TEST: Grim Fandango Remastered

By Dennis Giebert 1 comment
7 Min Read

„Grim Fandango“ erschien ursprünglich 1998 für den PC, einer Zeit in der 3D noch in den Kinderschuhen steckte. Konsolenspieler kamen nie in den Genuss der Adventure Games, das als eines der Genre Meisterleistungen angesehen wird, während PC Spieler mit der Kompatibilität des Spiels auf neueren Geräten zu kämpfen hatten. Als Tim Schäfer während der E3 2014 eine Remastered Version des Klassikers ankündigte, war die Freude groß. Jetzt stellt sich die Frage, was Remastered wurde und ob das Spiel noch immer mit neuen Titeln mithalten kann.

Willkommen in der Welt der Toten

Test Grim Fandango Remastered Bild 1„Grim Fandango“ spielt in der Welt der Toten, die eindeutig durch den mexikanischen Feiertag Día de los Muertos, auch bekannt als Tag der Toten, inspiriert wurde. Held des Adventure Spiels ist Manny Calavera, dessen Job es ist gerade verstorbene als Sensenmann aufzusuchen und ihnen eine Reise durch das Reich der Toten zu verkaufen. Manny ist allerdings wenig erfolgreich in seinem Beruf, was jedoch nicht an seinem Verkaufstalent liegt, sondern an der Qualifikation seiner Kunden. Wer als Lebender viele gute Taten angesammelt hat darf auf einem Luxusliner die Reise antreten, zwielichtige Gesellen bekommen stattdessen einen Gehstock inklusive Kompass überreicht. Das jedoch etwas ganz und gar nicht mit Mannys Kunden stimmt wird klar, als dieser einem seiner Kollegen eine Klientin abjagt. Meche, so der Name der gerade verstorbenen jungen Dame ist eine wahre Heilige. Sie war zu ihren Lebzeiten immer hilfsbereit und leistete ehrenamtliche Arbeiten, qualifiziert sich laut Computer aber nur für einen Fußmarsch. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Manny wird schnell in ein Abenteuer verstrickt, in dem sein Leben nach dem Tod auf dem Spiel steht, denn toter geht es immer.

Kombinationsgabe und ein gutes Auge notwendig

„Grim Fandango“ ist ein Puzzle Adventure, auch Point & Click genannt. Auf der PS4 gibt es allerdings wenig Point & Click, stattdessen bewegt man sich klassisch mit dem Controller durch die vorgerenderten Gebiete und lässt Manny auf Knopfdruck Gegenstände aufheben oder inspizieren. Die Navigation mit dem Controller funktioniert wunderbar und geht leicht von der Hand, was daran liegt das „Grim Fandango“ schon zu seinem ursprünglichen Release für den Controller konzipiert wurde. Ein Point & Click Interface gab es damals nicht, dies wurde erst später von Fans des Spiels extra entworfen. Wer nicht auf das Point & Click Feature verzichten will und eine PS Vita besitzt, kann das Spiel auf dieser auch mit Touch-Funktionen spielen, denn diese enthält die Fan-Verbesserungen.

Test Grim Fandango Remastered Bild 2Was man nicht erwarten sollte, ist ein Adventure-Spiel im Stil der neueren Telltale Games. In „Grim Fandango“ gibt es nicht ständig Vorschriften. Oft müssen bestimmte Gegenstände kombiniert werden, die man aber zunächst erstmal finden muss, um mit der Story voranzuschreiten. Es kann durchaus frustrierend sein über längere Zeit an einem Rätsel zu sitzen, das sich einfach nicht lösen lässt, nur um dann zu dem Schluss zu kommen, dass man einen wichtigen Gegenstand übersehen haben muss. Das Erfolgserlebnis beim Lösen der Rätsel macht dies jedoch mehr als wett, ganz besonders dann, da diese bei näherer Betrachtung logisch erscheint. Wer über eine gute Kombinationsgabe verfügt, sollte daher keine größeren Probleme mit den Rätseln haben.

Ausgezeichnete Vertonung

Viele wird es freuen zu hören des „Grim Fandango“ über eine ausgezeichnete deutsche Vertonung verfügt. Manny wird in der deutschen Fassung z. B. Von Tommy Piper gesprochen, den viele unter auch vielleicht als die deutsche Stimme von ALF kennen. Ebenfalls mit dabei ist Jürg Löw, der in unzähligen Hörspielen mitwirkte und in der deutschen Fassung von Dragonball Oberteufel Piccolo vertonte.

Aus Alt mach Neu

Was auffällt ist das sich im Remaster grafisch nicht wirklich viel getan hat. Die 3D Modelle kommen nun hochauflösend daher während Licht und Schatten nur realistisch auf die Spielumgebung einwirken, was deutlich zur Atmosphäre des Spiels beiträgt. Die Hintergründe des Spiels wurden jedoch so belassen, wie sie bereits 1998 über den Bildschirm flimmerten, was allerdings nicht bedeutet das es sich hier um niedrig auflösendes Material handelt. Das sich die Hintergründe, die Double Fine 1998 ablieferte, auch heute noch sehen lassen können, sollte eher als Kompliment gesehen werden und spricht für deren Qualität. Die Spielhintergründe kommen in eine 4:3-Auflösung daher, können aber wahlweise auf 16:9 gestreckt werden, was aber ehrlich gesagt bescheiden ausschaut.

Test Grim Fandango Remastered Bild 2Die neuen 3D Modelle fügen sich Teilweise jedoch etwas zu gut in die vorgerenderten Hintergründe ein, was dazu führen kann das man wichtige Gegenstände übersieht. Wechselt man zur alternativen Originalgrafik, wird erst klar wie stark sich in diese Punkte von Interesse von den Hintergründen abheben. Mit, für heutige Verhältnisse, niedrig auflösenden Texturen und geringer Polygonanzahl stechen Gegenstände, die aufgesammelt werden können, hier sofort ins Auge. Hier kann man jedoch noch mal ein Auge zudrücken, da Manny für ihn interessante Objekte immer direkt anschaut. Die Regel lautet also: Folgt Mannys Blickrichtung und ihr werdet belohnt.

Ebenfalls neu ist die teilweise erweiterte orchestrale Musik. Stücke, die damals noch zum Großteil digital eingespielt wurden, hat Double Fine für die Remastered Version nun von einem Orchester einspielen lassen. Was Hardcore Fans womöglich sauer aufstoßen lässt, gefiel mir wirklich sehr gut. „Grim Fandango“ hat meiner Meinung nach einen der besten Soundtracks der letzten Jahre und unterstreicht die Atmosphäre des Spiels damit wunderbar. Besonders das zwete Jahr des Spiels kann mit seinem wunderbaren Jazz Soundtrack überzeugen. Hier kann es schon mal vorkommen, dass man einige Minuten innehält und nur der Musik lauscht.

Die letzten beiden Boni, die die Remastered Version für uns parat hält, sind Audiokommentare von Double Fine und eine Art Galerie. Die Audiokommentare stehen gleich zu Beginn des Spiels bereit, müssen aber erst in den Optionen aktiviert werden und selbst dann werden sie erst auf Tastendruck abgespielt. Ein nettes Feature, das vor allem gefallen bei Fans finden wird.

Wer dann noch nicht genug „Grim Fandango“ hat, kann sich die Art Galerie zu Gemüt führen, die nach und nach freigeschaltet wird, um Spoiler zu vermeiden.

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Auch 15 Jahre nach seinem ursprünglichen Release kann Grim Fandango überzeugen. Das Spiel schafft es dank der liebenswerten Figuren und der Noir-Story von Anfang bis Ende zu begeistern. Wer eine Vorliebe für Adventure Spiele hat, kann bedenkenlos zuschlagen, alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren. Grim Fandango wird nicht umsonst als eines der besten Adventure Spieler aller Zeiten gehandelt.
8.5

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