TEST: Battlefield Hardline – Die erhoffte Genre-Revolution?

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Alle paar Jahre beehrt uns EA mit einem neuen Ableger von Battlefield. Spätestens die Veröffentlichung des vierten Teiles hatte mindestens eine Gemeinsamkeit mit der großen, jährlich erscheinenden Konkurrenz „Call of Duty“: Es wurde heftig darüber diskutiert, dass es zu wenige Neuerungen gibt. Dies hat man beim neuesten Ableger „Hardline“ anscheinend zum Anlass genommen, um sich eine neue Thematik rund um die gewohnte Ballerei einfallen zu lassen.

So findet ihr euch erstmals nicht in einem Kriegsszenario, sondern im Drogenkrieg wieder, in dem die Polizei alles daran setzt, den Ganoven das Handwerk zu legen. Wie gut diese zunächst interessant klingende Idee umgesetzt wurde, und ob der Battlefield-Reihe damit tatsächlich ein Gefallen getan wurde, erfahrt ihr in unserem Test. Wir haben uns die nötige Zeit genommen, um für euch sowohl Einzel- als auch Mehrspieler auf Herz und Nieren zu prüfen.

 

Der Singleplayer – Immer noch nur Beigabe?

Wer Battlefield kauft, der macht dies meist nicht wegen dem Einzelspieler. Zwar überbieten sich EA und Activision seit Jahren gegenseitig mit immer extremeren Szenarien, doch eine wirklich faszinierende Spielerfahrung wird dadurch schon lange nicht mehr geschaffen. Dementsprechend niedrig sind mittlerweile bei vielen Spielern die Erwartungen, viele rühren die Kampagne nicht einmal mehr an. Um ein wenig Schwung in die Sache zu bekommen hat sich das Entwicklerstudio DICE Hilfe bei den Kollegen von Visceral Games geholt. Diese haben zumindest mit den ersten beiden Teilen der Dead Space-Reihe gezeigt, dass sie in der Lage sind fesselnde Kampagnen zu entwerfen. Der Einstieg lässt auch dies bei Battlefield: Hardline erhoffen.

Nick_Arrest_Tap_1920Ihr schlüpft in die Rolle eines Polizisten namens Mendoza, der in Miami den Drogenkartellen den Kampf angesagt hat. In für die Reihe ungewohnt langen Sequenzen wird die Story mithilfe von digitalisierten Schauspielern der Kategorie „habe ich schon mal irgendwo gesehen“ durchaus authentisch in Szene gesetzt. Meist wechselt ihr innerhalb von einer Mission mehrfach den Schauplatz, was durchaus erfrischend wirkt. Schnell lernt ihr die wohl wichtigste Neuerung des Gameplays kennen: Mit einem Tastendruck könnt ihr nahen Gegnern laut brüllend eure Dienstmarke zeigen, woraufhin diese ihre Waffen freiwillig niederlegen, obwohl sie euch ansonsten durchlöchert hätten. Klingt irgendwie komisch? Ja, ist es auch. Bis zu drei Gegner gleichzeitig könnt ihr so gewaltfrei aus dem Verkehr ziehen – sofern ihr alle drei bis zum Verwenden eurer Handschellen zwischendurch anvisiert, damit sie keine dummen Sachen versuchen. Dies funktioniert jedoch nur, wenn euch die Gegner nicht vorher gesehen haben. Ansonsten haben die Drogenhändler nämlich kein Problem damit, auf Polizisten zu schießen. Somit erweitert Hardline die Spielereihe um ein neues, zentrales und unausgegorenes Element: Das Schleichen.

Auf eurer Mini Map seht ihr ständig die Blickrichtung aller Gegner in der Umgebung. Diese müsst ihr tunlichst meiden, was jedoch auch nicht sonderlich schwer ist. Die Gegner erwecken nämlich leider den Eindruck, als ob sie zu viel von ihrer eigenen Ware konsumiert haben und sich daher in einem dauerhaften Zustand geistiger Abwesenheit befinden. Der Blickwinkel ist so stark eingeschränkt, dass ihr euch problemlos von der Seite und fast schon vorne annähern könnt. Zur Not bleibt euch auch noch der Wurf einer leeren Patronenhülse, von denen ihr anscheinend einen ganzen Haufen zufällig in der Tasche habt, um die Gegner zu einem bestimmten Ort zu locken. Zudem interessiert es Gegner in der Nähe nicht, wenn ihr deren Kollegen nur wenige Meter entfernt laut anbrüllt und festnehmt, sofern sie es nicht direkt vor ihrer Nase gesehen haben. Wenn euch dies auf Dauer zu blöd ist – was bei uns jedenfalls nach anfänglicher Begeisterung schnell der Fall war – könnt ihr euch zwar ganz im Sinne wahlloser Polizeigewalt durch die meisten der insgesamt zehn Missionen ballern, jedoch erhaltet ihr dann keine Experten-Punkte, mit denen ihr im Rang aufsteigt und Waffen freischaltet.

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Diese gibt es nämlich fast nur für das Verhaften von Gegnern. Somit müsst ihr euch häufig dieser auf Dauer langweiligen und schlecht umgesetzten Spielmechanik bedienen, die im Laufe des Spiels aufgrund der Story noch viel absurder wird. Denn nach einigen Missionen seit ihr gar nicht mehr als Gesetzeshüter unterwegs, zeigt aber trotzdem eure Marke und verhaftet Gegner, die wohl nie abgeholt werden. Dies macht in etwa so viel Spaß, wie in den abermals vorhandenen schlauchartigen Fahrabschnitten auf das Gaspedal zu drücken. Bonuspunkte für das Experten-System gibt es übrigens beispielsweise nach eindeutiger Identifizierung und gewaltfreier Festnahme für in den Missionen verteilte Gesuchte und das Finden von Beweismaterialien, was immerhin eine nette Abwechslung darstellt, die Kampagne aber auch nicht retten kann. Dies können auch nicht der Seilwerfer und die Seilrutsche, die durch den linearen Spielverlauf kaum sinnvoll genutzt werden können, sondern höchstens zwanghaft benutzt werden müssen.

Somit bleibt der Eindruck, dass zwar gute Ideen eingebracht, diese aber nicht gut umgesetzt wurden. Uns hat die Kampagne daher deutlich weniger Spaß bereitet, als die der Vorgänger. Ein weiterer Grund dafür mag auch die fehlende Glaubwürdigkeit sein. Während das Kriegsszenario trotz der ständigen Übertreibungen in Form von beispielsweise Naturkatastrophen, die natürlich auch dieses Mal nicht fehlen dürfen, noch relativ glaubwürdig war, fehlt diese nun gänzlich. Mit einem Partner (oder auch mal im Alleingang) ein ganzes Areal von Ganoven festzunehmen und auf dem Boden gefesselt liegen zu lassen, wirkt so absurd wie in einem nicht so wirklich ernsthaften „Billigspiel“. Wenn der Partner dann noch ungesehen mitten durch alle Gegner hindurchläuft, dann trägt dies nicht unbedingt entlastend dazu bei. Der Versuch etwas Neues zu erschaffen ist zwar eindeutig positiv zu werten, denn Potential hatten sowohl die Story als auch das wirklich sehr abwechslungsreiche Setting, doch die Mischung aus Splinter Cell, L.A. Noir und Battlefield müssen wir für den Einzelspieler eindeutig als gescheitert bezeichnen. Sorry EA, das geht besser!

 

Der Multiplayer – Vollwertiges Spiel oder doch nur DLC?

Hardline_Hostage_HostingWir können euch schon mal Entwarnung geben: Im Multiplayer kann euch niemand eine Marke vor die Nase halten, woraufhin ihr euch ergeben müsst. Das alleine, muss schon als großer Pluspunkt gewertet werden. Spaß beiseite, im Multiplayer werden euch durchaus zahlreiche Neuerungen geboten, die den Kauf rechtfertigen können, wenn auch nicht müssen. So wurden die meisten Modi auf das Setting angepasst und damit ordentlich überarbeitet. In „Überfall“ müssen die Verbrecher mehrere Gegenstände stehlen und mit diesen entkommen. Die Gegenseite muss sie mit allen Mitteln daran hindern, bis die Zeit oder die Wiedereinstiegs-Tickets abgelaufen sind. Dieser Modus stellt das neue Herzstück dar und ist zu Beginn etwas chaotisch, aber durchaus gelungen. Auch Eroberung ist natürlich wieder mit dabei, könnte aber durch die mangelnde Fahrzeugauswahl für den ein oder anderen Veteranen der Serie nun etwas befremdlich wirken. Denn im Gegensatz zu den Vorgängern gibt es nur leichtes Gerät in Form von teilweise bewaffneten Autos und keinerlei Panzer mehr. Flugzeuge fehlen komplett und Helikopter haben eine vergleichsweise geringe Bewaffnung. Auch die Karten scheinen größtenteils kompakter zu sein, wodurch sowohl Überfall als auch Eroberung hektischer sind und die Spieler schneller ihr Leben lassen, als man dies bisher gewohnt war. Dies wird definitiv nicht jedem gefallen, ist aber – wie so vieles bei Hardline – Geschmackssache.

Als sehr interessant empfanden wir die zwei wettbewerbsfähigen Modi „Rettung“ und „Fadenkreuz“, die beide in Kleingruppen gespielt werden und sehr an die Genregröße Counterstrike erinnern, denn pro Runde hat jeder Spieler nur ein Leben. Bei Rettung muss die Polizei zwei Geiseln retten und zurück zu ihrem Spawnpunkt bringen. Bei Fadenkreuz wird einer der Polizisten zu einem VIP, der von der Polizei eskortiert und von den Verbrechern als Verräter umgelegt werden muss. Dies gibt dem Spiel wieder eine gesunde Portion Ruhe und Taktik, die wir teilweise bei Eroberung und Überfall vermisst haben. In „Hotwire“ werden mehrere Bodenfahrzeuge auf der Karte markiert, die in Besitz genommen werden müssen. Fährt man mit hoher Geschwindigkeit mit einem der Fahrzeuge, werden die Tickets des gegnerischen Teams reduziert. Eine nette Idee, welche die ein oder andere interessante Taktik zum Sieg ermöglicht. So könnt ihr euch beispielsweise gezielt mit einem Granatwerfer positionieren um die Fahrzeuge des Gegners auszuschalten, oder ihr steigt zu viert in eines der Fahrzeuge und versucht euch so selbst zu verteidigen. Für Fans von unkomplizierter Action steht natürlich auch wieder „Team-Deathmath“ bereit, der lediglich die Auslöschung des gegnerischen Teams zum Ziel hat.

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Neben den Modi wurde auch am Freischaltsystem gebastelt. Während ihr früher mit steigendem Rang Waffen freigeschaltet habt, müsst ihr euch diese nun mit eurem verdienten Geld kaufen. Der Rang spielt dabei keine Rolle, es gibt nur ein paar Spezialgegenstände, die durch bestimmte Abzeichen freigeschaltet werden. Ärgerlich ist dabei, dass beide Seiten über unterschiedliche Waffen verfügen. Sobald ihr euch eure bevorzugte Waffe mühevoll erspielt habt, könnt ihr sie nicht benutzen, solltet ihr im anderen Team landen. Auch dieses System hat Vor- und Nachteile, denn immerhin müsst ihr so nicht bis Rang X warten, bis ihr endlich eine bestimmte Waffe erhaltet. Wie gewohnt sind auch die Battlepacks wieder mit dabei, die ihr euch durch Fortschritt im Single- und Multiplayer erspielt und euch Skins oder zeitlich beschränkte Booster freischalten.

 

Technik – Nicht mehr als durchschnittlich

Vor unserem Fazit noch ein paar Worte zur Technik. Die PS4-Version von Battlefield: Hardline läuft bei einer Auflösung von 900p mit 60 fps. Obwohl die gleiche Engine wie beim Vorgänger verwendet wird, wurden wir beim Testen das Gefühl nicht los, dass die Grafik eher Rück- als Fortschritte gemacht hat. Positiv sind uns nur die Lichtreflexionen bei nassem Boden aufgefallen, der Rest ist nicht besser als der aktuelle Durchschnitt. Immerhin hatten wir sowohl im Single- als auch im Multiplayer keinerlei Probleme mit Einbrüchen der Bildschirmrate oder Grafikfehlern. Der Sound kommt mit einer abermals durchschnittlichen Synchronisation samt Rapper „Kollegah“ daher und ist leider sehr schlecht abgemischt. Die durchaus hin und wieder interessanten Konversationen eures Partners hört ihr im Singleplayer oftmals kaum, obwohl die Explosionen euer Haus zum Beben bringen. Die Qualität der einzelnen Geräusche ist ansonsten gewohnt gelungen.

Entwickler: Visceral Games / DICE
Publisher: Electronic Arts
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.battlefield.com

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Battlefield Hardline
TEST: Battlefield Hardline – Die erhoffte Genre-Revolution?
Während der Singleplayer trotz guter Ideen aufgrund der mangelhaften und teils absurden Umsetzung gnadenlos durchfällt, können die Änderungen im Multiplayer durchaus überzeugen. Ob lediglich ein guter Multiplayer den Vollpreis rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Fahrzeug-Fanatiker sollten beim Vorgänger bleiben, wer von diesem aber langsam genug bekommt und sich ein wenig Abwechslung bei gleicher guter Spielbarkeit wünscht, kann bei Battlefield: Hardline einen Blick riskieren.
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