TEST: Madden NFL 20 – Play Big, Win Big!

Patrick Held Add a Comment
10 Min Read

Es ist ein Highlight für jeden Fan des amerikanischen Sportes: am 13. März 2019 startete offiziell die 100. Saison der NFL, an deren Ende das ultimative Großevent, der Super Bowl, steht. Passend dazu erscheint auch in diesem Jahr wieder ein Ableger von EA’s Sportsimulation „Madden NFL“, das versucht, sowohl Fans als auch Neueinsteiger gleichermaßen von dieser vielseitigen und spannenden Sportart zu begeistern. Darüber hinaus wird natürlich versucht, mit jedem neuen Jahr einen Schritt weiter in Richtung der perfekten Simulation zu machen, indem man auf alte Erfolge aufbaut und versucht neue Elemente zu integrieren.

In the Zone, i am the G.O.A.T

Während sich Neulinge noch ein wenig mit den Regeln auseinandersetzen, fällt bereits im obligatorischen Einführungsspiel, das uns die Wartezeit während der nach wie vor relativ langen Installationszeit ein wenig erleichtern soll, eine der größten Neuheiten auf. So besitzen viele der Spieler besondere Fertigkeiten, die sich nach bestimmten Voraussetzungen aktivieren, wie etwa einen Wurf über 30 Yards oder dem Gegner keinen Raumgewinn zu gestatten. Durch diese Perks, die „X-Faktor Fähigkeiten“ genannt werden, können etwa die Würfe wesentlich kräftiger und weiter, oder Sacks unwahrscheinlicher werden. Sind sie sprichwörtlich „in the zone“ kann das durchaus einen wesentlichen Einfluss auf Sieg oder Niederlage haben und sorgt darüber hinaus dafür, dass man seine Taktik unter Umständen ein wenig umdenken muss, denn die Vorteile können auch genauso schnell wieder verloren gehen, wie man sie erhalten hat.

Darüber hinaus haben es über 100 neue Spielzüge in die Playbooks geschafft, allen voran die RPOs. RPO steht für Run-Pass-Option, ein Spielzug also, bei dem der Quarterback, ähnlich wie bei einer „Read-Option“ entscheiden kann, ob er den Ball an seinen Running Back gibt oder selbst losläuft. Die RPO erweitert dabei seine Möglichkeiten, denn entscheidet er sich dazu, den Ball selbst zu halten, kann er nun nicht nur selbst laufen, sondern ggf. auch einen Pass werfen. Diese Spielzüge setzen die Defensive-Line ordentlich unter Druck und sorgen immer wieder für einige Yards Raumgewinn.

Leider gehört in „Madden NFL 20“ auch eine Menge Übung dazu, um diese Spielzüge wirklich gekonnt zu beherrschen. Glücklicherweise gibt es einen Trainingsmodus, in welchem wir die einzelnen Spielzüge ohne Druck ausgiebig üben können, um sie perfekt zu beherrschen. Zudem bietet der „Skills Trainer“ eine Reihe von Herausforderungen, angefangen von „I’m new to Madden“ bis hin zu „Advanced Techniques“. Eine tolle Möglichkeit, ein echter Madden-Profi zu werden.

Daneben werden wir noch mit ein paar anderen Möglichkeiten versorgt, die uns unterhalten. So gibt es die klassischen Modi, wie man sie aus anderen Sporttiteln, sowie Vorgängern kennt, wie etwa das klassische Match gegen den Computer oder andere Spieler, online wie offline, in welchen wir entweder das gesamte Spiel bestreiten können, oder so viel simulieren, bis es zu entscheidenden Szenen kommt, in die wir dann selbst eingreifen. Zudem bekommen wir wieder einen Franchise-Modus spendiert, in welchem wir nicht nur um den Erfolg unserer Mannschaft spielen, sondern auch den Ausbau der Arena, die Drafts und Einsätze der Spieler, bis hin zu Werbeaktionen und Preisen für Hot Dogs. Hier hat sich allerdings nicht viel verändert.

Face Of(f)

Neu ist hingegen der Modus „Face of the Franchise: QB1“, eine Mischung aus Story und Be-a-Pro, in welchem wir als junger Rookie unsere Zeit auf dem College beginnen, bzw. direkt in die Playoffs einsteigen. Es folgen Combine und Draft, mit denen wir nicht viel Zeit verbringen. Und keine Sorge, egal wie schlecht ihr seid, die Broncos nehmen euch immer. Danach geht es direkt in unsere erste Season, während der wir uns beweisen müssen und Erfahrung sammeln. Immer mit dem Ziel in die Hall of Fame einzuziehen. Also bestreiten wir Spiele, absolvieren Trainings und geben Statements in Pressekonferenzen, zu anderen Spielern oder unserem Trainerstab. Dabei werden wir selbst immer besser, steigern unsere Stats und verfeinern unseren Spielstil durch unsere eigenen X-Faktor Fertigkeiten. Insgesamt ist der neue „Face of the Franchise“ eine gelungene Ergänzung zum normalen Spiel, da wir hier nicht nur immer ein Ziel vor Augen haben, sondern auch unsere eigene Entwicklung mitverfolgen können.

Darüber hinaus hat auch wieder das „Madden Ultimate Team“ – kurz MUT- Einzug ins Spiel gefunden. Doch auch hier gab es die eine oder andere Verbesserung, so gibt es nicht nur die einfachen Spiele, sondern auch bestimmte Challenges, in denen wir uns beweisen müssen, um sowohl Sterne, als auch besondere Spieler freizuschalten. Ansonsten hat sich hier auch nicht sehr viel zu den vergangenen Jahren getan.

Neben den rein funktionalen Verbesserungen wurde auch ein wenig am Gameplay geschraubt. So lassen sich die einzelnen Spieler nicht nur flüssiger und gezielter steuern, was uns besonders in Laufspielzügen durchaus entgegenkommt, es gibt nun auch neue Animationen im Passspiel, was nicht nur für optische, sondern auch für spielerisch schöne Akzente sorgt. Besonders die Stars besitzen eigene Signature-Moves, die das Spiel realistischer und abwechslungsreicher erscheinen lassen. Zwar nur ein kleines Feature, aber auch der Pro-Bowl ist wieder mit von der Partie, ein Match, in welchem die besten Spieler der beiden Küsten in einem fulminanten Match gegeneinander antreten. Für viele bestimmt ein tolles Extra.

Insgesamt bekommen wir mit „Madden NFL 20“ wieder einen gelungenen Mix geboten, der das Gefühl das amerikanischen Supersportes gekonnt widerspiegelt. Wir bekommen eine Fülle an Modi geboten, sowohl bekannte, als auch neue, wie den „Face of the Franchise“, einen guten Mix aus Be-a-Pro und Story, der zwar ein wenig mehr an Einfluss durch die eigenen Entscheidungen und Ergebnisse gebrauchen könnte, sich aber dennoch sehr gut anfühlt. Die größte Veränderung stellen allerdings ohne Zweifel die neuen X-Faktor Moves dar, ein komplett neues Feature, mit dem man viel Einfluss auf den Ausgang der Spiele nehmen kann. Eine wirklich gute Idee, um die speziellen Stärken jedes einzelnen Spielers besonders hervorzuheben. Ja, vieles ist beim Alten geblieben, nichtsdestotrotz bekommt man genug ansprechende Elemente geboten, die den Titel auf eine neue Stufe heben.

Willkommen im Stadion

Wer EA kennt, der weiß, dass man dort viel Kraft in einen gewissen Realismus steckt und versucht, eine tolle Performance hinzulegen. So auch wieder bei „Madden NFL 20“. Wir bekommen alle großen Stadien der NFL geboten, die in der Regel bis auf den letzten Platz ausverkauft sind. Darüber hinaus bekommen wir sehr ansprechende Figurenmodelle geboten, sowohl auf dem Feld als auch auf den Rängen. Während die Fans uns zum Beispiel zujubeln, wenn wir einen grandiosen Touchdown gelandet haben, bewegen sich die Spieler gekonnt über das Feld, und wandern mal von links nach rechts oder schütteln ihre Arme aus, wenn gerade kein Spielzug im Gange ist. Und auch der entsprechende Jubel auf dem Feld fügt sich da gekonnt in das Gesamtbild ein. All das zusammen sorgt für eine sehr ansprechende Atmosphäre, der man sich gerne hingibt. Sehr gut dazu passen auch die Kommentare, die das Spiel untermalen, und auf die einzelnen Situationen angepasst sind. Allerdings ist man meistens so auf das Spiel fokussiert, dass man da kaum drauf achtet.

Was uns nach wie vor leider stört, ist, dass wieder einmal eine deutsche Lokalisierung fehlt. Alles, also die Menüs, die Playbooks, egal was, alles ist in Englisch gehalten. An sich ist das kein großes Problem, zumindest nicht im laufenden Spiel, denn die einzelnen Spielzüge sind sind zumindest grafisch immer noch abgebildet. Geht es aber an Zwischensequenzen oder die Leitung des eigenen Franchise, können die englischen Fachbegriffe doch schon das ein oder andere Mal ein Hindernis sein. Darüber hinaus fühlt man sich als deutscher Fan einfach wenig geliebt, wenn nicht eine einzige Textzeile in Landessprache vorliegt. Langsam wäre es unserer Meinung nach endlich an der Zeit, dass Titel wie Madden oder NHL eine umfängliche deutsche Lokalisierung erhalten, zumal auch die entsprechende Fanbase von Jahr zu Jahr  immer größer wird.

Dennoch muss man sagen, dass „Madden NFL 20“ wieder einmal in Sachen Atmosphäre eine Menge richtig macht und ein großartiges Gefühl vermittelt. Man fühlt sich direkt in die Stadien hineingezogen und freut sich über jeden umwerfenden Pass und jedes unaufhaltsame Laufspiel. Und auch im Spiel gegen andere kochen die Emotionen schnell hoch und sorgen für jede Menge Jubel und Frust. Einem tollen Abend mit Freunden steht damit fast nichts im Wege.

Madden
TEST: Madden NFL 20 – Play Big, Win Big!
“Mit Madden NFL 20 bringt EA den jährlichen Ableger der tollen Sportsimulation auf den Markt, mit dem man sich in die Stadien stürzen kann und die gegnerischen Teams zerlegt. Wir bekommen dabei eine Vielzahl von Modi geboten, egal ob alt bekannte oder neuere Versionen, wie dem „Face of the Franchise“, die alle ihren eigenen Charme besitzen und viel Freude bereiten. Die neuen X-Faktor Fertigkeiten sind eine wirklich tolle Ergänzung, und auch die RPO’s bringen eine Menge neuer Möglichkeiten ins Spiel. Hinzu kommt eine nach wie vor gelungene Atmosphäre, die Lust auf mehr macht, und der man sich gerne hingibt. Natürlich darf man kein von Grund auf neues Spiel erwarten, ähnlich wie bei FIFA, aber das, was neu ist, macht wirklich Spaß und bringt Madden einen weiteren Schritt nach vorne. Trotzdem fragen wir uns nach wie vor wie es sein kann, dass ein Titel wie Madden nur in Englisch auf den Markt kommen kann? Es wird Zeit, dass man auch den deutschen Fans nachkommt und eine entsprechende Lokalisierung ins Spiel einfügt. Trotzdem macht Madden NFL 20 viel Freude und weckt jetzt schon wieder die Lust auf die kommende Saison.”
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