Da ist es nun, das anscheinend übermächtige „Destiny“ – das neue Spiel der Halo-Macher, in das man bei Activision ein 500 Millionen Dollar schweres Vertrauen für die nächsten Jahre legt. Warum das Review dazu bei vielen Magazinen recht verspätet erscheint, davor hatte man bei Bungie gleich im Vorfeld gewarnt, dass vorzeitige Meinungen wohl kaum die Erfahrung wiederspiegeln werden, die „Destiny“ zu bieten hat. Somit hab ich mir diesmal auch ein paar extra Tage für das Spiel gegönnt, bin durch die Galaxie gereist, besuchte mystische Tempel und fand eine faszinierende und atemberaubende Welt vor mir.
Ich muss zugeben, dass mich der ganze Hype um „Destiny“ erst mit den ersten Minuten der Alpha im Juni gepackt hat. Bis dahin war der Genremix aus MMO und Shooter für mich nicht mehr als ein knallbunter Abklatsch von Halo, in dem stupides rum ballern im Vordergrund steht und man erneut ein Spiel aus dem Boden stampft, das vorrangig nur eine Zielgruppe ansprechen soll – den Mainstream – denn irgendwie müssen die 500 Millionen ja auch wieder rein kommen. Berücksichtigt man nun noch das Abkommen, welches zwischen Activision und Bungie besteht, damit „Destiny“ uns auch tatsächlich noch in den nächsten Jahren unterhält, versteht man nur zu gut, warum „Destiny“ zum Teil so ist wie es ist.
Unendliche Welten und noch viel weiter …
Eine Welt, die euch quer durchs gesamte Universum jagt, von der Erde, zum Mars, an der Venus vorbei und wieder zurück bringt schon eine gewisse „Epicness“ mit sich. Daran ist in „Destiny“ gar nicht zu zweifeln und Bungie hält genau das, was man versprochen hat – ein riesiges Universum zum Erkunden, in dem es auch noch in den nächsten Monaten viel zu entdecken geben wird. Mit der Erde und dem Mond kratzt man im wahrsten Sinne des Wortes nur an der Oberfläche, denn vieles spielt sich mit dem fortschreitenden Spielverlauf darunter ab. Selbst wenn man schon zwei Mal einen unterirdischen Tempel besucht hat, irgendwo findet sich dann doch wieder eine weitere Abzweigung, die in das nächste komplexe Gebilde mündet. Vor allem aber die Abwechslung von Planet zu Panet weiß zu Gefallen, egal ob auf der Erde in einem verlassenen Russland, die tropisch anmutenden Gefilde und mystischen Tempel der Venus oder die karken Landschaften des Mondes oder des Mars. Jeder Schauplatz fasziniert auf seine Weise und lädt ausgiebig zum entdecken ein.
Der Reisende …
Alles beginnt mit dem „Reisenden“, ein Art riesiger Planet, der das Universum mit Leben und Licht füllt. Aber wo Licht, da auch Schatten … in unserem Fall die Dunkelheit, die fast alles Leben vernichtet hätte. Scheinbar nur wenige Meter schwebend über der letzten sicheren Stadt auf Erden beschützt der Reisende das, was er einst erschaffen hat, aber die Dunkelheit zerrt an seinen Kräften und es liegt nun an den Hütern, im Licht geborene Wesen, die Dunkelheit zurückzuschlagen.
Stellvertretend für die Dunkelheit kämpft ihr auf den verschiedenen Planten gegen Feinde, die Namen wie die Gefallenen, die Schar, die Vex oder die Kabale tragen und sich selbst nicht wirklich freundlich gesinnt sind. Bungie versucht hier eine fließende Story zu erzählen, was ihnen jedoch nur bedingt geglückt ist. Ein fesselnder Fluss, wie man ihn von „Uncharted“ her kennt, wird man aufgrund der gestückelten Missionen leider nicht vorfinden. Ich mag sogar zu behaupten, dass man noch nicht ganz das Level erreicht, welches ein „Mass Effect“ aus erzählerischer Sicht zu bieten hat. Trotz dessen war ich fasziniert von „Destiny“, seinen teils interessanten, wenn auch sehr wenigen persönlichen Charakteren, die man trifft, das Drumherum und die Gewissheit, dass da zukünftig noch mehr kommen wird. Mag sein, dass das Spiel sein Potenzial aktuell noch nicht ganz enfaltet, aber das Universum ist so groß, da passt noch eine Menge hinein.
0815 Shooter-Kost … ? Nicht ganz … !
Es hatte sich schon in der BETA angedeutet, dass man in Bezug auf das Gameplay lieber die sichere Schiene fährt, anstatt mit Innovationen zu protzen. Diese birgen nämlich ein gewisses Risiko, was den großen Gesamtplan zum Scheitern bringen könnte. Banal betrachtet lässt „Destiny“ keine Wünsche offen … das Spiel ist zugänglich, spielt sich flott von der Hand und unterhält vor allem dann, wenn man im Team spielt. Näher betrachtet hätte ich mir allerdings doch etwas mehr gewünscht, anstatt den Finger immer nur am Anzug zu halten und munter drauf los zu ballern. Aber vor allem das sich wiederholende Muster in den Story-Missionen lässt einen dann doch irgendwann ermüden und lässt das Spiel nur all zu vorhersehbar werden. Gehe da hin, besiege den, zerstöre das! Das ändert sich nur selten, bis auf den Unterschied, dass die Waffen später immer stärker werden und etwas beeindruckender in ihrer Wirkung ausfallen. Da lobte ich es mir, einen kurzen Ausritt mit einem Schwert im Style von „Darksiders“ unternehmen zu können, der nur leider wieder viel zu schnell vorbei war. Trotz dessen, es macht Spaß und dürfte auch dem ungeübten Shooter-Spieler äußerst entgegenkommen.
„Destiny“ ist ein MMO und macht hier seinem Namen auch alle Ehre. Wer alleine spielen möchte, der wird wohl wenig Spaß an dem Titel haben, abgesehen davon, dass das Vorankommen ziemlich unmöglich wird. Wer clever vorgeht, erledigt nicht alles an einem Stück, sondern spielt hier die Story, erledigt da ein paar Strike-Missionen oder absolviert die Hüter-Aufträge. Dieser Mix garantiert einem zumindest, dass man immer mit dem entsprechenden Level die nächste Story-Mission angehen kann. Aber selbst dann ist Hilfe von eins bis zwei weiteren Spielern nie verkehrt … fast eine ganze Stunde haben wir uns zu dritt dem Phogoth in einer Strike-Mission gestellt, aber selbst mit der Unterstützung eines Level 22 Spielers war das noch richtig harte Arbeit. Da vergisst man fast schon wieder, dass das Gameplay an sich doch recht simpel ausfällt, aber wer wünscht sich in solchen Momenten noch komplizierte Steurungsmechanismen?
Um noch kurz auf die Klassen einzugehen, aufgeteilt in Titan, Warlock oder Hunter, die Wahl sei hier von Anfang an gut getroffen, denn wie üblich spiegeln diese seinen persönlichen Playstyle wieder, was insbesondere in den Raids ab Level 20 zum Tragen kommt. Raids sind besonders schwere und komplexe Missionen, die sich kaum alleine bewältigen lassen und die Wahl der richtigen Klasse unterstützt euch dabei fundamental. Sicherlich kann man durch Fähigkeiten und Ausrüstung seiner Klasse die Richtung noch etwas lenken, aber in den Raids zeigt sich letztendlich, ob eure Wahl am Anfang Weise genug war.
Diese einmal betreten, zeigt sich, worin sich „Destiny“ von anderen Spielen unterscheidet. Ohne Teamunterstützung braucht man hier erst gar nicht antanzen, ihr werdet neue Orte besuchen können, mitunter erst einmal scheitern und das Image vom Shooter verflüchtet sich zudem um ein Weiteres. Die Raids, und man kann es gar nicht oft genug sagen, sind wirklich nur etwas für Spieler, die zum einen die Story beendet haben müssen, zum anderen ihre Fähigkeiten vollends beherrschen müssen. Frust ist hier jedenfalls garantiert, die Belohnung am Ende aber umso größer.
An dieser Stelle und eigentlich schon von Beginn an tritt jedoch eines der größten Probleme von „Destiny“ ins Bild – das Finden der richtigen Spieler. Während dies in den Strike-Missionen und dem 3-Spieler KoOp relativ gut funktioniert, ist man in der Story häufig auf sich alleine gestellt, was den Grundgedanken des Spiels ein wenig zu Nichte macht. Klar kann man sich mit Freunden verabreden, wer aber glaubt in „Destiny“ welche finden zu können, der sucht danach vergebens. Manchmal hatte ich das Gefühl, jeder verfolgt nur seine Interessen und will sein alleiniges Vorankommen durchdrücken, weshalb man am Ende häufig alleine da steht und das Spiel Gefahr läuft in die Langeweile abzudriften. Ähnlich ist es auch in den PvP Matches, die absolut unausgeglichen ausfallen. Hier kann man nur auf schnelles Nachbessern seitens Bungie hoffen.
Besonders hervorheben möchte ich die schier unendlichen Anpassungsmöglichkeiten in „Destiny“. Nicht nur, dass man mit einer von drei Klassen starten kann, diese lassen sich auch umfangreich anpassen und ausstatten. Ist das Grundgerüst erst einmal erschaffen und ihr habt euren Hüter zum Leben erweckt, warten im Spielverlauf massig neue Rüstungsobjekte, Waffen oder ein persönicher Sparrow auf euch. Besonders deutlich wird dies im Turm, dem zentralen Sammelpunkt der Hüter, wo man auf Androiden gleichermaßen trifft, wie auf menschlich wirkende Hüter oder Fantasiewesen. Ebenso wird auch nicht mit der Auswahl an Waffen gegeizt, von denen ihr gleich bis zu drei Standardmäßig mit euch tragen könnt, plus noch ein paar Handgranaten im Gepäck. Auch hier ließ man sich bei Bungie von futuristischen Designs inspirieren, sodass hier ein Paradies für Waffennarren vor euch liegt. Die Auswahl ist derart groß und umfangreich, dass euch ein Tresor zur Seite gestellt werden muss, um besonders seltene, mächtige oder aufwendig zusammengebaute Raritäten nicht wieder zu verlieren.
Grafisch eine Augenweide …
„Destiny“ spielt schon jetzt ganz oben in der Liga der grafischen Highlights in der noch recht jungen Generation mit, trotz des Open-World Settings, an denen sich vorherige Vertreter wie zum Beispiel „Watch_Dogs“ noch etwas schwer getan haben. Es wirkt zwar fast alles recht farbenfroh inspiriert, die Detaildichte, die wunderschönen und detaillierten Texturen, die geradezu epische Weitsicht ins Weltall, mit den riesigen Planeten, die über einem schweben, begeistern von der ersten Minute an. „Destiny“ zeigt, dass man die Größe einer Spielwelt doch mit 1080p zusammenbringen kann und man dafür kaum Kompromisse eingehen muss. Gut, die 60fps sind noch immer der goldene Topf, den es am Ende zu erreichen gilt, für den Moment kann man sich allerdings auch so zufrieden zeigen. Das Ergebnis spricht hier für sich und lässt am Ende keine Wünsche offen.
So viel Lob, wie man für die optische Präsentation verteilen kann, so viel hat sowohl die musikalische Untermalung, als auch die erstklassigen Synchronsprecher verdient. Passend zu den Massenschlachten auf dem Feld ertönt ein klassisch-epischer Soundtrack, der euch vollkommen in den Destiny-Bann zieht. Für die originale Stimmbesetzung konnte man zudem hochkarätige Voice Actor wie Nathan Fillion oder Peter Dinklage gewinnen, denen die deutschen Synchronsprecher in Nichts nachstehen. Rundum runden sowohl die Grafik wie auch der Sound das gesamte Destiny-Paket hervorragend ab und unterstreichen diese gigantische Welt in allen Aspekten.
Entwickler: Bungie
Publisher: Activision
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.destinythegame.com
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