TEST: MADiSON – Auf den Spuren von Project Zero und P.T.

By Mark Tomson 1 comment
5 Min Read

Mit MADiSON haben Entwickler Bloodious Games und Perp Games ein Horror-Spiel veröffentlicht, das mal wieder die bekannte Vorlage aus P.T. nachahmt. Gefangen in einem Haus, gilt es hieraus nicht nur zu entkommen, sondern die Tragödie der eigenen Familie aufzuklären.

Das Konzept von MADiSON ist von Anfang an klar, das man wie einen großen Escape Room beschreiben könnte. Mit nichts startet man hier nach einem bösen Erwachen, wird mit seltsamen Dingen konfrontiert und muss sich durch die verschiedenen Räume rätseln, ohne groß Hinweise auf die Lösungen zu bekommen. 

Geisterfotografie?

Dabei hat man relativ freie Hand, kann sich in Ruhe alles genau anschauen, findet immer wieder Gegenstände, die hilfreich erscheinen und deckt ganz nebenbei die grausige Familiengeschichte auf. Der bedeutendste Unterschied zu ähnlichen Spielkonzepten ist der, dass man recht weit am Anfang eine Sofortbildkamera findet, die hier und da nicht nur Licht spendet, sondern auch zum Rätseln eingesetzt wird. Und das auf eine Art und Weise, die sich nicht unbedingt schnell abnutzt. Die Geisterfotografie-Mechanik aus Project Zero ist es jedoch auch nicht.

Die Kamera sollte man immer wieder in Erwägung ziehen, wenn man an einem Punkt ankommt, wo es scheinbar nicht weitergeht. Zum Beispiel steht man irgendwann vor einer verschlossenen roten Tür, die sich erst öffnet, wenn man ein Bild davon schießt. Das vergisst man halt zu gerne und irrt dann sinnlos durch das Haus. Woanders wehrt man damit die überschaubaren Feindkontakte ab oder deckt versteckte Hinweise auf.

Die Rätsel von MADiSON sind an sich jetzt nicht so super anspruchsvoll, vielmehr muss man erst einmal darauf kommen. Das wird teilweise dadurch behindert, dass der Protagonist Luca nur acht Dinge in seinem Inventar tragen kann und man notgedrungen einiges im Safe zurücklassen muss. Da passiert es schon mal, dass man diese einfach wieder vergisst. Warum man Dinge nicht einfach fallen lassen kann, erschließt sich nicht so ganz. Auf dem Dachboden müssen zum Beispiel Bilder umgehangen werden, nur war das Inventar gerade so voll, dass nichts mehr ging. Warum nicht ein Bild für einen Moment einfach ablegen? Hier wollte man wohl etwas Spielzeit strecken, um einen noch einmal durch das gesamte Haus zu jagen.

Das Tempo in MADiSON funktioniert dennoch generell sehr gut, da man sich für alles seine Zeit nehmen kann, ohne von einem bösen Etwas oder im QTE-Style gedrängt zu werden. Klar, muss man auch mal länger nach dem oder dem benötigten Gegenstand suchen, generell schreitet das Spiel aber angenehm voran, ohne das Interesse daran zu verlieren oder schnell langweilig zu werden.

Der Grusel findet im Kopf statt

Atmosphärisch hat mich MADiSON zudem ziemlich gut gepackt, das auf einen ähnlich realistischen Ansatz wie die P.T. Demo setzt, samt unheimlichen Knarren und Geräuschen im ganzen Haus, wenn das Telefon scheinbar wahllos immer wieder klingelt, der Fernseher anspringt, oder eine gruselige Figur mit einigen Jumpscares vor einem auftaucht – hier jedoch nicht völlig wahllos, sondern immer im Kontext zu bestimmten Aktionen. Es lohnt sich wie üblich auch, die diversen Notizen zu lesen, um die Hintergründe der Story besser einordnen zu können.

Madison erfindet das Rad in der Hinsicht garantiert nicht neu, für einen spannenden Gruselabend reicht es aber allemal, zumal man auch religiöse und durchaus greifbare Dinge mit einsetzt, die so oder so ähnlich schon vorgekommen sind. Dazu gehört auch das Vollenden eines Rituals. Einige Ähnlichkeiten findet man auch zur damaligen Resident Evil 7-Demo, in der man das Haus der Familie Baker erkundete, einschließlich dem Wandern in den Zwischenwänden oder das Spionieren durch Risse in den Wänden selbst. Ein persönliches Highlight für mich ist es auch immer wieder, wenn echte Fotografien, etwa von Personen zum Einsatz kommen, die im Fall von Madison im ganzen Haus verteilt sind. Das macht es irgendwie immer besonders gruselig.

Technisch gab es anfangs wohl einige Probleme mit der Framerate und Freezes, die ich jedoch nicht feststellen konnten. Der inzwischen erschienene Patch hat hier sichtbar nachgebessert. Auf Anhieb beeindruckt die Umgebung mit ihrer realistischen Ästhetik, den surrealen Anomalien und den psychischen Gedanken, die sich daraus im eigenen Kopf ergeben. Hin und wieder spielen sich Passagen auch in Parallelwelten oder der absoluten Dunkelheit ab, wo einem nur das Licht der Kamera für einen Bruchteil einer Sekunde hilft und man scheinbar verloren ist. Das ergänzt durch die recht immersive Soundkulisse, die einen tief in das Haus hinein zieht.

Fazit

TEST: MADiSON – Auf den Spuren von Project Zero und P.T.
“MADiSON greift die Idee von P.T. auf und präsentiert darin eigene Ansätze und Ideen. Die Story ist durchaus gruselig und hat einen realistischen Charakter. Der fotorealistische Look, der sich in der überschaubaren Spielumgebung umsetzen lässt, gefällt ohnehin und wirkt dank der First-Person-Perspektive realistisch nahe. Hervorzuheben ist natürlich der Ansatz mit der Kamera, der geschickt für das Rätseln und das Gameplay eingesetzt wird. Ansonsten greift man in die bekannte Horror-Trickkiste, was jedoch nicht unbedingt schlecht sein muss. MADiSON richtet sich an Spieler, die eine kurzweilige Horror-Erfahrung suchen, in der man im Kern so ziemlich alles richtig macht, wenngleich man das Rad nicht neu erfindet.”
Plus
Realistischer Look
Geschickter Einsatz der Kamera
Angenehmes Tempo
Tolle Soundkulisse
Minus
Inventarsystem macht keinen Sinn
Spielzeit recht kurzweilig
8

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