Eines der absoluten Highlights in „The Witcher 3“ war ohne Zweifel das Kartenspiel Gwent, welches kurz danach auch als eigener Ableger erschienen ist. Mit „Thronebreaker: The Witcher Tales“ versucht man nun, eine erfolgreiche Story drumherum zu bauen und hat dabei so viel Vertreuen hinein gelegt, dass man sie als separates Spiel veröffentlicht hat. Ob sich diese Reise lohnt, erfahrt ihr in unserem Review.
Die Reise der Königin
Der Titel führt uns auf die Reise der Königin Meve, die sich den Truppen von Nilfgaard und dem dadurch entstehenden zweiten Krieg entgegenstellen muss. Dabei reisen wir durch fünf verschiedene Lande und begegnen dabei vielen Völkern und Wesen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Mal benötigen sie unsere Hilfe, ein anderes mal werden wir von Banditen oder Geistern angegriffen. Die Schlachten tragen wir dabei immer in Form von Gwent-Kämpfen aus, die sich stetig verändern. So sind normale Spieler eher die Ausnahme, dafür werden wir vor Herausforderungen gestellt, in denen wir eine ganze Armee in nur einer Runde besiegen müssen, oder die einzelnen Gliedmaßen jeweils eine eigene Karte darstellen. Das Ganze sorgt dafür, dass nie Langeweile aufkommt und man immer vor neue Herausforderungen gestellt wird.
Um darauf vorbereitet zu sein, sammeln wir im Laufe unserer Reise Rohstoffe in Form von Truppen, Gold und Holz, die wir dazu einsetzen können, unser Lager zu verbessern und neue Truppenkarten herzustellen. Diese können wir dann in unser Deck einfügen, um immer stärker zu werden und das Deck an die eigene Spielweise anzupassen. Leider ist das alles ein wenig kompliziert und benötigt dementsprechend Zeit, bis man sich in das System eingefunden und alles im Griff hat. Die Kämpfe fügen sich allerdings gut in die Handlung ein und wirken dabei nie krampfhaft integriert.
Daneben bietet die Interaktion mit der Bevölkerung immer wieder neue Möglichkeiten und eigene kleine Entscheidungen, durch die wir uns einen Vor- oder Nachteil verschaffen können. Auch die Dialoge bieten auf diesem Wege viele Möglichkeiten. Dadurch bietet „Thronebreaker“ alles, was ein gutes RPG aus macht, und genau das möchte der Titel auch sein. Und auch wenn die Rätsel wirklich unterhaltsam sind, sind sie leider entweder nicht wirklich anspruchsvoll oder überfordern uns, wodurch wir entweder haushoch gewinnen oder man Unmengen an Versuchen benötigt, um sein Ziel zu erreichen. Hier wäre ein besseres Balancing wirklich zu wünschen gewesen.
Insgesamt macht das Gameplay eine Menge Spaß und schafft es, einen auch nach Fehlschlägen lange zu fesseln. Der Titel bietet dabei auch noch eine tolle Story, die eines Hexers würdig ist, auch wenn dieser nur einen kurzen Auftritt hat und wir an der Seite der Königin unsere Reise antreten. Immerhin: wir begegnen vielen anderen bekannten Figuren. Zudem ist Königin Meve eine tolle Hauptfigur, die vor viele schwere Entscheidungen gestellt wird und die Einfluss auf die Handlung nehmen, sei es, ob wir Bürger strafen oder verschonen oder Truppen eine Höhle erkunden und ggf. für einen Schatz opfern oder einfach weiterziehen. Durch die verschiedenen Pfade ergeben sich somit 20 Enden, die alle ihren eigenen Reiz bieten.
Die Mischung macht’s
Die Mischung aus Kartenspiel und Rollenspiel, mit der sich „Thronebreaker“ präsentiert, ist wirklich ansprechend. Dafür sorgen Momente, dass sich etwa Kameraden auf Grundlage unserer Entscheidungen zu uns Gesellen oder sich von uns abwenden, Einfluss auf die Story nehmen, und darüber hinaus auch als Karte in unserem Deck erscheinen oder verloren gehen. Nur eines der
Hinzu kommt, dass man deutlich merkt, dass ein großer Teil des Teams hinter „The Witcher“ auch hier mitgewirkt hat, denn die erzählte Geschichte ist aus dem gleichen Guss, was sich auch in der Atmosphäre widerspiegelt. Diese ist geprägt von einer gewissen Dunkelheit und Verzweiflung, sowie von Wut und Enttäuschung. Erzählt wird die Geschichte dabei meistens in einfachen Textfeldern, nur selten werden besondere Szenen mit kleinen Animationen untermalt, die in zeichnerischer Art daherkommen. Manchmal kommt es ein wenig so vor, als würden wir in einem alten Märchenbuch blättern. Dadurch verbringen wir viel Zeit damit, dass wir uns durch diese Textpassagen quälen, ohne dabei wirklich etwas zu erleben. Hier fehlt es ein wenig an Action. Klar, für den günstigen Preis und die doch relativ kurze Spieldauer darf man natürlich kein vollständiges, neues „The Witcher“ erwarten, für dessen Fans ist es aber durchaus geeignet.
Darüber hinaus darf man eine Sache nicht vergessen: Wir befinden uns in einer Einzelspielerkampagne, bei der wir die Königin und ihr Heer begleiten. Heißt: uns stehen nur die königlichen Truppen zur Verfügung, anders als im normalen Gwent. Zwar haben wir nach wie vor 250 Karten zur Verfügung, allerdings können wir keine Monster in unser Deck integrieren. Außerdem ist nur der Einzelspieler enthalten, während der Multiplayer nochmals extra kostet. Im Gegenszug erhalten wir hierfür einige Bonuskarte und Items, die wir dann verwenden können.
Die Atmosphäre von „Thronebreaker: The Witcher Tales“ besitzt alles, was ein gutes RPG-Kartenspiel besitzen muss. Wir fühlen uns den Figuren nah, auch wenn die Handlung nur durch viel Text und einfache Bilder präsentiert wird. Durch die gelungene Story erfahren wir dafür wieder viel Neues aus der Welt des Hexers, dass sich parallel zu seinen Abenteuern abspielt. Dadurch werden wir schnell gefesselt und können die Karten kaum mehr zur Seite legen.