TEST: Metal Gear Solid V Ground Zeroes

By Patrick Held 3 comments
12 Min Read

Mit der neuen Konsolengeneration ist nun auch die Zeit gekommen, dass sich große Meister der Videospielindustrie auf noch relativ unbekannte Pfade begeben. Den Start macht Hideo Kojima, der mit der „Metal Gear“- Serie immer wieder für Aufsehen und wahre Blockbuster gesorgt hat.

„Metal Gear Solid V: Ground Zeroes“ ist der erste Streich. Als Prolog zu „Metal Gear Solid V:The Phantom Pain“ angekündigt, hat das Spiel sich zum Ziel gesetzt, einen ersten Eindruck der Veränderungen und neuen Eigenschaften des Ablegers ebenso aufzuzeigen, wie die neuen Möglichkeiten, welche die PlayStation 4 bietet. Einen voll umfänglichen Titel darf man also nicht erwarten. Doch kann der Titel sich an eine Spitzenposition schleichen, oder ist er eher zum Verstecken?

Die Story steigt relativ zeitnah in die Handlung nach dem (ursprünglichen) PSP-Ableger „Peace Walker“ ein. Dementsprechend schlüpft man auch nicht in die Rolle von Solid Snake, sondern in die seines biologischen Vaters, Naked Snake alias Big Boss. Wer sich mit dessen Geschichte nicht auskennt, beziehungsweise „Peace Walker“ nicht gespielt hat, der kann die Vorgeschichte in „Ground Zeroes“ nachlesen, um besser zu verstehen, wie es zur weiteren Handlung gekommen ist. Nicht besonders ansprechend vielleicht, aber durchaus hilfreich.

Wir steigen mit einer ganz klaren Mission in die Handlung ein: Chico und Paz, zwei junge Mitglieder unseres Teams, die während der Erlebnisse von „Peace Walker“ von Big Boss aufgenommen wurden und zu einem wichtigen Teil des Teams geworden sind, wurden gefangen genommen, gefoltert und verhört. Unser Ziel ist es, die beiden aus einer Hochsicherheitsfestung zu retten und mit ihnen zu flüchten.

Steuerung und Gameplay

Schon nach nicht einmal fünf Schritten merkt man deutlich, dass es viele Veränderungen zu früheren Teilen gibt. So verfügen wir nun über ein Fernglas, mit dem wir feindliche Einheiten, Geschütze oder andere taktisch wichtige Punkte ausspähen und markieren können, wodurch wir diese ständig im Blick behalten und leichter ausschalten können. Auf unserer Karte, dem „iDroid-Device“, können wir alles überblicken, den Helikopter zu verschiedenen Punkten zum Abtransport rufen oder die Missionsdetails nochmals studieren. Wer über ein Smartphone oder Tablet verfügt, kann sich die offizielle „MGS: Ground Zeroes App“ herunterladen, welche sämtliche Funktionen des „iDroid“ auf den Second-Screen überträgt, ähnlich wie schon bei „Assassin’s Creed 4:Black Flag“. Wirklich sehr hilfreich und eine nette Idee.

Leider müssen wir auf die gewohnte Möglichkeit, so viele Waffen man will mitzunehmen, von nun an verzichten. Unser Arsenal besteht nur noch aus 1 Pistole und bis zu zwei größeren Waffen, sowie Wurfgeschossen. Auf Geräte wurde bis auf Fernglas, Nachtsichtgerät und iDroid, gänzlich verzichtet, woraus sich auch ergibt, dass es keine Rationen mehr gibt, um seine Gesundheit zu regenerieren. Doch eine Lösung dafür ist schnell gefunden, denn Big Boss mimt Wolverine und heilt sich von nun an mit der Zeit selbst. Diese Veränderungen sorgen anfangs für ein ungewohnt fremdes Gefühl, mit der Zeit gewöhnt man sich aber an diesen Stilbruch.

Wer schon „Peace Walker“ gespielt hat, der kennt auch die Möglichkeit, Feinde oder Gefangene per Helikopter aus dem Gebiet zu bringen. Diese Möglichkeit wurde jetzt auch in Ground Zeroes eingearbeitet. Sowohl die Zielpersonen, als auch man selbst kann so an verschiedenen Abholpunkten, die über iDroid ausgewählt werden, aus der Festung in Sicherheit geschaffen werden. Hat man jedoch Flugangst, kann man sich auf der Ladefläche eines Trucks verstecken oder einen Panzer oder andere Fahrzeuge klauen und mit diesen durch die Absperrungen brechen und flüchten. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, denn anders als bisher gibt es keine linear und schlauchartig aufgebauten Level, sondern eine große Sandbox, auf der man sich nach Belieben austoben darf, um seine Ziele auf die eigene Art zu erreichen. Strom ausschalten, Feinde nach Informationen aushorchen oder einfach brutal zuschlagen, jeder wie er mag! Die offene Spielwelt ist zwar nicht besonders groß, aber detailreich und gespickt mit unzähligen Besonderheiten. Über das gesamte Areal lassen sich Audiokassetten finden, die uns mit Gesprächsaufzeichnungen, Tagebucheinträgen oder anderen Informationen versorgen und uns sowohl über die emotionalen Zustände einzelner Personen, als auch über das Vorgehen in der Einrichtung informieren.

Des Weiteren verändert sich die Welt immer wieder. Wachen ändern plötzlich ihre Positionen oder Wegmuster, neue Informationen werden uns zugespielt oder wir erfahren wichtige Hinweise aus belauschten Unterhaltungen. Eine unfassbar flexible Welt, auf die man zwangsläufig reagieren muss, um nicht unterzugehen. Die Spannung wird dadurch sehr hoch gehalten und erfordert höchste Konzentration.

Wirklich gut gemacht! Sollte Naked Snake doch einmal auffliegen, so bleibt ein kurzer Moment, bevor der Alarm aktiviert wird, der sogenannte „Fokus“, in dem man die feindliche Quellen schnell ausschalten kann, um das Schlimmste zu verhindern. Dadurch wird das Spiel ein wenig gnädiger, als noch in früheren Teilen, verliert dadurch aber keineswegs an Anspruch und Qualität. Wer auf diese Option gänzlich verzichten will, kann sie in den Einstellungen auch vollständig entfernen; jeder, wie er es möchte.

Doch so schön das auch alles ist, es gibt einen gravierenden Haken: Das Spiel ist einfach kein vollwertiges Spiel! Nicht umsonst gibt es keine Platin-Trophäe zu ergattern, denn: bei normalen Spielen erreicht man den Abspann bereits nach gut 2-3 Stunden, Videos inbegriffen. Zum Glück werden nach einmaligem Abschluss der Hauptmission noch weitere Nebenaufträge verfügbar, in denen wir zum Beispiel gekennzeichnete Ziele beseitigen oder einen Informanten ausfindig machen und seine Aufzeichnungen bergen müssen. Die Missionen sollen deutlich zeigen, welche Abwechslung in das Spiel gebracht werden soll und wie man auf verschiedene Herausforderungen reagieren könnte. Dies gelingt auch sehr gut, fordert heraus und macht Lust auf mehr. Nach Abschluss jedes Auftrages erhält man, wie schon in den Vorgängern, eine Bewertungsübersicht seiner Leistungen, durch die man- je nach Stufe- neue Waffen für den nächsten Durchgang freischaltet, sowie sich mit seinen Freunden über Bestenlisten messen kann.

Alles in allem spielt sich „Metal Gear Solid V: Ground Zeroes“ unheimlich gut. Die vielen Veränderungen sind zwar noch sehr gewöhnungsbedürftig, aber sie bieten ein hohes Maß an Vorteilen und Herausforderungen, und sie prägen sich schnell ein. Auch die vielen Möglichkeiten, sich in der offenen Welt zu bewegen und mit den verschiedenen Objekten zu interagieren, um seinen individuellen Weg zu ebnen, sind hervorragend umgesetzt worden und laden zum Ausprobieren und Herumstöbern ein. Die in den Nebenmissionen dargestellten neuen Auftragsarten sorgen für ein gewisses Maß an Abwechslung und individueller Handhabung, können jedoch nicht darüber hinwegtrösten, dass man immer nur die selbe Festung erstürmt und man ziemlich schnell alles erledigt hat, was es tun gab. Ob das jemandem persönlich reicht, muss man selbst entscheiden. Ein bisschen mehr hätte es ruhig sein können.

Sound, Grafik und Atmosphäre

Die Metal Gear Solid- Reihe war schon immer ein wahres Musterbeispiel dafür, wie man aus einem Spiel ein Kunstwerk machen kann. Grafik und Atmosphäre stehen hierbei deutlich an oberster Stelle. Dies spürt man schon während des Intros, dass sich grafisch nicht vom Spielablauf unterscheidet. Man wird von den hervorragenden Darstellungen der Personen, Objekten, Umgebungen, ja sogar vom Regen begeistert sein. Die hohe Auflösung von 1080p bei 60 fps sorgt dafür, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. So sehen die Bewegungen, wenn man durch den Dreck kriecht oder sich einen Körper über die Schulter wirft, sehr flüssig und ansprechend aus. Sämtliche Charaktermodelle wurden gut und ansprechend umgesetzt, wobei hier auch der Fokus darauf gelegt wurde, jeder Einheit zumindest ihr eigenes, individuelles Gesicht zu verpassen, anstatt auf eine Einheitsform zu setzen. Ein wahres Fest für die Augen!

Die grafischen Darstellungen werden von der musikalischen Einspielung gut untermalt. In allen Ecken und Enden hört man die Geräusche von Schritten oder Motoren, feindliche Einheiten, die sich über versteckte Kassetten unterhalten oder Funkmitteilungen, die wir auf Abruf von Kaz, erhalten sind ständig präsent, Musik gibt es jedoch nur selten. Und das ist auch gut so, denn ohne die Musik konzentriert man sich mehr auf seine Umgebung; die Musik tritt erst ein, wenn etwas Wichtiges oder Gefährliches passiert und sich die gegenwärtige Situation schlagartig ändert. Sollte das eintreten, darf man sich auf die optimale, situationsabhängige Untermalung freuen, die für Spannung und Action sorgt, wie es sich gehört.

Doch auch die beste Mischung aus Grafik und Sound ist nichts ohne eine gut abgestimmte Atmosphäre. Und wer die Arbeit von Hideo Kojima kennt, der weiß, worauf er sich einzustellen hat: Eine reißerische, schnelle Story, die gespickt ist mit unzähligen Wendungen und Überraschungen, emotionalen und actiongeladenen Situationen und einer sehr fesselnden Story und Atmosphäre. Genau das wurde im neuen Ableger wieder so umgesetzt. Schnell baut man eine hohe Bindung zu Snake auf, möchte wissen, wie es weiter geht und welche Geheimnisse sich noch in der Anlage verstecken. Umso härter und quälender ist es, dass mitten in der Aktion das Spiel samt Abspann auch schon sein Ende gefunden hat und den Spieler vor zahlreichen Fragen stehen lässt. Sicherlich werden viele nach dem ersten Spieldurchgang nur noch gespannter die Tage zählen, bis endlich „The Phantom Pain“ auf den Markt kommt. Ein perfektes Beispiel, wie man Fans heiß machen kann.

Großmeister Kojima weiß einfach, wie man ein gutes Spiel macht. Eine hervorragende Story, gepaart mit einer umwerfenden Grafik und tollem Sound, wodurch eine fesselnde Atmosphäre entsteht, von der man nicht genug bekommen kann. Zwar kommt man sich nach dem Abspann ein wenig vor den Kopf gestoßen vor, weil mittendrin auf einmal Schluss ist, aber gerade so wird die Vorfreude nur noch größer.

Entwickler: Kojima Productions
Publisher: Konami
Release: 20. März 2014
Offizielle Homepage: www.metalgearsolid.com

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Ein gutes Trainingslager für all diejenigen, die sich auf 'The Phantom Pain' vorbereiten und sich mit allen Neuheiten vertraut machen wollen. Im Gesamten kann das Spiel durch seine geniale Optik und das hohe Maß an Möglichkeiten durchaus überzeugen. Ob jedoch eine relativ kurze Mission und eine Hand voll Zusatzmissionen in der selben Umgebung den Preis von 30€ rechtfertigen ist fraglich. Fans sollten aber auf jeden Fall zuschlagen.
8.3

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