkwürdig erscheint, da so die angestrebte, realistische Atmosphäre wesentlich verbessert worden wäre.

Die Bewegungen der Einheiten sehen plastisch aus und sind nun wahrlich keine Freude für die Augen, sondern erinnern eher an alte Strategiespiele á la Windows 98 und sind absolut nicht mehr zeitgemäß. Es fehlt auch bis auf hier und da an besonderen Effekten. Verschlimmert wird dies alles auch noch durch die grauenhafte Kameraführung, die viel zu dicht am Geschehen ist und einen sehr geringen Überblick über die Karte bietet. Doch nicht nur die grafische Darstellung ist absolut negativ umgesetzt, auch die Lichtverhältnisse in Nachtmissionen sind so schlecht und derart dunkel, dass man kaum noch seine eigenen Einheiten, geschweige denn die Feinde erkennen oder anvisieren kann. Ob das nun so gewollt ist, soll dahin gestellt sein, für den Spielfluss wäre es jedoch durchaus hilfreich gewesen, die Helligkeit ein wenig anzuheben, denn die dazugehörige Option sucht man vergebens. Der Schwierigkeitsgrad wird dadurch jedoch erheblich gesteigert. Ob das nun positiv oder negativ ist, kann jeder für sich selbst entscheiden.
Soundtechnisch gibt es nicht viel zu bemängeln. Auf eine deutsche Synchronisation wurde verzichtet, wodurch alles in englischer Originalsprache gehalten wurde, was zu einer besseren Atmosphäre führt. Schüsse und Truppenbewegungen klingen teils ein wenig plastisch, stechen jedoch nicht besonders negativ heraus. Alles in allem sind Grafik und Sound keine Glanzleistung, allerdings auch kein Totalabsturz. Man kann damit etwas anfangen, sollte aber auch kein gutes Taktikspiel wie XCOM- Enemy Unknown erwarten.

Gameplay

„Legends of War“ ist eine Kombination aus klassischem Strategiespiel und rundenbasierender Taktik. Jede Einheit besitzt eine begrenzte Anzahl an Schritten und Schüssen, die sich Runde für Runde erneuern. Mit jedem Abschuss sammeln die Figuren Erfahrung und Medaillen, mit denen neue Einheiten, Scharfschützen oder Panzer gekauft oder vorhandene verbessert werden können. So kann man seine Einheit von einer kleinen 4-Mann-Truppe zu einer der mächtigsten Armeen der Geschichte ausbauen, die jeder Situation trotzt. Jede Einheit besitzt dabei ihre eigenen Vor- und Nachteile, wodurch der Strategiefaktor erheblich gesteigert wird. Schade ist dabei jedoch, dass die Soldaten sich außer durch ihren Namen nicht voneinander unterscheiden. Dadurch entsteht absolut keine Bindung zu den Soldaten. Sollten sie sterben, kann man sie ganz einfach durch neue ersetzen, ohne auch nur die geringste Spur von Trauer über diesen „Verlust“ zu verspüren. Man baut jedoch nicht nur keine Bindung zu den Einheiten auf, es fehlt auch an Emotionalität. Es wird keinerlei menschliches Gefühl vermittelt, wodurch die Atmosphäre erheblichen Schaden erleidet.

Lange kann man sich an dem Spiel leider auch nicht erfreuen, denn nach knapp 7 Stunden ist die Story beendet und dann gibt es kaum noch etwas zu erforschen, da auch sämtliche Trophäen theoretisch in einem Durchlauf erbeutet werden können.

Gesteuert werden die Einheiten mit verschiedenen Tastenkombinationen, ebenso wie die Kamera und das Zielsystem. Ein weiteres Merkmal des Gameplays besteht darin, die Fähigkeiten von General George S. Patton ausbauen zu können. So etwa seine taktischen Fähigkeiten, sein Charisma oder seine Überzeugungskraft. Dadurch erhält der Spieler verschiedene Vorteile, die sich direkt Einfluss auf das Spiel haben, wie zum Beispiel günstigere Truppen oder höhere Angriffskraft. Ein Feature, welches perfekt zum Taktikgenre passt.

Eine Besonderheit von „Legends of War“ besteht im Mehrspielermodus. Hierbei wurde statt einem Onlinemodus ein „Hot-Seat“ Modus eingesetzt, bei dem zwei Spieler abwechselnd gegeneinander antreten können. Solch einen Modus gab es zuletzt nur bei Kultspielen wie Worms und bringt eine Menge Spaß mit sich. Dieser Modus ist eine Funktion, die heutzutage nur noch viel zu selten genutzt wird.

Das Gameplay ist, genau wie Grafik und Sound, kein besonders großartiges Feuerwerk, bietet aber eine solide Unterhaltung, doch auch hier kann das Spiel nicht wirklich mit anderen großen Titeln mithalten, sondern landet eher im Mittelfeld.

TEST – Legends of War – Geschichte lehren durch Spielen?
„Legends of War“ ist der bereits fünfte verzweifelte Versuch des History Channels, durch Videospiele zu lehren. Leider bleiben auch bei diesem Vorhaben Grafik, Sound und Gameplay zum größten Teil auf der Strecke. Herausgekommen ist dabei ein mittelmäßiges Spiel, welches kaum mit tollen Effekten oder eindrucksvollen Besonderheiten aufwarten kann. Trotzdem ist es kein schlechtes Spiel, bietet interessante Eindrücke und vermittelt viele geschichtliche Informationen. Das Ziel, Wissen per Videospiel zu vermitteln, ist damit umgesetzt worden. Besonders Strategiefans, sowie Freunde von Geschichte, werden Spaß mit diesem Spiel haben. Wem es in erster Linie um das Spielen an sich geht, für den sind andere aktuelle Strategiespiele, wie XCOM, eine wesentlich bessere Alternative, denn diese bieten eine bessere Grafik, sowie ein besseres Gameplay.“
5.5
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