TEST: Homefront The Revolution – Viel Revolution, wenig revolutionär

By Patrick Held Add a Comment
11 Min Read

Homefront: The Revolution heißt die Fortsetzung des 2011 erschienenen Shooter, welcher den Spieler in einem völlig zerstörten Amerika ums Überleben und für die Freiheit kämpfen ließ. Nun, knapp fünf Jahre später, versucht sich das Team von Deep Silver und Dambuster daran eine gelungene Fortsetzung auf den Markt zu bringen. Bereits erste Betatests und kurze Anspielsessions ließen jedoch vermuten, dass es noch an einigen Ecken ziemliche Baustellen gibt.

„Made in North Korea“, Umweltzonen und Nebenaufgaben

Waffenexporte sind ein alltägliches Geschäft, gerade wenn die Technologie aus anderen Ländern einfach besser ist. Das dachte sich wohl auch die amerikanische Regierung, als sich ihre gesamte militärische Ausstattung vom nordkoreanischen APEX-Konzern gekauft hatte. Nur schade, dass der Schuldenberg irgendwann einfach zu groß wurde und die Raten nicht mehr bezahlt werden konnten. Und als ob das nicht schon reichen würde, haben die Nordkoreaner auch noch eine Hintertür in alle Systeme integriert, um das gesamte Arsenal mit einem Klick auszuschalten. So einfach kann man eine feindliche Übernahme gestalten. Seitdem wird die Bevölkerung von der „Koreanischen Volksarmee“, kurz KVA, und ihren amerikanischen Handlangern, den „Collaborator“ unterdrückt und gequält.

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Dieses Setting ist bereits aus dem Vorgänger bekannt. Viel mehr Parallelen gibt es zu diesem aber auch nicht wirklich. In „The Revolution“ verschlägt es uns in der Rolle des Neurekruts Ethan Brady nach Philadelphia, wo wir Teil der Revolutionsbewegung im Untergrund sind. Gleich zu Beginn warten wir auf die Ankunft des Revolutionsführers Benjamin Walker, den man bereits aus Teil 1 kennt. Allerdings wird das Treffen überfallen und Walker gefangen genommen, während man selbst fliehen kann. Also stehen wir nun zwei großen Aufgaben gegenüber: Philadelphia von der Fremdherrschaft bereifen und Walker retten.

Bereits im Vorgänger konnte die Hintergrundgeschichte solide überzeugen. Dies ändert sich auch nicht in der Revolution. Deutlich spürt man den Kampf gegen die Unterdrückung, gepaart mit einer ziemlich großen Priese amerikanisch typischem Patriotismus a la Hollywood. Allerdings hält die Geschichte nur selten wirklich große Überraschungen bereit und fährt die üblichen „Alles ist vorbei“-Momente und große „Wir können es schaffen!“-Reden auf. Auch die verschiedenen Charaktere, die uns auf unserem Weg begegnen, wurden gut in Szene gesetzt, besonders, wenn diese wegen ihrer unterschiedlichen Sichtweisen teils heftig aneinandergeraten. Leider fehlt es sowohl an wirklichen Spannungsmomenten und der Chance selbst mitzubestimmen, ob man den Weg der rohen Gewalt oder der clever taktischen Kriegsführung gehen will. Immer wieder denkt man sich „Wieso seid ihr so dumm und haut einfach wieder voll drauf, anstatt wohl überlegt zu handeln?“ Darüber hinaus fehlt es an einem wirklichen Gegenspieler, einem besonderen General oder einer ähnlichen Figur wie bei anderen Shootern. Dadurch kommt die Story nicht wirklich zum Tragen und sorgt eher für ein simples von Aufgabe zu Aufgabe agieren. Ein umfassenderer Bogen wäre hier sicherlich gut gewesen.

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Im Gegensatz zu dem linearen Ablauf des Erstlings bietet Deep Silver den Spielern nun einen Hauch von Open World. So gibt es verschiedene Zonen innerhalb der einzelnen Stadtteile. In den roten Zonen herrscht der Krieg. Eindringlinge sind zum Abschuss freigegeben, Luftschiffe erfassen unsere Bewegungen und die gesamte Umgebung ist zerbombt worden. Gemeinsam mit anderen Revolutionsanhängern können wir hier für Chaos sorgen, Drohnen zerstören oder Feinde nach Lust und Laune erledigen. Hier kann man auch mit einem Motorrad durch die Straßen ziehen und damit etwa in Festungen eindringen oder Soldaten umfahren. Daneben gibt es die gelben Zonen, in welchen sich das zivile Leben abspielt. Auch diese sind zwar vom Krieg gezeichnet, aber kaum zerstört worden. Hier herrscht eher die totale Überwachung durch Kameras und Drohnen, die unsere Bewegungen erfassen oder Einheiten, die auf den Straßen patrouillieren.

Unsere Aufgaben verschlagen uns dabei in alle Stadtbezirke. Diese bestehen meist daraus, feindliche Stützpunkte und Kommandoposten einzunehmen, verbündete Gruppen zu unterstützen oder Informationen und Objekte zu beschaffen. Immer wieder verschlägt es uns auch in besondere Gebiete, wie das Rathaus oder die Werft der Stadt, in denen wir in bester Stealth-Manier agieren und meistens ohne unsere Waffen die Aufgaben meistern müssen. Hier gibt es hin und wieder etwas Abwechslung, im Großen und Ganzen gleichen sich die Aufgaben allerdings sehr. Dennoch kommt hier kaum Langeweile auf, da die feindlichen Einheiten und Roboter einen immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Das Balancing der Streitkräfte ist äußerst ausgewogen, nicht zu schwer, aber auch nicht zu leicht, und macht daher viel Freude. Sollten wir nicht gerade einer der Aufgaben oder Jobs nachkommen, welche Geld für bestimmte Erfolge versprechen, befassen wir uns damit, Rohstoffe und Wertgegenstände aus Vorratslagern und verfallenen Häusern zu sammeln. Denn diese Materialen sind nicht nur sehr nützlich zum eigenständigen Bau von Granaten und anderer Hilfsmittel, sondern auch ziemlich selten! Gerade finanziell herrscht meist Notstand, weshalb man für neue Waffenaufsätze oder –Modifikationen viel Zeit aufbringen muss. Dafür ist das Arsenal auch recht übersichtlich. Es gibt insgesamt fünf Schusswaffen, welche mit Modifikationen grundlegend verändert werden können. So macht man aus etwa aus seiner Armbrust schnell einen Flammenwerfer oder aus seinem Sturmgewehr ein LMG. In der Revolution ist halt Kreativität angesagt!

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Das Gefühl des Widerstandes, Details und Macken

Auf unserer Suche müssen wir immer wieder auf versteckte Symbole achten und auch bei der Lösungsfindung clever vorgehen, denn nicht jeder Weg lässt sich so einfach erreichen. Auch Klettern spielt hierbei eine große Rolle. Nur schade, dass dies oft dank der ungenauen und unausgereiften Mechanik oft schwerer wird, als es nötig gewesen wäre. Neben den verstecken Hinweisen spielt vor allem das Gefühl der Unterlegenheit der Atmosphäre in die Karten. Stürmt man wie wild auf eine große Gruppe von Feinden zu, wird man in der Regel nicht lange überlegen. Deckung suchen, Geräte hacken, darauf kommt es an! Das Gefühl David gegen Goliath kommt hier klar zur Geltung, auch durch die Designs der Waffen etwa. Leider sorgen die Einbrüche der Framerate, nervig auftretende Bugs und Glitches sowie die unpräzise Steuerung immer wieder für Probleme. Sie machen besonders intensive Kampfgefechte wenig erfreulich. Generell ist der Titel vom technischen Standpunkt her bei weitem keine Revolution. Andere Spiele, auch älterer Jahrgänge, sind da schon um einiges weiter. Schade, denn dadurch bleibt wirklich viel auf der Strecke. Besonders problematisch: Jeder automatische Speichervorgang bringt das Spiel zum Stocken. Ein absolutes No-Go! Nervig wird es auch, wenn Kameraden in Türen oder Durchgängen stehen und einfach keinen Platz machen, weshalb man selbst nicht weiterkommt.

Was in den Kampfgefechten zusätzlich Probleme bereitet, das sorgt auch abseits des Schlechtfeldes für Kopfschmerzen. Die verschiedenen Gebiete besitzen zwar alle ihren eigenen Charm und zeichnen sich durch ein paar verschiedene Details aus, allerdings gehen diese in dem immer gleichen Design der Bezirke schnell verloren. Selten stechen Straßenzüge und Gebäude besonders hervor, weshalb ein Viertel ziemlich dem anderen gleicht; alles Grau in Grau. Es bleibt nicht viel davon im Gedächtnis, wodurch man nicht das Gefühl bekommt, man sei wirklich in Philadelphia, es könnte auch Buxtehude sein. Dafür glänzen andere Aspekte umso mehr: Die Charaktermodelle wurden dank der CryEngine gut in Szene gesetzt, besonders Gesichtszüge sehen in den Zwischensequenzen hervorragend aus. Auch Bradys Bewegungen und Handlungen sind schön anzusehen. Zudem wurde die deutsche Synchronisation gut umgesetzt. Man setzt hier auf bekannte Sprecher, wie etwa die Stimme von George Clooney. Während der Erkundungen stechen außerdem die vielen versteckten Hinweise ins Auge, die einem den Weg zu Belohnungen und Zielen weisen und gut in das gesamte Stadtbild integriert wurden. Auch die Licht- und Schatteneffekte, welche besonders beim Wechsel zwischen Tag und Nacht zu trage kommen, sind ansprechend umgesetzt worden und bringen auch was das Schleichen angeht so einige Vorteile mit sich. Nicht so schön geworden hingegen sind die Bewegungen der Figuren, etwa, wenn sie erschossen oder von einer Explosion getroffen werden. Sie sinken einfach in sich zusammen, anstatt entsprechend dem Schaden zu agieren. Hier fehlt es deutlich an der grafischen Raffinesse.

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Pluspunkt: Der Widerstandsmodus

Haben wir einmal genug von der Story, können wir uns im Widerstandsmodus gemeinsam mit bis zu drei Kameraden der KVA entgegenstellen und Aufgaben für den Widerstand erfüllen. Diese reichen vom Diebstahl von Vorräten über die Begleitung von Transporten bis zur Sicherung und Verteidigung von Stützpunkten. Besonders gut dabei: Je mehr Aufträge erfüllt werden, umso mehr Fertigkeiten und Ausrüstungsgegenstände können wir freischalten. Diese erweitern etwa unsere Baukünste, verbessern unsere Teamfähigkeiten oder verschaffen uns einen Vorteil auf dem Schlachtfeld. Die verschiedenen Fertigkeiten lassen sich mittels eines Fähigkeitenbaumes freischalten und organisieren. Dadurch, dass diese persönliche Weiterentwicklung den Spielspaß durchaus steigert und auch einen echten Boni bezüglich Langzeitmotivation beisteuert, fragt man sich schnell, wieso es dieses Feature nicht in den Storymodus geschafft hat. Gut geplant ist anders. Im Widerstandsmodus ist man zudem immer wieder auf die Hilfe der anderen Spieler angewiesen, sei es als Feuerunterstützung, zum Markieren von Feinden oder zum Wiederbeleben. Schnell findet jeder seine Rolle im Team und setzt diese gut um. Durch alle diese Faktoren macht der Widerstandsmodus vom Gameplay her fast mehr Freude als die eigentliche Kampagne.

Entwickler: Dambuster Studios
Publisher: Deep Silver
Release: 20. Mai 2016
Offizielle Homepage: www.homefront-game.com

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TEST: Homefront The Revolution – Viel Revolution, wenig revolutionär
„Homefront: The Revolution hatte so viel Potential. Das Setting ist klasse, die Story ansprechend, die Figuren und Charaktere machen einiges her und die vielen Details in der Umgebung und an der Ausrüstung laden ein erkundet zu werden und bilden insgesamt ein solides Grundgerüst. Leider reißt die Technik all das, was mühevoll aufgebaut wird, binnen kürzester Zeit ziemlich brutal wieder ein. Gerade die Feuergefechte, welche so ziemlich der Kern des Spieles sind, werden viel zu oft Opfer von Einbrüchen und Bugs und trüben dadurch den Spaß an der Sache. Dazu kommt die unausgereifte Steuerung und die zu geringe Abwechslung in den Missionen. Punkten kann der zweite Teil von Homefront allerdings beim Schleichsystem, sowie mit seinem sehr ansprechenden Koop-Modus. Alles in allem bleibt hier jedoch einfach zu viel auf der Strecke, weshalb es „Homefront: The Revolution“ leider nicht ganz schafft aus dem bereits angekratzten Schatten seines Vorgängers zu treten.“
6.8

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