Der Indie-Sektor bei Spielen erfuhr in den vergangenen Jahren einen echten Schub und überall war Goldgräberstimmung zu spüren. Besonders in der Corona-Pandemie hatte diese ihre Chance, schneller viele Spiele zu liefern. Damit ist es nun vorbei und das Aussterben der Indie-Studios hat begonnen.
Dass es der Spiele-Branche generell nicht mehr so gut geht, wie in der vergangenen Generation, sieht man derzeit überall. Vom kleinen Entwickler bis zum großen Publisher werden überall Einsparungen vorgenommen und hauptsächlich Leute entlassen. Große Studios und Publisher können dies leicht kompensieren, kleinere Entwickler stehen dann oft vor dem Aus.
Ein aktuelles Beispiel ist der Deliver Us the Moon-Entwickler Keoken Interactive, der vor wenigen Monaten das gesamte Team entlassen musste, da man keine Finanzierung für das neue Projekt finden konnte. Inzwischen hat sich das Studio mit einer Funding-Kampagne zwar neu aufgestellt, das ist aber eine absolute Ausnahme. Andere Entwickler wie Lightforge Games oder Paladin Studios haben ihren Betrieb inzwischen eingestellt – Zukunft ungewiss.
Der Goldrausch ist vorbei
In einem Bericht von Wired wird die dramatische Situation der Indie-Studios zusammengefasst, wonach der „Goldrausch“ vorüber sei, nicht selten sogar selbst verschuldet oder an die einzige Hoffnung gebunden, dass das eigene Spiel ein Hit wird. Das sei allerdings eine ziemlich suboptimale Situation. Die Industrie befindet sich derzeit am Schrumpfen und Indie-Entwickler sind die Ersten, die dabei verlieren. Einige hoffen, dass sie das aktuelle Jahr überstehen und ab 2025 die Gaming-Industrie neu durchstartet. Das ist aber alles andere als garantiert, denn was sollte 2025 aus jetziger Sicht anders sein?
„‚Überleben bis ’25‘ geht davon aus, dass wir einen langen Winter durchmachen, und nicht davon, dass wir in den letzten drei Jahren unsere eigenen Ernten verbrannt haben“, kommentiert Xalavier Nelson, Studioleiter des El Paso, Elsewhere-Entwicklers Strange Scaffold. „Wenn wir nicht anfangen, anders zu pflanzen, wenn wir nicht anfangen, unsere Arbeitsweise und Denkweise über die Spieleentwicklung zu ändern, werden wir weiterhin die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen erleben, die die Spieleindustrie je erlebt hat. Und es könnte sogar noch schlimmer werden.“
Studios sterben im Dunkeln
Nach Ansicht von Nelson sterben die kleinen Indie-Studios und Projekte im Dunkeln, denn wenn diese in keiner Weise finanziert werden, werden sie nicht bestehen können. Das Problem sei allerdings systematisch und geht auf eine Entwicklung zurück, die schon vor 5 bis 10 Jahren begonnen hat. Deswegen glaubt er auch nicht, dass sich das Problem so kurzfristig beheben lässt. Dazu müsste sich das gesamte System ändern, indem „Projekte kontinuierlich realisiert“ werden und Entwickler wieder mehr Anerkennung erhalten und nicht nur eine simple Arbeitskraft darstellen, die Spiele abliefern soll.
„Man lernt viel, wenn man Indie-Spiele macht, und dieses Wissen zu verlieren, ist ziemlich schlimm“, ergänzt Innersloth Community Director Victoria Tran. „Die Spiele-Branche selbst hat bereits das Problem, dass wir nicht viele Leute haben, die man als Veteranen bezeichnen würde. Sie werden verbrannt oder verlassen die Branche aus irgendeinem Grund.“
Die aktuellen Massenentlassungen würden zudem ein fatales Signal aussenden, was neue Talente davon abhält, sich der Industrie anzuschließen. So dreht sich die Spirale immer weiter abwärts und die Spieleindustrie zerstört sich damit von ganz alleine und in einem schleichendem Prozess. Hoffnung machen derweil unabhängige Studios und Entwickler, die sich von großen Publishern losgesagt haben und dennoch hochwertige AAA-Spiele produzieren wollen.