TEST: Curse of the Sea Rats – Schöner Indie-Titel mit viel Durchschnitt

By Esteban Belon 1 comment
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Es ist das Jahr 1977 und wir segeln mit einem britischen Schiff Richtung Irland, jedoch nicht als Teil der Crew, sondern als Gefangene. Durch einen Zauber werden wir nämlich in Ratten verwandelt, dürfen uns aber im Gegenzug dazu dann auch unsere Freiheit wieder zurückkämpfen, sofern wir den Sohn des Admirals retten, der bei Ankunft entführt wurde. Warum das Spiel auch abseits der Geschichte für großes Chaos steht und ob das hier der nächste Indie-Hit sein könnte, erfahrt ihr hier in unserem Test.

Eine schwere Geburt

Curse of the Sea Rats hatte es wahrlich nicht leicht. Mit einem Ziel von 15.000 Euro und dem Traum, das Spiel im April 2021 herauszubringen startete das Indie-Studio „Petoons Studio“ ihre Kampagne zu ihrem neuen „Ratoidvania“. Die ersten Trailer erschienen bereits 2020 und wäre Corona nicht gekommen, hätte man das Spiel wohl tatsächlich schon vor Jahren spielen können. Nun ist es der 6. April 2023, an dem das Spiel, mit derweilen 242.395€ aus den Kickstarter-Spenden im Nacken, endlich erscheinen soll.

Durch und durch Metroidvania

Eine große Karte, die man erkundet und freischaltet, indem man sich durch etliche Gegner kämpft und neue Fähigkeiten freischaltet, um mit denen wiederum neue Teile der Welt zu erschließen und immer stärker zu werden – na, kommt euch das bekannt vor? Wahrscheinlich schon, weil das hier quasi die Ur-Definition eines Metroidvania ist. Man muss an dieser Stelle klar sagen, dass diese Zauberformel auch hier wieder positiv zu Tragen kommt, sofern man sich dem Genre im Allgemeinen hingezogen fühlt. Das Leveldesign ist abwechslungsreich, die Bosskämpfe ebenfalls und selbst die Geschichte mit all ihren Popkulturellen Referenzen hat etwas zu bieten. Diese spielerische Variation wird dann nur noch mehr durch die Tatsache verstärkt, dass es abgesehen vom Hauptcharakter David Douglas auch drei weitere Charaktere gibt, die alle selbst mit ihren eigenen kleinen Fertigkeiten daher kommen.

Die wohl größte Stärke des Spiels ist die Grafik. Bei Curse of the Sea Rats entspringt eine Menge des Spaßes einzig durch den Look und den Animationen. Man merkt dem Spiel hier nicht nur ein verhältnismäßig großes Budget, sondern auch mehrere Jahre Entwicklungszeit an. Auch das Skill-System ist umfangreich und trotzdem sinnvoll und übersichtlich aufgebaut und hat dazu noch die Eigenschaft, dass man sich die Fähigkeiten auf gewisse Art und Weise tatsächlich hart erarbeiten muss. Das Spiel bietet an allen Ecken und Enden Möglichkeiten, spirituelle Energie die man für Upgrades braucht zu sammeln und diese gehen dann im Falle eines Todes auch verloren und müssen neu erlangt werden. Dies sorgt in den 6-8 Stunden, die man mit dem Spiel hat, für Spannung und Ehrgeiz.

Die Schattenseiten

Um mal direkt an das Thema Spannung und Ehrgeiz anzuknüpfen, führe ich die negative Seite mal mit dem geringen Schwierigkeitsgrad ein. Spätestens nachdem man die Fähigkeit hat, bei der 25 Prozent des Schadens als Trefferpunkte gewertet werden, geht jeder Gegner in kürzester Zeit auf die Knie. Auch führt der Koop-Modus dazu, dass das Spiel völlig an Herausforderungs-Charakter verliert, zumal hier sehr spürbar ist, dass das Ganze eher auf einen Solo-Spieler ausgelegt ist. Einen richtigen Mehrwert bietet es zumindest nicht, sich gegenseitig im Weg zu stehen und spirituelle Energie zu stehlen. Zu zweit ist das noch relativ spaßig, zu dritt oder gar zu viert kann man sich das im Grunde klemmen.

Als letzten Punkt möchte ich noch diverse Schätze und sonstige Aufgaben anführen, die leider zu oft zu uninteressant sind. Ich selbst habe das Spiel zwar fertig, aber nicht alle optionalen Aufgaben erfüllt, da sie mir oft in keiner Hinsicht etwas bieten. Es muss nicht immer etwas sein, dass einen Stärker macht, denn wenn eine optionale Aufgabe sich eher durch den spaßigen Weg zum Ziel definiert und das Ziel im Endeffekt einfach nur den Erfolg dieser kleinen Reise definieren soll, dann kann das sich durchaus trotzdem sehr Lohnenswert anfühlen. Im Falle von Curse of the Sea Rats fühlen sich diese kleinen Aufgaben eher wie Lückenfüller an und verstärken nur noch mehr den Tunnelblick, mit dem man linear durch die Hauptstory durchstampfen möchte.

TEST: Curse of the Sea Rats – Schöner Indie-Titel mit viel Durchschnitt
TEST: Curse of the Sea Rats - Schöner Indie-Titel mit viel Durchschnitt
Als Flop kann Curse of the Sea Rats definitiv nicht betitelt werden. Zu originell ist dafür die Geschichte und das Setting, so umfangreich die Möglichkeiten mit Fähigkeiten und Charaktere und zu gut sieht die Grafik dafür aus. Trotzdem sind die Kämpfe nichts Besonderes, das Spielprinzip schon lange bekannt, der Koop-Modus völlig überflüssig und alles um die Haupthandlung herum zu uninteressant. Mir wäre das Spiel keine 30 Euro wert, jedoch hatte ich durchaus meinen kurzen Spaß mit dem Spiel und freute mich über eine erfrischende Abwechslung für zwischendurch. Indie bzw. Metroidvania-Fans sollten an dieser Stelle mal zumindest ihre Ohren spitzen, für mich persönlich ist das Spiel aber in anderer Hinsicht viel mehr ein Erfolg. Die Tatsache, dass es immer noch genug leidenschaftliche Videospiel-Liebhaber gibt, die während einer Pandemie mal eben eine viertel Millionen Euro zusammenwerfen um ein Studio kreativen Output zu ermöglichen, lässt einen doch positiv in die Zukunft blicken und so darf man gespannt bleiben, was da nicht alles noch so auf uns wartet.
PRO
Schöne Grafik
Tolle Animationen
Lustige popkulturelle Referenzen
Viel Kreativität
CONTRA
Schlecht ausbalanciertes Kampfsystem
Nebenaufgaben uninteressant
Koop-Modus ohne Mehrwert
6.5

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