TEST: Alien Isolation – Terror im Weltall

Dennis Giebert 4 Comments
10 Min Read

Mit „Alien: Colonial Marines“ wurde das Alien-Universum vor nicht allzu langer Zeit in ein mehr als schlechtes Licht gerückt. Zunächst wie ein Joint von Entwickler zu Entwickler gereicht, nicht einhaltbare Versprechen gemacht, die große Masse der Fans am Ende enttäuscht und verantwortlich gewesen wollte auch niemand dafür sein. Ein echtes Debakel damals für Publisher SEGA.

Verständlicherweise fällt es schwer erneut Vertrauen in ein Spiel und das Franchise zu setzen, das Alien im Namen trägt. Durch Colonial Marines zu einem Scherz degradiert, rappelt sich das Filmmonster in „Alien Isolation“ allerdings wieder zu seiner vollen Größe auf und ist bedrohlich wie schon lange nicht mehr.

Alien Isolation roter Hintergrund„Alien Isolation“ versetzt den Spieler in die Haut von Amanda Ripley, Tochter der Filmheldin Ellen Ripley und spielt ca. 15 Jahre nach den Ereignissen des ersten Alien-Films. Nachdem ihre Mutter damals verschwunden ist und die Vorfälle auf der Nostromo nie geklärt wurden konnten, verdient sich Amanda ihre Brötchen als Mechanikerin in den Tiefen des Alls, nicht weit vom letzten bekannten Aufenthaltsort ihrer Mutter entfernt. Amanda wird harsch aus ihrer Routine gerissen, als sie erfährt, dass die Blackbox der Nostromo gefunden wurde und ihr angeboten wird bei der Begutachtung der Daten dabei zu sein. Das dabei nicht alles wie am Schnürchen läuft liegt wie üblich auf der Hand. Kaum am Bestimmungsort angekommen geht so alles schief, was nur schief laufen kann und Amanda findet sich auf einer desolaten Raumstation wieder, die von einer defekten künstlichen Intelligenz und dessen Androiden gerade so am laufen gehalten wird. Schnell stellt sich dabei heraus, dass die mordlustigen Androiden ihr kleinstes Problem sein  werden.

Bei „Alien Isolation“ handelt es sich um ein Spiel in dem Schleichen an erster Stelle steht. Waffen, mit denen man sich die vereinzelten Überlebenden, die die Station plündern und feindselige Androiden vom Hals halten kann, gibt es allerhand, einsetzen sollte man diese jedoch nur im absoluten Notfall, da laute Geräusche das Alien auf den Plan rufen und dieses auf den Gebrauch von Waffen äußerst aggressiv reagiert. Wer einen Ego-Shooter mit starken Horror-Elementen erwartet wird hier schnell eines besseren belehrt. Am Besten lässt sich „Alien Isolation“ mit einem Spiel wie „Slenderman“ vergleichen. Das Alien ist die meiste Zeit eine konstante Bedrohung, mit der immer gerechnet werden muss. Konfrontationen mit dem Monster sollte man meiden und panisch davonlaufen sollte man ohnehin nie, denn das Alien ist um einiges flinker als die Heldin. Wer überleben will verschafft sich einen Überblick über das Terrain, schafft eine Ablenkung und spielt die gegnerischen Parteien im besten Fall gegeneinander aus.

Bei der Navigation durch das Raumschiff machen sich zudem Amandas Talente als Mechanikerin äußerst bezahlt. Mit verschiedenen Werkzeugen, die nach und nach eingesammelt werden, lassen sich Türen öffnen, die zuvor Bereiche abschotteten. Zumeist wird das Öffnen von Türen mittels Werkzeugen wie kleinen Minispielen begleitet, in denen z. B. ein Zugangscode mit einem Minicomputer gehackt werden muss. Die Anzahl dieser Minispiele ist jedoch recht breit gefächert, was auf Dauer schon mal lästig werden kann. Wenn innerhalb von fünf Minuten drei Türen mit Werkzeugen geöffnet werden, ruft dies am Anfang noch Spannung hervor, im fortschreitenden Spielverlauf wird dies jedoch zunehmend eine Last, da Amanda während dieser Zeit ungeschützt ist.

Stirbt man, gibt es keine Checkpoints, stattdessen darf man sein letztes gespeichertes Spiel laden. Ärgerlich wird dies wenn man seit einer knappen halben Stunde nicht gespeichert hat und sich wieder im Schneckentempo durch dieselbe Schleichpassage manövrieren darf, nur um dann wider erwischt zu werden, worauf der Kreislauf von vorne beginnt. Ja, „Alien Isolation“ ist ein schweres Spiel, das zudem sehr frustrierend sein kann. Dies liegt jedoch nicht unbedingt an einem schlechtem Spieldesign. „Alien Isolation“ erzeugt durch sein Speichersystem mehr Spannung und belohnt geduldige Gemüter und macht somit klar, dass Wir als Spieler in der Vergangenheit viel zu sehr durch Checkpoints verwöhnt wurden. Ein anderer Faktor ist die absolut unberechenbare künstliche Intelligenz des Alien, die das Monster äußerst lebendig erscheinen lässt. In einem Anlauf kann sich das Alien z. B. dazu entscheiden einen Raum zu untersuchen, während es in einem anderen Versuch eine völlig andere Route einschlägt.

Alien Isolation - verfolgt

Das Einstudieren von Bewegungsmustern funktioniert dadurch nicht, was die Spannung und leider auch den Frustfaktor ungemein in die Höhe treibt. Wer es durch die Frustrationsphase schafft, verliert in der Mitte des Spiels zunehmend die Angst vor dem Alien, wird vorsichtiger und vermag seine Umgebung zu “Lesen“. Soundhinweise ergeben ab einem gewissen Punkt Sinn und helfen, auch ohne den Einsatz des Bewegungsdetektors, dessen Piepen das Alien hören kann, Distanzen und Richtungen einzuschätzen. Die Überlebenschancen lassen sich noch weiter steigern wenn man von den zahlreichen Gegenständen die Amanda herstellen kann nutzen macht. Zum Herstellen benötigt man jedoch Blaupausen und Rohmaterialien, die sich auf der Station finden lassen. Beim Crafting sollte man zudem nicht sparsam vorgehen, hier handelt es sich nicht um ein „The Last of Us“, in dem überlegt werden sollte, was man herstellt. Kann man Ersatzteile nicht mehr aufnehmen, sollte man daher etwas mit dem Überschuss herstellen, auch wenn man das Item im Moment nicht benötigt, nur um Platz im Inventar zu schaffen.

Atmosphärisch schießt „Alien Isolation“ den Vogel diesmal ab, was vor allem der guten Grafik und dem erstklassigen Sound zu verdanken ist. Entwickler Creative Assembly hat mit dem Spiel den Nagel auf den Kopf getroffen und das schier Unmögliche erreicht. Schon der Ladebildschirm macht klar, dass hier der unverwechselbare und schmutzige Alien-Stil zur Inspirationen diente. Blinkende Lichter und augenscheinlich veraltete Schaltpulten lassen die zweckdienliche, robuste Technologie des Alien-Universums zum Leben erwachen, während viele kleine Details wie z. B. Zeitschriften mit 70 Jahre Flair die Szenerie unterstreichen. Ebenfalls beeindruckend ist die Visualisierung des Aliens, dass in noch keinem Spiel zuvor besser aussah und wunderbar animiert wurde. Das man das Alien nie, wie in den Filmen, an der Decke oder an Wänden klettern sieht, ist jedoch ein kleines Manko, das die Illusion davon etwas trübt. Ein weiterer Makel ist die Zweibeinigkeit des Aliens, das sich sträubt auf allen Vieren zu laufen, zumal man es so von ihm gewohnt ist. Nur in den kurzen Sequenzen kurz vor Amandas Tod kann man das Wesen animalistisch um sein Opfer herumtaxieren sehen.

Getoppt wird das Ganze nur noch von der Soundkulisse. Während man durch die Station schleicht, kann man in der Entfernung viele kleine Details ausmachen. Bei einigen handelt es sich nur um Soundkulisse, wie z. B. das Klopfen von unter Druck stehenden Rohren, andere sind durchaus hilfreiche Hinweise, die helfen sollen, die Situation besser einzuschätzen. In beiden Fällen hält man jedoch das ein ums andere Mal inne und observiert nervös die Umgebung. Zu einer gestiegenen Herzrate trägt außerdem auch der erstklassige Soundtrack bei, der hier wie die Faust aufs Auge passt. Der ruhige Soundtrack, kommt nur dann zum Einsatz, wenn es die Situation tatsächlich erfordert, wodurch dieser nie an Effektivität verliert.

Alien Isolation -  Alien auf der Suche„Alien Isolation“ hat jedoch mit einigen winzig kleinen Fehlern zu kämpfen, von denen einige exklusiv für die PS4-Version des Spiels reserviert wurden. Zwischensequenzen haben z. B. mit starken Framerateproblemen zu kämpfen. Warum das so ist, bleibt uns schleierhaft, zumal es sich augenscheinlich um Videos handelt, die statisch vorliegen und nicht erst gerendert werden müssen. Möglicherweise hat man beim Rendern der Videos einen Fehler gemacht und diese zu spät bemerkt. Wie dem auch sei, sie beeinträchtigen das Gameplay nicht, daher kann man an dieser Stelle auch ein Auge zudrücken. Clipping Probleme sind da eine ganz andere Geschichte. Während des Tests blieb das Alien einmal in einer Wand stecken und Amanda wurde einmal von einem Androiden durch eine Wand geboxt, was zu einem Out-Of-Ballance Glitch führte – sie wurde wortwörtlich durch die Wand in einen noch nicht vom Spiel geladenen Bereich geprügelt, was in diesem Fall dazu führte das wir uns im All wiederfanden. In einem anderen Beispiel blieb Amanda, nachdem sie unter einer Tischplatte Zuflucht suchte, in selbiger stecken. Noch so wildes vor und zurück Rütteln des Analogsticks führte nicht zu dem gewünschten Ergebnis und das Alien musste das arme Mädchen von seinem Leid erlösen.

Entwickler: Creative Assembly
Publisher: Sega
Release: erhältlich
Offizielle Website: http://www.alienisolation.com/

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TEST: Alien Isolation – Terror im Weltall
Mit Alien Isolation liefert Creative Assembly eine gelungene Fortsetzung des Kult-Franchise ab, das Fans das Colonial Marines Debakel schnell vergessen lässt. Durch die grafische Umsetzung der Raumstation, die dem original Design des Alien Universum ungemein treu ist, sowie dem Sound, wird eine bedrückende Atmosphäre erzeugt, die den Spieler schnell in das Spiel eintauchen lässt. Ein Pflichtkauf für Alien-Fans und diejenigen, die den besonderen Thrill suchen. Durch das Checkpointsystem und den hohen Schwierigkeitsgrad ist Isolation allerdings kein Spiel für Genreneulinge. Alien Fans und Genreveteranen können bedenkenlos zugreifen.
8.1
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