Warum Elden Ring nicht mein GOTY ist

By Jakob Goess 5 comments
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Elden Ring ist seit heute Nacht offiziell das Game of the Year 2022. Das war schon kurz nach Release absehbar und hat sich jetzt auf den Game Awards bestätigt. Aber wie kann man die Revolution des Souls-Genres nicht komplett abfeiern und als das beste seit geschnitten Brot sehen? Ich wollte Elden Ring wirklich lieben, aber konnte es nicht. Ein Erklärungsversuch.

Bin ich einfach zu müde für Elden Ring?

In meiner Zeit als Gamer sind mir zwei Arten von Souls-Spielern begegnet. Die einen sind riesige Fans, haben in jedem Teil mindestens 300 Spielstunden und schauen jedes Weihnachten nochmal alle Vaativydia-Videos zur Lore. Die anderen haben bisher noch kein Souls-Game gespielt. Ich gehöre allerdings zu einer dritten Fraktion.

Denn bisher habe ich jedes offizielle Soulsborne gespielt, auch wenn ich leider keines beendet habe. Spaß hatte ich trotzdem, verliebt habe ich mich bedauerlicherweise nie. Elden Ring hat mir auch wieder bis zu einem gewissen Punkt Spaß gemacht, allerdings ist mir mal wieder nach 10–20 Stunden die Lust vergangen und ich bin nach den ersten paar Bossen ausgestiegen.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Klar, ich bin ein Noob, einfach immer verskillt und von Fortnite weichgespült worden. Da mag ein Fünkchen Wahrheit dran sein, denn ich muss sagen, dass mir die Souls-Spiele oft etwas zu anspruchsvoll sind. Als jemand, der immer seltener Zeit für ausgiebige Gamingsessions findet und oftmals erst nach einem anstrengenden Tag zum Zocken kommt, fehlt mir manchmal einfach die Energie und das Durchhaltevermögen, den Boss zum 20. Mal zu bekämpfen oder mich für mehrere Stunden irgendwo hochzuleveln. Schaffe ich es dann doch, fühlt sich das oft eher wie Erlösung an und nicht wie eine Belohnung.

Die Progression von Elden Ring

Ein gutes Belohnungssystem in Spielen hilft, langfristig zu motivieren. Das kann auch zu großen Teilen das Gameplay selbst sein, bei Elden Ring ist es aber gepaart mit dem Anspruch und den geplanten Toden leider nicht genug für mich. Natürlich findet man auch immer wieder seltene Items und überall liegen Seelen herum, mit denen man sich stärker machen kann, aber das fühlt sich für mich nie wirklich befriedigend an.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Ob ich jetzt Stärke +10 oder +20 habe, merke ich erst, wenn ich dadurch ein dickeres Schwert schwingen kann. Bis ich das allerdings finde und dann die Skillpunkte erspielt habe, vergeht bei mir schon einiges an Lust. Denn keine der Waffen, die ich dann am Ende schwinge, war den Weg wert für mich. Ich hatte nie das Gefühl etwas wirklich Cooles gefunden zu haben, was ich direkt benutzen kann oder auf das ich hinarbeiten möchte.

Macht die Open World Elden Ring besser?

Die offene Spielwelt wird von vielen gelobt und ja, ich verstehe auch warum. Man mischt die typischen Souls-Elemente, wie cleveres Bossdesign, in sich greifende Levelstrukturen, forderndes Gameplay etc. mit einer offenen Welt, ohne dabei auf die alt bekannte Ubisoft-Formel zurückzugreifen und bereichert so beide Genres. Für mich als Open-World-Fan war das eines der größten Verkaufsargumente, neben George R.R. Martin.

Allerdings muss ich auch hier leider wieder sagen: Mich hat es nicht überzeugt. Es ist immer noch in der Essenz dasselbe Spiel und man hat es nicht zu sehr verwässert. Ein großer Pluspunkt für Soulsfans. Aber für jemanden, der mit der Dark Souls nie warm geworden ist, ist es halt noch zu viel vom „Alten“.

Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)
Elden Ring. (Bildquelle: Bandai Namco Entertainment)

Hier ziehe ich gerne den Vergleich zu The Legend of Zelda: Breath of the Wild, was ebenfalls von seiner Spielstruktur abgewichen ist und sich an einer Open World versucht hat– mit großem Erfolg. Breath of the Wild hat mir 2017 deshalb so gut gefallen, weil es eben kein klassisches Zelda mehr war und die grundlegende Struktur so großartig verändert wurde. Viele Zelda-Fans kritisieren das allerdings bis heute und wünschen sich mehr von den großen Dungeons, bei mir war genau das Gegenteil der Fall. Für mich hätte man die komplett streichen können und dafür mehr Story und mehr Open-World-Aktivitäten einbauen können.

Elden Ring ist im Kern immer noch ein Souls-Game, nur dieses Mal im Open-World-Gewand. Erhofft habe ich mir allerdings mehr Eingeständnisse bei den grundlegenden Spielelementen, die From Software allerdings nicht bereit war zu machen.

Hat Elden Ring den Titel GOTY verdient?

Wenn wir GOTY als eine Auszeichnung der Industrie sehen, eine herausragende Leistung in der Spieleentwicklung zu ehren, dann hat Elden Ring den Titel bestimmt verdient. Genauso könnte man das aber auch über God of War Ragnarök sagen. Am Ende bleibt es immer eine subjektive Einschätzung und genau die mache ich hier auch. Ja, ich kann verstehen, wieso die Open World viele Souls-Fans aus den Socken gehauen und ihre liebste Spielereihe noch besser gemacht hat.

The Game Awards. (Bildquelle: The Game Awards)
The Game Awards. (Bildquelle: The Game Awards)

Ich liebe die Souls-Spiele aber nicht und Elden Ring kann ich, trotz Open World, trotz George R.R. Martin, auch nicht lieben, so sehr ich es auch versucht habe. Es gibt einige Neuerungen am Gameplay, aber im Kern bleibt alles beim Alten und das finde ich persönlich schade. Ein GOTY sollte ein Spiel sein, das Neulinge und Veteranen und alle dazwischen bestmöglich überzeugt und sich so eine ganz neue Zielgruppe erschließt. Elden Ring hat das für mich nicht geschafft. Viele Fans werden Myazaki und seinem Team dankbar sein, dass er seine Spiel-Reihe nicht zu sehr verändert hat. Ich werde aber wohl auf ein Elden Ring 2 warten müssen, um dann zu schauen, ob auch in mir das Feuer entfacht werden kann.

Ist Elden Ring euer GOTY oder seid ihr mit dem Spiel vielleicht auch nicht warm geworden?

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