Ein Horror-Spiel aus der Ego-Perspektive, in dem es darum geht Rätsel zu lösen und aus einem Escape-Room angelehnten Motel lebend herauszukommen, während dein verrückter Metzger-Entführer alles daran setzt dir das Leben zur Hölle zu machen… Na, klingt das nicht originell? Wenn ich euch jetzt noch sage, dass man (für die PS5-Version) stolze 30 Euro hinblättern muss, um dann volle 3 Stunden Spielspaß erleben zu dürfen, dann sollte es doch auch beim letzten Skeptiker kein Halten mehr geben!
Zugegeben, ein Großteil meiner gehässigen Art rührt wahrscheinlich auch daher, dass ich ganz andere Erwartungen an den neuen Titel vom Studio Wild Sphere hatte. Warum man Oxide Room 104 also auch einiges abgewinnen kann und ob sich der Kauf nicht tatsächlich doch noch lohnt, erfahrt ihr hier.
Kurz aber abwechslungsreich?
Eines vorweg: Ja, die Story geht tatsächlich nur ca. 3 Stunden, dennoch gibt es aber leicht abweichende Verläufe und vor allem mehrere Enden, die sich durchaus stark voneinander unterscheiden. Somit hat man in der Theorie zwar tatsächlich mehr vom Spiel, als nur diese 3 Stunden, die Frage ist dann aber trotzdem, ob man hier wirklich Lust hat das mehrmals zu spielen. Ganz uninspiriert ist die Geschichte nicht, die Nummer mit den Erinnerungs-Fetzen, die man zusammensetzen soll, hat auch noch immer seine ganz eigene Wirkung, jedoch kann hier allein aufgrund der Kürze nicht allzu viel erzählt werden. Wenn man dann nach einer gewissen Zeit schon weiß, wie das Spiel im Kern funktioniert, so werden aus 3 Stunden spätestens beim dritten Anlauf ganz schnell auch mal 1,5 Stunden die eher so mittelmäßig Spaß machen, weil sich das Ganze dann doch sehr stark wiederholt.
Technisch hochwertig
Wo ich beim Spielumfang das Argument „Es ist ja auch nur ein Indie-Spiel“ nicht gelten lassen möchte, da muss ich auf der anderen Seite aber sagen, dass die technische Umsetzung für ein Indie-Spiel hier definitiv Respekt verdient hat. Die Grafik steht den großen Horror-Kollegen im Grunde nichts nach, die Steuerung weist nicht ein Problem auf und auch das Sounddesign hat mir bis auf einen Punkt gut gefallen. Die negative Auffälligkeit beim Sound ist ein klassisches Indie-Problem: die Synchronisation. Synchron-Sprecher sind teuer und irgendwo müssen Abstriche gemacht werden, das verstehe ich. Trotzdem kann ich mich nicht dagegen wehren, wenn mich ein emotionsloses „Was passiert hier?“ erstmal völlig aus der vermeintlich spannenden Stimmung herauswirft.
Kreativ geht anders
Spielt man den ersten Anlauf in Oxide Room 104, so kann man sich sicherlich immer mal wieder gruseln oder erschrecken. Es kann auch Spaß machen die Rätsel zu lösen und dem Geheimnis der Geschichte des Motels und des Entführers auf die Schliche zu kommen. Je länger man aber in diesem Spiel verbringt, umso mehr fällt auf, dass hier nicht wirklich viel Neues versucht wurde. Die Kreaturen und Charaktere sind ebenso durchgekaut wie die Rätsel und ehrlicherweise hätte man sich das ganze Schusswaffen-Element des Spiels komplett klemmen können.
In Verbindung mit dem sehr unübersichtlichen Inventar-Menü und der wirklich merkwürdigen Umsetzung des Menüs kann man an dieser Stelle sehr leicht zum Entschluss kommen, dass hier relativ viel versucht aber wenig geschafft wurde. Es kommt ab und an Horror auf und auch Spannung lässt dieser Titel einen gelegentlich mal spüren, wir alle haben in den vergangenen Jahren aber bereits zu viele wirklich gute Horror-Spiele gesehen, um das Spiel mehr als nur Mittelmäßig zu finden, Indie hin oder her.