TEST: Skyworld VR – Strategie zum Anfassen

Patrick Held Add a Comment
7 Min Read

Inzwischen gibt es ja eine ganze Reihe an VR-Titeln, die sich den verschiedenen Genres zuordnen lassen. Während ein Großteil irgendwie bei Shootern eingeordnet werden kann, gibt es verhältnismäßig nur wenige Ableger aus dem Bereich Strategie. Mit ersterem hat sich Entwickler und Publisher Vertigo Games dank „Arizona Sunshine“ (unser Review) bereits einigermaßen bewiesen, und nun versucht das Team mit „Skyworld VR“ auch das zweite Gerne zu bedienen – und das wieder mit Erfolg.

Willkommen am Tisch

In „Skyworld VR“ schlüpfen wir in die Rolle eines mächtigen Herrschers, der ein neues Königreich besiedelt, die bisher unbewohnte Skyworld, ein Land, das scheinbar in den Wolken schwebt. Die Welt, die sich vor uns auftut ist eine Art interaktiver Spieltisch, den wir drehen, hin und her bewegen, und aus allen Blickwinkeln bestaunen können. Darüber hinaus stehen uns verschiedene Menütafeln zur Verfügung, die wir nach Belieben überall platzieren können, um alles leicht und einfach zu erreichen. Wir errichten also unsere Gebäude, wie zum Beispiel eine Mine, eine Mühle oder ein Sägewerk und besetzen diese mit genug Arbeitern, um Ressourcen zu erhalten. An sich alles ganz harmonisch und friedfertig. Doch halt! Böse Dämonen erscheinen und versuchen, uns und unser Land streitig zu machen. Ganz klar, dass wir mit unseren Streitkräften in den Kampf ziehen, um das zu verhindern. An diesem Punkt tritt auch schon die zweite Seite des Gameplays auf den Plan: der Tisch dreht sich einmal auf den Kopf und wir finden uns auf einem Schlachtfeld wieder. Im Vorfeld haben wir bereits Karten hergestellt und in unser Deck gepackt, die nun stellvertretend für unsere Truppen stehen. Mit genug Mana können wir die Einheiten auf dem Feld platzieren und für uns kämpfen lassen, um den Feind und seine Festung zu vernichten. Waren wir erfolgreich, wird der Feind zurückgedrängt und wir verbreitern unseren Einflussbereich, bis uns die ganze Stage gehört.

Skyworld VR“ vereint dazu viele verschiedene Elemente. So müssen wir zum Beispiel auch mit unseren Ressourcen haushalten, oder im Thronsaal, den wir durch Betätigung eines Hebels und der dadurch ausgelösten Rotation des Tisches erreichen, die Steuern und Rationen der Bevölkerung verwalten, ohne dabei zu sehr gehasst zu werden. Sollte das passieren, verabschiedet sich die Bevölkerung auch gerne mal wieder. Mit dem gleichen Hebel erreichen wir zudem auch unsere Schmiede oder das Laboratorium, in welchem wir neue Truppen erforschen oder diese verbessern können. Das ist auch notwendig, um den immer stärker werdenden Dämonen etwas entgegenzusetzen. Auch unsere Festung und Türme können so ausgebaut werden, wodurch sich uns bestimmte Verbesserungen und Vorteile eröffnen.

Alles in allem ist das Gameplay mal wieder sehr ansprechend, wirkt innovativ und unterhaltsam. Jede Aktion geht schnell von der Hand und ist leicht zu erlernen, wobei uns auch regelmäßige Kommentare und Texteinblendungen, jeweils komplett in deutsch, helfend zur Seite stehen. Man darf zwar keine großen, strategischen Schlachten oder knallharte Herausforderungen erwarten, und auch die Kämpfe verlangen nur ein je nach Stufe nur ein geringes Maß an Taktik, sind dabei aber trotzdem sehr ansprechend ungesetzt und wissen zu überzeugen. Wem die KI-Gegner in Story und Gefechtsmodus nicht reichen, für den bietet sich optional auch der Multiplayer an, in welchem wir mit unseren Feinden sowohl sprechen können, als auch deren Avatar und Bewegung zu sehen bekommen, ähnlich wie bei „Star Trek:Bridge Crew“.

Besonders angetan hat uns aber die Art und Weise, mit der die Vorzüge der VR-Technologie zusammen mit dem Elementen eines Strategiespieles funktioniert. Nicht nur, dass wir uns schnell mit der Handhabung vertraut machen, welche von vornherein sehr intuitiv ist, sie ist dabei auch äußerst logisch aufgebaut und macht dementsprechend viel Freude. Der Titel zeigt hier definitiv einen Weg auf, wie VR und Strategie voneinander profitieren können. Einziges Manko: auf Dauer fehlt es ein wenig an Abwechslung, gerade im Kampf gegen die KI.

Wilde Welten, ich bin der König der (Sky)Welt!

Was einem direkt im ersten Level der Kampagne auffällt sind die vielen kleinen Details, die sich überall in „Skyworld VR“ tummeln. Sind es kleine Wolken oder Vögel, die über unserer Welt, in dem Fall der Spieltisch, umherfliegen, der Rauch, der aus den bewohnten Hütten aufsteigt oder die Veränderung der einzelnen Bereiche eines Levels, je nachdem, welcher Seite sie gerade gehören. Hinzu kommen ansprechende und Gameplay relevante Mechaniken, wie etwa der Wechsel zwischen Labor, Thronsaal und Oberwelt über einen Hebel, wie in einem alten Fahrstuhl, oder, dass neue Verbesserungen per königlichem Stempel abgesegnet werden müssen, alte Häuser mit einem großen Hammer zerstört werden oder wir die Weltkarte nur am unteren Rand wie an einer Art Kompass drehen können. Es sind zwar immer nur kleine Dinge, die so herausstechen, diese sorgen zusammen aber dafür, dass uns eine überraschend lebendige Welt präsentiert wird, in der es sich wirklich so anfühlt, als würden wir etwas in Gang setzen und der Herrscher über allem sein. Auch der Bruch zwischen der klassischen, rundenbasierten Strategie mit dem auf Karten ausgelegten Kampfsystem hebt die Stärken beider Genres deutlich hervor. Sowohl Titel wie Civilisation, als auch Yu-Gi-Oh oder Gwent könnten in Zukunft davon profitieren, was „Skyworlds VR“ hier vormacht.

Abgesehen von den vielen Details machen die Grafik und Atmosphäre beide einen sehr guten Job. Die Texturen sind für VR sehr gut und auch Texte lassen sich zu jeder Zeit hervorragend lesen. Wir verlieren nie den Überblick, und werden durch die freundliche Stimme unseres Dieners immer gut geleitet, ohne dabei aufdringlich zu wirken. Auch die Effekte und Sounds sind ansprechend, egal, ob wir gerade etwas bauen, kämpfen oder entwickeln.

Skyworld
TEST: Skyworld VR – Strategie zum Anfassen
“Das Team von Vertigo Games bringt mit ihrem neuesten Werk Skyworlds VR einen Titel auf den Markt, der wieder einmal zeigt, warum die VR-Technologie für mehr zu gebrauchen ist als simple Shooter oder Abwandlungen herkömmlicher 2D-Spiele. Der Mix aus Aufbaustrategie und Kartenkampf macht hier wirklich Spaß, nicht zuletzt, weil wirklich alles in unserer eigenen Hand liegt und es mal wieder absolut greifbar wird, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir bauen Gebäude selbst, setzen Truppen ein und verschaffen uns einen Überblick über das Feld, alles nur mit unseren Händen, bzw. Move-Controllern. Hinzu kommt die tolle Atmosphäre, die auch von den vielen kleinen, zum Teil niedlichen Details lebt. Spielerisch darf man hier zwar keine Hardcore-Strategie erwarten, und auch mit der Abwechslung haperte es zumindest Offline einige Male, dennoch hat der Titel es geschafft uns zu unterhalten und unsere Vorfreude auf zukünftige Ideen nur noch zu verstärken.”
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