TEST: Final Fantasy 16 – Das Actionfeuerwerk, das die Reihe gebraucht hat

Final Fantasy 16 dürfte das PS5 Highlight in diesem Sommer werden. Erfahrt in unserem Test mehr darüber, warum kein Weg an diesem Rollenspiel-Hit vorbeiführt.

By Jonas Herrmann 15 comments
14 Min Read

Mit Final Fantasy 16 erscheint am 22. Juni das nächste große PS5-exclusive und der neue Ableger der legendären JRPG-Reihe. Im Vergleich zu den eher Sci-Fi-lastigen Vorgängern setzt Teil 16 wieder auf ein eher klassisches Fantasy-Setting und bietet erstmals ein Action-Kampfsystem.

Bereits unsere Gameplay-Preview ließ hier Großes erahnen, nun haben wir das Spiel vorab ausführlich getestet und erzählen euch, wie uns der Trip gefallen hat und warum als PS5-Besitzer kein Weg an Final Fantasy 16 vorbeiführt.

Ein Kontinent im Chaos

Die Geschichte von Final Fantasy 16 dreht sich zwar in erster Linie um den Protagonisten Clive Rosfield, umspannt aber eigentlich den ganzen Kontinent Valisthea. Auf dem ringen verschiedene Königreiche, Republiken und andere Fraktionen um Macht und Kontrolle, es gibt unterschiedliche Religionen und Kulturen. Im Zentrum stehen dabei die Mutterkristalle, die es den Bewohnern der Welt ermöglichen, Magie zu nutzen und so einen wichtigen Teil der Zivilisation darstellen. Ohne die Hilfe der Kristalle wäre das Leben, dass die meisten Menschen hier führen, gar nicht möglich.

Im Spiel bereist ihr viele beeindruckende Orte.
Im Spiel bereist ihr viele beeindruckende Orte.

Es gibt aber auch Personen, die ohne Kristalle Magie nutzen können. Diese sogenannten Träger werden je nach Region unterschiedlich gesehen und eingesetzt. Für viele sind sie einfach nur Werkzeuge, die wie Sklaven behandelt werden und keinen wirklichen Wert besitzen. In anderen Ländern gehen die Menschen toleranter damit um und einige wenige setzen sich für eine Gleichberechtigung ein. Clive ist selbst ein Träger und sieht sich so immer wieder mit dem Schicksal seinesgleichen konfrontiert.

Neben den Trägern gibt es auch noch die Domini. Dabei handelt es sich um einzelne, von mächtigen Wesen auserwählte Personen, die besonders starke Kräfte haben und sich sogar komplett in ihre jeweilige Esper verwandeln können. Die Domini sind entscheidend für politische Auseinandersetzungen und die mächtigste Waffe im Krieg zwischen den Fraktionen. Auch hier gibt es aber regionale Unterschiede. Manch ein Dominus nutzt seine Macht, um sich selbst zum Herrscher aufzuschwingen, andere werden von König oder Kaiser gezwungen, ihre Kräfte nach deren Willen einzusetzen.

Clive sollte als Erbe des Königs von Rosaria eigentlich der Dominus des Phönix werden, diese Macht überging ihn allerdings und äußerte sich in seinem jüngeren Bruder Joshua. Die beiden werden getrennt, als Rosaria verraten wird und fortan versucht Clive als Gebrandmarkter, einen Platz in der Welt zu finden. Die Geschichte von Final Fantasy 16 ist deutlich düsterer als in vergangenen Serienteilen und orientiert sich an Fantasy-Hits wie Game of Thrones oder The Witcher. Da wird gemordet und geflucht, Rassismus spielt eine wichtige Rolle und hin und wieder geht es auch mal etwas freizügiger zu.

Protagonist Clive ist ein bisschen melodramatisch, sonst aber voll in Ordnung!
Protagonist Clive ist ein bisschen melodramatisch, sonst aber voll in Ordnung!

Trotzdem haben es die Entwickler geschafft, die Magie der Serie zu transportieren. Chocobos und Mogrys sind eine willkommene Abwechslung und der realistische, dreckige Look wird immer wieder von bunten Bildern gebrochen. Gerade dann, wenn die riesigen Esper ins Spiel kommen, wird es außerdem herrlich abgedreht. Dann ist von Bodenständigkeit keine Rede mehr, dafür sorgen die teilweise völlig übertriebenen Szenen für erinnerungswürdige Momente und geben dem Spiel eine ganz eigene Identität.

Zwischen Episch und Eintönig

Für die Entwicklung von Final Fantasy 16 zeigt sich das Studio Creative Business Unit III verantwortlich, das zuvor den MMO-Ableger Final Fantasy 14 zu einem der beliebtesten Online-Rollenspiele gemacht hat. Die MMO-Wurzeln der Entwickler scheinen dabei teilweise beim Missionsdesign noch durch. Das ist teilweise sehr gut, manchmal aber auch ein bisschen hinderlich.

Der Aufbau des Spiels ist dabei relativ strickt. Es gibt eine Heimatbasis und kleinere Orte, in denen Händler, der Schmied oder ähnliche Personen aufgesucht werden können. Dazu kommen mittelgroße, offene Gebiete, in denen Monster und Banditen lauern und in denen wir Nebenaufträge erledigen oder zu neuen Zielen laufen. Dazu kommen dann die Hauptmissionen, die uns oft an spezielle Orte führen.

Die Hauptstory von Final fantasy 16 bietet viele Highlights.
Die Hauptstory bietet viele Highlights.

Das Pacing folgt dabei einem eben zum Beispiel aus MMOs bekanntem Muster: In der Basis können wir unsere Ausrüstung verbessern und unsere Tränke auffüllen. Dann geht es in die offenen Gebiete, in denen wir kleine Nebenmissionen erledigen oder neue Wege freischalten. Das läuft alles relativ gemächlich ab. In regelmäßigen Abständen erreicht die Story dann einen Punkt, an dem wir an einen speziellen Ort reisen müssen, beispielsweise eine stark bewachte Burg oder eine Höhle. Diese funktionieren dann wie klassische Dungeons, sind ziemlich linear und warten mit Zwischenbossen und Endgegnern auf uns. Hier passiert die meiste Action, der Spannungsbogen steigt beträchtlich an und wir werden für gewöhnlich mit einer ausufernden Zwischensequenz und manchmal mit Esper-Kämpfen belohnt. Danach flacht die Spannung wieder etwas ab und wir kehren in unsere Basis zurück.

Bei den Dungeons und Hauptmissionen spielen die Entwickler ihre Stärken, die sie schon in Final Fantasy 14 gezeigt haben, voll aus. Wir bereisen abwechslungsreiche, meist optisch beeindruckende Umgebungen, reihen spaßige und herausfordernde Kämpfe aneinander und erleben einige der epischsten und eindrucksvollsten Momente, die die Gaming-Landschaften in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Das ist wirklich Popcorn-Kino auf allerhöchstem Niveau und ich saß nicht selten mit einem breiten Grinsen vor dem Fernseher, weil einfach so viel auf einmal los war.

Die Kehrseite der Medaille sind allerdings leider die Nebenmissionen. Die erzählen zwar teilweise ganz ordentliche Geschichten, die uns ein Gefühl für die Welt und die Figuren darin vermitteln, sind aber beim Gameplay wirklich viel zu simpel und stupide gehalten. Oft sprechen wir mit einem Auftraggeber, der uns darum bittet, nach einem vermissten Freund oder verlorenen Gegenständen zu sehen. Wir laufen dann knapp 100 Meter, der Freund oder Gegenstand wird natürlich gerade von Monstern attackiert, wir erledigen die Monster und kehren zurück. Das wars. Und so laufen leider gefühlt 95% aller Nebenmissionen ab. Das wirkt wie Beschäftigungstherapie und wirft nur in den wenigsten Fällen mal ein spannende Item oder ähnliches ab. Glücklicherweise werden die Nebenaufträge für die Handlung nicht unbedingt benötigt und so muss man davon nur so viele machen, wie man will.

Final Fantasy 16
So sieht es aus, wenn zwei Espern aufeinander treffen.

Später im Spiel gibt es dann noch Jagdaufträge, die deutlich besser funktionieren. Hier müssen wir in ein Gebiet reisen und ein besonders starkes Monster finden. Diese kleinen Bosskämpfe sind deutlich motivierender und unterhaltsamer als die halbgaren Nebenmissionen. Hier lässt Final Fantasy 16 leider viel Potenzial liegen. Die Welt und die Geschichten sind nämlich wirklich spannend. Ich erlebe beides aber dann doch lieber über die Hauptstory, da diese auch spielerisch etwas bietet.

Das erste Echtzeit-Kampfsystem der Serie

Eines der am meisten diskutierten Themen war im Vorfeld das neue Kampfsystem. Während die Vorgänger immer auf ein in irgendeiner Form rundenbasiertes System gesetzt haben, laufen die Gefechte im neuesten Ableger komplett in Echtzeit ab. Wer sich deswegen sorgen gemacht hat, kann sich beruhigen. Die neuen Kämpfe sind wirklich gelungen und eines der Highlights von Final Fantasy 16. Ihr kombiniert relativ simpel Nah- und Fernkampfangriffe, weicht feindlichen Attacken geschickt aus und nutzt magische Spezialattacken.

Im Verlauf des Spiels sammelt ihr mehrere Segen ein, die euch neue Moves ermöglichen. Am Anfang habt ihr etwa den Segen des Phönix. Der verleiht euch einen mächtigen Flammen-Kinnhaken, einen Rundumschlag und die Möglichkeit, direkt zu einem Gegner zu springen. Jede Aktion hat einen Cooldown, sodass ihr sie nur gezielt einsetzen könnt. Später kommen dann weitere Segen hinzu, die jeweils einen anderen Spielstil fördern und im Kampf fließend gewechselt werden können. Mit jedem Kampf sammelt ihr darüber hinaus Erfahrungspunkte, mit denen ihr dann neue Moves freischalten oder euer bestehendes Repertoire verbessern könnt.

Final Fantasy 16
Solche Bosskämpfe erwarten euch in den Dungeons.

Die Gegner lassen sich grob in „normale“ Feinde, Zwischenbosse und Endgegner einteilen. Kleine Monster, Soldaten und Banditen sind keine Allzu große Herausforderung und meist mit ein paar Angriffen erledigt. Bei den größeren Feinden solltet ihr etwas vorsichtiger vorgehen, Angriffen ausweichen und auf schnelle Konter setzen. Hier kommt dann auch eine weitere Mechanik zum Tragen. Jeder Gegner hat nämlich neben der Lebensanzeige noch eine zweite Leiste, die ihr mit wiederholten Angriffen leeren könnt. Schafft ihr das, ist der Gegner für ein paar Sekunden regungslos und ihr könnt eine Vielzahl von Attacken regnen lassen. Bestimmte Segen sind dabei besser geeignet, um Schaden auszuteilen, andere leeren dafür die Willensleiste schneller. Dadurch kommt eine taktische Ebene hinzu.

Die Kämpfe sind durch die Bank spaßig und motivierend. Gruppen von kleinen Gegnern geben uns das Gefühl, ein mächtiger Kämpfer zu sein, der gleich mehrere Feinde auf einmal ausschaltet, größere Feinde fordern unser taktisches Vermögen heraus und belohnen uns für gut getimte Angriffe und Ausweichmanöver. Wenn ihr auf das alles keine Lust habt, könnt ihr auch einfach den Story-Modus anschalten und die Kämpfe mit ein paar Hilfsmitteln quasi zu Selbstläufern machen. So kann wirklich jeder die Handlung erleben und alle Herausforderungen locker meistern.

Godzilla auf Speed

Eines der größten Alleinstellungsmerkmale von Final Fantasy 16 sind die Esper-Kämpfe. Hier treffen riesige Monster in epischen Schlachten aufeinander, die die Umwelt umformen und Zerstörung hinterlassen. Schon nach dem ersten Anspielen war mir klar, dass diese optisch und atmosphärisch zu den absoluten Highlights zählen würden. Ich hatte allerdings auch Sorgen, weil besonders der erste Esper-Kampf spielerisch ziemlich eintönig und simpel gehalten war. Im Grunde eine Cut-Scene mit kleinen Quick-Time-Events.

Die Esper-Kämpfe sind das absolute Highlight.
Die Esper-Kämpfe sind das absolute Highlight.

Meine Sorgen wurden glücklicherweise nicht erfüllt. Die Monsterschlachten werden im späteren Spielverlauf deutlich komplexer und geben uns auch mehr Freiheiten. Wir müssen mächtigen Angriffen ausweichen und rennen wie der jüngere, sportliche Bruder von Godzilla über das Schlachtfeld. Das Kampfsystem der Esper ist dabei weniger abwechslungsreich als die normalen Kämpfe, trotzdem haben wir aber das Gefühl, wirklich selbst aktiv zu sein und nicht nur einem festgelegten Faden zu folgen. Die Monsterprügeleien machen durchweg Spaß und sind auch eher spärlich eingesetzt, wodurch sich ihre Wirkung nicht abnutzt.

Sieht das gut aus!

Vielleicht habt ihr es aus den Screenshots oder vorab veröffentlichten Trailern schon herausgelesen, aber Final Fantasy 16 sieht absolut atemberaubend gut aus. Die Charaktermodelle sind erstklassig, aber die Umgebungen stehen nochmal ein paar Stufen darüber. Die Landschaften, Städte und Dungeons sind mitunter nicht von der Realität zu unterscheiden. Besonders die Beleuchtung ist teilweise fast schon beängstigend realistisch. Darüber hinaus haben sich die Entwickler auch beim Design ihrer Welt absolut selbst übertroffen.

Besonders die Beleuchtung ist wirklich ungeschlagen.
Besonders die Beleuchtung ist wirklich ungeschlagen.

Es gibt so viele einzigartige Ausblicke und man hat wirklich das Gefühl durch eine lebendige Welt zu spazieren. Die Spielwelt ist zwar in erster Linie Kulisse und kaum interaktiv, aber das ist in diesem Fall wirklich egal. Wenn ihr mit eurer PS5 und am besten einem OLED-Fernseher mal so richtig flexen wollt, dann müsst ihr dieses Spiel kaufen. Die Performance ist für die grafische Qualität übrigens überraschend gut. In einigen Szenen, in denen besonders viel los ist oder die Beleuchtung besonders beeindruckend, fällt die Framerate im Performance-Modus zwar unter die anvisierten 60 FPS, das stört aber überhaupt nicht und die Kämpfe laufen trotzdem wunderbar flüssig ab.

Fazit Final Fantasy 16

final fantasy 16
TEST: Final Fantasy 16 – Das Actionfeuerwerk, das die Reihe gebraucht hat
"Final Fantasy 16 ist der erhoffte Action-Hit geworden. Das Spiel sieht nicht nur außergewöhnlich gut aus, sondern schafft es auch, eine spannende Geschichte mit vielen erinnerungswürdigen Momenten und interessanten Charakteren zu erzählen. Das neue Kampfsystem ist ebenfalls sehr gut gelungen und bietet sowohl Einsteigern als auch Profis viele Einstellungsmöglichkeiten. Einzig die sehr repetitiven Nebenmissionen trüben das Gesamtbild ein wenig."
Pro
Atemberaubende Optik
Spannende Geschichte
Interessante Welt
Actionreiche Kämpfe
Contra
Eintönige Nebenmissionen
9

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